Künstliche Intelligenz
Frankreich: Macron wirbt für Verbot von Handys auch an Gymnasien
Der französische Präsident Emmanuel Macron hat am Freitag angekündigt, dass das Handy-Verbot an Schulen im kommenden Jahr höchstwahrscheinlich auf die Lycées, die Gymnasien und letzte Stufe der Sekundarbildung, ausgeweitet wird. Damit würde die Nutzung von Mobiltelefonen an praktisch allen Bildungseinrichtungen des Landes untersagt, da bereits heute Schüler in Grund- und Mittelschulen (Collège) Mobiltelefone nicht mehr im Schulgebäude verwenden dürfen.
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Während einer Veranstaltung in Ostfrankreich bewertete Macron die erste Phase des Verbots laut Politico als „ziemlich erfolgreich“. Er sprach sich klar dafür aus, die Regelung auf die 15- bis 18-jährigen Gymnasiasten auszudehnen. Bildungsminister Édouard Geffray prüfe derzeit die Umsetzung dieser Idee, ließ der Präsident durchblicken. Allerdings könnte eine Ausweitung auf die Lycées eine neue Gesetzesinitiative erfordern, da die französische Nationalversammlung das bestehende Verbot im Jahr 2018 zwar verabschiedete, dieses jedoch explizit nur für Vorschulen, Grundschulen und Mittelschulen gilt.
Der Einsatz gegen Mobiltelefone im Klassenzimmer ist in Frankreich nicht neu: Ein prinzipielles Handy-Verbot in den Schulen existiert bereits seit 2010. Anfangs war lediglich die Nutzung während des Unterrichts untersagt. Acht Jahre später verschärfte die Nationalversammlung die Vorgaben drastisch und untersagte die Smartphone-Nutzung auch in den Pausen und bei schulischen Aktivitäten außerhalb des eigentlichen Unterrichts. Die Ziele sind klar: Die Konzentration der Kinder und Jugendlichen auf das Lernen soll verbessert und der Schutz vor Cybermobbing sowie jugendgefährdenden Inhalten erhöht werden.
Verbotsdebatte wird in ganz Europa geführt
Zuletzt zog die Grande Nation nach Tests des Programms „digitale Pause“ die Zügel im April weiter an. Schülern im Alter von 11 bis 15 Jahren ist es seit September den ganzen Schultag über untersagt, Smartphones in die Finger zu nehmen. Sie müssen diese wegsperren.
Die Initiative Macrons folgt auch den Empfehlungen von Forschern, die in seinem Auftrag im vergangenen Jahr zu dem Schluss kamen, dass Kindern die Nutzung von Smartphones erst ab 13 Jahren und der Zugriff auf soziale Medien wie TikTok, Instagram und Snapchat sogar erst ab 18 Jahren erlaubt werden sollte. Ungeachtet des innenpolitischen Gegenwinds versucht Macron mit solchen Initiativen zur Bewältigung der Herausforderungen durch Mobiltelefone und große Online-Plattformen offenbar auch, wieder verstärkt auf der nationalen Bühne präsent zu sein.
Der französische Vorstoß reiht sich in einen europäischen Trend ein, in dem immer mehr Staaten und Regionen Mobiltelefone aus den Klassenzimmern verbannen. In Deutschland führten etwa Hessen und Bremen ein weitreichendes Handy-Verbot mit dem laufenden Schuljahr ein. Bayern, Baden-Württemberg und Nordrhein-Westfalen setzen auf einen einschlägigen Rahmen, den Schulen individuell ausgestalten müssen. Niedersachsen und Hamburg erklärten gerade, ein pauschales Verbot sei nicht zielführend.
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(nie)