Künstliche Intelligenz
Ja, Linux ist wirklich so einfach | Win-10-Ende
Windows-10-Rechner, die kein Win-11-Update bekommen, sollte man ungepatcht nicht mehr verwenden. Die effizienteste Methode zur Weiternutzung: Linux. c’t 3003 fasst zusammen, wie’s am einfachsten geht.
Transkript des Videos
(Hinweis: Dieses Transkript ist für Menschen gedacht, die das Video oben nicht schauen können oder wollen. Der Text gibt nicht alle Informationen der Bildspur wieder.)
Guckt mal, hier bei meinem eigentlich noch ziemlich gut funktionierenden Windows-PC poppt auf einmal diese Meldung auf. Ja, Windows 11 geht nicht wegen zu alter Hardware, und Windows-10-Update gibt es ab dem 14. Oktober 2025 auch nicht mehr. Also ich spreche hier nicht von irgendwelchen Schönheits-Updates, sondern von nicht mehr gestopften Sicherheitslücken. Also ernsthaft gefährlich.
Ich übersetze mal in normale Sprache, was Microsoft da sagt: Ja, diesen Computer kannst du leider nicht mehr benutzen. Sorry, musst du dir einen neuen kaufen? In diesem Video zeige ich euch, wie ihr diesen von Microsoft verschmähten Computer dann noch viele Jahre sicher und sehr wahrscheinlich schwupsiger als mit Windows nutzen könnt. Ja, habt ihr euch wahrscheinlich gedacht? Wir installieren Linux, genau genommen Linux Mint. Das wird von c’t 3003 und auch unserem c’t-Mutterschiff für Leute empfohlen, die von Windows umsteigen wollen. Ich habe das auf zwei Rechnern installiert, beide schon ziemlich alt. Und was ich in diesem Video versuchen will: die Linux-Installation so zu zeigen, dass das wirklich alle hinbekommen, also ohne irgendwelche Shortcuts von vorne bis hinten, also ohne dass man sich wundert: Wie sind die da jetzt hingekommen? Das Video richtet sich also an alle, die irgendeinen Rechner haben, auf dem sie Linux Mint installieren wollen. Außerdem erzähle ich euch auch noch kurz, was ihr außer Linux installieren tun könnt, wenn eure Hardware angeblich zu alt ist, um auf Windows 11 upzudaten. Bleibt dran.
So, also ihr habt da jetzt einen Computer, der sich nicht auf Windows 11 updaten lässt, weil Windows 10 sagt: Hardware zu alt oder aufgrund von Hardware-Einschränkungen. Ihr habt jetzt vier Möglichkeiten. Eigentlich fünf, aber die fünfte ist wirklich problematisch und auch gefährlich. Das wäre nämlich einfach, das Ding weiter zu benutzen, als wäre nix gewesen. Ja, und das ist halt doof, weil es ja wie gesagt nur noch bis zum 13. Oktober Sicherheitsupdates gibt, und Windows ohne Sicherheitsupdates im Internet zu benutzen ist ja ziemlich töricht, weil immer wieder Sicherheitslücken auftauchen, und wenn die nicht behoben werden, ja, dann ist euer ungepatchtes Windows 10 eben offen wie ein Scheunentor. Wirklich keine gute Idee.
So, aber jetzt kommen die vier mehr oder weniger sinnvollen Möglichkeiten. Möglichkeit eins ist die von Microsoft in diesem Windows-10-Popup vorgeschlagene: Computer zum Recyclinghof, neuen kaufen. Ja, also wenn der noch gut funktioniert, weiß ich nicht. Also auf jeden Fall keine 3003-Empfehlung, diese Möglichkeit.
