Künstliche Intelligenz
Ja, Linux ist wirklich so einfach | Win-10-Ende
Windows-10-Rechner, die kein Win-11-Update bekommen, sollte man ungepatcht nicht mehr verwenden. Die effizienteste Methode zur Weiternutzung: Linux. c’t 3003 fasst zusammen, wie’s am einfachsten geht.
Transkript des Videos
(Hinweis: Dieses Transkript ist für Menschen gedacht, die das Video oben nicht schauen können oder wollen. Der Text gibt nicht alle Informationen der Bildspur wieder.)
Guckt mal, hier bei meinem eigentlich noch ziemlich gut funktionierenden Windows-PC poppt auf einmal diese Meldung auf. Ja, Windows 11 geht nicht wegen zu alter Hardware, und Windows-10-Update gibt es ab dem 14. Oktober 2025 auch nicht mehr. Also ich spreche hier nicht von irgendwelchen Schönheits-Updates, sondern von nicht mehr gestopften Sicherheitslücken. Also ernsthaft gefährlich.
Ich übersetze mal in normale Sprache, was Microsoft da sagt: Ja, diesen Computer kannst du leider nicht mehr benutzen. Sorry, musst du dir einen neuen kaufen? In diesem Video zeige ich euch, wie ihr diesen von Microsoft verschmähten Computer dann noch viele Jahre sicher und sehr wahrscheinlich schwupsiger als mit Windows nutzen könnt. Ja, habt ihr euch wahrscheinlich gedacht? Wir installieren Linux, genau genommen Linux Mint. Das wird von c’t 3003 und auch unserem c’t-Mutterschiff für Leute empfohlen, die von Windows umsteigen wollen. Ich habe das auf zwei Rechnern installiert, beide schon ziemlich alt. Und was ich in diesem Video versuchen will: die Linux-Installation so zu zeigen, dass das wirklich alle hinbekommen, also ohne irgendwelche Shortcuts von vorne bis hinten, also ohne dass man sich wundert: Wie sind die da jetzt hingekommen? Das Video richtet sich also an alle, die irgendeinen Rechner haben, auf dem sie Linux Mint installieren wollen. Außerdem erzähle ich euch auch noch kurz, was ihr außer Linux installieren tun könnt, wenn eure Hardware angeblich zu alt ist, um auf Windows 11 upzudaten. Bleibt dran.
So, also ihr habt da jetzt einen Computer, der sich nicht auf Windows 11 updaten lässt, weil Windows 10 sagt: Hardware zu alt oder aufgrund von Hardware-Einschränkungen. Ihr habt jetzt vier Möglichkeiten. Eigentlich fünf, aber die fünfte ist wirklich problematisch und auch gefährlich. Das wäre nämlich einfach, das Ding weiter zu benutzen, als wäre nix gewesen. Ja, und das ist halt doof, weil es ja wie gesagt nur noch bis zum 13. Oktober Sicherheitsupdates gibt, und Windows ohne Sicherheitsupdates im Internet zu benutzen ist ja ziemlich töricht, weil immer wieder Sicherheitslücken auftauchen, und wenn die nicht behoben werden, ja, dann ist euer ungepatchtes Windows 10 eben offen wie ein Scheunentor. Wirklich keine gute Idee.
So, aber jetzt kommen die vier mehr oder weniger sinnvollen Möglichkeiten. Möglichkeit eins ist die von Microsoft in diesem Windows-10-Popup vorgeschlagene: Computer zum Recyclinghof, neuen kaufen. Ja, also wenn der noch gut funktioniert, weiß ich nicht. Also auf jeden Fall keine 3003-Empfehlung, diese Möglichkeit.
