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Fünf Gründe, wieso Streaming in einer Sackgasse gelandet ist


Wir erkennen gerade die bittere Ironie unserer Streaming-Welt: Dienste, die einst antraten, Piraterie durch Komfort und ein faires Preis-Leistungs-Verhältnis auszumerzen, sind heute der Hauptgrund für ihr Comeback. Ein paar Zahlen dazu: 2020 befand sich die Piraterie an ihrem Tiefpunkt. „Nur“ 130 Milliarden Seitenaufrufe gab es da zu verzeichnen. 2024, nur vier Jahre später, ist diese Zahl wieder auf 216 Milliarden Seitenaufrufe angestiegen. Das ist ein sattes Plus von 66 Prozent!

Das zeigt uns: Dieses goldene Zeitalter, in dem ein einziges Netflix-Abo Zugang zu einer wundervollen, fast kompletten Welt aus Filmen und Serien bot, ist vorbei. Und nicht etwa die Piraten haben diesen Frieden gebrochen – es waren die Anbieter selbst. Zurück blieb ein fragmentiertes, teures und frustrierendes System, das viele von uns direkt in die Arme der Piraterie treibt.

Dieser Wandel ist kein Zufall, er ist das Ergebnis einer Reihe strategischer Fehlentscheidungen, die das Vertrauen der Nutzer:innen massiv untergraben haben. Im Folgenden zeige ich Euch fünf entscheidende Gründe, warum Piraterie nicht nur zurück ist, sondern oft sogar besseren Service bietet – und warum das einstige Bequemlichkeits-Versprechen gebrochen wurde.

1. Piraterie bietet heute oft besseren Service

Das vielleicht überraschendste Eingeständnis: Illegale Plattformen schaffen in vielen Bereichen eine bessere Nutzererfahrung. Während legale Dienste Euch oft mit künstlichen Hürden frustrieren, setzen Piraterie-Angebote konsequent auf maximale Bequemlichkeit. Das ist der ultimative Beweis dafür, dass es nicht nur um den Preis geht, sondern um Service.

Werbebild für IPTV-Dienst mit einer Frau im Stuhl, Popcorn und Informationen zum Streaming in 4K.
Dieser Anbieter bietet uns 150.000 Filme und 30.000 Sender für weniger als sechs Euro/Monat. / © Screenshot: nextpit

Konkret bedeutet das für uns:

Ihr habt (wieder) alles an einem Ort. Statt zwischen fünf oder sieben Apps zu wechseln und mühsam zu suchen, wo ein Film gerade verfügbar ist, findet Ihr auf Piraterie-Plattformen alles zentral. Und vergesst die abenteuerlichen Designs früherer Piraten-Seiten! Mittlerweile ist die Bedienung der Portale mindestens ebenso angenehm, als würdet Ihr durch Netflix oder durchs Menü Eures Smart-TVs navigieren. Ihr seht hier nichts anderes als die Wiederherstellung des ursprünglichen Netflix-Versprechens – nur illegal.

Thema technische Qualität: Illegale Plattformen stellen oft unkomprimierte Kopien in 4K und zu herausragend hohen Datenraten bereit. Dolby-Atmos-Sound und mehrere Sprach- und Untertitelspuren sind oft Standard. Legale Anbieter schneiden hier oft deutlich schlechter ab: Streams werden auf etwa 15 Mbit/s beschränkt, die beste Qualität gibt es nur auf bestimmten Geräten oder Browsern.

Zudem gibt es keine künstlichen Sperren. Geoblocking, DRM-Einschränkungen oder fehlende Optionen für Sprachen und Untertitel gibt es bei Piraterie nicht. Der Service ist global und barrierefrei.

Schon Gabe Newell, Mitgründer von Valve (Half-Life, Spieleplattform Steam), formulierte es 2011 prägnant: „Piraterie ist fast immer ein Serviceproblem und kein Preisproblem.“ Heute ist das relevanter denn je, wenn Ihr mich fragt.

2. Streaming wurde zu dem, was es ersetzen sollte: Kabelfernsehen 2.0

Ursprünglich war Streaming als eine Art „One-Stop-Shop“ gedacht. Ein Ort, an dem Ihr alles findet – jederzeit und unkompliziert. Dieses Versprechen wurde durch Marktfragmentierung zerstört. Große Studios wie Disney (Disney+), Warner Bros. (HBO Max) oder Paramount (Paramount+) zogen Inhalte zurück und gründeten eigene, exklusive Dienste. Das Ergebnis: Ihr müsst Eure Fühler in viele Richtungen ausstrecken, um überhaupt an Eure Filme und Serien zu kommen.

