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Handheld-Konsolen im Überblick: Nintendo Switch 2 vs. Steam Deck, Rog Ally & Co.
Nintendo Switch 2, Steam Deck oder Rog Ally: Es gibt immer mehr Gaming-Handhelds, die sich bei der Hardware unterscheiden, aber auch im Spielangebot.
Seit Erscheinen des ersten Gameboys sind Gaming-Handhelds nicht mehr wegzudenken. Mit dem Produktionsstopp des Nintendo 3DS endete jedoch die Ära der traditionellen Handhelds. Abgelöst wurden sie von der Hybrid-Konsole Nintendo Switch, Handheld-PCs sowie Smartphones. Neben Valve mit dem Steam Deck steigen auch andere Unternehmen wie Asus Rog, MSI und Lenovo in den Ring und bieten ihre ganz eigene Version des Gaming-Handheld-PCs an. Wenn das alleine nicht schon die Wahl erschwert, kommen noch unterschiedliche Betriebssysteme und Spielangebote hinzu.
Gaming-Handhelds mit Windows und Linux
Gaming-Handhelds mit vollwertigen Desktop-Betriebssystemen sind eine spannende Schlagrichtung. Dabei handelt es sich um vollständige PCs im handlichen Format. Dank regulärer Desktop-Oberfläche lassen sie sich sogar als Desktop-Ersatz nutzen, was die möglichen Anwendungsfelder deutlich erweitert. So kann man die Geräte entweder direkt oder per Dock an einen Monitor stecken und wie einen Mini-PC (Bestenliste) verwenden. Das geht sowohl mit den Windows-Geräten Asus ROG Ally (Test bei heise online) und GPD Win 4 (Testbericht), als auch mit dem Steam Deck von Valve. Letzteres läuft jedoch nicht mit Windows, sondern Linux. Anders als bei der Switch und der Switch 2 lassen sich so auch offiziell andere Programme installieren.
Im Falle des Steam Decks steht ein Großteil der Spielebibliothek von Valves Plattform Steam über die Schnittstelle Proton zur Verfügung. Wer prüfen möchte, ob das Spiel der Wahl unter Proton läuft, kann die Kompatibilität auf der Protondb-Seite prüfen oder bei Steam direkt nach Steam Deck-kompatiblen Games suchen. Wer bei Steam eingeloggt ist, kann sich auch direkt anzeigen lassen, welche Spiele der eigenen Bibliothek Steam-Deck-kompatibel sind. Es gilt hier allerdings zu beachten, dass Valves Bewertungssystem: Deck Verified, Playable und Unsupported nur Aussagen darüber trifft, ob das Spiel auf dem Steam Deck läuft, nicht wie gut es läuft. Die Bewertung zieht in Betracht, ob das Spiel die Eingabemethoden des Handhelds erkennt, die Bildwiedergabe problemlos ist und ob es generell unter Proton läuft. Die Auflösung des Handhelds liegt bei HD, also 1280 × 720 Pixeln. Valve nutzt dabei seine eigens entwickeltes SteamOS mit einem KDE-Desktop. Die aktuellste Version nutzt eine Arch-Linux-Basis, wohingegen frühere Versionen noch auf Debian aufsetzten. Die Benutzeroberfläche ist dabei an die Steuerung mit dem Controller angepasst und am ehesten mit dem Big-Picture-Mode von Steam auf dem PC zu vergleichen. Neben dem Steam Deck läuft auch das Lenovo Legion Go S unter SteamOS.
Windows als Betriebssystem hat noch einmal den Vorteil, dass Launcher wie Epic und Battle.net ohne Umwege installierbar sind. Zwar gibt es Epic über den Heroic Games Launcher, wo sich die Spiele recht einfach herunterladen und nutzen lassen. Fortnite als Beispiel läuft aber auf dem Steam Deck und anderen Linux-Systemen bisweilen nicht, da es eine tief ins System eingreifende, nur für Windows verfügbare Anti-Cheat-Software einsetzt. So ergeht es auch anderen Spielen, wie Destiny 2. Von Cities Skylines 2 über Civilization bis zu Counter Strike oder The Witcher 3: Wild Hunt laufen aber schon sehr viele Titel unter Linux.