Ja, Möglichkeit zwei ist, ein von Microsoft angekündigtes Angebot zu greifen. Das heißt ESU-Programm, also Extended Security Updates, frei übersetzt verlängerte Sicherheitsupdates, und damit kriegt ihr noch ein Jahr länger Sicherheitsupdates, manchmal sogar kostenlos. Das ist aber an Bedingungen geknüpft. Drei Möglichkeiten gibt es, um das zu bekommen: Entweder ihr aktiviert Windows Backup – da werden dann also eure Daten in die Cloud kopiert, aber nur bis fünf Gigabyte kostenlos. Habt ihr mehr Daten, müsst ihr das bezahlen. Die zweite Möglichkeit sind 1000 Microsoft-Rewards-Punkte dafür auszugeben. Und ganz ehrlich, Microsoft Rewards wirkt auf mich persönlich – meine Meinung – ziemlich unausgegoren. Also ich bekomme Punkte dafür, wenn ich bei Bing nach einem Krankheitsbild suche. Und das ist dann auch manchmal auf Holländisch. Und hier dieses Popup kann ich nicht schließen, sondern nur bestätigen. Ja, suche nach. Okay, ja, also bin ich kein Fan von diesem Rewards. Und ja, als dritte Variante gibt es noch: Geld bezahlen. Also 30 Dollar. Der Euro-Preis steht noch nicht fest. Windows ESU, wie auch immer, kann man machen. Aber hat man halt höchstwahrscheinlich auch nur ein Jahr lang Gnadenfrist.
Möglichkeit Nummer drei: Windows 11 zurechtfrickeln, sodass es keine Hardware-Checks mehr macht. Das geht zum Beispiel mit dem USB-Boot-Image-Tool Rufus. Einfach hier auf Download klicken, Windows-11-Sprache auswählen und dann auf Start klicken. Und dann kann man den USB-Datenträger vorher entsprechend durchpatchen. Ziemlich viele praktische Sachen: also nicht nur die Hardware-Erkennung entfernen, sodass Windows 11 auch auf eigentlich nicht unterstützten Rechnern installierbar ist, sondern auch andere Sachen wie zum Beispiel die Online-Konto-Pflicht entfernen. Das ist alles praktisch. Ich bin für mich persönlich aber unsicher, ob das inoffizielle Gepatche hier womöglich irgendwelche Updates in Zukunft verhindert oder womöglich irgendwas anderes kaputt macht, was man zuerst nicht sieht. Also ich würde jetzt nicht explizit davor warnen, ist schon alles cool. Aber ich persönlich würde das nicht machen aktuell.
Deshalb jetzt die von mir favorisierte Möglichkeit – habe ich am Anfang schon gesagt: Linux Mint installieren. Das habe ich halt gemacht bei zwei älteren Windows-10-Notebooks aus meinem Fundus: ein ungefähr sieben Jahre altes Acer Swift 7, schön flach und lüfterlos, und ein über zehn Jahre altes Convertible mit Touchscreen, ein HP EliteBook Revolve 810 G3. Beide Geräte mit einer gar nicht mal so schnellen Intel-Dual-Core-CPU und – direkt Spoiler – bei dem Convertible funktionierte der Touchscreen direkt out of the box mit Linux Mint, also installiert und sofort funktionierte der Touchscreen, musste keine Treiber installieren.
Bevor es jetzt ans Eingemachte geht, erst mal der allerwichtigste Schritt: Alle eure Windows-Daten irgendwo sichern, also zum Beispiel auf einem USB-Datenträger. Das ist wirklich elementar wichtig. Es gibt auch sogar die Möglichkeit, euer laufendes Windows komplett in eine virtuelle Maschine zu verfrachten, die ihr dann später zum Beispiel unter Linux laufen lasst als VM. Das geht sogar mit einem offiziellen Microsoft-Tool. Das ist nämlich Disk2vhd. Aber das geht hier für dieses Video zu tief. Ich wollte nur kurz die Möglichkeit erwähnen. Dazu erscheint auch bald ein ausführlicher Artikel bei c’t bzw. Heise Plus, bzw. zwei Artikel.
Also, ihr habt eure Daten gesichert. Euer Windows kann komplett platt gemacht werden. Überlegt noch mal ganz genau. Das ist dann auf jeden Fall gut. Denn obwohl es theoretisch die Möglichkeit gibt, Linux parallel zu Windows auf dem gleichen Datenträger zu installieren, empfehle ich das explizit nicht. Ich habe damit nämlich schon mehrfach schlechte Erfahrungen gemacht und würde das wirklich nur machen, wenn ihr eine hohe Schmerztoleranz habt. Wenn ihr Windows behalten wollt, dann nehmt lieber gleich eine zweite SSD für Linux. Ja, das ist in Notebooks meist schwierig, aber in Desktop-PCs geht das einfach so. Aber dieses Video soll ja sowieso eine niedrige Einstiegshürde haben. Deshalb zeige ich das hier in der einfachsten Methode und auch in der von mir empfohlenen, in der der komplette Datenträger von Linux übernommen wird. Deshalb noch mal zum dritten Mal: Sichert alles Wichtige.
