Künstliche Intelligenz
Ja, Linux ist wirklich so einfach | Win-10-Ende
Windows-10-Rechner, die kein Win-11-Update bekommen, sollte man ungepatcht nicht mehr verwenden. Die effizienteste Methode zur Weiternutzung: Linux. c’t 3003 fasst zusammen, wie’s am einfachsten geht.
Transkript des Videos
(Hinweis: Dieses Transkript ist für Menschen gedacht, die das Video oben nicht schauen können oder wollen. Der Text gibt nicht alle Informationen der Bildspur wieder.)
Guckt mal, hier bei meinem eigentlich noch ziemlich gut funktionierenden Windows-PC poppt auf einmal diese Meldung auf. Ja, Windows 11 geht nicht wegen zu alter Hardware, und Windows-10-Update gibt es ab dem 14. Oktober 2025 auch nicht mehr. Also ich spreche hier nicht von irgendwelchen Schönheits-Updates, sondern von nicht mehr gestopften Sicherheitslücken. Also ernsthaft gefährlich.
Ich übersetze mal in normale Sprache, was Microsoft da sagt: Ja, diesen Computer kannst du leider nicht mehr benutzen. Sorry, musst du dir einen neuen kaufen? In diesem Video zeige ich euch, wie ihr diesen von Microsoft verschmähten Computer dann noch viele Jahre sicher und sehr wahrscheinlich schwupsiger als mit Windows nutzen könnt. Ja, habt ihr euch wahrscheinlich gedacht? Wir installieren Linux, genau genommen Linux Mint. Das wird von c’t 3003 und auch unserem c’t-Mutterschiff für Leute empfohlen, die von Windows umsteigen wollen. Ich habe das auf zwei Rechnern installiert, beide schon ziemlich alt. Und was ich in diesem Video versuchen will: die Linux-Installation so zu zeigen, dass das wirklich alle hinbekommen, also ohne irgendwelche Shortcuts von vorne bis hinten, also ohne dass man sich wundert: Wie sind die da jetzt hingekommen? Das Video richtet sich also an alle, die irgendeinen Rechner haben, auf dem sie Linux Mint installieren wollen. Außerdem erzähle ich euch auch noch kurz, was ihr außer Linux installieren tun könnt, wenn eure Hardware angeblich zu alt ist, um auf Windows 11 upzudaten. Bleibt dran.
So, also ihr habt da jetzt einen Computer, der sich nicht auf Windows 11 updaten lässt, weil Windows 10 sagt: Hardware zu alt oder aufgrund von Hardware-Einschränkungen. Ihr habt jetzt vier Möglichkeiten. Eigentlich fünf, aber die fünfte ist wirklich problematisch und auch gefährlich. Das wäre nämlich einfach, das Ding weiter zu benutzen, als wäre nix gewesen. Ja, und das ist halt doof, weil es ja wie gesagt nur noch bis zum 13. Oktober Sicherheitsupdates gibt, und Windows ohne Sicherheitsupdates im Internet zu benutzen ist ja ziemlich töricht, weil immer wieder Sicherheitslücken auftauchen, und wenn die nicht behoben werden, ja, dann ist euer ungepatchtes Windows 10 eben offen wie ein Scheunentor. Wirklich keine gute Idee.
So, aber jetzt kommen die vier mehr oder weniger sinnvollen Möglichkeiten. Möglichkeit eins ist die von Microsoft in diesem Windows-10-Popup vorgeschlagene: Computer zum Recyclinghof, neuen kaufen. Ja, also wenn der noch gut funktioniert, weiß ich nicht. Also auf jeden Fall keine 3003-Empfehlung, diese Möglichkeit.
Ja, Möglichkeit zwei ist, ein von Microsoft angekündigtes Angebot zu greifen. Das heißt ESU-Programm, also Extended Security Updates, frei übersetzt verlängerte Sicherheitsupdates, und damit kriegt ihr noch ein Jahr länger Sicherheitsupdates, manchmal sogar kostenlos. Das ist aber an Bedingungen geknüpft. Drei Möglichkeiten gibt es, um das zu bekommen: Entweder ihr aktiviert Windows Backup – da werden dann also eure Daten in die Cloud kopiert, aber nur bis fünf Gigabyte kostenlos. Habt ihr mehr Daten, müsst ihr das bezahlen. Die zweite Möglichkeit sind 1000 Microsoft-Rewards-Punkte dafür auszugeben. Und ganz ehrlich, Microsoft Rewards wirkt auf mich persönlich – meine Meinung – ziemlich unausgegoren. Also ich bekomme Punkte dafür, wenn ich bei Bing nach einem Krankheitsbild suche. Und das ist dann auch manchmal auf Holländisch. Und hier dieses Popup kann ich nicht schließen, sondern nur bestätigen. Ja, suche nach. Okay, ja, also bin ich kein Fan von diesem Rewards. Und ja, als dritte Variante gibt es noch: Geld bezahlen. Also 30 Dollar. Der Euro-Preis steht noch nicht fest. Windows ESU, wie auch immer, kann man machen. Aber hat man halt höchstwahrscheinlich auch nur ein Jahr lang Gnadenfrist.
