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Intels Quartal analysiert: Magdeburg gestrichen, 14A auf Messers Schneide, SMT-Revival


Intels Quartal lässt sich in vielerlei Hinsicht lesen. Fest steht eins: Es wird erst einmal nicht leichter. Und während die einen zumindest etwas Optimismus versprühen wollen, herrscht andernorts großer Pessimismus. Intel selbst würzt mit einer ungewohnten Prise Realismus. Die Fertigung steht auf Messers Schneide.

Die erste Euphorie ist verfolgen

Sind Intels Zahlen aktuell überhaupt wichtig“, fragte ein Analyst bereits zu Beginn der Woche mit Ausblick auf die Intel-Quartalszahlen. Und nein, eigentlich nicht. Die Hoffnung in neue, zügig verfügbare Produkte, die das Ruder herumreißen, gibt es nicht. Auch die Entlassungen, bisher mit 4.000 bis 6.000 Stellen beziffert, sind der Börse noch immer viel zu wenig. Aber es werden mehr, deutlich mehr: Auf letztendlich nur noch 75.000 Stellen will Intel herunter.

Auch die erste Euphorie, die mit der Einstellung des neuen Intel-CEOs Lip-Bu Tan aufkam, nachdem Pat Gelsinger überraschend Ende November 2024 gefeuert wurde, ist verflogen. Denn zwar werden nun Stellen gestrichen, doch einen richtig neuen Kurs gab bisher weiterhin eher nicht. Vielmehr wurden viele Ansätze weiterverfolgt, die Gelsinger zuvor ausgelegt hatte. Damit wird aber auch schnell klar, dass sich in den nächsten zwei Jahren vermutlich eher wenig bewegen wird.

Klare Ansagen vom neuen CEO

In der Nacht gab es zumindest in einigen Punkten endlich klare Worte:

  1. Weitere Entlassungen bis hinunter auf 75.000 Angestellte (Dezember 2024: 108.900)
  2. Fab-Pläne in Deutschland (Magdeburg) und Polen endgültig gestrichen, Costa Rica kein Testzentrum, Ohio baut noch langsamer
  3. SMT-Revival (Hyper-Threading) in CPUs, da sonst nicht konkurrenzfähig
  4. Wenn Intel 14A nichts wird, ist die Fertigung Geschichte

Jobabbau auf 75.000 Stellen

Intel-CEO Lip-Bu Tan wandte sich in einem Brief nicht nur an die Angestellten. Ihm zufolge sind nun die ersten Schritte in die richtige Richtung erfolgt. Der gesamte Personalbestand werde geprüft, jede Position. Und dabei werden viele Leute ihren Job verlieren. Intel spricht zwar nur von Entlassungen von rund 15 Prozent, der anvisierte Stand von 75.000 Mitarbeitern entspricht aber eher 25, 30 oder 35 Prozent, je nachdem, welche Ausgangsmarke genommen wird. Ab September gilt zudem wieder die Büropflicht („return to office“). Ende Dezember 2024 hatte Intel noch 108.900 Angestellte – also 33.900 mehr.

As mentioned in our Q1 earnings call, we need to right size and scale back the company while ensuring that we are retaining our best internal talents and hiring the best external talents from industry and universities. During Q2, we completed the majority of the actions needed to achieve our year end target of 75,000 employees.

These were hard but necessary decisions, and we reduced management layers by approximately 50% in the process. We are on track to implement our return to office mandate starting September.

Lip-Bu-Tan, Intel-CEO

Fabrik-Pläne überarbeitet, Deutschland und Polen sind draußen

Dass dabei auch die Fabrikpläne für Deutschland und Polen hinten runter fallen würden, war absehbar, da bereits im Herbst letzten Jahres viele der daran Beteiligten gegangen sind. Die Projekte waren offiziell pausiert. Nun ist es jedoch Schwarz auf Weiß besiegelt: Es wird keine Intel-Fabrik in Deutschland und kein Packaging-Komplex in Polen geben.

In einem von Intels Stammsitzen, in Costa Rica, soll zudem das Testen und Packaging beendet werden. Dies werden in Zukunft nur noch in Vietnam und Malaysia vollzogen. Costa Rica soll als Intel-Einrichtung aber erhalten bleiben, in welchem Umfang, dürften die kommenden Jahre zeigen.

Und auch Intels größtes Projekt, die Fabs in Ohio, werden noch langsamer gebaut als zuletzt schon. Denn wenn nicht absehbar ist, dass 14A Kunden anzieht, braucht es diese eventuell gar nicht.

Allgemein betrachtet sieht Tan die Fabriken bei Intel jetzt als viel zu fragmentiert an, auch wurden die Pläne viel zu schnell verfolgt. Erstmals wird deutliche Kritik am Vorgänger Gelsinger laut.

Unfortunately, the capacity investment we make over the last several years were well ahead of demand and were unwise and excessive. Our factory footprint has become needlessly fragmented.