Das hat auf unschöne Weise das alte Modell des Kabelfernsehens wiederbelebt – nur teurer. Für Euch bedeutet das oft mehrere Abos: drei, vier oder noch mehr Plattformen, Kosten übersteigen für uns dabei mit Leichtigkeit 60 Euro im Monat. Und das nur, um die wenigen Inhalte zu sehen, die Euch wirklich interessieren. 

Andere Branchen zeigen, wie es besser geht. Die Musikindustrie etwa bündelt mit Spotify fast alles an einem Ort. Die Gaming-Branche hat mit Steam Piraterie nicht durch Klagen, sondern durch besseren Service besiegt: automatische Updates, Sales, zentrale Bibliotheken. Beide Beispiele beweisen: Kunden zahlen für Bequemlichkeit. Die derzeitige Fragmentierung des Streaming-Marktes zeigt uns, dass Anbieter die Nutzer:innen aktiv in die Piraterie treiben.

3. Die Leute zahlen sogar für illegales Streaming

Das klassische Argument, Piraten seien einfach nur zu geizig, stimmt längst nicht mehr. Ein wachsendes Phänomen widerlegt das: sogenannte „Debrid-Dienste“. Dabei handelt es sich quasi um Vermittler, die den Zugriff auf zahlreiche Filehoster bündeln – Ihr zahlt einmal und könnt so Dateien schneller und ohne Werbung laden oder streamen. Das beweist: Nutzer:innen zahlen bereitwillig, wenn der Service stimmt.

Das Prinzip: Ihr zahlt drei bis sechs Euro im Monat an einen Anbieter. Der Dienst lädt die Inhalte aus Torrent-Netzwerken herunter, speichert sie auf eigenen Servern und stellt Euch diese über eine sichere Verbindung zur Verfügung – ohne Wartezeiten, mit hoher Qualität. Das funktioniert wie Netflix – nur bequemer und umfassender.

Dieser Punkt verschiebt die gesamte Debatte. Nutzer:innen wollen Service. Wenn der illegale Service bequemer, schneller und vollständiger ist, entscheiden sich Film- und Serien-Fans immer öfter, genau dafür zu zahlen. Geld, das nicht den Streaming-Konzernen zugutekommt, sondern den Betreibern dieser Grauzonen-Dienste. Ihr zahlt für Bequemlichkeit – und das trotz aller Legalitäts-Risiken, die damit verbunden sind.

4. Euch gehört faktisch nichts! Inhalte verschwinden einfach

Ein wachsendes Misstrauen gegenüber Streaming-Diensten resultiert aus einer bitteren Erkenntnis: Eure Abos und selbst digitale Käufe garantieren Euch kein Eigentum. Inhalte können jederzeit verschwinden – ohne Vorwarnung. Damit bricht das zentrale Serviceversprechen der Verfügbarkeit.

Ein Beispiel: Warner Bros. Discovery entfernte Westworld von HBO Max – allein aus finanziellen Gründen. Auch Filme, die Ihr digital gekauft habt, können verschwinden, wenn Lizenzen auslaufen. Dieses Gefühl von Unsicherheit zerstört Vertrauen. Viele Nutzer:innen kommen zu einer neuen Haltung: „If buying isn’t owning, then piracy isn’t stealing.“

Ich hoffe inständig, dass Ihr Euch dessen bewusst seid: Blättert Ihr bei Amazon oder sonst wo fünf, sechs oder zehn Euro für einen Film auf den Tisch, gehört er Euch deswegen noch längst nicht. Ihr erwerbt lediglich eine Lizenz, die es Euch gestattet, den Film jederzeit auf den Amazon-Servern abzurufen. Ob der Film dort verbleibt, oder ob Euch aus anderen Gründen der Zugriff entzogen wird? Das entscheidet in dem Fall Amazon ganz allein!

Heruntergeladene Dateien hingegen gehören Euch. Ihr habt Kontrolle. Sie verschwinden nicht über Nacht. In einer Welt, in der alles so schrecklich flüchtig ist, wird diese Eigenschaft zu einem Service-Faktor, den Piraterie oft besser erfüllt als legale Anbieter.

5. Die Gier der Konzerne

Twitter-Beitrag von Netflix: 'Liebe ist, ein Passwort zu teilen.' vom 10. März 2017.
Damals hielt Netflix Account-Sharing für Liebe, heute für ein Verbrechen! / © nextpit

Letztlich ist es eine Kombination aus als gierig wahrgenommenen Praktiken, die unser Vertrauen zerstört. Fachleute sprechen hier von „Enshittification“. Damit ist gemeint, dass Unternehmen ihre Dienste bewusst verschlechtern, um kurzfristig ihre Gewinne zu erhöhen. Jeder einzelne dieser Schritte verschlechtert also unsere Experience auf der Plattform und treibt uns somit förmlich zurück zur Piraterie.