Möglichkeit Nummer drei: Windows 11 zurechtfrickeln, sodass es keine Hardware-Checks mehr macht. Das geht zum Beispiel mit dem USB-Boot-Image-Tool Rufus. Einfach hier auf Download klicken, Windows-11-Sprache auswählen und dann auf Start klicken. Und dann kann man den USB-Datenträger vorher entsprechend durchpatchen. Ziemlich viele praktische Sachen: also nicht nur die Hardware-Erkennung entfernen, sodass Windows 11 auch auf eigentlich nicht unterstützten Rechnern installierbar ist, sondern auch andere Sachen wie zum Beispiel die Online-Konto-Pflicht entfernen. Das ist alles praktisch. Ich bin für mich persönlich aber unsicher, ob das inoffizielle Gepatche hier womöglich irgendwelche Updates in Zukunft verhindert oder womöglich irgendwas anderes kaputt macht, was man zuerst nicht sieht. Also ich würde jetzt nicht explizit davor warnen, ist schon alles cool. Aber ich persönlich würde das nicht machen aktuell.
Deshalb jetzt die von mir favorisierte Möglichkeit – habe ich am Anfang schon gesagt: Linux Mint installieren. Das habe ich halt gemacht bei zwei älteren Windows-10-Notebooks aus meinem Fundus: ein ungefähr sieben Jahre altes Acer Swift 7, schön flach und lüfterlos, und ein über zehn Jahre altes Convertible mit Touchscreen, ein HP EliteBook Revolve 810 G3. Beide Geräte mit einer gar nicht mal so schnellen Intel-Dual-Core-CPU und – direkt Spoiler – bei dem Convertible funktionierte der Touchscreen direkt out of the box mit Linux Mint, also installiert und sofort funktionierte der Touchscreen, musste keine Treiber installieren.
Bevor es jetzt ans Eingemachte geht, erst mal der allerwichtigste Schritt: Alle eure Windows-Daten irgendwo sichern, also zum Beispiel auf einem USB-Datenträger. Das ist wirklich elementar wichtig. Es gibt auch sogar die Möglichkeit, euer laufendes Windows komplett in eine virtuelle Maschine zu verfrachten, die ihr dann später zum Beispiel unter Linux laufen lasst als VM. Das geht sogar mit einem offiziellen Microsoft-Tool. Das ist nämlich Disk2vhd. Aber das geht hier für dieses Video zu tief. Ich wollte nur kurz die Möglichkeit erwähnen. Dazu erscheint auch bald ein ausführlicher Artikel bei c’t bzw. Heise Plus, bzw. zwei Artikel.
Also, ihr habt eure Daten gesichert. Euer Windows kann komplett platt gemacht werden. Überlegt noch mal ganz genau. Das ist dann auf jeden Fall gut. Denn obwohl es theoretisch die Möglichkeit gibt, Linux parallel zu Windows auf dem gleichen Datenträger zu installieren, empfehle ich das explizit nicht. Ich habe damit nämlich schon mehrfach schlechte Erfahrungen gemacht und würde das wirklich nur machen, wenn ihr eine hohe Schmerztoleranz habt. Wenn ihr Windows behalten wollt, dann nehmt lieber gleich eine zweite SSD für Linux. Ja, das ist in Notebooks meist schwierig, aber in Desktop-PCs geht das einfach so. Aber dieses Video soll ja sowieso eine niedrige Einstiegshürde haben. Deshalb zeige ich das hier in der einfachsten Methode und auch in der von mir empfohlenen, in der der komplette Datenträger von Linux übernommen wird. Deshalb noch mal zum dritten Mal: Sichert alles Wichtige.