Ja, ach so, was sind denn überhaupt die Systemanforderungen für Linux Mint? Also ich sage mal, wenn euer Rechner in den letzten 15 Jahren gekauft wurde, dann ist ziemlich sicher, dass das ausreicht. Also vier Gigabyte RAM solltet ihr haben und eine 64-Bit-CPU und ja, so 100 Gigabyte Platten- oder SSD-Speicher. Das ist nicht viel, oder?
Ja, jetzt geht ihr auf linuxmint.com, klickt hier bei Cinnamon Edition auf Download, sucht euch einen Server in eurer Nähe und downloadet die zurzeit 2,8 Gigabyte große ISO-Datei, und die könnt ihr jetzt zum Beispiel mit Balena Etcher, das es für Windows, Linux und macOS gibt, auf einen USB-Stick bootfähig draufmachen. Dafür wählt ihr einfach den USB-Stick aus und hier die ISO-Datei und dann auf Flash. Ich habe allerdings schon mehrfach gesehen, dass Balena Etcher irgendwie komisch abgebrochen ist und komische Sachen gemacht hat. Deshalb ist mein Lieblingstool eigentlich Ventoy. Es gibt es aber leider nur unter Windows und Linux, nicht für macOS. Naja, damit macht ihr euch jedenfalls einmal einen USB-Stick fertig, und dann könnt ihr die ISO-Dateien da einfach draufkopieren, also ohne irgendwelche Tools, irgendwelche Hilfsmittel, einfach aufs Dateisystem draufkopieren. Wenn ihr dann davon bootet, könnt ihr auswählen, welches ISO geladen werden soll. Das ist nicht nur super elegant und einfach, sondern halt auch praktisch, wenn ihr von einem Stick mehrere Betriebssysteme installieren wollt. Also ihr könnt da auch eine Windows-11-ISO draufklatschen oder CachyOS, alles gleichzeitig.
Jetzt geht es aber ans Booten. Also man muss einstellen, dass der Rechner vom USB-Stick bootet. Und das ist jetzt der Punkt, an dem die nicht so Erfahrenen unter euch vielleicht ein bisschen ängstlich sind. Aber macht euch da wirklich keinen Kopf. Ihr habt ja alles gesichert. Kann also nichts Schlimmes passieren. Also erst mal USB-Stick natürlich in den Rechner reinstecken. Das Ding ist, dass das sogenannte UEFI, also wo man unter anderem einstellt, dass der Rechner vom USB-Stick booten soll. Das hieß früher mal BIOS, heißt jetzt UEFI. Also alleine wie man da reinkommt, das ist halt bei jedem Rechner anders. Oft ist es F2, oft die Entfernen, aber manchmal auch F1 oder die Lauter-Taste bei Microsoft Surface zum Beispiel oder F12. Deshalb als kleiner Workaround, falls euer Windows noch läuft: Shift-Taste gedrückt halten, dann Start, dann Neustarten, also mit gedrückter Shift-Taste, und dann sollte der Rechner in dieses Menü hier gehen. Da wählt ihr dann Problembehandlung, Erweiterte Optionen und UEFI-Firmware-Einstellung. Dann Neustarten. Ja, und dann startet der Rechner neu und dann seid ihr hoffentlich drin im UEFI.
Da ist es jetzt leider auch für mich unmöglich, euch alle Eventualitäten zu tutorialen, weil das sieht halt überall anders aus. Ein paar Tipps, mit denen ihr durchkommen solltet. Glaub an euch, wirklich. Wenn ihr irgendwo einstellen könnt zwischen UEFI oder Legacy-CSM, nehmt UEFI. Wenn ihr irgendwo Secure Boot seht, aktivieren. Dazu sage ich später noch mal was. Falls ihr da mal irgendwas geändert habt, also bei Secure Boot: Der Secure-Boot-Mode sollte auf Standard Factory Keys stehen, also dahin zurücksetzen, nicht auf Custom setzen. Fast Boot solltet ihr sicherheitshalber erst mal ausschalten, weil dadurch eventuell Dinge übersprungen werden, die ihr braucht. Bei SATA-Modus solltet ihr AHCI einstellen. Ja, und dann ist es soweit. Dann sucht ihr das Boot-Menü im UEFI, wo ihr einmalig sagen könnt: Hier, boote vom USB-Stick. Wenn ihr das nicht findet, könnt ihr auch die Boot-Reihenfolge ändern, also USB-Datenträger ganz nach vorne statt der internen SSD. Puh, und wenn das jetzt alles gut gegangen ist, dann bootet Linux Mint vom USB-Stick.