Dabei sind mir drei besonders kritische Punkte aufgefallen:

  • Da sind zunächst einmal die Preiserhöhungen: Die Kosten steigen kontinuierlich. Das Premium-Abo von Netflix kostet heute 19,99 €, und damit fast 67 Prozent mehr als 2017. Disney+ und auch andere Anbieter ziehen ebenso aggressiv an.
  • Nervt ebenso: Werbung in bezahlten Abos! Das ursprüngliche Versprechen eines werbefreien Angebots ist lange schon dahin. Werbung reißt uns natürlich aus der Serien- oder Filmwelt, in die wir eben noch glücklich versunken waren. 
  • Das Ende des Passwort-Sharings: Der Schritt von Netflix, Account-Sharing zu verbieten, wird gemeinhin als Zeichen von Kundenfeindlichkeit gewertet. Schließlich hatte das Unternehmen ironischerweise selbst 2017 in einem Tweet genau das Gegenteil versprochen.

All diese Maßnahmen machen Streaming unbequem. Sie signalisieren Euch: Kundenloyalität zählt nichts, es geht nur um Profit. Und wenn Anbieter Regeln ständig zu ihrem Vorteil ändern, warum solltet Ihr Euch dann daran halten? Das ist zumindest die Frage, die offensichtlich immer mehr Menschen im Kopf herumschwirrt.

Fazit: Alles zurück auf Anfang?

Die Streaming-Industrie steht vor einem hausgemachten Problem. Fragmentierung, Preiserhöhungen, Werbung, Einschränkungen – all das hat den Service verschlechtert und brachte uns auf die Palme. Das Ergebnis: Piraterie erlebt ein Revival. Bequemlichkeit, faires Preis-Leistungs-Verhältnis und Vertrauen sind keine Selbstverständlichkeit mehr.

Nachdem die Streaming-Branche dem Kino eine volle Breitseite verpasste, von dem sich die Kinokassen bis heute nicht erholen konnten, schuf man nun ein Vakuum, das Piraten jetzt mit einem besseren Angebot füllen. Die Frage ist nicht, ob Piraterie zurückkommt. Sie feiert längst ihr Comeback. Die Frage ist vielmehr, wie lange wir noch bereits sind, zu viel für zu wenig zu zahlen. Oder anders: Was können die Streaming-Unternehmen tun, um uns zurückzugewinnen?

Wie geht es Euch? Akzeptiert Ihr zähneknirschend, was uns Netflix und Konsorten zumuten? Oder schielt Ihr auch schon heimlich Richtung irgendwelcher Alternativen? Und welche Auswege aus dem Dilemma könnt Ihr Euch vorstellen?



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Support-Ende: Bose SoundTouch-Lautsprecher verlieren einige Funktionen


Support-Ende: Bose SoundTouch-Lautsprecher verlieren einige Funktionen

Bild: Bose

Bose stellt zum 18. Februar 2026 den Support der von 2013 bis 2020 angebotenen SoundTouch-Lautsprecher ein. Damit einher geht der Verlust einiger Funktionen, etwa der Zugriff auf integrierte Musikdienste wie Spotify und TuneIn sowie die Multiroom-Wiedergabe. Musik lässt sich dann noch via Bluetooth, AUX oder HDMI wiedergeben.

Das Unternehmen begründet das Support-Ende damit, dass sich die Technologie seit der Markteinführung 2013 weiterentwickelt habe und Bose die Entwicklung und den Support der Cloud-Infrastruktur, die diese ältere Produktgeneration unterstützt, nicht mehr aufrechterhalten könne. Ohne die Cloud-Infrastruktur können bisherige Funktionen wie der Zugriff auf integrierte Musikdienste wie Spotify und TuneIn sowie die Multiroom-Wiedergabe künftig nicht mehr von Bose angeboten werden.

App wird ebenfalls eingestellt

Auch die SoundTouch-App wird nach dem 18. Februar 2026 nicht mehr funktionieren. In Japan kann diese noch bis zum 31. Dezember 2025 heruntergeladen werden. In allen anderen Märkten ist die SoundTouch-App bis zum 18. Februar 2026 verfügbar. Bose plant den FAQ zufolge auch keine Ersatz-App oder Plattform: „Nein, wir werden SoundTouch-Produkte nicht über eine andere App unterstützen.“ SoundTouch-Produkte werden zum Stichtag auch keine Sicherheitsupdates mehr erhalten.