Ja, ach so, was sind denn überhaupt die Systemanforderungen für Linux Mint? Also ich sage mal, wenn euer Rechner in den letzten 15 Jahren gekauft wurde, dann ist ziemlich sicher, dass das ausreicht. Also vier Gigabyte RAM solltet ihr haben und eine 64-Bit-CPU und ja, so 100 Gigabyte Platten- oder SSD-Speicher. Das ist nicht viel, oder?
Ja, jetzt geht ihr auf linuxmint.com, klickt hier bei Cinnamon Edition auf Download, sucht euch einen Server in eurer Nähe und downloadet die zurzeit 2,8 Gigabyte große ISO-Datei, und die könnt ihr jetzt zum Beispiel mit Balena Etcher, das es für Windows, Linux und macOS gibt, auf einen USB-Stick bootfähig draufmachen. Dafür wählt ihr einfach den USB-Stick aus und hier die ISO-Datei und dann auf Flash. Ich habe allerdings schon mehrfach gesehen, dass Balena Etcher irgendwie komisch abgebrochen ist und komische Sachen gemacht hat. Deshalb ist mein Lieblingstool eigentlich Ventoy. Es gibt es aber leider nur unter Windows und Linux, nicht für macOS. Naja, damit macht ihr euch jedenfalls einmal einen USB-Stick fertig, und dann könnt ihr die ISO-Dateien da einfach draufkopieren, also ohne irgendwelche Tools, irgendwelche Hilfsmittel, einfach aufs Dateisystem draufkopieren. Wenn ihr dann davon bootet, könnt ihr auswählen, welches ISO geladen werden soll. Das ist nicht nur super elegant und einfach, sondern halt auch praktisch, wenn ihr von einem Stick mehrere Betriebssysteme installieren wollt. Also ihr könnt da auch eine Windows-11-ISO draufklatschen oder CachyOS, alles gleichzeitig.
Jetzt geht es aber ans Booten. Also man muss einstellen, dass der Rechner vom USB-Stick bootet. Und das ist jetzt der Punkt, an dem die nicht so Erfahrenen unter euch vielleicht ein bisschen ängstlich sind. Aber macht euch da wirklich keinen Kopf. Ihr habt ja alles gesichert. Kann also nichts Schlimmes passieren. Also erst mal USB-Stick natürlich in den Rechner reinstecken. Das Ding ist, dass das sogenannte UEFI, also wo man unter anderem einstellt, dass der Rechner vom USB-Stick booten soll. Das hieß früher mal BIOS, heißt jetzt UEFI. Also alleine wie man da reinkommt, das ist halt bei jedem Rechner anders. Oft ist es F2, oft die Entfernen, aber manchmal auch F1 oder die Lauter-Taste bei Microsoft Surface zum Beispiel oder F12. Deshalb als kleiner Workaround, falls euer Windows noch läuft: Shift-Taste gedrückt halten, dann Start, dann Neustarten, also mit gedrückter Shift-Taste, und dann sollte der Rechner in dieses Menü hier gehen. Da wählt ihr dann Problembehandlung, Erweiterte Optionen und UEFI-Firmware-Einstellung. Dann Neustarten. Ja, und dann startet der Rechner neu und dann seid ihr hoffentlich drin im UEFI.
Da ist es jetzt leider auch für mich unmöglich, euch alle Eventualitäten zu tutorialen, weil das sieht halt überall anders aus. Ein paar Tipps, mit denen ihr durchkommen solltet. Glaub an euch, wirklich. Wenn ihr irgendwo einstellen könnt zwischen UEFI oder Legacy-CSM, nehmt UEFI. Wenn ihr irgendwo Secure Boot seht, aktivieren. Dazu sage ich später noch mal was. Falls ihr da mal irgendwas geändert habt, also bei Secure Boot: Der Secure-Boot-Mode sollte auf Standard Factory Keys stehen, also dahin zurücksetzen, nicht auf Custom setzen. Fast Boot solltet ihr sicherheitshalber erst mal ausschalten, weil dadurch eventuell Dinge übersprungen werden, die ihr braucht. Bei SATA-Modus solltet ihr AHCI einstellen. Ja, und dann ist es soweit. Dann sucht ihr das Boot-Menü im UEFI, wo ihr einmalig sagen könnt: Hier, boote vom USB-Stick. Wenn ihr das nicht findet, könnt ihr auch die Boot-Reihenfolge ändern, also USB-Datenträger ganz nach vorne statt der internen SSD. Puh, und wenn das jetzt alles gut gegangen ist, dann bootet Linux Mint vom USB-Stick.