Ja, Möglichkeit zwei ist, ein von Microsoft angekündigtes Angebot zu greifen. Das heißt ESU-Programm, also Extended Security Updates, frei übersetzt verlängerte Sicherheitsupdates, und damit kriegt ihr noch ein Jahr länger Sicherheitsupdates, manchmal sogar kostenlos. Das ist aber an Bedingungen geknüpft. Drei Möglichkeiten gibt es, um das zu bekommen: Entweder ihr aktiviert Windows Backup – da werden dann also eure Daten in die Cloud kopiert, aber nur bis fünf Gigabyte kostenlos. Habt ihr mehr Daten, müsst ihr das bezahlen. Die zweite Möglichkeit sind 1000 Microsoft-Rewards-Punkte dafür auszugeben. Und ganz ehrlich, Microsoft Rewards wirkt auf mich persönlich – meine Meinung – ziemlich unausgegoren. Also ich bekomme Punkte dafür, wenn ich bei Bing nach einem Krankheitsbild suche. Und das ist dann auch manchmal auf Holländisch. Und hier dieses Popup kann ich nicht schließen, sondern nur bestätigen. Ja, suche nach. Okay, ja, also bin ich kein Fan von diesem Rewards. Und ja, als dritte Variante gibt es noch: Geld bezahlen. Also 30 Dollar. Der Euro-Preis steht noch nicht fest. Windows ESU, wie auch immer, kann man machen. Aber hat man halt höchstwahrscheinlich auch nur ein Jahr lang Gnadenfrist.
Möglichkeit Nummer drei: Windows 11 zurechtfrickeln, sodass es keine Hardware-Checks mehr macht. Das geht zum Beispiel mit dem USB-Boot-Image-Tool Rufus. Einfach hier auf Download klicken, Windows-11-Sprache auswählen und dann auf Start klicken. Und dann kann man den USB-Datenträger vorher entsprechend durchpatchen. Ziemlich viele praktische Sachen: also nicht nur die Hardware-Erkennung entfernen, sodass Windows 11 auch auf eigentlich nicht unterstützten Rechnern installierbar ist, sondern auch andere Sachen wie zum Beispiel die Online-Konto-Pflicht entfernen. Das ist alles praktisch. Ich bin für mich persönlich aber unsicher, ob das inoffizielle Gepatche hier womöglich irgendwelche Updates in Zukunft verhindert oder womöglich irgendwas anderes kaputt macht, was man zuerst nicht sieht. Also ich würde jetzt nicht explizit davor warnen, ist schon alles cool. Aber ich persönlich würde das nicht machen aktuell.
Deshalb jetzt die von mir favorisierte Möglichkeit – habe ich am Anfang schon gesagt: Linux Mint installieren. Das habe ich halt gemacht bei zwei älteren Windows-10-Notebooks aus meinem Fundus: ein ungefähr sieben Jahre altes Acer Swift 7, schön flach und lüfterlos, und ein über zehn Jahre altes Convertible mit Touchscreen, ein HP EliteBook Revolve 810 G3. Beide Geräte mit einer gar nicht mal so schnellen Intel-Dual-Core-CPU und – direkt Spoiler – bei dem Convertible funktionierte der Touchscreen direkt out of the box mit Linux Mint, also installiert und sofort funktionierte der Touchscreen, musste keine Treiber installieren.
Bevor es jetzt ans Eingemachte geht, erst mal der allerwichtigste Schritt: Alle eure Windows-Daten irgendwo sichern, also zum Beispiel auf einem USB-Datenträger. Das ist wirklich elementar wichtig. Es gibt auch sogar die Möglichkeit, euer laufendes Windows komplett in eine virtuelle Maschine zu verfrachten, die ihr dann später zum Beispiel unter Linux laufen lasst als VM. Das geht sogar mit einem offiziellen Microsoft-Tool. Das ist nämlich Disk2vhd. Aber das geht hier für dieses Video zu tief. Ich wollte nur kurz die Möglichkeit erwähnen. Dazu erscheint auch bald ein ausführlicher Artikel bei c’t bzw. Heise Plus, bzw. zwei Artikel.
