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Die Woche, in der Merz Statist in einem globalen Popcorn-Moment wurde


Liebe Leser:innen,

als sich vor den US-Wahlen die große politische Liebe zwischen Elon Musk und Donald Trump entsponn, da ahnten die meisten schon, dass diese innige Beziehung der überdimensionierten Egos nicht ewig halten und irgendwann mit einem großen Knall enden würde.

Am Donnerstagabend war es endlich so weit. Und mittendrin: Friedrich Merz.

Der Bundeskanzler befand sich gerade in diesem unwürdigen Oval-Office-Machtritual, bei dem der US-Präsident seine Gäste vor Goldrahmen und versammelter Presse gerne wahlweise lobhudelt oder abkanzelt. Merz kam gut weg, auch oder gerade weil der Kanzler nicht viel sagte und unfreiwillig zum Statisten des Abends wurde. Denn die Pressemeute war nur an Trumps Haltung zu Elon Musk interessiert. Der hatte Trumps „großes, schönes“ Gesetzespaket seit Tagen attackiert und nun musste Trump reagieren.

Während Merz also leicht deplatziert im Oval Office saß, zeigte sich Trump „sehr enttäuscht“ von seinem Männerfreund mit den großen Raketen, den er doch immer gemocht und so sehr unterstützt hatte. „Ich weiß nicht, ob wir noch eine Beziehung zueinander haben werden“, konstatierte Trump. Das ließ der Raketenmann, der viel und meist impulsiv twittert, nicht auf sich sitzen – und machte kurzerhand Schluss.

Vorbei die Zeiten, in denen Trump das Weiße Haus zum Tesla-Autohaus verwandelt und dem reichsten Mann der Welt unzählige Aufträge zuschustert. Vorbei die Zeiten, in denen Musk mit Sohn auf den Schultern im Oval Office posiert. Vorbei die Zeiten, in denen sich die beiden Erwachsenen mit dem Mindset ungestümer 12-Jähriger so nah sind. Vorbei die Bromance, die doch so schön begonnen hatte.

Stattdessen entfaltete sich ein globaler Popcorn-Moment am Lagerfeuer der sozialen Netzwerke, in dem der reichste und der mächtigste Mann vor den Augen der Welt wütend und unkontrolliert, aber durchaus unterhaltsam aufeinander losgingen.

Es hatte so schön begonnen

Musk twitterte, dass Trump ohne ihn die Wahl verloren hätte, stellte die Umfrage ins Netz, ob er eine neue Partei gründen solle, warf Trump vor, durch ein Körperdouble ersetzt worden zu sein, das sein Wort nicht halte. Trump drohte daraufhin mit dem Entzug von Aufträgen, woraufhin Musk die Stilllegung des Raumschiffs Dragon ankündigte, mit dem die Raumstation ISS versorgt wird. Der Tesla-Kurs rauschte derweil in den Keller.

Musk polterte, dass Trump gerade noch 3,5 Jahre als Präsident habe, er selbst aber mindestens noch 40 Jahre da sei. Dann nannte Trump Musk „verrückt“. Am Ende forderte Musk sogar ein Amtsenthebungsverfahren für Trump und beschuldigte diesen, in den Akten des Sexualstraftäters Epstein aufzutauchen.

Die Bromance ist vorbei und die große Versöhnung vorerst nicht in Sicht. Spannend wird sein, wer von den beiden nun geschädigter vom Platz geht. Ich tippe auf Musk.

Aber wie erklären wir eigentlich jetzt unseren Kindern, was für emotional unkontrollierte, testosterongeschwängerte Typen der mächtigste und der reichste Mann der Welt sind und warum ausgerechnet solche Menschen es ganz nach oben geschafft haben? Das sind doch keine Role Models.

Und Merz? Der hatte noch im Januar Trump als Role Model für seine Politik an den Grenzen genommen. Bleibt also auch die Frage, was der Statist des Abends von diesem Spektakel mit nach Hause nimmt.

Ich wünsche Euch ein Wochenende voller echter Romantik

Markus Reuter


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Weil Teile des BKA-Gesetzes verfassungswidrig sind, muss die schwarz-rote Koalition schnell nachbessern – Ende Juli läuft die Übergangsfrist ab. Der Bundestag bringt nun ein Gesetz auf den Weg, doch Fachleute bezweifeln, ob die aktuellen Änderungsvorschläge den richterlichen Kritikpunkten genügen.

