Digital Business & Startups
Die Idee entstand aus einem sehr praktischen Problem
#Interview
Das LegalTech Libra wächst derzeit rasant. Zuletzt verkündete das Team 3 Millionen ARR. Vor wenigen Monaten waren es nur 1 Million. „Damit zählt Libra zu den am schnellsten wachsenden Legal AI-Startups in Europa“, sagt Gründer Viktor von Essen.

Das junge Berliner LegalTech-Unternehmen Libra, 2023 vom ehemaligen Freshfields-Anwalt Viktor von Essen und dem dänischen Software Engineer Bo Tranberg gegründet, bietet Juristinnen und Juristen “maßgeschneiderte, KI-gestützte Anwendungen für Recherche, Analyse und Dokumentenerstellung, die sich nahtlos in bestehende Arbeitsabläufe integrieren”. Kürzlich verkündete das Team 3 Millionen Euro Annual Recurring Revenue (ARR). Spannend dabei: Erst Ende August erreichte die Jungfirma 2 Millionen ARR. Knapp zwei Monate davor waren es gerade einmal 1 Million ARR.
Im Interview mit deutsche-startups.de spricht Gründer von Essen einmal ausführlich über den Stand der Dinge in seinem Unternehmen.
Wie würdest Du Deiner Großmutter Libra erklären?
Computer lernen heute fast so schnell wie Menschen, das nennt man künstliche Intelligenz. So wie ein Mensch durch Übung klüger wird, wird auch die KI besser, je mehr sie sieht und lernt. Du weißt ja, dass ich Jurist bin und ich habe mir gedacht: Es wäre doch toll, wenn eine solche KI auch Anwält:innen helfen könnte. Also haben wir die KI mit ganz vielen Gerichtsentscheidungen und juristischen Texten “gefüttert”, damit sie kontinuierlich (weiter-)lernt. Daraus ist unser Produkt entstanden, es heißt Libra. Es hilft Jurist:innen in ihrem Arbeitsalltag, ihre Arbeit schneller, einfacher und genauer zu machen. Stell dir vor: Früher hat man Tage gebraucht, um 1.000-seitige Verträge zu lesen und zu ändern, mit Libra geht das quasi auf einen Klick. So bleibt mehr Zeit für die wirklich wichtigen Dinge.
Wie verdient Ihr Geld oder wollt Ihr Geld verdienen, also wie genau funktioniert Euer Geschäftsmodell?
Unser Geschäftsmodell basiert auf einem Subscription-Modell: Kanzleien zahlen eine monatliche oder jährliche Gebühr pro Nutzer, um Libra vollumfänglich nutzen zu können. Die stetig steigende Nutzung pro Kunde bestätigt uns, dass Libra echten Mehrwert bietet – und ermöglicht uns zugleich, die Plattform kontinuierlich weiterzuentwickeln und die dafür notwendigen technischen Ressourcen bereitzustellen.
Wie ist die Idee zu Libra entstanden?
Die Idee entstand aus einem sehr praktischen Problem: In meiner Zeit als Anwalt in der internationalen Schiedsgerichtsbarkeit verbrachte ich unzählige Stunden mit der Durchsicht endloser Dokumente und zeitintensiven Recherche- und Routineaufgaben. Gleichzeitig wurden erste LegalTech-Ansätze sichtbar – und ich erkannte das enorme Potenzial, das in diesem Bereicht steckt. Mit dem Aufkommen generativer KI eröffnete sich schließlich die sehr konkrete Möglichkeit zur Umsetzung. Zusammen mit meinem Co-Funder Dr. Bo Tranberg, promovierter Software Engineer, konnten wir unsere juristische und technische Expertise verknüpfen und eine Plattform entwickeln, die Anwält:innen spürbar in ihrem täglichen Tun unterstützt. So ist Libra entstanden – und aus dem Anspruch und der Überzeugung heraus, dass Recht durch KI nicht komplizierter, sondern endlich einfacher, schneller und zugänglicher werden kann.
Wie oder wo hast Du Deinen Mitgründer kennengelernt?