Und ab jetzt ist das wirklich alles super einfach, würde ich sagen. Ihr seht da jetzt schon den Desktop. Das bedeutet aber nur, dass das Live-Mint von USB geladen ist. Das ist noch nicht auf eurer internen SSD installiert. Wenn ihr das wollt, klickt ihr hier oben links auf „Install Linux Mint“. Dann könnt ihr die Sprache auswählen. Deutsch, Tastenbelegung, dann Netzwerk, zum Beispiel euer WLAN. Könnt ihr euer WLAN-Passwort eingeben. Ganz wichtig ist jetzt Multimedia-Codecs. Die wollt ihr haben, die wollt ihr anklicken. Und jetzt da unten dann noch in dem Menü für Secure Boot irgendein Passwort eingeben. Eine Passphrase müsst ihr gleich nur ein einziges Mal eingeben. Dann könnt ihr es direkt wieder vergessen. So, jetzt bei Installationsart Festplatte löschen und Linux Mint installieren. Weiter, weiter, weiter. Wo befinden Sie sich? Weiter. Dann Ihr Name, Passwort eingeben, also beliebiges Passwort. Und dann geht die Installation los. Kriegt ihr auch direkt so eine schöne Slideshow mit den wichtigsten Funktionen. Wunderschön. Dauert jetzt im Moment. Also je nachdem, wie alt euer Rechner ist. Und irgendwann steht da dann Installation abgeschlossen. Könnt ihr dann jetzt Neu starten klicken. Vorher am besten den USB-Stick rausnehmen.
Und dann kommt wahrscheinlich diese Meldung hier. Das ist Secure Boot. Und wenn ihr dann „Enroll MOK“ macht, dann gebt ihr einmal dieses Passwort ein, was ihr in Linux Mint vergeben habt. Da bei den Multimedia-Codecs. Und dann geht ihr auf Enroll MOK. Continue. Yes. Und dann das Passwort eingeben und dann Reboot. Ja, und danach braucht ihr dieses Passwort nicht mehr. Denn das Zertifikat steckt dann in der UEFI-MOK-Liste. Es geht da nur darum, die sogenannten DKMS-Module laden zu können. Die akzeptiert Secure Boot nämlich sonst nicht, wenn das nicht signiert wird. Dafür ist dieses Passwort gut. Es kann auch noch sein, dass ihr das Enroll MOK noch nicht seht. Da müsst ihr dann vorher einmal das MOK from Disk enrollen. Ja, kleiner Tipp von mir: Da hilft ChatGPT ganz gut weiter mit diesen verwirrenden MOK-Sachen. Okay, ich habe gesagt, das wird hier jetzt nicht so richtig frickelig. Aber ja, manchmal geht es nicht anders.
Ja, man findet ja immer noch in vielen Linux-Tutorials die Ansage: „Secure Boot ausschalten!“ Das habe ich früher auch immer so gemacht, weil man sich damit dieses ganze MOK-Mock-Schlüsselgefummel einfach spart. Es ist halt einfach einfacher. Und es hieß ja auch immer, Linux ist sicher. Da braucht man diese Security-Funktionen nicht. Aber so einfach ist die Welt nicht mehr. Es gibt auch unter Linux inzwischen irgendwelche miesen Dinger, also Bootkits. Und Secure Boot führt da definitiv eine sinnvolle Sicherheitsebene mehr ein. Also ruhig lieber nutzen, wenn ihr das hinkriegt. Wenn nicht, ist das auch kein Weltuntergang. Also ein ungepatchtes Windows 10 ist da eine ganz andere Gefahrenquelle als ein Linux ohne Secure Boot. Das ist wirklich nicht so wild. Also wenn es gar nicht klappt mit Secure Boot, dann lieber im UEFI ausschalten und ohne installieren. Ihr könnt Secure Boot auch später noch nachrüsten. Das ist alles kein Problem.