Lip-Bu Tan, Intel-CEO

Intel 14A kann das Todesurteil für die Fabs (und Intel) sein

Nach den Rückschlägen bei Intel 20A und Intel 18A steht Intel vollends mit dem Rücken zur Wand. Intel 14A ist zum Erfolg verdammt, sonst ist die modernste Halbleiterfertigung bei Intel Geschichte – das sagt jetzt erstmals auf der Konzern selbst. Dafür muss die Fertigungsstufe aber zwingend externe Kundschaft gewinnen, allein kann dies Intel finanziell nicht stemmen.

If we are unable to secure a significant external foundry customer for Intel 14A, our next generation semiconductor manufacturing process technology, we may pause or discontinue our pursuit of next generation leading-edge process technologies, which may have significant strategic business, financial, operational and reputational risks and repercussions.

Intel

Die Aufgabe von Intel 14A hätte weitere massive Auswirkungen auf den ganzen Konzern. Massive weitere Entlassungen wären die Folge, weitere Fabrikprojekte wie das in Ohio und andere würden beendet.

If we were to pause or discontinue the design, development, and manufacturing of Intel 14A and other next generation leading-edge nodes, we would expect to incur significant material impairments with respect to foundry assets that may impact our results of operations. For example, we would likely discontinue the new leading-edge fabrication facilities we are building in Ohio. We also would expect to incur additional costs and expenses as we wind down other projects and facilities and reduce headcount.

Intels Fertigung würde bei einem Fehlschlag bei Intel 18A-P quasi eingefroren werden. Es wäre die letzte hauseigene Fertigung, in Zukunft müsste Intel extern (bei TSMC) fertigen lassen.

We are focused on the continued development of Intel 14A, the next generation node beyond Intel 18A and Intel 18A-P, and on securing a significant external customer for such node. However, if we are unable to secure a significant external customer and meet important customer milestones for Intel 14A, we face the prospect that it will not be economical to develop and manufacture Intel 14A and successor leading-edge nodes on a go-forward basis. In such event, we may pause or discontinue our pursuit of Intel 14A and successor nodes and various of our manufacturing expansion projects. While we continue to evaluate Intel 14A for use in future Intel products and our plan includes an initial product designed to utilize Intel 14A, at present we are maintaining the option to design future Intel products requiring nodes with performance beyond Intel 18A and Intel 18A-P to be produced internally or by an external foundry. If we were to discontinue development of Intel 14A and successor nodes, we expect that a majority of our products would continue to be manufactured in our own facilities utilizing our nodes up to Intel 18A-P through at least 2030.

Intel

Spätestens an dem Punkt wäre Intel nicht mehr das Intel, für das es in den letzten Jahrzehnten bekannt war.

SMT kehrt zurück, ohne ist man chancenlos

Eine überraschende Ankündigung hinsichtlich Produkten war in der Nacht, dass Tan nach dem Review der kommenden Produkte erklärt, dass SMT zurückkehren muss. Ohne diese Funktionalität zur Verdoppelung der Threads einer CPU sei man viel zu schlecht aufgestellt.

To support this, we are reintroducing simultaneous multi-threading (SMT). Moving away from SMT put us at a competitive disadvantage. Bringing it back will help us close performance gaps.

Intel

Dies lässt wenig Gutes erahnen für die kommende Server-Prozessoren. Intel Diamond Rapids soll zwar mit bis zu 256 Kernen antreten, aber dann eben vermutlich nur mit 256 Threads. Die Kerne ohne Hyper-Threading waren zuletzt zwar extrem performant, aber SMT komplett auszugleichen ist nicht überall möglich. Im Server-Umfeld sei man auf 55 Prozent Marktanteil gefallen, erklärte Tan, die Aussicht verspricht nun, dass es wohl noch weniger werden wird.

Als erstes werde es dabei den Nachfolger von Intel Diamond Rapids, Intel Coral Rapids, betreffen.

Jedes Chipdesign unter der Lupe

Und so steht nun jedes neue Chipdesign, welches noch nicht in den letzten Zügen vor der Einführung liegt, unter der Lupe. Ist es noch nicht im Tape-out, kann es Änderungen geben. Dass dürfte angesichts der SMT-Thematik im Server-Bereich einige geplante Produkte ins Messer laufen lassen, aber auch in anderen Bereichen gravierende Auswirkungen mit sich bringen. Roadmaps dürften in nächster Zeit also wieder neu geschrieben werden.

Und das schließt natürlich auch eine AI-Strategie ein. Hier hat Intel einige neue Leute angeworben, sucht aber weiterhin nach dem richtigen Ansatz. In den kommenden Monaten will Intel Details enthüllen.

Quartalszahlen als Randerscheinung

Angesichts der Masse an neuen Informationen verkamen die eigentlichen Quartalszahlen zur Randerscheinung. Der Umsatz von 12,9 Milliarden US-Dollar lag überraschend über den Erwartungen und soll im dritten Quartal auch weiter steigen. Der Nettoverlust stieg stark an: Mit 2,9 Milliarden US-Dollar steht Intel in den roten Zahlen, davon entfallen allerdings allein 1,8 Milliarden US-Dollar auf Ausgaben im Zuge der Entlassungen.

Intel: Umsätze und Gewinne seit Q1/2003



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