Um zu erklären, wie ich Bo kennengelernt habe, muss ich ein Stück früher anfangen. Ich habe meine Karriere als Jurist hinter mir gelassen, um eine Legal-AI-Firma zu gründen – mit dem Ziel, die Rechtsbranche grundlegend zu verändern. Über verschiedene Inkubator-Programme und Startups – darunter Midpage – bin ich schließlich im Merantix-Inkubator gelandet, wo auch die Idee zu Libra entstand. Was mir damals noch fehlte, war ein technischer Mitgründer. Also habe ich unglaublich viele Gespräche geführt – wirklich Hunderte. Bo war der einzige, der von Anfang an auf einer persönlichen Ebene perfekt gepasst hat. Aber was mich wirklich überzeugt hat: er war der Einzige, der nicht lange diskutiert hat, sondern direkt angefangen hat, einen Prototyp zu bauen. Ohne Vertrag, ohne viele Fragen – einfach, weil er genauso an die Idee geglaubt hat. Nach ein paar Wochen und mehreren Prototyp-Iterationen war für uns beide klar: Wir sollten das gemeinsam machen. Innerhalb eines Monats haben wir dann auch offiziell beschlossen, als Co-Founder loszulegen.
Was waren die größten Herausforderungen, die Ihr bisher überwinden musstet?
Noch 2022 und zu Beginn von 2023 hatten viele Anwält:innen kaum das Gefühl, KI wirklich zu brauchen. Wir haben verschiedene Ansätze getestet, viel Feedback gesammelt – aber das Interesse war noch verhalten. 2024 hat sich das Blatt dann schlagartig gewendet: Plötzlich wollten Kanzleien und Rechtsabteilungen aktiv KI einsetzen. Dabei wurde jedoch schnell klar, dass sie dies nur in einer sicheren, datenschutzkonformen Umgebung tun können und Funktionen benötigen, die weit über das hinausgehen, was horizontale KI-Tools wie ChatGPT oder generische Cloud-Lösungen bieten. Dieses veränderte Marktumfeld haben wir genutzt, um Libra gezielt weiterzuentwickeln – als spezialisiertes, von Juristen für Juristen geschaffenes Produkt.
Wie hat sich Libra seit der Gründung entwickelt?
Wir haben in kurzer Zeit erreicht, was für viele Startups kaum möglich ist, mit einem kleinen, hoch motivierten Team – zu Beginn mit nur 10 Personen – haben wir die 3-Millionen-ARR-Marke geknackt. Damit zählt Libra zu den am schnellsten wachsenden Legal AI-Startups in Europa. Ich bin dem Team unglaublich dankbar für den starken Zusammenhalt und die konsequente Weiterentwicklung unseres Produkts. Mittlerweile sind wir 15 Personen – und wir sind bereit, das nächste Kapitel unserer Wachstumsstory aufzuschlagen und “Legal AI” weiter zu revolutionieren.
Welches Projekt steht demnächst ganz oben auf Eurer Agenda?
Wir stehen bereits kurz vor unserem nächsten großen Meilenstein – man könnte fast sagen: kurz vor dem Start der nächsten Rakete. Aktuell laufen mehrere spannende Projekte parallel, von denen wir noch nicht alle im Detail kommunizieren können. Was wir aber sagen können: Wir arbeiten an einer umfassenden Verbesserung des gesamten Kundenerlebnisses, an neuen Features inklusive Integrationen – zum Beispiel mit Microsoft Outlook – und an internationalen Partnerschaften. So wollen wir Libra Schritt für Schritt auch über Deutschland hinaus als professionelles Tool lokal verfügbar machen.
Wo steht Libra in einem Jahr?
Wie gerade schon angedeutet: Wir möchten Libra nicht nur in Deutschland, sondern europaweit bekannt und verfügbar machen. Mit einem starken Produkt, renommierten Partnern wie dem Dr. Otto Schmidt Verlag und neuen Features auf Basis von Kundenfeedback wollen wir unser Wachstum weiter beschleunigen, skalieren und professionalisieren. Unser Antrieb tagtäglich ist es, mit KI den juristischen Arbeitsalltag spürbar zu erleichtern, einen echten Mehrwert zu generiert – damit mehr Raum für das Wesentliche bleibt, wie die Mandatsbetreuung. In einem Jahr soll jede Juristin und jeder Jurist in Europa wissen, was Libra ist und welchen Unterschied unser Produkt im juristischen Alltag macht.
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Foto (oben): Libra
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Ratet: Wie alt ist die jüngste Selfmade-Milliardärin der Welt?
Luana Lopes Lara hat sich in der Techbranche durchgesetzt. Die 29-jährige Gründerin ist die jüngste Selfmade-Milliardärin der Welt.