Handhelds wie ROG Ally und MSI Claw hingegen setzen auf Windows. Während man damit natürlich die maximale Kompatibilität mit Games und anderer Software hat, ist Windows als Betriebssystem rechenintensiver als Linux. So büßt man etwas von der Rechenleistung des Gaming-Handhelds ein. Zudem ist auch die Akkulaufzeit geringer. So bekam Youtuber Dave2D in seinem Video über das Legion Go S, das sowohl mit Windows als auch mit Steam OS angeboten wird, interessante Ergebnisse: Während im Windows-Betrieb beim Zocken des Spiels Hades nach zwei Stunden Schluss war, lief es unter Linux noch weitere zwei Stunden.
Im Gegensatz zur angepassten Oberfläche des SteamOS läuft bei den Windows-Handhelds das ganz reguläre Windows 11 Home. Man navigiert und bedient das Gerät also genau so, wie man einen regulären (Desktop-)PC bedienen würde.
Für welches Betriebssystem man sich am Ende entscheiden sollte, hängt mehr oder weniger von der eigenen Präferenz ab. Möchte man wirklich so ziemlich die gesamte Spielebibliothek vom PC auch fernab von Steam mit so wenig Aufwand wie möglich nutzen können, wählt man einen Handheld, der mit Windows läuft. Der Vorteil bei Linux ist natürlich, dass es sich um ein Open-Source-OS handelt, was seine eigenen Vorzüge mit sich bringt.
Gaming-Handheld-PCs im Vergleich
Die Wahl zum richtigen Handheld wird einem nicht leicht gemacht: Es reicht ja schon, dass die Hardware von Hersteller zu Hersteller unterschiedlich ist, allerdings gibt es für die meisten Handhelds auch unterschiedliche Versionen des gleichen Produkts. Da den Überblick zu behalten, ist nicht leicht. Nachfolgend gehen wir auf die Modelle des Steam Decks, des Rog Ally, des Lenovo Legion Go und des MSI Claw ein.
Beim Steam Deck ist es noch verhältnismäßig einfach, die Produkte voneinander zu unterscheiden, denn die Rechenleistung ist mehr oder weniger identisch. Ursprünglich nur als LCD-Variante erschienen, gibt es für das Steam Deck mittlerweile auch eine OLED-Version. Das mit 7,4 Zoll leicht größere Display hat eine Bildwiederholfrequenz von 90 anstatt 60 Hz. Zusätzlich steckt im Steam Deck OLED ein stärkerer 50-Wh-Akku, der die Betriebszeit ein gutes Stück verbessern soll. In der LCD-Variante ist es ein 40-Wh-Akku. Auch der Wi-Fi-Standard ist mit Wi-Fi 6E moderner als das beim Steam Deck LCD verwendete Wi-Fi 5. Ansonsten unterscheiden sich die Modelle auch in Bezug auf die Speicherkapazität der SSD. Die LCD-Variante gibt es ausschließlich mit 256 GB, während die beiden OLED-Modelle mit 512 GB und 1 TB deutlich mehr Platz für Spiele bieten. Eine genaue Auflistung der technischen Daten aller drei verfügbaren Modelle folgt:
Das Angebot von Asus Rog beinhaltet die Handhelds Rog Ally und Rog Ally X. Am 16. Oktober 2025 erscheinen zusätzlich noch die Handhelds Rog Xbox Ally und Rog Xbox Ally X, die in Zusammenarbeit mit Xbox entstanden sind. Im Gegensatz zum Steam Deck unterscheiden sich die Varianten hier tatsächlich durch unterschiedlich starke Hardware. Das Einsteigermodell Rog Ally hat eine schwächere CPU (AMD Ryzen Z1 statt Ryzen Z1 Extreme), eine schwächere Grafikeinheit (iGPU mit 4 CU bei 2,8 GHz statt 12 CU bei 2,7 GHz), weniger RAM (16 statt 24 GB) und weniger Festplattenspeicher (512 GB statt 1 TB) als die aufgemotzte Ally X. Selbiges Bild zeichnet sich auch bei der neu erscheinenden Xbox Ally und Xbox Ally X ab. Hier die ausführliche Gegenüberstellung der vier Modelle:
MSIs Angebot rund um die Claw-Handhelds zeichnet sich ebenfalls durch unterschiedlich starke Geräte aus – wobei ein Update der Hardware 2025 in Form der Claw A8 auf den Markt kam. Der wohl bedeutendste Unterschied zwischen diesem und den anderen Modellen ist der Umstieg von Intel auf AMD. Während die Modelle Claw 7 AI+ und 8 AI+ noch mit Intel-Core-7-Ultra-Prozessoren und einer Intel Arc Graphics iGPU ausgestattet sind, steckt in der Claw A8 ein AMD Ryzen Z2 Extreme sowie eine Radeon Graphics iGPU mit 12 CU. Alle Daten auf einen Blick:
Ursprünglich 2023 mit dem Lenovo Legion Go erschienen, kam 2025 mit dem Lenovo Legion Go S eine leistungstechnisch abgespeckte und kompaktere Version auf den Markt, die in der teureren Variante mit mehr RAM aufwartet (32 GB statt 16) dafür aber mit schwächerem Prozessor (AMD Ryzen Z2 Go statt Ryzen Z1 Extreme) ausgestattet ist. Spannend ist, dass es die Legion Go S sowohl mit Windows 11 als auch mit SteamOS zu kaufen gibt. Wie weiter oben bei Betriebssystemen schon angesprochen, zeichnet sich die Linux-Version des Go S teils durch eine wesentlich bessere, teils verdoppelte Akkulaufzeit aus. Ein Update des 2023er-Modells genannt Legion Go 2 wartet indes mit stärkerem Ryzen Z2 Extreme Prozessor auf und doppelt so viel RAM wie das Vorgängermodell (32 GB statt 16). Auch der Akku ist mit 74 Wh statt 49,2 Wh deutlich stärker. Alle Modelle gibt es zudem mit den SSD-Speicherkapazitäten 512 GB und 1 TB, die Legion Go 2 hat sogar 2 TB SSD-Speicher.
Hybrid-Konsole Nintendo Switch 2
Den Handheld-PCs steht die Nintendo Switch 2 (Testbericht) als traditionelle Konsole gegenüber. Die zwei größten Unterschiede zum Rest der Gaming-Handheld-Front stellen das Spielangebot und das geschlossene Ökosystem dar. Während die Hersteller von PC-Handhelds vorrangig nur die Hardware stellen (mit Ausnahme von Valve), liefert Nintendo auch die Spiele für die eigene Konsole. Daraus resultiert, dass die Nintendo Switch 2 offiziell nur Games abspielen kann, die von Nintendo selbst oder von Third-Party-Publishern und -Entwicklern für die Konsole entwickelt wurden. Während das natürlich deutlich mehr Einschränkungen im Software-Angebot bedeutet, muss im Umkehrschluss allerdings auch nur ein System bei der Entwicklung und Optimierung des Spiels berücksichtigt werden (Third-Party-Publisher meist ausgenommen). Das führt häufig dazu, dass das Spiel die zur Verfügung stehende Hardware optimal ausnutzt. Bei Handheld-PCs ist es genau andersherum. Da PCs in unterschiedlichsten Konfigurationen existieren, können Entwickler nicht jede Eventualität abdecken und so ist es nicht garantiert, dass ein Spiel auf Handheld-PC A genauso gut läuft wie auf Handheld-PC B.
Weil Nintendo sowohl die Konsole produziert, als auch die Spiele physisch und digital verbreitet, ist man als Kunde mehr oder weniger der von Nintendo festgelegten Preispolitik ausgeliefert. Bei Handheld-PCs sieht das Ganze schon anders aus. Neben der Hauptanlaufstelle Steam gibt es unzählige Drittanbieter von Spielekeys sowie andere Plattformen wie GOG, Epic und Battle.net, wodurch sich auch deutlich mehr und bessere Angebote entwickeln. Zudem gilt, wie immer, wenn es um Nintendo geht: Wer Nintendo-Spiele spielen möchte, muss sich eine Nintendo-Konsole zulegen. Games wie Pokémon, Zelda und Mario Kart gibt es (mit Ausnahme von speziellen Smartphone-Ablegern) nur auf Nintendo-Hardware.