Ach so, ja, und wenn Mint dann läuft, dann kriegt ihr da diesen Begrüßungsscreen, und ihr merkt hoffentlich direkt, dass das alles schwupsiger ist als unter Windows. Und dann könnt ihr noch mal gucken, ob es noch irgendwelche Treiber nachzuinstallieren gibt. Das geht alles automatisch mit dem Menüpunkt hier. Und dann könnt ihr das System erst mal updaten. Und hier findet ihr Software zum Installieren. Ich habe da einfach mal Steam installiert. Und ihr wisst ja, unter Linux laufen inzwischen die meisten Windows-Steam-Spiele völlig unproblematisch. Ich habe einfach mal testweise Skyrim installiert, was ja ungefähr zum Alter der Rechner passt. Und das lief auf Anhieb. Also ich freue mich über das neue Leben meiner Laptops.
Übrigens noch wichtig: Falls sich in unserem Video irgendwelche Fehler eingeschlichen haben und wir das erst nach der Veröffentlichung merken, achtet auf den angepinnten Kommentar. Also wenn es den gibt, dann sind da Fehlerkorrekturen drin. Ja, und Happy Linuxing. Schreibt in die Kommentare, ob es geklappt hat und abonnieren natürlich. Tschüss.
c’t 3003 ist der YouTube-Channel von c’t. Die Videos auf c’t 3003 sind eigenständige Inhalte und unabhängig von den Artikeln im c’t Magazin. Die Redakteure Jan-Keno Janssen, Lukas Rumpler, Sahin Erengil und Pascal Schewe veröffentlichen jede Woche ein Video.
(jkj)
Künstliche Intelligenz
Nach Google-Milliardenstrafe: Neue US-Zölle angedroht
Die EU-Kommission verhängt gegen Google wegen Verstößen gegen Wettbewerbsregeln im Werbegeschäft eine Strafe von 2,95 Milliarden Euro. Die Strafe löste eine harsche Reaktion von US-Präsident Donald Trump aus, der mit neuen Zöllen gegen die EU drohte.
Der Vorwurf der Kommission gegen Google: Der US-Konzern habe eigene Online-Werbedienstleistungen zum Nachteil konkurrierender Anbieter bevorzugt. Google bezeichnete die Entscheidung als falsch und will in Berufung gehen.
Laut EU entsteht durch das Geschäftsmodell von Google ein Interessenkonflikt: Das Tech-Unternehmen schaltet auf den eigenen Webseiten und Anwendungen einerseits selbst Werbung, vermittelt aber auch zwischen Werbetreibenden und denen, die den Platz dafür online zur Verfügung stellen.
Google kontert
Konkreter lautet der Vorwurf aus Brüssel: Google habe den Werbetreibenden und den Anbietern von Werbeplätzen den eigenen Marktplatz AdX bevorzugt vorgeschlagen. Dies habe zu höheren Kosten geführt, die am Ende auch an Verbraucher weitergereicht worden seien. Die EU-Kommission fordert Google nun auf, sich nicht weiter selbst zu bevorzugen – und geht noch weiter: Aktuell sehe es danach aus, dass die Trennung von einem Teil des Werbegeschäfts der einzige Weg sei, den Interessenkonflikt auszuräumen.
Google konterte, die Geldstrafe sei ungerechtfertigt und die verlangten Änderungen würden „Tausenden von europäischen Unternehmen schaden“, da sie deren Geschäft erschweren. „Die Bereitstellung von Diensten für Werbekunden und -verkäufer ist keineswegs wettbewerbswidrig, und es gibt mehr Alternativen zu unseren Diensten als je zuvor“, hieß es.
Trump ist sauer
Die Strafe könnte nun auch politische Folgen nach sich ziehen. US-Präsident Donald Trump kritisierte sie als nächsten Schlag gegen „ein großartiges amerikanisches Unternehmen“. Er werde sich gezwungen sehen, ein Verfahren für neue Zölle einzuleiten, wenn US-Konzerne weiter zur Kasse gebeten würden, schrieb Trump auf seiner eigenen Online-Plattform „Truth Social“.
Konkret drohte der Präsident eine Untersuchung auf Basis von Artikel 301 des US-Handelsrechts an, der Zölle als Reaktion auf unfaire Handelspraktiken vorsieht. Die EU und die US-Regierung hatten sich erst im Juli auf eine umfassende Handelsvereinbarung geeinigt, deren Details gerade noch geklärt werden. Die Europäer akzeptierten dabei unter anderem einen generellen US-Zoll von 15 Prozent auf ihre Waren.