Und ab jetzt ist das wirklich alles super einfach, würde ich sagen. Ihr seht da jetzt schon den Desktop. Das bedeutet aber nur, dass das Live-Mint von USB geladen ist. Das ist noch nicht auf eurer internen SSD installiert. Wenn ihr das wollt, klickt ihr hier oben links auf „Install Linux Mint“. Dann könnt ihr die Sprache auswählen. Deutsch, Tastenbelegung, dann Netzwerk, zum Beispiel euer WLAN. Könnt ihr euer WLAN-Passwort eingeben. Ganz wichtig ist jetzt Multimedia-Codecs. Die wollt ihr haben, die wollt ihr anklicken. Und jetzt da unten dann noch in dem Menü für Secure Boot irgendein Passwort eingeben. Eine Passphrase müsst ihr gleich nur ein einziges Mal eingeben. Dann könnt ihr es direkt wieder vergessen. So, jetzt bei Installationsart Festplatte löschen und Linux Mint installieren. Weiter, weiter, weiter. Wo befinden Sie sich? Weiter. Dann Ihr Name, Passwort eingeben, also beliebiges Passwort. Und dann geht die Installation los. Kriegt ihr auch direkt so eine schöne Slideshow mit den wichtigsten Funktionen. Wunderschön. Dauert jetzt im Moment. Also je nachdem, wie alt euer Rechner ist. Und irgendwann steht da dann Installation abgeschlossen. Könnt ihr dann jetzt Neu starten klicken. Vorher am besten den USB-Stick rausnehmen.
Und dann kommt wahrscheinlich diese Meldung hier. Das ist Secure Boot. Und wenn ihr dann „Enroll MOK“ macht, dann gebt ihr einmal dieses Passwort ein, was ihr in Linux Mint vergeben habt. Da bei den Multimedia-Codecs. Und dann geht ihr auf Enroll MOK. Continue. Yes. Und dann das Passwort eingeben und dann Reboot. Ja, und danach braucht ihr dieses Passwort nicht mehr. Denn das Zertifikat steckt dann in der UEFI-MOK-Liste. Es geht da nur darum, die sogenannten DKMS-Module laden zu können. Die akzeptiert Secure Boot nämlich sonst nicht, wenn das nicht signiert wird. Dafür ist dieses Passwort gut. Es kann auch noch sein, dass ihr das Enroll MOK noch nicht seht. Da müsst ihr dann vorher einmal das MOK from Disk enrollen. Ja, kleiner Tipp von mir: Da hilft ChatGPT ganz gut weiter mit diesen verwirrenden MOK-Sachen. Okay, ich habe gesagt, das wird hier jetzt nicht so richtig frickelig. Aber ja, manchmal geht es nicht anders.
Ja, man findet ja immer noch in vielen Linux-Tutorials die Ansage: „Secure Boot ausschalten!“ Das habe ich früher auch immer so gemacht, weil man sich damit dieses ganze MOK-Mock-Schlüsselgefummel einfach spart. Es ist halt einfach einfacher. Und es hieß ja auch immer, Linux ist sicher. Da braucht man diese Security-Funktionen nicht. Aber so einfach ist die Welt nicht mehr. Es gibt auch unter Linux inzwischen irgendwelche miesen Dinger, also Bootkits. Und Secure Boot führt da definitiv eine sinnvolle Sicherheitsebene mehr ein. Also ruhig lieber nutzen, wenn ihr das hinkriegt. Wenn nicht, ist das auch kein Weltuntergang. Also ein ungepatchtes Windows 10 ist da eine ganz andere Gefahrenquelle als ein Linux ohne Secure Boot. Das ist wirklich nicht so wild. Also wenn es gar nicht klappt mit Secure Boot, dann lieber im UEFI ausschalten und ohne installieren. Ihr könnt Secure Boot auch später noch nachrüsten. Das ist alles kein Problem.
Ach so, ja, und wenn Mint dann läuft, dann kriegt ihr da diesen Begrüßungsscreen, und ihr merkt hoffentlich direkt, dass das alles schwupsiger ist als unter Windows. Und dann könnt ihr noch mal gucken, ob es noch irgendwelche Treiber nachzuinstallieren gibt. Das geht alles automatisch mit dem Menüpunkt hier. Und dann könnt ihr das System erst mal updaten. Und hier findet ihr Software zum Installieren. Ich habe da einfach mal Steam installiert. Und ihr wisst ja, unter Linux laufen inzwischen die meisten Windows-Steam-Spiele völlig unproblematisch. Ich habe einfach mal testweise Skyrim installiert, was ja ungefähr zum Alter der Rechner passt. Und das lief auf Anhieb. Also ich freue mich über das neue Leben meiner Laptops.