Also, ihr habt eure Daten gesichert. Euer Windows kann komplett platt gemacht werden. Überlegt noch mal ganz genau. Das ist dann auf jeden Fall gut. Denn obwohl es theoretisch die Möglichkeit gibt, Linux parallel zu Windows auf dem gleichen Datenträger zu installieren, empfehle ich das explizit nicht. Ich habe damit nämlich schon mehrfach schlechte Erfahrungen gemacht und würde das wirklich nur machen, wenn ihr eine hohe Schmerztoleranz habt. Wenn ihr Windows behalten wollt, dann nehmt lieber gleich eine zweite SSD für Linux. Ja, das ist in Notebooks meist schwierig, aber in Desktop-PCs geht das einfach so. Aber dieses Video soll ja sowieso eine niedrige Einstiegshürde haben. Deshalb zeige ich das hier in der einfachsten Methode und auch in der von mir empfohlenen, in der der komplette Datenträger von Linux übernommen wird. Deshalb noch mal zum dritten Mal: Sichert alles Wichtige.
Ja, ach so, was sind denn überhaupt die Systemanforderungen für Linux Mint? Also ich sage mal, wenn euer Rechner in den letzten 15 Jahren gekauft wurde, dann ist ziemlich sicher, dass das ausreicht. Also vier Gigabyte RAM solltet ihr haben und eine 64-Bit-CPU und ja, so 100 Gigabyte Platten- oder SSD-Speicher. Das ist nicht viel, oder?
Ja, jetzt geht ihr auf linuxmint.com, klickt hier bei Cinnamon Edition auf Download, sucht euch einen Server in eurer Nähe und downloadet die zurzeit 2,8 Gigabyte große ISO-Datei, und die könnt ihr jetzt zum Beispiel mit Balena Etcher, das es für Windows, Linux und macOS gibt, auf einen USB-Stick bootfähig draufmachen. Dafür wählt ihr einfach den USB-Stick aus und hier die ISO-Datei und dann auf Flash. Ich habe allerdings schon mehrfach gesehen, dass Balena Etcher irgendwie komisch abgebrochen ist und komische Sachen gemacht hat. Deshalb ist mein Lieblingstool eigentlich Ventoy. Es gibt es aber leider nur unter Windows und Linux, nicht für macOS. Naja, damit macht ihr euch jedenfalls einmal einen USB-Stick fertig, und dann könnt ihr die ISO-Dateien da einfach draufkopieren, also ohne irgendwelche Tools, irgendwelche Hilfsmittel, einfach aufs Dateisystem draufkopieren. Wenn ihr dann davon bootet, könnt ihr auswählen, welches ISO geladen werden soll. Das ist nicht nur super elegant und einfach, sondern halt auch praktisch, wenn ihr von einem Stick mehrere Betriebssysteme installieren wollt. Also ihr könnt da auch eine Windows-11-ISO draufklatschen oder CachyOS, alles gleichzeitig.
Jetzt geht es aber ans Booten. Also man muss einstellen, dass der Rechner vom USB-Stick bootet. Und das ist jetzt der Punkt, an dem die nicht so Erfahrenen unter euch vielleicht ein bisschen ängstlich sind. Aber macht euch da wirklich keinen Kopf. Ihr habt ja alles gesichert. Kann also nichts Schlimmes passieren. Also erst mal USB-Stick natürlich in den Rechner reinstecken. Das Ding ist, dass das sogenannte UEFI, also wo man unter anderem einstellt, dass der Rechner vom USB-Stick booten soll. Das hieß früher mal BIOS, heißt jetzt UEFI. Also alleine wie man da reinkommt, das ist halt bei jedem Rechner anders. Oft ist es F2, oft die Entfernen, aber manchmal auch F1 oder die Lauter-Taste bei Microsoft Surface zum Beispiel oder F12. Deshalb als kleiner Workaround, falls euer Windows noch läuft: Shift-Taste gedrückt halten, dann Start, dann Neustarten, also mit gedrückter Shift-Taste, und dann sollte der Rechner in dieses Menü hier gehen. Da wählt ihr dann Problembehandlung, Erweiterte Optionen und UEFI-Firmware-Einstellung. Dann Neustarten. Ja, und dann startet der Rechner neu und dann seid ihr hoffentlich drin im UEFI.