Bluetooth, AUX und HDMI bleiben erhalten

Grundsätzlich funktionstüchtig bleiben die SoundTouch-Lautsprecher jedoch. Dafür muss künftig dann aber auf externe Zuspieler gesetzt werden. Funktionen wie Bluetooth und AUX bei eigenständigen SoundTouch-Lautsprechern (z. B. SoundTouch 10, 20 Series III und 30 Series III) sollen Bose zufolge in Verbindung mit einer lokalen Quelle weiterhin nutzbar sein. Bei SoundTouch-fähigen Heimkino-Produkten wie Lifestyle 650, SoundTouch 130 und SoundTouch 300 Soundbar bleiben HDMI- und optische Eingänge sowie Bluetooth funktionsfähig. Funktionen wie SoundTouch-Streaming und die Steuerung über die App stehen allerdings nicht mehr zur Verfügung.

Potenziell von den Anwendern gespeicherte Presets „könnten weiterhin funktionieren“, heißt es von Bose, eine Garantie für alle Presets gebe es jedoch nicht. Sobald die App nicht mehr nutzbar ist, können vorhandene Presets nicht mehr geändert werden.

Bose will Nutzungs- und Telemetriedaten löschen

Alle Nutzungs- und Telemetriedaten der SoundTouch-Produkte will Bose bis zum 25. Februar 2026 löschen. Besitzt man weitere Bose-Produkte, bleibt das Mein-Bose-Konto aktiv und kann weiterhin auf der Website des Herstellers sowie in anderen Bose-Apps genutzt werden. Wer seine SoundTouch-Daten herunterladen oder löschen respektive das Mein-Bose-Konto vollständig entfernen lassen möchte, kann dies online über ein Datenschutz-Anfrageformular in die Wege leiten.



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Zwischen digitalem Goldrausch und Angst


Sitzt Ihr bequem im Kinosessel? Popcorn bereit? Gleich geht das Licht aus und der Film beginnt. Euch erwartet – Spoileralarm! – ein bunter Mix aus Science-Fiction, Action und Drama – hoffentlich gefolgt von einem Happy-End. Film ab!


Im Zentrum dieses Umbruchs steht eine Figur, die nicht einmal wirklich existiert – zumindest nicht im klassischen Sinn: Tilly Norwood, eine zu 100 Prozent KI-generierte Schauspielerin. Ihre Schöpferin, Eline Van der Velden, verkauft sie als „die nächste Scarlett Johansson oder Natalie Portman“ und behauptet frech: Das Publikum interessiere sich am Ende nur für die Geschichte – nicht für den Herzschlag des Stars.

Doch die Wut, die Tilly in Hollywood ausgelöste, ist echt. Die Schauspielergewerkschaft SAG-AFTRA verurteilte die KI-Figur scharf: „Sie ist keine Schauspielerin.“ Für die Gewerkschaft ist Tilly ein digitaler Charakter, erschaffen aus den Stimmen, Gesichtern und Bewegungen unzähliger echter Schauspieler:innen – ohne deren Zustimmung, ohne Bezahlung.

Die große Frage, die sich für mich daraus ergibt, lautet: Wie weit darf die Traumfabrik das Spiel mit der Effizienz treiben, ohne dabei ihren menschlichen Kern und ihren Zauber zu verlieren?

Der digitale Goldrausch: Niemand braucht mehr fette Budgets

Für Tech-Nerds, Start-ups und Indie-Filmemacher fühlt sich die KI-Revolution wie ein Befreiungsschlag an. Jahrzehntelang war Hollywood ein geschlossener Club, dominiert von Studios, fetten Millionen-Budgets und Gatekeepern. Nun reicht theoretisch schon ein Laptop, ein KI-Tool und eine Idee – und man kann Inhalte in einer Qualität produzieren, die früher Millionen verschlungen hätte.

Das Ende der Budget-Diktatur

Zahlen zeigen, wie dramatisch die Entwicklung ist: Morgan Stanley schätzt, dass generative KI die Produktionskosten der Medienbranche um rund zehn Prozent, bei TV- und Filmprojekten sogar um bis zu 30 Prozent senken könnte. Ein Werbespot, der einst locker’ne Million Dollar und drei Monate Produktionszeit kostete, lässt sich heute mit KI für 2.000 US-Dollar und drei Tage Arbeit realisieren.