Sonstige Handhelds
Neben Handhelds mit Desktop-Betriebssystemen gibt es auch Geräte, mit denen man über eine Konsole im Heimnetzwerk oder die Cloud zocken kann. Hier wird die Hardwareleistung in beiden Fällen also auf einem anderen Gerät erbracht. Der Handheld fungiert dabei als Eingabefeld und ist auf eine Internetverbindung angewiesen. So ist das beispielsweise beim Logitech G Cloud, dem Razer Edge und Playstation Portal. Letzteres benötigt eine laufende PS5, um das Spiel abspielen zu können. Das Razer Edge und das G Cloud basieren hingegen auf einem Android-Betriebssystem, womit man hauptsächlich Spiele aus dem Playstore zocken kann sowie Spiele aus der Cloud, etwa über Xbox Game Pass oder Geforce Now.
Zubehör
Wenn es um Zubehör geht, hört es mit der Vielfalt nicht auf. So kann man sich externe Controller anschaffen, die eine angenehmere Haptik aufweisen. Mit vielen Geräten kompatibel ist etwa der Xbox-Controller, der sich nicht nur an der Xbox Series X (Testbericht) oder Xbox Series S (Testbericht), sondern auch an jedem Windows-Gerät per Kabel nutzen lässt. Zudem ist damit das Xbox-Cloud-Gaming möglich, das über den Browser oder die Xbox-App abgerufen wird. Dies funktioniert zum Beispiel auch an Chromebooks (Ratgeber).
Nintendo hingegen kocht mit den Joy-Cons sein eigenes Süppchen. Alternativ gibt es den Nintendo Switch Pro Controller für ein traditionelleres Feeling. Man kann aber auch Produkte von Drittanbietern nutzen.
Überdies gibt es nachrüstbare Gamepads für Smartphones, mit denen man das vorhandene Handy in ein Gaming-Device mit Joysticks verwandeln kann. Dazu gehört unter anderem das Razer Kishi V2, womit sich Android-Geräte ausrüsten lassen. Für besonders starke Geräte, die also potenziell recht heiß werden, gibt es zudem ansteckbare Lüfter.
Fazit
Der Markt für Gaming-Handhelds ist um einiges gewachsen. Dabei ist man nicht mehr auf die größeren und schweren Gaming-Laptops angewiesen, sondern kann auch bereits mit kleinen Handhelds, wie dem Steam Deck, gut unterwegs zocken. Dank der Leistungssprünge bei integrierten Grafikeinheiten und Optimierungsmöglichkeiten innerhalb der Handhelds lassen sich so auch grafisch anspruchsvolle Spiele unterwegs zocken.
Das Steam Deck und die Nintendo Switch 2 sind echte Dauerbrenner unter den mobilen Konsolen. Die Beliebtheit des Steam Decks zeigt auch: Die Hürden von Linux-Gaming werden allmählich kleiner, sind aber für manche Szenarien und Games nach wie vor existent. Insbesondere einige Spiele mit Anti-Cheat-Software, wie Fortnite oder Call of Duty sind derzeit nicht unter Linux lauffähig. Dank Valves Proton-Kompatibilitätsschicht laufen aber immer mehr Steam-Games auch unter dem Open-Source-OS.
Insgesamt ist auf den 7 bis 8 Zoll großen Displays der Handhelds auch die geringe Auflösung von Full-HD oder HD nicht allzu schlimm, da eine viel kleinere Fläche befüllt werden muss. Dieselbe Menge an Pixeln ist somit auf kleinerem Raum untergebracht, was die Pixeldichte und damit die Schärfe erhöht.
Zubehör sollte man ebenso nicht außer Acht lassen. So kann man mit wenig Aufwand den Gaming-Handheld in einen stationären PC verwandeln oder per externen Controller bedienen.