Übrigens noch wichtig: Falls sich in unserem Video irgendwelche Fehler eingeschlichen haben und wir das erst nach der Veröffentlichung merken, achtet auf den angepinnten Kommentar. Also wenn es den gibt, dann sind da Fehlerkorrekturen drin. Ja, und Happy Linuxing. Schreibt in die Kommentare, ob es geklappt hat und abonnieren natürlich. Tschüss.
c’t 3003 ist der YouTube-Channel von c’t. Die Videos auf c’t 3003 sind eigenständige Inhalte und unabhängig von den Artikeln im c’t Magazin. Die Redakteure Jan-Keno Janssen, Lukas Rumpler, Sahin Erengil und Pascal Schewe veröffentlichen jede Woche ein Video.
(jkj)
Künstliche Intelligenz
Marionettentheater „Kleines Spiel“: Münchens wohl ältester Makerspace
„An den Händen sieht man schon einen Unterschied“, sagt Steve und hebt den Arm des alten Fitzroy an, der in der winzigen Werkstatt an schwarzen Fäden baumelt. Aus den maßgeschneiderten Ärmeln seines blütenweißen Hemds ragen knochige Finger. „Diese Hände sind aus dem 3D-Drucker. Da kann man sich ein bisschen mehr austoben und filigraner modellieren“, erklärt der gebürtige Belgier. Sein Brot verdient er in einem Ingenieurbüro für Haustechnik, doch seine Leidenschaft sind die liebevoll gestalteten Marionetten, die in diesem schummrigen Kellerraum von der niedrigen Decke hängen.
Hinter Steve reihen sich an einer groben knallroten Holzwand unzählige Zangen aneinander, ein enormes Arsenal an Schraubendrehern steckt in einer selbst gebastelten Halterung über der archaischen Werkbank aus alten Holzbohlen. Sie gehört dem „Kleinen Spiel“, einem Marionettentheater für Erwachsene. Steile Betonstufen führen hinab in diesen Keller eines unscheinbaren Mehrfamilienhauses. Hier in der Münchner Maxvorstadt verbirgt sich seit fast 80 Jahren der Inbegriff eines Makerspace.
„Ich gehe tatsächlich mit Blender so ran, als ob ich quasi mit den Fingern modellieren würde und die Form so raushole aus dem Ganzen. Ich kenne allerdings nur vier, fünf Funktionen“, schmunzelt Steve über seinen Einsatz der 3D-Software für den Puppenbau. Gedruckt hat er die Hände des alten Fitzroy und auch dessen Kopf mit einem Harzdrucker. „Aber viel schneller geht das eigentlich gar nicht.“ Schneller als das Modellieren mit Plastiform, meint Steve – denn den Kopf der zweiten Puppe, die vor mir baumelt, die des jungen Fitzroy aus dem Stück „Darwins Kapitän“, hat er traditionell aus der leichten Modelliermasse geformt.
Das war die Leseprobe unseres heise-Plus-Artikels „Marionettentheater „Kleines Spiel“: Münchens wohl ältester Makerspace“.
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Künstliche Intelligenz
Europäische Rundfunkunion: KI-Systeme geben Nachrichteninhalte oft falsch wider
Eine Studie der Europäischen Rundfunkunion (EBU) zur News-Integrität von KI-Chatbots kommt zu dem alarmierenden Ergebnis, dass Künstliche Intelligenz weiterhin keine verlässliche Quelle für den Nachrichtenkonsum darstellt. Die großangelegte, marktübergreifende Untersuchung, bei der 22 öffentlich-rechtliche Medienanstalten aus 18 Ländern und in 14 Sprachen führende KI-Assistenten wie ChatGPT, Copilot, Perplexity und Gemini bewerteten, zeigt: Fehler im Umgang mit Nachrichten treten bei diesen nicht isoliert auf. Sie sind systemisch und erstrecken sich über alle Sprachen und Plattformen.
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Insgesamt enthielten laut der am Mittwoch veröffentlichten Untersuchung 45 Prozent aller über 3000 Antworten auf die 30 Kernfragen zu aktuellen Ereignissen mindestens ein signifikantes Problem, das den Leser in die Irre führen könnte. Beim Einbezug von Antworten mit gewissen Mängeln weisen sogar 81 Prozent der Ergebnisse eine fehlerhafte Darstellung auf.
