Die Kampagne des Zürcher Theater Spektakel 2025 › PAGE online
Ton in Bewegung und das in starken Bildern und mit Stopp-Motion: Für das Zürcher Theater Spektakel entwarf das Studio Marcus Kraft auch die diesjährige Kampagne und überrascht erneut mit einem packenden Konzept und mit eindrücklichen Visuals.
2018 haben wir das erste Mal über Erscheinungsbild und Kampagne des Zürcher Theater Spektakel berichtet, gestaltet vom Studio Marcus Kraft. Damals nutze es die Heliografie, die mit Sonnenlicht arbeitet, um das Programm des Festivals, das jedes Jahr über 120.000 Zuschauer:innen zählt, zu visualisieren.
In den Jahren darauf folgten kunstvollen Samplings, mechanical paintings, ein Klebeband-Design oder magische Illustrationen, Typo-Reliefs und prägnante Collagen.
Immer wieder geht Art Director Marcus Kraft bei seinen Arbeiten auch Kollaborationen ein. Für das diesjährige Zürcher Theater, das vom 14.-31. August einmal mehr auf der Landiwiese am Zürichsee stattfindet, arbeitete er mit der französisch-katalanischen Compagnie Baro d’evel zusammen. Von ihr stammt das Eröffnungsstück »Qui Som?«, das die diesjährige Kampagne inspirierte.
Darin verwandelt die Kompanie unter anderem Tontöpfe in Köpfe, Gesichter und Hüte. Das nahm das Studio Marcus Kraft auf – und führte es gleichzeitig weiter.
Lebendige Masken
Für die Kampagne fügte Marcus Kraft den »Tonköpfen« der Kompanie neue hinzu, heftete ihnen Plastikflaschenhörner und runde Ohren an, formte die unterschiedlichsten Ton-Gesichter, lässt die Augen aus der Reihe tanzen und den Mund verschiedene Schnuten ziehen.
Außerdem geraten die Köpfe auch in Bewegung und verformen sich in Stopp-Motion-Sequenzen wie von selbst.
Zu sehen sind die »lebendigen Masken«, wie Marcus Kraft sie nennt, auf Plakaten und in der Programmzeitung, auf City-Screens, in der Tram und verschiedenen Kinospots. In den Social Media zeigen Loops die verschiedenen Verformungen und auch auf dem Festivalgelände werden sie sichtbar sein.
Und das mit einer umwerfenden Präsenz, ausdrucksstark und sehr einprägsam.
»Ton ist archaisch und menschlich zugleich. Indem wir die Gefäße zu lebendigen Masken formen, erzählen wir von Identität und Transformation, von der Suche nach sich selbst«, sagt Marcus Kraft. »Die Stop-Motion-Technik unterstreicht den handwerklichen Charakter und wirkt zugleich hypnotisch.«
Ganz so, wie die gesamte Kampagne.
Bild: MM Resources GmbH, SwitzerlandBild: MM Resources GmbH, SwitzerlandBild: MM Resources GmbH, Switzerland
Don’t Look Back in Anger: Nach über 15 Jahren stehen die Gallagher-Brüder mit Oasis wieder gemeinsam auf der Bühne. In Anspielung auf ein spezielles Ereignis hat Lidl einen von Oasis inspirierten Parka herausgebracht – und sorgt damit für Furore.
Es gibt einen Mega-Hype um die 17 Oasis-Konzerte, der immer wieder zerstrittenen Gallagher-Brüder, die am 4. Juli im Cardiff starten und dann in der Oasis-Heimatstadt Manchester weitergehen.
LIDL hat sich da schon positioniert, beziehungsweise die Kreativagentur The Romans hat das getan, die immer wieder auf ein besonderes Marketing für den Discounter setzt und zuletzt eine Lidl Croissant Bag herausgebracht hatte.
Passend zu dem Pop-Ereignis des Jahres kommt jetzt der »Lidl by Lidl«-Parka heraus, angelehnt an die Berghaus-Jacke in »Lidl«-Farben, in der Liam Gallagher letzten Oktober in einer Kampagne der Outdoor-Marke posierte.
Die Bilder gingen viral und es wurde gewitzelt, ob Liam Gallagher jetzt für Lidl Werbung mache.