Für kleine Studios oder Werbefirmen bedeutet das: Sie können Projekte stemmen, die früher undenkbar gewesen wären. Blockbuster-Ästhetik ohne Blockbuster-Budget. Genau das meint Eline Van der Velden, wenn sie sagt: „Kreativität darf nicht länger vom Budget abhängen.“ Ach, und wenn wir schon über Geld reden. Hollywood-Stars verdienen sich pro Film eine goldene Nase.

Es sind zwar wirklich nur wenige Superstars, aber dennoch: Ein Robert Downey Jr. hat für seine Avengers-Filme zuletzt 75 Millionen Dollar pro Film kassiert. Als Filmemacher würde ich mir überlegen, ob ich künftig nicht auf Robert verzichte und einen KI-Helden caste, wenn es das Budget um 75 Milliönchen drücken könnte.

Ein Mädchen in einem blauen Kleid geht einen gelben Ziegelsteinweg mit Blumen und einem Haus in einer fantastischen Landschaft entlang.
So, wie Dorothy im Klassiker „Der Zauberer von Oz“ aus dem Schwarz-Weiß in die Technicolor-Welt tritt, betreten wir mit KI nun ein neues Filmzeitalter. / © nextpit, KI-generiert

Virtuelle Sets statt teurer Drehorte

Parallel dazu revolutioniert Virtual Production (VP) die Arbeit am Set. Riesige LED-Volumes – wie die 5.000 Quadratmeter große Anlage von Versatile – ersetzen aufwändige Drehorte und Green Screens. In Echtzeit werden digitale Welten projiziert, die sofort in der Kamera sichtbar sind.

Das bedeutet: Regisseur:innen können Lichtstimmungen ändern, Hintergründe austauschen oder Kamerawinkel variieren, ohne das Set verlassen zu müssen. KI generiert dabei ganze Landschaften und sogar Statistenmassen. Szenen, die früher Dutzende Komparsen gebraucht hätten, entstehen nun mit ein paar Klicks. Serien, Werbung, Musikvideos – alle profitieren von der Möglichkeit, virtuelle Umgebungen immer wieder neu einzusetzen.

Ihr müsst Euch ja nur Tools wie Sora 2 ansehen und bekommt eine Idee davon, was künftig jeder von uns allein schon auf dem Handy realisieren kann. Schaut hier einfach mal in die ersten zwei, drei Minuten der Präsentation von OpenAI rein (oder – fast noch besser – dieses „Blooper“-Video dazu:

Lokalisierung in Lichtgeschwindigkeit

Ein weiterer heißer Bereich ist das Voice Cloning. Firmen wie Respeecher oder CAMB.AI klonen Stimmen so detailgetreu, dass Intonation, Emotion und Akzente erhalten bleiben. Filme, die bisher monatelang für Synchronisation in andere Sprachen gebraucht hätten, lassen sich nun in 48 Stunden in über 100 Sprachen lokalisieren.

Praxisbeispiele? Im Film The Brutalist half KI dabei, Adrien Brodys ungarischen Akzent zu verfeinern. In Emilia Pérez wurde die Stimme der Hauptdarstellerin erweitert, um sie emotional flexibler wirken zu lassen. Erwähnte ich, dass beide Filme Oscar-prämiert wurden? Das Schimpfen über KI in Hollywood ist laut – aber die Technologie ist längst angekommen und auch zumindest in diesem Bereich akzeptiert.

KI dient nicht nur als Kostensenker, sondern auch als kreativer Assistent – ein Werkzeug, das menschliche Leistung ergänzt, wo deren Grenzen erreicht sind. Es steht zu befürchten, dass dadurch der Job der Synchronsprecher:innen aussterben könnte.  Aber wenn ein Film dafür weltweit in allen Sprachen dieselbe Stimme der Hauptdarsteller:innen hat, qualitativ ans Original heranreicht, deutlich günstiger und schneller ist als die klassische Alternative? Doch, dann kann ich nachvollziehen, dass sich Studios für den KI-Weg entscheiden, auch wenn ich das mit etwas Wehmut sage. 

Im Video seht Ihr ein schönes Beispiel dafür, was längst mit künstlicher Intelligenz möglich ist: 

Die Angst vor der Schauspielkunst aus dem Rechner

Doch je größer der technische Fortschritt, desto lauter werden die Ängste. Die US-Kreativwirtschaft beschäftigt rund 2,3 Millionen Menschen. Drehbuchautor:innen, Schauspieler:innen, Cutter:innen, Synchronsprecher:innen – sie alle fragen sich: Wird KI meine Arbeit ersetzen?