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Freie Alternative zu Google und Apple: Free Software Foundation plant LibrePhone
Die Free Software Foundation ist am 4. Oktober 40 Jahre alt geworden. Im Zuge der Feierlichkeiten hat die FSF-Geschäftsführerin Zoë Kooyman mit dem LibrePhone Projekt eine neue Initiative angekündigt, die eine Alternative zu den dominierenden Mobile-Plattformen von Apple und Google erschaffen soll. Ziel sei es, eine Plattform zu entwickeln, die „full computing freedom“ für mobile Geräte bieten soll.
Laut der FSF soll das LibrePhone Projekt in Partnerschaft mit Rob Savoye entstehen. Der Entwickler arbeitet seit den 1980er Jahren an freier Software, war Chef-Entwickler des freien Flash-Players Gnash. Zudem hat er an einer Reihe von Projekten wie der GNU-Toolchain, GCC (GNU Compiler Collection), GDB, Cygwin, Debian und Red Hat Code mitgearbeitet.
„Da das Mobiltelefon heute so allgegenwärtig ist, sind wir sehr begeistert von LibrePhone und glauben, dass es das Potenzial hat, Softwarefreiheit für viel mehr Nutzer auf der ganzen Welt zu ermöglichen“, heißt es im Blogbeitrag der FSF.
Wenige Details
Die Ankündigung zum neuen Projekt liefert wenige Details, jedoch dürfte klar sein, dass ein solches Projekt nach den strengen FSF-Prinzipien freier Software entwickelt wird. Laut FOSS News soll mit dem LibrePhone Projekt „eine vollständig offene mobile Plattform von Grund auf neu“ entwickelt werden.
Auf Hackernews schreibt Nutzer „disjunct“ derweil, dass im Livestream der Veranstaltung erklärt wurde, dass Rob Savoyes Arbeit daraus bestehen soll, „das freieste Android-ROM und -Telefon“ zu finden und die proprietären Komponenten gemäß den Standards der FSF rückentwickelt. Das könnte bedeuten, dass ein LibrePhone auf Googles AOSP basieren dürfte; einen freien App-Store gäbe es mit F-Droid auch schon.
Damit müsste die FSF das Rad nicht neu erfinden, jedoch haben Custom-ROM-Entwickler derzeit arge Probleme mit der Art, wie Google das AOSP behandelt. So hält Google etwa Device-Trees seiner Pixel-Geräte zurück, was die Entwicklung von Custom ROMs einfach gestaltete. Zudem hat Google die Android-Sicherheitspatch-Strategie von monatlichen Zyklen auf ein „Risk Based Update System“ geändert und liefert damit nur noch quartalsweise umfangreiche Patches.
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Das LibrePhone-Projekt ist nicht der erste Anlauf, ein freies mobiles Betriebssystem zu entwickeln. Schon 2010 kündigte die FSF mit „Replicant“ ein eigenes Custom ROM an, das offenbar weiter existiert, jedoch nie große Verbreitung fand.
(afl)
Künstliche Intelligenz
Anbindung ans Gesundheitsnetz und Co.: Womit Ärzte zu tun haben
Die Telematikinfrastruktur (TI) soll Praxen, Apotheken und Kliniken sicher vernetzen, Verwaltungsprozesse vereinfachen und Behandlungen effizienter machen. In der Praxis zeigt sich jedoch, dass zwischen Anspruch und Alltag oft eine deutliche Lücke bleibt. Allein im September gab es zahlreiche Störungen, die die Arbeit der Ärzte behindert haben.
In den kommenden Wochen steht den Ärzten und Apothekern noch eine weitere große technische Herausforderung bevor, nämlich die Umstellung der kryptografischen Verfahren in der Telematikinfrastruktur von RSA auf ECC (Elliptic Curve Cryptography). Grund dafür sind laut Gematik „europarechtliche Vorgaben“, die verlangen, dass Komponenten der TI – darunter unter anderem Konnektoren, Heilberufsausweise (eHBA), Institutionskarten (SMC-B) – das neue Verfahren unterstützen müssen.