Den Faden hat The Romans jetzt aufgenommen. Und bevor Oasis in Mancher spielen, ist der Lidl-Parka schon da. Nicht nur in einer augenzwinkernden Kampagne, sondern auch auf einem 30 Meter hohen »Wonderwall« gleich gegenüber des legendären Stadions von Manchester City, wo Oasis ab dem 11. Juli 2025 gleich fünf Konzerte spielen werden.
Auf die (männlichen) Fans zugeschnitten
Ausgestattet ist der »Lidl by Lidl«-Parka mit Taschen zum Kühlen von Getränken, einem Flaschenöffner-Reißverschluss und mit einem Tamburin.
Ab dem 9. Juli 2025, 10 Uhr, ist er – in limitierter Auflage – und nur in Großbritannien, unter www.lidlbylidl.co.uk erhältlich. Und das für 30 Britische Pfund. Der gesamte Erlös geht an die Kinderschutzorganisation NSPCC.
Man kann selbst von Lidl halten, was man möchte. Aber Liam Gallagher scheint ein Herz für den Discounter zu haben: Als es noch ungewiss war, ob die Stadion-Auftritte stattfinden, hatte er angekündigt, dass er sonst würde bei Lidl auftreten würde.
Seither prangt eine blaue Plakette an der Lidl-Filiale in Newton Heath, Manchester, die an einen »fast stattgefunden« Gig erinnert.
Man kann sich vorstellen, dass es am 9. Juli einen Run auf die »Lidl by Lidl«-Parka gegen wird. Als Trost für alle, die leer ausgehen, verlost Lidl ganz passend gebrandete Bucket Hats und Fliegerbrillen.
Arbeiten für Kreativprojekte ohne Projektmanagement › PAGE online
Wie und warum es gut funktioniert, ohne Projektmanagement zu arbeiten, hat uns das Digital-Produktstudio okay bueno aus Wien verraten. Die Impulse sind vielversprechend.
Von starren Prozessen und langen Entscheidungswegen hatte das Team von okay bueno irgendwann genug. Kleine Projekt-Teams seien besser, weil mehr persönliche Verbindungen bestehen, die direkte Kommunikation besser funktioniert oder weil es weniger »Zwischenschicht-Pingpong« gibt. Ein Lead könne helfen, die passende Richtung in Projekten beizubehalten, also den Fokus nicht zu verlieren.
Die Kreativen haben sich im PAGE-Interview aber auch zur Rolle von Designer:innen und den zukünftigen Core-Skills geäußert – und die sind eng mit den Arbeitsweisen verbunden, vor allem, wenn es darum geht, mit AI-Agents zu arbeiten.
PAGE: Ihr arbeitet bei okay bueno in kleinen Teams. Und das ohne Projektmanagement. Wie funktioniert das? Und warum habt ihr euch entschieden, so zu arbeiten?
okay bueno: Wir glauben, dass gute Produkte entstehen, wenn die Menschen, die sie gestalten, Verantwortung übernehmen. Nicht nur für die eigene Arbeit, sondern für das Produkt.
Als wir okay bueno vor fast acht Jahren gegründet haben, wollten wir einiges anders machen. Unser erstes Motto war »We don’t fulfill tasks, we achieve goals«. Nach vielen Jahren in großen Organisationen mit starren Prozessen und langen Wegen war uns klar: Der Output ist wichtiger, als das minutiöse Planen von Tasks und das Abchecken von To-do-Listen.
Daher arbeiten wir immer in kleinen Projekt-Teams mit einem Lead als »Spieler:innen-Trainer«. Das Team plant zusammen, die Partner:innen übernehmen das strategische Steering. Jede:r Projektbeteiligte arbeitet hands-on aktiv am Produkt ohne Zwischenschicht-Pingpong.
Was sind die Vorteile? Was sind manchmal Nachteile?
Der größte Vorteil ist die direkte Kommunikation. Ideen und Feedback lassen sich einfacher austauschen. Persönliche Bindungen entstehen. Alle Team Member haben die nötige Expertise, um Probleme frühzeitig zu erkennen, anzusprechen und gemeinsam zu lösen. So lassen sich Entscheidungen schnell treffen und Kurse korrigieren.