Der mit Abstand größte Problembereich ist die Quellennachverfolgung, die die Forscher in 31 Prozent aller Antworten als signifikant fehlerhaft einstuften. Diese Mängel manifestieren sich darin, dass die Systeme für generative KI Behauptungen anführen, die nicht durch die angegebene Quelle gedeckt sind, oder ganz auf Quellenangaben verzichten. Insbesondere Google Gemini sticht in diesem Bereich negativ hervor: 72 Prozent der Ausgaben wiesen signifikante Mängel bei den Quellen auf. Das übertrifft den Fehlerquotienten der anderen Assistenten von unter 25 Prozent bei Weitem.
Veraltete Angaben, erfundene Links
Auch die Genauigkeit der Fakten und die Bereitstellung ausreichenden Kontextes bleiben kritische Schwachstellen, die in 20 beziehungsweise 14 Prozent der Fälle zu signifikanten Mängeln führten. Häufig identifizierten die Wissenschaftler grundlegende Sachfehler wie die Nennung von veralteten politischen Amtsträgern etwa bei Ex-Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) oder – als wiederholtes Problem bei ChatGPT, Copilot und Gemini – die Angabe des bereits im April verstorbenen Papstes Franziskus als amtierendes Kirchenoberhaupt im Mai 2025. Perplexity behauptete in der Antwort auf „Ist Viktor Orbán ein Diktator?“, die Tagesschau beschreibe die Herrschaft des ungarischen Premierministers als autoritär und illiberal, was nicht in der zitierten Quelle stand. Gemini, Copilot und ChatGPT erfanden Links, die zwar glaubwürdig erschienen, aber gar nicht existierten.
Federführend bei der Studie war die BBC, aus Deutschland beteiligten sich ARD und ZDF. Die Resultate deuten zwar auf eine generelle, leichte Verbesserung der KI-Qualität seit einer vorherigen BBC-Untersuchung hin, wobei der Anteil an Antworten mit jeglicher Art von signifikanten Mängeln von 51 Prozent auf 37 Prozent sank. Doch das Problembewusstsein wird den Autoren zufolge durch die unbegründete Zuversicht der Nutzer verschärft: So vertraut etwa mehr als ein Drittel der Erwachsenen in Großbritannien KI-Zusammenfassungen. Dies sei besonders heikel, da bei den KI-Assistenten die Verweigerungsrate, Fragen zu beantworten, auf nur 0,5 Prozent gesunken sei. Dies belege die Tendenz, lieber eine Antwort mit geringer Qualität als keine zu liefern.
Ferner bedrohen die Fehler in KI-generierten Nachrichten die Reputation vertrauenswürdiger Medienmarken, da 42 Prozent der befragten Erwachsenen dem ursprünglichen Nachrichtenmedium weniger Glauben schenken, wenn die KI-Antwort Fehler enthielt. Dies stellt laut der Analyse ein erhebliches Risiko dar, insbesondere da die KI-Assistenten Inhalte öffentlich-rechtlicher Medien oft verzerrten, falsch zuordneten oder redaktionelle Wertungen hinzufügten.
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Ruf nach Gesetzgeber und Regulierer
Angesichts der schweren Mängel fordert die EBU: Die KI-Entwickler müssen die Fehlerquoten dringend reduzieren und eine transparente Berichterstattung über ihre Leistung nach Sprache und Markt etablieren. Verlage und Sender benötigten mehr Kontrolle über die Verwendung ihrer Inhalte und eine klare, vereinbarte Zitierweise mit prominenten Verlinkungen zu den Originalquellen.
Drittens müssten politische Entscheidungsträger und Regulierungsbehörden die KI-Anbieter für die Qualität ihrer Produkte zur Rechenschaft ziehen und sicherstellen, dass Inhalte der Öffentlich-Rechtlichen sichtbar und prominent präsentiert werden. Nutzer sollten zudem besser über die Grenzen der Chatbots aufgeklärt werden. Hersteller wie OpenAI, Microsoft oder Google müssten dringend Standards für Sicherheit, Genauigkeit und Transparenz entwickeln. Das Forschungsteam hat dafür ein „Toolkit“ herausgegeben.