Da die verbleibende Zeit bis zur Umstellung knapp ist und noch zahlreiche Karten und Konnektoren getauscht werden müssen, warnen die Gematik und IT-Dienstleister bereits vor möglichen Lieferengpässen und längeren Bearbeitungszeiten. Ärztinnen und Ärzte sollten sich daher frühzeitig mit ihren IT-Anbietern in Verbindung setzen, um zu prüfen, ob ihre Praxis-Hardware von der Umstellung betroffen ist. Neue eHBAs sollten idealerweise spätestens bis zum 1. Dezember 2025 vorliegen, um einen reibungslosen Betrieb zu garantieren – SMC-Bs und gerätespezifische Sicherheitsmodulkarten (gSMC-KT-Karten) können übergangsweise erstmal noch weiter genutzt werden.
Wir haben mit einem niedergelassenen Arzt, Dr. Marius Martin, gesprochen, der die TI seit Jahren nutzt, und mit seinem Bruder, Diplom-Informatiker Marcus Dromowicz, der ihn bei der IT in der Praxis unterstützt. Im Gespräch berichten die beiden, welche digitalen Prozesse inzwischen gut funktionieren – und wo technische Hürden, hohe Kosten und organisatorische Reibungsverluste den Praxisbetrieb noch bremsen.
Marius Martin (links) ist Kinderchirurg, Allgemeinmediziner, Rettungsmediziner und Palliativmediziner. Sein Bruder Marcus Dromowicz ist Software-Entwickler und unterstützt ihn bei der Anbindung an die Telematikinfrastruktur.
(Bild: Privat)
Welche Vorteile gibt es mit der TI?
Marius Martin: Das E-Rezept – nachdem es flüssig funktionierte – war schon eine Erleichterung, da Rezepte ausgestellt werden konnten, ohne dass die Patienten persönlich in die Praxis kommen mussten – gerade in Zeiten der Corona-Pandemie war das ein großer Vorteil.
Welche Schwierigkeiten sind Ihnen im Laufe der Zeit begegnet?
Martin: Das größte Problem war zunächst, dass die gesamte TI extrem langsam war. Teilweise ließ e sich gar nicht bedienen. Besonders betroffen war ein Zusatzmodul zur Dokumentenorganisation. Dort reagierte zum Beispiel das Hochladen von Bildern überhaupt nicht mehr. Wir wussten lange nicht, ob das am PC, am Server, an falschen Einstellungen oder tatsächlich an der TI lag.
Außerdem reagierte das PVS-System sehr langsam und stürzte regelmäßig ab. Leider fühlte sich der zuständige IT-Dienstleister nicht wirklich verantwortlich, sodass wir uns letztlich entschieden haben, eine externe Drittfirma für den Telematik-Support fest zu beauftragen. Mit diesen läuft die Unterstützung deutlich zuverlässiger.
E-Rezepte und elektronische Arbeitsunfähigkeitsbescheinigungen konnten häufig nicht versendet werden. Das führte dazu, dass wir am Abend zahlreiche Untersuchungen nachtragen mussten und die Patientinnen und Patienten in der Zwischenzeit nur handschriftliche Rezepte erhielten. Der zusätzliche Arbeitsaufwand war enorm.
Marcus Dromowicz: 2021 haben wir im Zuge einer Praxisübernahme, bei der ein Kollege ausgeschieden ist, gleich einen Serverwechsel gemacht. Dafür haben wir rund 8000 Euro in neue Hardware investiert und auch einen externen IT-Dienstleister hinzugezogen. Leider stellte sich heraus: Mit der neuen Hardware wurde es nicht wirklich besser. Das System blieb weiterhin relativ langsam.
Und wie lief es damals mit dem Konnektortausch?
CGM wollte den Austausch vornehmen, da die Zertifikate abliefen. Das sollte 2800 Euro kosten. Da wir ohnehin schon unzufrieden waren, haben wir uns für die Alternative „Konnektor in der Cloud“ entschieden. Anfangs gab es Probleme, weil sich Anbieter gegenseitig den schwarzen Peter zugeschoben haben. Mittlerweile läuft es stabiler – auch durch den Wechsel auf einen leistungsfähigeren Server.
Haben Sie die TI-Komponenten in Ihrer Praxis schon auf die neue Verschlüsselung (ECC) umgestellt?
