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Italiens Staatsbahn will in Deutschland einsteigen
Rote Frecciarossa-Schnellzüge aus Italien neben weißen ICEs im deutschen Fernverkehrsnetz? Italiens Staatsbahn erwägt, der Deutschen Bahn im deutschen Fernverkehr auf der Schiene Konkurrenz zu machen. „Wir überlegen, unser Geschäft in Deutschland um den renditenträchtigen Bereich der Schnellzüge zu erweitern“, sagte der Chef der Ferrovie dello Stato Italiane (FS) Stefano Donnarumma dem „Handelsblatt“. Dem Bericht zufolge geht es um 50 Züge, die FS einsetzen könnte.
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Die Idee steht wohl noch am Anfang: „Wir haben Kontakt zu den Infrastrukturbetreibern und Behörden aufgenommen, wie es sich gehört“, sagte Donnaruma laut dem Handelsblatt-Bericht. Im Regionalverkehr ist die FS bereits über ihre Tochter-Gruppe Netinera in Deutschland aktiv. Dazu gehören Verkehrsunternehmen wie die Ostdeutsche Eisenbahngesellschaft (Odeg), oder die Metronom, die vor allem in Norddeutschland unterwegs ist.
Auf den Schienen könnte es eng werden
Im Fernverkehr wiederum hat die Deutsche Bahn nach wie vor nahezu ein Monopol mit einem Marktanteil von zuletzt rund 95 Prozent. Bekanntester Wettbewerber in diesem Segment ist das Unternehmen Flix mit seinen grünen Zügen. Flix konzentriert sich beim Angebot vor allem auf die stark nachgefragten Hauptstrecken, etwa zwischen Berlin und Hamburg oder zwischen der Hauptstadt und Nordrhein-Westfalen.
Bahnexperte Christian Böttger, Professor an der Berliner Hochschule für Wirtschaft und Technik warnt in dem Bericht vor den Kapazitätsproblemen des deutschen Netzes: „Auf den rentabelsten Strecken sind die Trassen schon jetzt relativ voll.“ Überlastung gibt es laut Böttger gerade bei Knotenpunkten. Die einzige Alternative, die er zu einem nennenswerten Netzausbau sieht: Wettbewerber könnten alternative Bahnhöfe ansteuern – zum Beispiel eine Verbindung von Hamburg-Harburg mit München-Pasing anstatt von Hamburg Hauptbahnhof nach München Hauptbahnhof.
In Italien gibt es seit 2012 für die staatliche Angebot private Konkurrenz im Hochgeschwindigkeits-Zugverkehr. „Anfangs mag die Konkurrenz für meine Vorgänger schwer verdaulich gewesen sein, aber sie hat definitiv zu einer Verbesserung des Angebots und des Service geführt“, sagte Donnaruma dazu. Züge seien demnach moderner und komfortabler, das Personal verjüngt und besser geschult und die Sicherheit an Zügen und Bahnhöfen verbessert. „Ich bin überzeugt davon, dass überall, wo sich ein gesunder Wettbewerb entwickelt, ein besseres Angebot entsteht“, betonte der FS-Chef.
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(nen)