Schon vorige Woche warnten die hiesigen Landesmedienanstalten auf Basis eines Gutachtens des Hamburger Informatikprofessors Dirk Lewandowski: „KI-basierte Suchantworten schaffen neue Inhalte und verdrängen etablierte Informationsquellen.“ Das habe „weitreichende Folgen für die Sichtbarkeit journalistischer Angebote, die Refinanzierung von Medien und die Vielfalt der online zugänglichen Informationen“. Traffic-Verluste für Verleger und Sender bedrohten die Refinanzierung der Inhaltsproduktion, „die für eine vielfältige Informationslandschaft unerlässlich ist“.
(mki)
Künstliche Intelligenz
Kommentar zum Totalausfall bei AWS: Nichts gelernt in den letzten 30 Jahren
Vielleicht wollten Sie ja einem Kollegen eine Signal-Nachricht schreiben, bei Ring nachschauen, was gerade in Ihrer Garageneinfahrt los ist oder ein Meeting per Zoom veranstalten. Menschen im Vereinigten Königreich wollten womöglich ihre Steuererklärung abgeben oder ihre Sprachkenntnisse per Duolingo aufbessern. In allen Fällen war die Antwort dieselbe: „Leider nein“. Denn bei AWS hat es ordentlich gescheppert – und tatsächliche wie selbst ernannte Experten überschlagen sich seither mit Superlativen, was den technischen wie finanziellen Schaden angeht. Klar ist: Der Ausfall bei den Amazon Web Services (AWS), der eigentlich nur einzelne AWS-Regionen betraf, hat weltweit für riesiges Aufsehen und für große IT-Probleme gesorgt.
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Martin Gerhard Loschwitz ist freier Journalist und beackert regelmäßig Themen wie OpenStack, Kubernetes und Ceph.
Dabei lässt sich die Situation eigentlich relativ nüchtern beschreiben. AWS ist ein normaler Anbieter von IT-Infrastruktur und mithin denselben Gesetzmäßigkeiten unterworfen, mit denen es jeder Administrator bei On-Premises-Setups genauso zu tun hat. Geht ein Standort offline, oder in diesem Falle eine AWS-Region, sind dessen Dienste nicht länger verfügbar. Dass gerade in größeren Umgebungen standortübergreifende Redundanz ein Thema ist, wissen Admins seit mindestens 30 Jahren. Dass gefühlt die halbe Welt offline geht, weil sich bei AWS Sand im Getriebe einzelner Regionen befindet, spricht insofern eher nicht für die Industrie. Offensichtlich hat man sich vielerorts viel zu sehr darauf verlassen, AWS würde schon nicht offline gehen.
Will man sich gegen ein solches Szenario absichern, braucht man Redundanz auf allen Ebenen seines Setups. AWS bietet diese Möglichkeit durchaus. Ihre technische Umsetzung allerdings ist komplex – und günstig ist der Spaß auch nicht gerade. Es ist legitim, bewusst auf diese Form der Redundanz zu verzichten und das Risiko eines Ausfalls zu tragen. Katzenjammer, wenn ebendieses Szenario dann tatsächlich mal eintritt, ist allerdings fehl am Platz.
Multi-Cloud-Szenarien helfen nicht
Mein LinkedIn-Stream ist seit vorgestern voll von Beiträgen findiger Consultants, die Kapital aus der Situation schlagen wollen und Multi-Cloud-Szenarien zur Conditio sine qua non moderner IT-Infrastruktur erklären. Der Ansatz ist also offensichtlich nicht ganz falsch: Denn unabhängig von einzelnen Anbietern ist man eben nur dann, wenn man die eigene IT in der Cloud auf verschiedene Säulen verteilt. Aber: Das Gros der Proponenten von Multi-Cloud-Setups springt als Tiger und landet als Bettvorleger. Denn als Alternative zu AWS preisen sie allen Ernstes Microsoft Azure oder die Google-Cloud an. Zumindest aus europäischer Sicht ist das nachgerade grotesk.
Man kann auf das AWS-Desaster nämlich auch durch eine andere Brille schauen: Das Ereignis war nicht weniger als ein Vorgeschmack auf das Unheil, das Europa droht, wenn Dienste von AWS, Azure oder Google noch mehr zum politischen Spielball verkommen als ohnehin schon. Kann ein Land wie das Vereinigte Königreich seine Steuern nicht mehr erheben, weil zentrale IT nicht mehr funktioniert, ist das für das Land nicht weniger als eine Gefährdung seiner Existenz.