Trump hatte kürzlich bereits mit zusätzlichen Zöllen für Länder gedroht, die amerikanische Technologieunternehmen aus seiner Sicht angreifen. Dabei ging es ihm um digitale Regulierungen, die er kritisch sieht. Die US-Regierung fordert schon länger Änderungen an den strengen EU-Digitalgesetzen, die etwa die Verbreitung von Falschinformationen über Plattformen wie X verhindern sollen und auch Unternehmen wie Amazon, Apple, Meta (Facebook), Alphabet (Google) und Microsoft betreffen.
Auch die US-Regierung sieht bei Google eine Monopolstellung und hat bereits versucht, dagegen vorzugehen. Zunächst stand bei dem Kartellverfahren eine Aufspaltung des Konzerns im Raum, jetzt endete es aber in Auflagen für den Suchmaschinen-Riesen. Google darf Chrome und Android behalten, muss aber Suchdaten mit der Konkurrenz teilen, entschied das Gericht. Das Urteil wird nun vielfach als zu mild kritisiert, unter anderem von Google-Wettbewerbern und Verlegern.
(nen)
Künstliche Intelligenz
Smart Glasses in Berlin – mal wasserdicht, mal sylisch, mal mit farbigem Display
Bereits auf der diesjährigen CES zeichnete sich ab, dass sich smarte Brillen mit integriertem KI-Assistent nach dem Erfolg der Ray-Ban Meta zum Trendthema entwickeln könnten. So verwundert es nicht, dass auf der diesjährigen IFA neben der bereits von c‘t vorab getesteten Rokid Glasses weitere Prototypen kommender Modelle zu sehen sind. Und dabei gibt es in Berlin durchaus schon einige Überraschungen.
Bei der TCL X3 Pro stecken Kamera und LED nicht in den Ecken des Bügeln, sondern im Nasensteg. Das trägt ziemlich stark auf.
(Bild: Heise Medien / Nico Jurran)
Die größte gelang dabei sicherlich TCL: So können Messebesucher auf dem Stand des chinesischen Unternehmens (Halle 21, Stand 101) bereits Prototypen des für Oktober/November vorgesehenen Modells RayNeo X3 Pro aufsetzen. Das verwendet die von der Rokid bekannte „Waveguide“-Displaytechnik mit Projektion auf matte Flächen in beiden Brillengläsern. Die „Firefly“ genannte optsche Engine zeigt Text und Grafiken bei diesem Modell aber nicht nur in grün, sondern laut Hersteller in 16,7 Millionen Farben an – und mit einer Spitzenhelligkeit von 6000 statt 1500 Nits. Die Kamera samt LED (blinkt bei laufender Aufnahme) ist dafür in den Nasensteg in der Mitte gewandert, was diesen allerdings im Vergleich zu anderen Smart Glasses etwas wuchtiger wirken lässt.
Einen offiziellen Preis nennt TCL noch nicht, dieser soll sich aber in der Region um 1500 Euro bewegen. Damit wäre die smarte Brille rund dreimal so teuer wie das Rokid-Modell. Wie dieses bietet es ein integriertes Audiosystem, über das sich etwa Musikhören und Telefonieren lässt. Ein KI-Assistent (Alibabas Qwen) sowie Teleprompter- und Übersetzungsfunktionen sind ebenfalls integriert.
L‘Atitude 52°N
Ein Startup aus Berlin greift wiederum das Grundkonzept der Ray-Ban Meta – als Brille mit integrierter Kamera und Audiosystem, aber ohne Display – auf und entwickelt es weiter. Und L’Atitude 52°N präsentiert auf der IFA (Salle 25, Stand 344) dabei gleich drei besonders stylische Modelle. Die sind im Unterschied zur Ray-Ban Meta zudem nicht nur gemäß IPX4 gegen Spritzwasser geschützt, sondern nach IP65 auch gegen Strahlwasser. Auch das Ladeetui mit 200-mAh-Akku ist entsprechend wasserresistent.
L’Atitude 52°N will zum Marktstart gleich drei stylische Smart Glasses veröffentlichen.