Der Aufstand gegen die KI-Schauspielerin

Der Fall Tilly Norwood steht dabei sinnbildlich. Van der Velden nennt sie „ein Kunstwerk“. Doch viele sehen in ihr einen Angriff auf die Essenz der Schauspielkunst. Die SAG-AFTRA betont: Tilly hat keine Lebenserfahrung, keine Emotionen, sondern nur „gestohlene“ Performances. Schauspielerin Mara Wilson (bekannt aus Matilda) brachte es auf den Punkt, als sie sagte: „Und was ist mit den Hunderten junger Frauen, deren Gesichter zu Tillys Gesicht zusammengefügt wurden? Konnte man keine von ihnen engagieren?“

Andere rufen längst unverhohlen dazu auf, Agenturen zu boykottieren, die KI-Stars wie Tilly vertreten wollen. Das Schreckensszenario, das wie ein riesiges Damoklesschwert über Hollywood baumelt: Studios ersetzen Statisten durch digitale Doubles und – schlimmer noch – erschaffen Superstars, die nie altern, nie krank werden, keine Starallüren haben und nie einen Vertrag nachverhandeln.

Die Streiks von 2023 haben zumindest erste Leitplanken gesetzt: Schauspieler:innen müssen explizit zustimmen, wenn digitale Kopien ihres Gesichts oder Körpers erstellt werden. Doch wie lange reicht dieser Schutz? Wird er verhindern können, dass wir schon bald unzählige Legenden wie Marilyn Monroe, Humnphrey Bogart, Charlie Chaplin und James Dean auf der Kinoleinwand wiederbegrüßen können? Oder dass jeder reale Actor im Film ständig durchtrainiert und mit jugenldichem Aussehen dargestellt wird, wie auch immer er in echt aussieht?

Urheberrecht und Trainingsdaten

Der eigentliche Konflikt spielt sich dabei übrigens unsichtbar ab – in den Trainingsdaten der Modelle. Autoren, Journalisten, Schauspieler und Musiker verklagen derzeit Konzerne wie OpenAI und Google, weil deren KI-Systeme mit urheberrechtlich geschütztem Material trainiert wurden – ohne Erlaubnis, ohne Entlohnung.

Die Tech-Firmen hingegen argumentieren: Wenn sie diese Daten nicht nutzen dürften, verlöre man den Anschluss im globalen KI-Wettlauf, vor allem gegenüber China. Ein zynisches, aber realistisches Kalkül. Deswegen haben es Initiativen wie Red Lines auch so schwer: Niemand will bei der Entwicklung vom Gas gehen, weil sonst der falsche das Game gewinnen könnte.

Über 400 Hollywood-Stars – darunter Cate Blanchett, Ben Stiller und Sir Paul McCartney – fordern, dass KI-Entwicklung nicht auf Kosten der Kreativen geht. Denn auch wenn eine KI täuschend echt wirkt: Sie versteht nicht, sie empfindet nicht. Sie imitiert. Ein KI-Song baut nie auf die wirkliche Erfahrung einer verschmähten Liebe. Programmierte Filmtränen können perfekt wirken, aber ihnen liegt kein jemals erlebter Schmerz zugrunde.

Globale Ethik und Regulierung

Bei der Regulierung seht Ihr aktuell sehr schön, wie unterschiedlich die Welt auf diese Fragen reagiert:

Die EU zum Beispiel stuft generative KI als „Hochrisikotechnologie“ ein und fordert Transparenzpflichten. China will ab 2025 vorschreiben, dass alle KI-generierten Inhalte – inklusive geklonter Stimmen – gekennzeichnet werden müssen. Frankreich geht einen Sonderweg: Das CNC (die dortige Regulierungsbehörde) unterstützt nur Produktionen, die sich verpflichten, menschliche Stimmen einzusetzen, um die kulturelle Authentizität zu wahren.

… und die USA unter Donald Trump schließlich … okay, reden wir nicht darüber! Natürlich gibt es für einen Donald Trump weder offensichtliche Gefahren noch Grenzen. Hoffen wir, dass sich die Branche da auch weiterhin wehren kann – auch gegen 100-Prozent-Zölle auf ausländische Filme!

Es ist klar: Selbst wenn die Technik unvermeidlich wirkt, muss es menschliche Kontrolle geben. Ohne Regeln droht der Missbrauch – von Deepfakes bis hin zur Ausbeutung der Arbeitskraft ganzer Branchen.


– Intermission –

Puh, langer Text! Deswegen geht jetzt kurz das Saallicht an und wir machen kurz Pause. Schnappt Euch ein Eis oder ’nen Drink, füllt das Popcorn auf und vertretet Euch kurz die Beine. Gönnt dem Gehirn diese kleine Auszeit. 