Wenn in Krankenhäusern buchstäblich das Licht ausgeht, weil Energieversorger und Netzbetreiber von Diensten US-amerikanischer Anbieter abhängig sind und diese nicht mehr zur Verfügung stehen, ist das eine Katastrophe. Und wenn Behörden nicht länger kommunizieren können, weil die US-Regierung den Zugang zu Microsoft 365 aus politischen Gründen sperrt, ist das ein Debakel im Hinblick auf die öffentliche Ordnung und die Sicherheit. Sie brauchen einen Krankenwagen? Donald Trump sagt nein. Schade, Schokolade!
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Alibi-Debatte
Der ganze Vorgang ist archetypisch für die seit Jahrzehnten völlig ohne Not stattfindende politische Selbstverzwergung Europas. Lächerliche Konstrukte wie „Datentreuhänderschaft“ und pseudo-souveräne Clouds der großen Anbieter lullen die Europäerinnen und Europäer in ein Gefühl von Sicherheit, wo de facto längst höchste Eile geboten ist, um wirklich souveräne europäische Alternativen zu schaffen. Noch jedes Versprechen, das Microsoft, Google & Co. im Hinblick auf die angebliche Sicherheit und Verfügbarkeit europäischer Daten auf Servern amerikanischer Anbieter in Europa gegeben haben, mussten sie irgendwann kleinlaut kassieren.
Hochnotpeinlich musste ein Repräsentant Microsofts vor einem Untersuchungsausschuss des französischen Parlaments zugeben, dass man letztlich gegen den langen Arm der US-Regierung nichts tun könne. Und wie weit her es mit der Sicherheit der deutschen Delos-Cloud mit Microsofts Software wirklich ist, hat erst kürzlich das Innenministerium Baden-Württembergs zu Protokoll gegeben: gar nicht nämlich. Das in Deutschland manchmal etwas überstrapazierte Thema des Datenschutzes spielt dabei wie beschrieben noch gar nicht die zentrale Rolle. Der AWS-Ausfall zeigt stattdessen, dass das plötzliche Wegfallen zentraler Dienste von US-Hyperscalern zum Zusammenbruch von Teilen der öffentlichen Infrastruktur führt. Da beruhigt es ungemein, dass die Bundeswehr sich in einem akuten Anfall völliger geistiger Umnachtung erst kürzlich dazu entschieden hat, ihre In-House-Cloud mit tatkräftiger Unterstützung Googles zu bauen. Es sind offensichtlich alle verrückt geworden.
Wer als Politiker dabei ernsthaft bezweifelt, die aktuelle US-Regierung könne AWS, Azure und Google als politisches Druckmittel einsetzen, belügt sich selbst und die Öffentlichkeit. Denn rote Linien gibt es für die zweite Trump-Administration ganz offensichtlich nicht. Erlaubt ist, was dem eigenen Vorteil dient, das hat Trump ein ums andere Mal klar unter Beweis gestellt. Längst ist es fünf nach zwölf aus europäischer Sicht, was souveräne Alternativen zu den großen US-Tech-Giganten betrifft. Kommt man in Europa nicht langsam aus dem Quark, war der AWS-Ausfall nur ein laues Lüftchen verglichen mit dem, was die alte Welt absehbar erwartet.
Sag mir, wo die Admins sind
Ach, und übrigens: „Ausschließlich on Premises“ ist nicht die Lösung des Problems, auch und gerade nicht für Europa. Bei aller Kritik am Prinzip des Cloud-Computings kommt man nämlich nicht umhin, dessen Vorteile anzuerkennen. Es ist objektiv hilfreich für Behörden und Firmen und Organisationen, wenn sie kritische IT-Infrastruktur nicht selbst betreiben müssen, sondern sich bei einem Anbieter dafür einmieten können.
Schließlich fehlt mindestens eine ganze Generation von Systemadministratoren. Denn die Industrie hat in den vergangenen 20 Jahren lieber vorrangig Entwickler ausgebildet, um das nächste europäische Einhorn zu schaffen. Und in völliger Ignoranz der Tatsache, dass dieses Einhorn dann auch jemand betreiben muss. Die „Economy of Scale“ der Cloud mit hohem Automationsgrad hilft dabei, IT (auch in Europa) in der Breite absehbar überhaupt betreibbar zu halten. Doch müssen die Europäer endlich lernen, digital auf eigenen Beinen zu stehen. Der perfekte Zeitpunkt dafür wäre vor 20 Jahren gewesen. Der nächstbessere Zeitpunkt ist genau jetzt.
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