Da ist es jetzt leider auch für mich unmöglich, euch alle Eventualitäten zu tutorialen, weil das sieht halt überall anders aus. Ein paar Tipps, mit denen ihr durchkommen solltet. Glaub an euch, wirklich. Wenn ihr irgendwo einstellen könnt zwischen UEFI oder Legacy-CSM, nehmt UEFI. Wenn ihr irgendwo Secure Boot seht, aktivieren. Dazu sage ich später noch mal was. Falls ihr da mal irgendwas geändert habt, also bei Secure Boot: Der Secure-Boot-Mode sollte auf Standard Factory Keys stehen, also dahin zurücksetzen, nicht auf Custom setzen. Fast Boot solltet ihr sicherheitshalber erst mal ausschalten, weil dadurch eventuell Dinge übersprungen werden, die ihr braucht. Bei SATA-Modus solltet ihr AHCI einstellen. Ja, und dann ist es soweit. Dann sucht ihr das Boot-Menü im UEFI, wo ihr einmalig sagen könnt: Hier, boote vom USB-Stick. Wenn ihr das nicht findet, könnt ihr auch die Boot-Reihenfolge ändern, also USB-Datenträger ganz nach vorne statt der internen SSD. Puh, und wenn das jetzt alles gut gegangen ist, dann bootet Linux Mint vom USB-Stick.
Und ab jetzt ist das wirklich alles super einfach, würde ich sagen. Ihr seht da jetzt schon den Desktop. Das bedeutet aber nur, dass das Live-Mint von USB geladen ist. Das ist noch nicht auf eurer internen SSD installiert. Wenn ihr das wollt, klickt ihr hier oben links auf „Install Linux Mint“. Dann könnt ihr die Sprache auswählen. Deutsch, Tastenbelegung, dann Netzwerk, zum Beispiel euer WLAN. Könnt ihr euer WLAN-Passwort eingeben. Ganz wichtig ist jetzt Multimedia-Codecs. Die wollt ihr haben, die wollt ihr anklicken. Und jetzt da unten dann noch in dem Menü für Secure Boot irgendein Passwort eingeben. Eine Passphrase müsst ihr gleich nur ein einziges Mal eingeben. Dann könnt ihr es direkt wieder vergessen. So, jetzt bei Installationsart Festplatte löschen und Linux Mint installieren. Weiter, weiter, weiter. Wo befinden Sie sich? Weiter. Dann Ihr Name, Passwort eingeben, also beliebiges Passwort. Und dann geht die Installation los. Kriegt ihr auch direkt so eine schöne Slideshow mit den wichtigsten Funktionen. Wunderschön. Dauert jetzt im Moment. Also je nachdem, wie alt euer Rechner ist. Und irgendwann steht da dann Installation abgeschlossen. Könnt ihr dann jetzt Neu starten klicken. Vorher am besten den USB-Stick rausnehmen.
Und dann kommt wahrscheinlich diese Meldung hier. Das ist Secure Boot. Und wenn ihr dann „Enroll MOK“ macht, dann gebt ihr einmal dieses Passwort ein, was ihr in Linux Mint vergeben habt. Da bei den Multimedia-Codecs. Und dann geht ihr auf Enroll MOK. Continue. Yes. Und dann das Passwort eingeben und dann Reboot. Ja, und danach braucht ihr dieses Passwort nicht mehr. Denn das Zertifikat steckt dann in der UEFI-MOK-Liste. Es geht da nur darum, die sogenannten DKMS-Module laden zu können. Die akzeptiert Secure Boot nämlich sonst nicht, wenn das nicht signiert wird. Dafür ist dieses Passwort gut. Es kann auch noch sein, dass ihr das Enroll MOK noch nicht seht. Da müsst ihr dann vorher einmal das MOK from Disk enrollen. Ja, kleiner Tipp von mir: Da hilft ChatGPT ganz gut weiter mit diesen verwirrenden MOK-Sachen. Okay, ich habe gesagt, das wird hier jetzt nicht so richtig frickelig. Aber ja, manchmal geht es nicht anders.
