Künstliche Intelligenz
Drohnensichtungen über Kiel: Russische Schattenflotte unter Verdacht
Bei den Drohnen, die offensichtlich zu Spionagezwecken Ende September über Kiel unterwegs waren, könnte es einen Bezug zur russischen Schattenflotte geben. Das berichtet das Nachrichtenmagazin Spiegel, welches sich auf Informationen aus Ermittlerkreisen beruft.
Demnach verfolgen die Ermittler Hinweise, dass ein etwa 100 Meter langer Frachter, der während der Drohnensichtungen in der Ostsee nahe Kiel unterwegs war, mit den Ereignissen in Verbindung stehen könnte. Fahrverhalten sowie Rahmen- und Standortdaten würden das nahelegen, will der Spiegel aus Sicherheitskreisen erfahren haben.
Weiterfahrt nach Russland
Das Schiff hatte demnach die technischen Voraussetzungen, um größere Drohnen wie Starrflügler zu starten. Einige Tage nach der Durchquerung der Kieler Förde landete das Schiff demzufolge in einem russischen Hafen. Die Besatzung soll überwiegend aus russischen Staatsangehörigen bestanden haben.
Starrflügler, also Drohnen mit festen, flugzeugähnlichen Tragflächen, die sich von den typischen Quadrocoptern deutlich unterscheiden, wurden auch über Kiel beobachtet. Solche Drohnen besitzen meist eine größere Spannweite – in Kiel wurde eine Drohne mit mehr als vier Metern Spannweite gesichtet. Starrflügler können deutlich höher und weiter fliegen als handelsübliche Multicopter. Experten gehen davon aus, dass diese Modelle professionellen und oft staatlichen Akteuren zuzurechnen sind, da sie in Flugleistung und Tragfähigkeit deutlich überlegen sind.
Steuerung vom Schiff aus wohl technisch möglich
Das verdächtige Schiff ist unter der Flagge eines Karibikstaates unterwegs. Es hielt sich laut Spiegel-Informationen während der Drohnensichtungen in auffälliger Nähe zu den Fluggeräten auf, jedoch außerhalb deutscher Hoheitsgewässer. Der Abstand habe jeweils mehrere Dutzend Kilometer betragen. Eine Steuerung über solche Distanzen sei technisch möglich, gegebenenfalls mit Satellitenunterstützung.
Bei einem anderen Fall Anfang September wurde das Frachtschiff „Scanlark“ in Kiel durchsucht und steht unter dem Verdacht, vom Schiff aus eine Drohne gestartet zu haben, mit der gezielte Bilder eines Marineschiffes aufgenommen wurden. Die Ermittlungen laufen derzeit gegen fünf russische Crewmitglieder, unter anderem wegen Agententätigkeit und des Verdachts auf Sabotage.
Die russische Schattenflotte bezeichnet eine große Anzahl vor allem alter und oft schlecht gewarteter Öltanker, die Russland nutzt, um internationale Sanktionen zu umgehen und weiterhin Öl zu Weltmarktpreisen zu exportieren. Einige Schiffe sind auch mit verdächtiger Kommunikationstechnik ausgestattet und sollen bei Sabotageaktivitäten involviert sein – etwa der Beschädigung von Unterseekabeln in der Ostsee.
(nen)