Alle wieder da? Alles klar, Licht aus, weiter geht’s!


Jenseits der Leinwand – Personalisierung, Interaktion und die Zukunft des Konsums

Lasst uns jetzt mal über einen ganz anderen Aspekt reden: KI verändert nicht nur, wie Filme produziert werden. Sie verändert auch, wie wir sie konsumieren. Die Zuschauer:innen von morgen sind keine passiven Konsumenten mehr – sie werden zu Mitgestaltenden.

Netflix, Spotify und Co. kennen uns längst besser, als uns lieb ist. Sie wissen, wann wir pausieren, welche Szenen wir mehrfach anschauen, bei welchem Tonfall wir abschalten. Und natürlich weiß Netflix, welche Storys gut funktionieren, welche Genres uns besonders ansprechen und aus welchen Elementen sich unsere Favoriten-Serien oder -Filme zusammensetzen.

Personalisierung auf Steroiden

Die nächste Stufe, auf die wir uns einstellen müssen: Inhalte, die sich in Echtzeit anpassen. Netflix testet bereits dynamische Thumbnails, die je nach Nutzerprofil unterschiedlich ausfallen. Start-ups wie Fable arbeiten an Plattformen wie Showrunner, mit der Ihr per Texteingabe ganze Episoden bestehender Serien generieren könnt.

Eure Lieblingscharaktere sterben zu früh? Kein Problem, die KI schreibt sie einfach weiter. Wenn der Fable-CEO Edward Saatchi davon spricht, das „Netflix der KI“ werden zu wollen, wisst Ihr, wohin die Reise geht! Das Ergebnis? Es könnte eine endlose, personalisierte Storyschleife sein – maßgeschneidert auf jede nur irgendwie denkbare Vorliebe.

Auch das Erzählen selbst wandelt sich: In VR-Filmen könnt Ihr nicht nur zuschauen, sondern handeln, navigieren, Entscheidungen treffen. Jede Sichtung wird einzigartig. Globale Premieren könnten vielleicht schon bald als virtuelle Events stattfinden: Ihr sitzt als Avatar im selben „Kino“ wie Regisseur:innen und Stars, diskutiert live, vielleicht gestaltet Ihr sogar einzelne Aspekte der Geschichte mit.

KI wird so zum Co-Piloten des Storytelling, während Regisseur:innen und Autor:innen die kreative Richtung vorgeben. Das macht mir aber auch Hoffnung, dass neue Talente sich hier mit ganz frischen Ansätzen beweisen werden. 

Wir haben die Bühne selbst gebaut – und darum hat KI so leichtes Spiel

Es wäre zu einfach, die Verantwortung allein auf Silicon Valley oder experimentierfreudige Studios zu schieben. Der Nährboden für KI in Hollywood wurde längst durch uns alle bereitet – durch das, was wir konsumieren, einfordern und mitproduzieren. Ich empfinde es so ähnlich wie in der Musikindustrie. 

Da sind zunächst mal die fetten Blockbuster. Die großen Studios setzen seit Jahren auf ein kalkuliertes Rezept: bekannte Marken, wiederkehrende Held:innen, Fortsetzungen und Reboots. Das Überraschungsmoment ist rar geworden, während Franchises von Fast & Furious bis Marvel eher Content-Maschinen als Kunstwerke sind. Eine KI muss das nur noch imitieren – die Vorlagen sind längst standardisiert.

Dann gibt’s CGI bis zum Anschlag: Kulissen, Massen, Raumschiffe – das Digitale hat doch längst das Analoge verdrängt. KI setzt diesen Trend lediglich fort. Oder lasst uns über Storytelling reden: Ob Drei-Akt-Struktur, Heldenreise oder das obligatorische Happy-End – Hollywood hat sich selbst in Strukturen eingesperrt, die sich bestens für maschinelles Lernen eignen. Algorithmen lieben Muster, und wir liefern sie am laufenden Band.

Aber hey, auch wir haben das System geprägt. Wir fordern Spektakel, schnelle Schnitte, klare Archetypen. Serien werden nach ersten Quoten gekappt, Songs nach 20 Sekunden geskippt. Wenn Aufmerksamkeit das knappste Gut ist, dann ist es kein Wunder, dass Content auf Tempo, Wiedererkennbarkeit und einfache Befriedigung getrimmt wird.

Das Paradoxe: Genau diese Mechanismen, die uns heute langweilen oder ermüden, sind die perfekte Steilvorlage für KI. Sie braucht kein Genie, um das Mittelmaß zu reproduzieren. Die wirkliche Herausforderung – und das, was KI (noch) nicht kann – ist das Risiko, die Eigenart, das Unvorhersehbare.