Das ist nicht immer bequem, klar. Projekt-Manager:innen agieren oft als Buffer zwischen Kunden und Kreativen. Wir sehen uns aber als ein Team mit unseren Auftraggebern. Da braucht man dann keinen Buffer mehr. Ehrliches Feedback ist für uns kein Angriff, sondern ein Zeichen von Vertrauen. In der Zusammenarbeit gilt immer: Kein Ego.
Der konstante Blick auf die Planung als Team lenkt ihn auch immer aufs Wesentliche zurück. Was braucht das Produkt, um wirklich gut zu werden? Wie schaffen wir das in Zeit und Budget? Das ist für uns wichtiger als das nächste To-do.
Kreative Projekte planen ist nicht einfach: Wann ist das Produkt eigentlich fertig? Schwierige Frage, einfache Antwort: wenn’s funktioniert. Dafür ist auch viel Kommunikation nötig, damit alle dieselben Ziele und Ideale verfolgen. Deshalb nehmen wir uns ausreichend Zeit für präzise Formulierungen, für Kontexte, Details und Wiederholungen – damit nicht Interpretation entscheidet, sondern Klarheit.
Was wir auch gelernt haben: Qualität lässt sich auch nicht auf die Minute time-boxen. Dafür haben wir eine 1.5x Regel eingeführt. Jeder Task darf auch mal 1.5x so lange brauchen, wie geplant – wenn es die Qualität rechtfertigt. Manchmal nehmen wir bewusst Tempo raus, um welches zu gewinnen. Und es braucht Partner:innen, die sich auf diese offene Form der Zusammenarbeit einlassen.
Könnt ihr anderen Kreativstudios empfehlen, das auch so zu machen wie ihr?
Das ist natürlich immer eine Frage des Teams und der Teamdynamik. Eine Empfehlung wäre, einfach das Team zu fragen, ob sie Bock drauf haben – und wenn ja, dann den Rahmen schaffen und machen lassen.
Wir sehen das auch als ein Investment in die Zukunft: Die Rolle von Kreativen wird künftig immer stärker von typischen Managementprozessen bestimmt sein: Wer mehrere AI-Agents zeitgleich gezielt einsetzen will, muss managen können. Delegieren, planen, multitasken, klar kommunizieren. Das sind Core-Skills für Designer:innen und Engineers.
Wie sieht das in der Praxis aus, wenn ihr im Team an einem Projekt arbeitet? Wie viele Menschen sind da in welchen Positionen »normalerweise« in einem Team und wie funktioniert die Zusammenarbeit, wenn die Entscheidungswege kurz sind?
Wir sind meist zwei bis fünf Leute – Designer:innen, Strateg:innen, Engineers. Unsere Kund:innen nennen wir Partner:innen, weil sie von Tag eins mit uns als Team arbeiten. Diskussionen sind wichtig, unterschiedliche Meinungen genauso. Aber irgendwann braucht es eine Richtung. Deshalb hat jedes Projekt einen klaren Lead – jemand, der im Zweifel das letzte Wort hat und in eine klare Richtung lenkt. Nicht weil andere Stimmen weniger zählen, sondern weil Entscheidungen uns weiterbringen.
Ist man da agiler, flexibler?
Auf jeden Fall. Je kleiner das Team, desto effizienter und agiler agiert man. Entscheidungen werden genau dort getroffen, wo das Wissen sitzt und die Arbeit umgesetzt wird.
PAGE gefällt …: Illustrationen und Holzdrucke von Jojo Ensslin aus Düsseldorf, der von kanadischen Städtchen und lügenden Fröschen erzählt, von rauchenden Köpfen und emotionalen Karambolagen – und das in klaren Linien, mit schönsten Texturen und in oft herrlich gedämpften Farben.
Start Studium der visuellen Kommunikation an der FH Düsseldorf (heute Hochschule Düsseldorf). Während des Studiums habe ich hauptsächlich Filme gedreht, zum Ende des Studiums dann mehr und mehr Illustration und Animation. Mit Studienkollegen acht Jahre lang die Galerie Revolver in Düsseldorf betrieben. Seit ca. 2000 arbeite ich selbständig als Illustrator, Animator und Künstler (Holzdrucke)