Eine weitere Besonderheit ist ein spezielles Brillenband, das die Brillen um eine Walkie-Talkie-Funktion über Bluetooth Mesh für bis zu acht Personen erweitert. Gruppen sollen so auch in abgelegenen Gegenden ohne Mobilfunkempfang und Internet miteinander verbunden bleiben. Zur Finanzierung seiner smarten Brillen hat L’Atitude 52°N parallel zum IFA-Start eine Kickstarter-Kampagne gestartet, bei der die Brillen zu Preisen von 220 Euro (mit Ladeetui) angeboten werden. Als Auslieferungstermin peilt das Startup Dezember an.
Rokid
Rokid selbst zeigt in Berlin neben seiner smarten Brille, die vor Ort (Halle 6.2, Stand 169) ausprobiert werden kann, das angekündigte Etui mit integriertem Akku und die Brillenglas-Clips. Menschen mit Sehschwäche können damit später zusätzliche Korrekturgläser (von den Augen aus betrachtet) vor die eigentlichen Waveguide-Gläser anbringen.
Die Rokid-Brille wird mit standardmäßig mit einem gewöhnlichen Etui ausgeliefert. Man kann sie gegen Aufpreis aber auch mit einem Ladeetui mit integriertem Akku enthalten.
(Bild: Heise Medien / Nico Jurran)
Mittlerweile hat der chinesische Hersteller auch das im c’t-Artikel angesprochene Problem behoben, das nach dem Transfer von mit der Brille aufgenommenen Videos auftrat. Auslöser war laut Hersteller, dass die Brille mit 60 Hertz aufzeichnete, die Begleit-App das Video aber mit 50 Hertz ausspielen wollte. Weiterhin ist in der App nun angegeben, dass der später kostenpflichtige Übersetzungsdienst von Microsoft stammt.
Sharp
Sharp zeigt an seinem nur Businesspartnern zugänglichen Stand (Halle 22, Stand 101) drei Modelle: das Seriengerät Dynabook dynaEdge XR1, welches das Unternehmen auf seinem japanischen Heimatmarkt bereits anbietet, sowei zwei Prototypen mit unterschiedlicher Ausstattung. Spannend ist hier vor allem der „Full Colour“-Prototyp, der wiederum die Waveguide-Technik nutzt, allerdings in 1080p-Auflösung und in Farbe statt nur in grün. Auf Nachfrage erklärte das Unternehmen, dass man aktuell den Markt beobachte und noch keine Entscheidung hinsichtlich eines Starts außerhalb Japans getroffen habe.
(nij)
Künstliche Intelligenz
Bundeshaushalt 2025: Kürzungen bei Leitprojekt für digitale Souveränität
Die Bundesregierung und Abgeordnete des Bundestags beteuern immer wieder die Notwendigkeit, die digitale Souveränität Deutschlands und Europas zu stärken. Ihren Worten lassen sie aber nicht immer Taten folgen. So hat der Haushaltsausschuss des Bundestags am Donnerstag in seiner sogenannten Bereinigungssitzung zum verspäteten Bundeshalt 2025 etwa beschlossen, die Gelder für das „wichtige Vorhaben von gemeinsamem europäischem Interesse“ (IPCEI) für Cloud-Infrastrukturen und -Services (CIS) fürs laufende Jahr gegenüber dem Regierungsentwurf für den Etat des Bundeswirtschaftsministerium zu kürzen.
15 Millionen Euro weniger als zunächst geplant gibt es laut der Entscheidung der Haushälter für das IPCEI-CIS. Im Ergebnis stehen dafür nun noch 174,15 Millionen Euro zur Verfügung. Das gemeinsame Vorhaben für die Cloud und die Datenverarbeitung ist nach Angaben des Wirtschaftsressorts das zentrale digitalpolitische Projekt der EU, das die digitale und technologische Souveränität Europas stärken soll. Aktuell arbeiten zwölf Mitgliedstaaten und über 150 Partner daran mit. Um die Vision, Mission und Einzelprojekte des IPCEI-CIS zu vereinen, haben die Teilnehmer die Initiative 8ra ins Leben gerufen, mit der sie eine quelloffene „Hyper-Cloud“ vorantreiben wollen.
Insgesamt hat der Ausschuss den Haushalt des Ministeriums von Katherina Reiche (CDU) etwas erhöht. Er soll im laufenden Jahr ein Ausgabenvolumen von rund 9,02 Milliarden Euro aufweisen. Das sind 36,64 Millionen Euro mehr als im Regierungsentwurf vorgesehen. Aufgestockt haben die Volksvertreter im Technologiebereich etwa bei der Forschungsförderung einzelner Vorhaben der zivilen Luftfahrt, und zwar um 17 Millionen auf 182,51 Millionen Euro.