Fazit: Die Zukunft ist hybrid – und menschlich

Das bringt mich jetzt endlich zu meinem Fazit: Also ja – der KI-Zug ist längst abgefahren. Studios, die jetzt noch zögern, warten auf einen Bus, der nie kommt. Die Frage ist nicht, ob KI Hollywood verändert – sondern wie.

Auf der einen Seite lockt eine nie dagewesene Demokratisierung: Jeder kann Filme machen, Kosten sinken, Kreativität sprüht. Auf der anderen Seite stehen die ganz realen Ängste vor Jobverlust, Dehumanisierung und dem Ausverkauf von Urheberrechten.

Die Antwort kann jedoch nicht sein, KI zu verteufeln – sondern sie klug zu integrieren. Als Werkzeug, nicht als Ersatz. Notwendig sind klare Standards: Wir brauchen einerseits Transparenz und Kennzeichnung. Jeder, der zuschaut, muss wissen, wann KI im Spiel ist. Andererseits benötigen wir Consent und faire Bezahlung. Kreative müssen zustimmen und entlohnt werden, wenn ihre Arbeit als Grundlage dient.

Wir stehen am Beginn einer neuen Ära, am ehesten vielleicht noch vergleichbar mit der Einführung des Tonfilms in den 1920ern. KI wird zum Sidekick des Regisseurs, der Ideen Wirklichkeit werden lässt. Aber das Herz, der Puls, die Seele der Geschichten – sie bleiben menschlich. Denn Algorithmen können zwar Daten neu arrangieren. Aber sie können nicht fühlen, nicht hoffen, nicht träumen. Und wo sollte Träumen Voraussetzung sein, wenn nicht in der Traumfabrik Hollywood?

Was ich persönlich glaube, was passieren wird? Wir werden zweierlei erleben: KIs, die wie aus der Stalinorgel geballert maßgeschneiderte Blockbuster abliefern. Damit wir die richtige Untermalung haben, während wir uns im Kinosessel die Bäuche mit Popcorn und Nachos mit Käse vollschlagen. 

Und es wird diejenigen geben, die die Kunst in den Vordergrund stellen. Die ungewöhnliche Story. Die kruden Charaktere. Den besonderen Moment. Das echte Gefühl. Und beides wird sein Publikum finden, davon bin ich überzeugt! 

Happy-End, jetzt Abblende und Abspann. Bleibt noch einen Moment sitzen, damit Ihr die Post-Credit-Scenes nicht verpasst. Tretet nicht ins Popcorn und kommt gut heim! Der nächste Kinoabend kommt bestimmt! 



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Sacred 2 Remaster: Aufpolierte deutsche ARPG-Kultur erscheint im November


Der Remaster des Action-Rollenspiels Sacred 2 erscheint am 11. November. Das hat der Publisher THQ Nordic jetzt öffentlich bekanntgegeben. Der Titel erscheint am selben Tag sowohl für den PC als auch für die Spielkonsolen PlayStation 5 und Xbox Series X|S.

Sacred 2 Remaster steht für eine technische Runderneuerung des Originals aus dem Jahr 2008. Nicht nur die Grafik wird aufpoliert, sondern auch die Benutzeroberfläche moderner gestaltet. Ferner sollen Kämpfe nun flüssiger verlaufen und eine „vollständige Controller-Unterstützung“ gebe es obendrein. Für den Remaster hat THQ Nordic ein neues Studio angeheuert: SparklingBit besteht aus Veteranen der Sacred-Serie, die jetzt wieder Rollenspiele entwickeln wollen.

Sacred 2 Remaster (Bild: THQ Nordic)

Der Remaster soll jedes Update und jede Erweiterung des Originals umfassen und kostet rund 20 Euro auf dem PC sowie rund 30 Euro als Konsolenfassung. Der Vertrieb erfolgt rein digital, eine Version mit physischem Datenträger wird es also nicht geben.

Zur Handlung von Sacred 2

Als einer von sechs Helden retten Spieler in Sacred 2 die Welt von Ancaria. Genretypisch besiegen Spieler dazu Monster und andere miese Kreaturen, um ihren Charakter mithilfe neuer Ausrüstung und Fähigkeiten zu verbessern. Angesiedelt ist das Geschehen in einem ewigen Kampf zwischen „Licht“ und „Dunkelheit“, in dem eine neue Energiequelle Chaos stiftet.

Aufgrund ähnlicher Ansätze wurde Sacred 2 seinerzeit auch als das „deutsche Diablo“ bezeichnet.



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