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Wie stehen wir eigentlich zur re:publica? Warum geht das schwedische OnlyFans-Gesetz uns alle an? Und wie locker kann man in einem Podcast sein, in dem man ständig zum Lockersein aufgefordert wird? Das und mehr hört ihr in der neuen Folge Off The Record.

Lesen Sie diesen Artikel: Wir machen uns locker



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Trugbild: Community als Farce


Wer oft in der Kneipe sitzt, hört auch mal ein Stammtischgespräch mit. Die lautesten Stimmen prahlen da etwa mit ihrem „Fachwissen“ über das andere Geschlecht. Den Zuhörenden wird schnell klar, dass es bei den Schreihälsen privat eher einsam zugeht. Wer sich und anderen dauerhaft erzählt, wie gut er doch eine Sache beherrscht, der weist oft genau auf ebenjene Lücke hin, die es zu füllen gilt.

Dabei leben wir in einer Art Zwischenwelt, die (Ab-)Bilder von Erfahrungen, von Menschen und von Dingen prägen. Anders als an den Tresen dreschen hier Promis, Agenturen und Content Creator vor einem Millionenpublikum ihre Phrasen über „Community“ und „Authentizität“, über „Kreativität“, „Impact“ und „Awareness“.

Entfremdung und Opportunismus

„In einer Welt voller Brüche bauen wir echte Verbindungen“, lautet das Credo einer großen deutschen Marketingagentur. Wer das gleiche Produkt konsumiert, bildet keine „starke Gemeinschaft“. Im Gegenteil befördert die Beschwörung einer oberflächlichen „Community“ die Entfremdung des Einzelnen.

Mit „revealing my art“ betiteln „Künstler“ ihre Videos auf TikTok und Instagram und präsentieren den Zuschauern dann eine pechschwarze Leinwand. In Berlin kleiden sich Touristen betont abgerissen als Fashion- oder Fetisch-Punk („Recession Core“). In München, wo Secco und Sakko besser ankommen, inszeniert man sich dann lieber mit einem sauberen Look („Old Money Aesthetic“). Wie es eben passt.

Sie alle möchten sein, was sie in ihrem Opportunismus unmöglich sein können: authentisch. Nur leider reichen oft schon einige eilig hochgeladene Bilder, teuer zusammengekaufte Outfits oder schlagkräftige Slogans aus, um von anderen ernst genommen zu werden.

Bedeutungsvakuum im Blitzlicht

Doch Werbung, im kommerziellen wie im persönlichen Kontext, steht sich selbst im Weg. Die Werbenden entlarven vielmehr ihre eigene Unfähigkeit, das Gepriesene auch umzusetzen. Wer die eigene Kreativität in jedem zweiten Satz benennen muss, ist nicht kreativ. Und auch wenn wir weit davon entfernt sind: Unternehmen und Bessergestellte sollten sich den Zugang zu Subkulturen nicht einfach erkaufen können.


2025-07-14
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– für digitale Freiheitsrechte!



Euro für digitale Freiheitsrechte!

 

Nun spielt sich unser Leben zunehmend in einem digitalen Las Vegas der grellen Blitzlichter und falschen Versprechungen ab. Ewige Jugend, ewige Schönheit, ewige Selbstoptimierung – durch Produkte, Work-outs und Business-Pläne.

Jeder Einzelne hat angeblich die gleichen Chancen, jeder kann der große Gewinner sein. Er muss es nur riskieren. Und hart genug arbeiten. Die schiere Endlosigkeit des Feeds spiegelt diese falsche Ideologie wider: ungezügelter Konsum, stetes Wachstum.

Hoher Tribut

Dass all das nicht stimmen kann, ist eigentlich klar. Wer dennoch gut leben will, muss aber lernen, diese Verdrehung der Wahrheit anzuerkennen und anzunehmen. Nur so lässt sich die Ambivalenz aushalten und bestenfalls meistern. Am Ende bringt der Sichtbarkeitsdrang auch die ehrlich Schaffenden dazu, ihr Werk und sich selbst durch das Nadelöhr der sozialen Medien zu verbildern und zu erzählen.