Unsere Hauptkarte ist bereits kompatibel, bei einer zweiten Karte hoffen wir ebenfalls darauf. Auch elektronische Heilberufsausweise (eHBA) haben wir neu bestellt. Lediglich die gSMC-KT-Karten in den Behandlungszimmern laufen nächstes Jahr ab und müssen ausgetauscht werden. Ich hoffe, dass wir den Tausch selbst übernehmen können, ohne dass es wieder wochenlange Störungen gibt.
Gab es beim Kartentausch Schwierigkeiten?
Dromowicz: Ja, mit der SMC-B-Karte (Sicherheitsmodulkarte Typ B). Die wurde auf den ausgeschiedenen Kollegen registriert – mit dessen E-Mail- und sogar Privatadresse, obwohl wir nachweislich korrekte Daten eingetragen hatten. Dadurch landeten alle Aktivierungs-Mails bei ihm. Die Bundesdruckerei beziehungsweise D-Trust sagte dann, die Stammdaten in der Datenbank seien endgültig und nicht änderbar. Man bot uns nur die Aktivierung vor Ort an, was aber absurd war. Wir haben die fehlerhafte Karte inzwischen storniert – trotz bereits verschickter Mahnungen. Das sind aber nicht die einzigen Probleme.
Welche gibt es denn noch?
Martin: Bei den mobilen Kartenlesegeräten funktioniert zum Beispiel nicht einmal der Einschaltknopf zuverlässig. Um das Gerät zu starten, muss man häufig den Deckel auf der Rückseite abnehmen und die eHBA-Karte neu einsetzen. Außerdem ist der Batterieverbrauch hoch – lässt man sie im Gerät, sind sie innerhalb von zwei Tagen tatsächlich entladen.
Besonders ärgerlich war es außerdem, dass eines der mobilen Kartenlesegeräte von Ingenico nach einem eingespielten Upgrade nicht mehr funktionierte. Um mit neuen Praxisausweisen und elektronischen Heilberufsausweisen zusammenzuarbeiten, müssen diese mobilen Geräte aktualisiert werden. Eins unserer Kartenlesegeräte lieferte während des Flash-Upgrades einen Signatur-Fehler und brach das Update ab. Obwohl es nach dem Einschalten den Update-Vorgang erneut starten will und auch unsere Admin-PIN noch erkennt, kommt es jedes Mal zum gleichen Fehler.
Dromowicz: Gerade gibt es auch das nächste Problem. Eine Webanwendung eines weiteren Anbieters funktioniert gerade nicht, die wir allerdings für den gSMC-KT-Kartentausch benötigen. Darüber müssen die neuen Karten mit den Lesegeräten gekoppelt werden. Da wird die Zeit auch allmählich knapp.
Stürzen die denn inzwischen weniger häufiger ab?
Dromowicz: Das Einlesen der Versichertenkarten hat teilweise 10 bis 20 Sekunden gedauert. Klingt nicht viel, summiert sich aber bei jeder Patientin und jedem Patienten enorm. Außerdem kam es oft vor, dass Kartenlesegeräte komplett ausfielen. Dann blieb uns nur, das Gerät aus- und wieder einzustecken, was immer wieder Zeit kostete. Die Aufsätze „Orga Protect“ halfen auch nicht viel. Diese Schwierigkeiten gibt es überall. Viele Praxen kämpfen mit ähnlichen Problemen – lange Laufzeiten, Inkompatibilitäten, überteuerte Hardware oder ausbleibender Support. Wir sind da also bei Weitem kein Einzelfall.
Reicht die TI-Pauschale eigentlich für all diese Kosten?
Martin: Die Pauschalen der KV sind in der Regel so kalkuliert, dass sie die reinen Anschaffungskosten abdecken. Was jedoch nicht berücksichtigt wird, ist der erhebliche Aufwand für die Einrichtung und Wartung. Die Techniker benötigen meist deutlich mehr Zeit als geplant, und diese zusätzlichen Kosten werden weder erstattet noch übernommen.