Gesamtetat schrumpft ein wenig
Für alle Ressorts zusammen haben die Haushälter den wegen der Neuwahlen verzögerten Etat leicht gekürzt. Veranschlagt sind dem Beschluss zufolge 502,55 Milliarden Euro an Ausgaben. Das sind 460 Millionen Euro weniger als im Haushaltsentwurf der Regierung. Im Vergleich zum Soll-Ansatz 2024 ergibt sich aber immer noch ein Plus von 5,4 Prozent, das etwa in Investitionen fließen soll.
Mit der Bereinigungsvorlage des Finanzministeriums für den Ausschuss ist auch das neue Bundesministerium für Digitales und Staatsmodernisierung (BMDS) erstmals als Einzelplan 24 im Gesamtetat vertreten. Für 2025 sind dort übersichtliche 11,2 Millionen Euro an Ausgaben veranschlagt, rund die Hälfte davon für Personalausgaben. Die Parlamentarier haben dies so beschlossen.
Digitalministerium nimmt langsam Form an
Das BMDS ist laut dem Plan insbesondere für die Digitalpolitik, die digitale Souveränität, die Online-Wirtschaft, den Breitbandausbau, den Aufbau eines Deutschland-Stack, E-Government und den Bürokratierückbau zuständig. Es gliedert sich in sechs entsprechende Bereiche. Das BMDS erläutert dazu, dass in diesem Jahr nur die Personal- und Sachausgaben der 150 neuen Stellen des Ressorts veranschlagt würden. Abteilungen, die aus anderen Ministerien an das Haus von Karsten Wildberger (CDU) gehen, würden weiter in den Einzelplänen ihrer ursprünglichen Ressorts geführt. Erst 2026 soll das BMDS einen vollständigen eigenen Etat erhalten.
70 Millionen Euro mehr als geplant wird Bundesinnenminister Alexander Dobrindt (CSU) 2025 in den Taschen haben. Der Etatansatz für das Innenressort steigt von 15,17 auf 15,24 Milliarden Euro. Mehr Geld erhält etwa die Bund-Länder-Anstalt Fitko (Föderale IT-Kooperation), die im Auftrag des IT-Planungsrats die Digitalisierungsvorhaben der öffentlichen Verwaltung koordiniert. Um 44 Millionen Euro gesenkt werden dagegen die Zuschüsse an die Bundesanstalt für den Digitalfunk der Behörden und Organisationen mit Sicherheitsaufgaben (BDBOS). Statt 241,94 Millionen Euro stehen dieser nur noch 197,74 Millionen Euro zur Verfügung, obwohl die Versorgungsdichte in der Kritik steht.
Um zwei auf 47,4 Millionen Euro steigt der Etat der Bundesdatenschutzbeauftragten im Vergleich zum Vorjahr. Der Haushaltsausschuss hat dabei keine Änderungen am Entwurf der Bundesregierung vorgenommen. Die Personalausgaben betragen allein 30,9 Millionen Euro. Damit soll die Zahl der Stellen um 12,1 auf 405,8 schrumpfen.
(mack)
-
Datenschutz & Sicherheitvor 3 Monaten
Geschichten aus dem DSC-Beirat: Einreisebeschränkungen und Zugriffsschranken
-
UX/UI & Webdesignvor 3 Wochen
Der ultimative Guide für eine unvergessliche Customer Experience
-
Apps & Mobile Entwicklungvor 3 Monaten
Metal Gear Solid Δ: Snake Eater: Ein Multiplayer-Modus für Fans von Versteckenspielen
-
Online Marketing & SEOvor 3 Monaten
TikTok trackt CO₂ von Ads – und Mitarbeitende intern mit Ratings
-
Social Mediavor 3 Wochen
Relatable, relevant, viral? Wer heute auf Social Media zum Vorbild wird – und warum das für Marken (k)eine gute Nachricht ist
-
UX/UI & Webdesignvor 1 Woche
Adobe Firefly Boards › PAGE online
-
Entwicklung & Codevor 2 Wochen
Posit stellt Positron vor: Neue IDE für Data Science mit Python und R
-
Entwicklung & Codevor 3 Tagen
EventSourcingDB 1.1 bietet flexiblere Konsistenzsteuerung und signierte Events