Doch die bedeutungslose Dauerberieselung mit schnelllebigen Botschaften fordert einen hohen Tribut. Die Menschen in diesem nihilistischen Show-Casino sehnen sich tatsächlich nach echter Gemeinschaft und starken Verbindungen. Das Bedeutungsvakuum verschafft regressiven Bewegungen und ihren Ideologien neuen Zulauf. Gegenüber der großen Leere und allgemeinen Ideenlosigkeit beschwören die alten Demagogen ihre totgeglaubten Werte mit neuem Erfolg: Nationalismus, Religion, Faschismus.

Der oberflächliche Erfolg der Bildermacher legt damit vor allem eines offen: Wie fragil das kulturelle und politische Fundament unserer Gegenwart ist.





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Die Woche, in der sich die Überwachungspläne bei uns stapelten


Fraktal, generiert mit MandelBrowser von Tomasz Śmigielski

Liebe Leser*innen,

in Berlin ist zwar die Ferienzeit angebrochen. Sommerliche Ruhe will aber nicht so recht einkehren. Denn auf unseren Schreibtischen stapeln sich die neuen Gesetzesentwürfe der Bundesregierung. Und die haben’s in sich.

Beispiele gefällig?

  • Staatstrojaner: Künftig soll die Bundespolizei zur „Gefahrenabwehr“ Personen präventiv hacken und überwachen dürfen, auch wenn „noch kein Tatverdacht begründet ist“.
  • Biometrische Überwachung: Bundeskriminalamt, Bundespolizei und das Bundesamt für Migration und Flüchtlinge sollen Personen anhand biometrischer Daten im Internet suchen dürfen. Auch Gesichter-Suchmaschinen wie Clearview AI oder PimEyes können sie dann nutzen.
  • Palantir: Bundeskriminalamt und Bundespolizei sollen Datenbestände zusammenführen und automatisiert analysieren dürfen. Das riecht gewaltig nach Palantir – was das Innenministerium in dieser Woche bestätigt hat.

Auch in vielen Bundesländern wird über Palantir diskutiert. In Baden-Württemberg sind die Grünen soeben umgekippt. Keine gewagte Prognose: Andere werden ihre Vorsätze auch noch über Bord werfen.

Die gute Nachricht: In allen drei Bundesländern, die Palantir einsetzen – Bayern, Hessen und Nordrhein-Westfalen -, sind jeweils Verfassungsbeschwerden gegen die Polizeigesetze anhängig. Und auch die Überwachungspläne der Bundesregierung verstoßen ziemlich sicher gegen Grundgesetz und EU-Recht. Wir bleiben dran.

Habt ein erholsames Wochenende!

Daniel


2025-07-14
1074.12
88


– für digitale Freiheitsrechte!



Euro für digitale Freiheitsrechte!

 



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Bauarbeiten und wie das Bargeld auf Reisen geht


Drei Menschen machen ein Selfie am Tisch
Martin, Sebastian und Chris im Studio. CC-BY-NC-SA 4.0 netzpolitik.org


Diese Recherche hat für enorm viel Aufsehen gesorgt: Über Monate hinweg hat sich Martin damit beschäftigt, wie Polizeibehörden, Banken und Unternehmen unser Bargeld verfolgen und was sie über die Geldströme wissen. Die Ergebnisse überraschten auch uns, denn sie räumen mit gängigen Vorstellungen über das vermeintlich anonyme Zahlungsmittel auf. Die Aufregung um diese Recherche rührt vielleicht auch daher, dass Behörden nicht gerne darüber sprechen, wie sie Bargeld tracken. Martin selbst spricht von einer der zähsten Recherchen seines Arbeitslebens.

Außerdem erfahrt ihr, wie wir solche Beiträge auf Sendung-mit-der-Maus-Niveau bringen und warum man aus technischen Gründen besser Münzen als Scheine rauben sollte. Wir sprechen darüber, wie wir trotz schlechter Nachrichten zuversichtlich bleiben und warum wir weitere Wände im Büro einziehen. Viel Spaß beim Zuhören!

Und falls wir es in dieser Podcast-Folge noch nicht oft genug erwähnt haben sollten: Wir freuen uns über Feedback, zum Beispiel per Mail an podcast@netzpolitik.org oder in den Ergänzungen auf unserer Website.


In dieser Folge: Martin Schwarzbeck, Sebastian Meineck und Chris Köver.
Produktion: Serafin Dinges.
Titelmusik: Trummerschlunk.


Hier ist die MP3 zum Download. Wie gewohnt gibt es den Podcast auch im offenen ogg-Format. Ein maschinell erstelltes Transkript gibt es im txt-Format.


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