(mack)
Künstliche Intelligenz
Friedensnobelpreis für Venezolanerin María Corina Machado
Der Friedensnobelpreis geht nicht an US-Präsident Donald Trump, sondern an die Politikerin María Corina Machado aus Venezuela. Sie wird damit „für ihren unermüdlichen Einsatz für die demokratischen Rechte des venezolanischen Volkes und für ihren Kampf für einen gerechten und friedlichen Übergang von Diktatur zur Demokratie“ ausgezeichnet, wie das norwegische Nobelkomitee in Oslo verkündete. Die venezolanische Oppositionsführerin Machado gilt als entschiedene Widersacherin des autoritären Präsidenten Nicolás Maduro.
Wichtigster politischer Preis der Welt
Der Friedensnobelpreis gilt gemeinhin als die wichtigste politische Auszeichnung der Erde. Trump hatte in den vergangenen Wochen immer wieder betont, man möge ihm den Preis zusprechen. Unter anderem vor der UN-Vollversammlung in New York führte er im September an, innerhalb von nur sieben Monaten sieben Kriege beendet zu haben. „Jeder sagt, dass ich den Friedensnobelpreis für jede einzelne dieser Errungenschaften bekommen sollte“, meinte er.
Noch dazu konnte Trump in dieser Woche einen ersten Durchbruch bei den indirekten Verhandlungen zur Beilegung des Gaza-Kriegs zwischen Israel und der islamistischen Hamas verkünden. Das dürfte ihn in seinen Ambitionen weiter bestärkt haben.
Was gegen Trump sprach
Friedensforscher glaubten vorab nicht an eine Preisvergabe an Trump – auch weil ihrer Ansicht nach keiner der sieben von ihm genannten Konflikte wirklich nachhaltig gelöst worden ist. Auch bei Trumps Plan für Gaza ist trotz des Durchbruchs unklar, ob er dauerhaften Frieden bringen wird.
Watne Frydnes hatte in der Zeitung „Verdens Gang“ durchblicken lassen, dass die Entscheidung zum diesjährigen Preisträger bereits am Montag gefallen sei – mehrere Tage vor Bekanntwerden des Gaza-Deals.
Kritiker halten Trump vor, die regelbasierte internationale Zusammenarbeit auf Basis multilateraler Verträge, Abkommen und Werte zu untergraben. Gegen Trump sprach außerdem die Nominierungsfrist: Die lief Ende Januar ab – zu dem Zeitpunkt war Trump erst elf Tage offiziell im Amt. Dass er rechtzeitig für den diesjährigen Preis nominiert worden ist, ist alles andere als sicher.
Deutlich mehr Nominierte als im Vorjahr
Nach Angaben des Nobelkomitees sind für den Friedensnobelpreis in diesem Jahr 338 Kandidaten nominiert worden, darunter 244 Einzelpersonen und 94 Organisationen. Insgesamt waren das 52 Nominierte mehr als im Vorjahr. Wer dazu gehört und wer den entsprechenden Kandidaten vorgeschlagen hat, wird in der Nobelwelt stets 50 Jahre lang geheim gehalten.
Im vergangenen Jahr war die japanische Friedensorganisation Nihon Hidankyo mit dem Nobelpreis ausgezeichnet worden. Die Organisation von Überlebenden der Atomwaffenabwürfe auf die Städte Hiroshima und Nagasaki wurde für ihre auf Zeitzeugenaussagen beruhenden Bemühungen um eine atomwaffenfreie Welt geehrt.
Endspurt im Nobelpreis-Reigen
Mit der Kür des Friedensnobelpreisträgers erreicht die Woche der Nobelpreis-Bekanntgaben alljährlich ihren Höhepunkt. In den vergangenen Tagen wurden bereits die Preisträger in den Kategorien Medizin, Physik, Chemie und Literatur verkündet. Am Montag folgt zum Abschluss noch die Auszeichnung in Wirtschaftswissenschaften. Die Nobelpreise werden traditionell in Stockholm vergeben, die Ausnahme bildet der Friedensnobelpreis in Oslo.
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Auch in diesem Jahr sind die Nobelpreise erneut mit elf Millionen schwedischen Kronen pro Kategorie dotiert – umgerechnet entspricht das rund einer Million Euro. Feierlich überreicht werden die prestigeträchtigen Auszeichnungen traditionell am 10. Dezember, dem Todestag des schwedischen Dynamit-Erfinders und Preisstifters Alfred Nobel (1833-1896).
(mho)
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