Luana Lopes Lara ist laut „Forbes“ die jüngste Selfmade-Milliardärin der Welt. Sie und ihr Mitgründer Tarek Mansour halten jeweils rund zwölf Prozent an ihrem Unternehmen Kalshi, das etwa 9,5 Milliarden Euro wert sei. Ihr Anteil beläuft sich also auf rund 1,14 Milliarden Euro.
Ihr Unternehmen Kalshi versteht sich als regulierter Prognosemarkt, auf dem Nutzer darauf wetten können, ob zukünftige Ereignisse eintreten oder nicht. Diese Ereignisse reichen zum Beispiel von Zinssenkungen und politischen Entscheidungen bis hin zu Wetterindikatoren. Spannender Fakt: Der jüngste Milliardär der Welt, Shayne Coplan, ist ebenfalls Gründer eines Prognosemarktes.
Die Karriere von Luana Lopes Lara begann übrigens nicht im Tech-Umfeld, sondern auf der Ballettbühne. Als Ballerina tanzte die 29-Jährige einst im österreichischen Landestheater in Salzburg. Nach ihrer Zeit als Tänzerin entschied sich die Brasilianerin für ein Informatikstudium am MIT. Dort lernte sie auch ihren späteren Mitgründer kennen.
Milliardärin brauchte Geduld bei der Gründung
Die Plattform Kalshi funktioniert wie ein Marktplatz für Erwartungen, bei dem Angebot und Nachfrage nicht nur Stimmungen abbilden, sondern auch Informationen bündeln. Die US-Aufsichtsbehörde CFTC betrachtet solche Märkte als Finanzinstrumente, die Risiken absichern können, etwa wenn Unternehmen ihre Planung gegen politische oder ökonomische Unsicherheiten absichern wollen.
Der Weg dorthin war lang, weil Kalshi eine offizielle Registrierung als Event-Contract-Exchange anstrebte. Diese Lizenzkategorie war in den USA bis dahin aber kaum definiert, weshalb das Genehmigungsverfahren mehr als zwei Jahre dauerte. Die CFTC prüfte nicht nur technische Standards, sondern auch Marktintegrität, Transparenzpflichten und den Umgang mit Manipulationsrisiken. Erst 2022 erhielt Kalshi die endgültige Zulassung, die ihnen erlaubte, ihr Modell in größerem Umfang auszurollen.
In Europa wäre dieser Ansatz übrigens derzeit kaum möglich, weil Prognosemärkte in vielen Ländern als Glücksspiel eingestuft werden. In Deutschland fällt das Modell nach aktueller Rechtslage unter das Glücksspielrecht, was kommerzielle Plattformen dieser Art faktisch unmöglich macht. Die striktere Regulatorik führt dazu, dass der Markt fast vollständig in die USA verlagert ist.
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So wurde dieser 27-Jährige der jüngste Selfmade-Milliardär der Welt
Coplan startete sein Unternehmen 2020, während der Corona-Pandemie, damals mit 21 Jahren und praktisch ohne finanzielle Mittel.
Shayne Coplan, Gründer und CEO des Prognosemarkts Polymarket, ist laut Bloomberg mit 27 Jahren der jüngste Selfmade-Milliardär der Welt. Polymarket wurde nach einer 2-Milliarden-Dollar-Investition der Intercontinental Exchange (ICE) mit 9 Milliarden Dollar bewertet. ICE ist Eigentümer der New York Stock Exchange.
Polymarket ist eine Blockchain-basierte Prognoseplattform, auf der Nutzer Wetten auf den Ausgang realer Ereignisse abschließen können – also eine Art „Börse für Zukunftsfragen“. Das Unternehmen hat laut der Analyseseite Dune bereits 18,1 Milliarden Dollar Handelsvolumen und 1,3 Millionen Nutzer erreicht.
Mit 21 Jahren gegründet
Coplan startete das Projekt 2020, während der Corona-Pandemie, damals mit 21 Jahren und praktisch ohne finanzielle Mittel.
Auf X schreibt Coplan: „Kühne Ideen sind überall – verborgen in aller Öffentlichkeit. Es braucht nur jemanden, der verrückt genug ist, sein Leben dafür einzusetzen, sie Wirklichkeit werden zu lassen. Das ist Unternehmertum: Dinge ins Dasein zu zwingen.“
Er dürfe jetzt seinen „kühnsten Traum“ leben. Und endet seinen Post mit: „Das Beste kommt erst noch“.
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