Ja, man findet ja immer noch in vielen Linux-Tutorials die Ansage: „Secure Boot ausschalten!“ Das habe ich früher auch immer so gemacht, weil man sich damit dieses ganze MOK-Mock-Schlüsselgefummel einfach spart. Es ist halt einfach einfacher. Und es hieß ja auch immer, Linux ist sicher. Da braucht man diese Security-Funktionen nicht. Aber so einfach ist die Welt nicht mehr. Es gibt auch unter Linux inzwischen irgendwelche miesen Dinger, also Bootkits. Und Secure Boot führt da definitiv eine sinnvolle Sicherheitsebene mehr ein. Also ruhig lieber nutzen, wenn ihr das hinkriegt. Wenn nicht, ist das auch kein Weltuntergang. Also ein ungepatchtes Windows 10 ist da eine ganz andere Gefahrenquelle als ein Linux ohne Secure Boot. Das ist wirklich nicht so wild. Also wenn es gar nicht klappt mit Secure Boot, dann lieber im UEFI ausschalten und ohne installieren. Ihr könnt Secure Boot auch später noch nachrüsten. Das ist alles kein Problem.
Ach so, ja, und wenn Mint dann läuft, dann kriegt ihr da diesen Begrüßungsscreen, und ihr merkt hoffentlich direkt, dass das alles schwupsiger ist als unter Windows. Und dann könnt ihr noch mal gucken, ob es noch irgendwelche Treiber nachzuinstallieren gibt. Das geht alles automatisch mit dem Menüpunkt hier. Und dann könnt ihr das System erst mal updaten. Und hier findet ihr Software zum Installieren. Ich habe da einfach mal Steam installiert. Und ihr wisst ja, unter Linux laufen inzwischen die meisten Windows-Steam-Spiele völlig unproblematisch. Ich habe einfach mal testweise Skyrim installiert, was ja ungefähr zum Alter der Rechner passt. Und das lief auf Anhieb. Also ich freue mich über das neue Leben meiner Laptops.
Übrigens noch wichtig: Falls sich in unserem Video irgendwelche Fehler eingeschlichen haben und wir das erst nach der Veröffentlichung merken, achtet auf den angepinnten Kommentar. Also wenn es den gibt, dann sind da Fehlerkorrekturen drin. Ja, und Happy Linuxing. Schreibt in die Kommentare, ob es geklappt hat und abonnieren natürlich. Tschüss.
c’t 3003 ist der YouTube-Channel von c’t. Die Videos auf c’t 3003 sind eigenständige Inhalte und unabhängig von den Artikeln im c’t Magazin. Die Redakteure Jan-Keno Janssen, Lukas Rumpler, Sahin Erengil und Pascal Schewe veröffentlichen jede Woche ein Video.
(jkj)
Künstliche Intelligenz
Richard Stallman: „Chatbots sind Bullshit-Generatoren“
Bei einem Auftritt an der TU München wirbt Richard Stallman dafür, freie Entscheidungen nicht auf dem Altar möglicher digitaler Bequemlichkeiten zu opfern. Vor rund 400 Zuschauern fordert der Gründer der Free Software Foundation (FSF) Studentinnen und Studenten auf, nur freie Software einzusetzen und zu entwickeln.
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Staaten könnten es sich gar nicht leisten, ihre Souveränität an große Konzerne abzugeben, betont Stallman vor einem vollen Hörsaal. „Das sollten wir bekämpfen. Wir sollten dafür sorgen, dass unsere staatlichen Institutionen souverän bleiben.“ Die Stadt München werde mit der Abkehr vom freien LiMux ihrer Verantwortung für die Unabhängigkeit der Verwaltung nicht gerecht.
Der 72-Jährige, der mit dem freien Texteditor GNU Emacs und den für die „vier Freiheiten“ des Programmierens essenziellen Lizenzmodellen den Weg für GNU/Linux ebnete, tourt aktuell durch Europa. In München gastierte er an der Bayerischen Akademie der Wissenschaften und der Technischen Universität, wo zwar viel freie Software für den Eigenbedarf entsteht, zugleich aber auch proprietäre Programme wie Microsoft 365 weiter gefördert werden.
Kompromisslosigkeit, bitte!
„Vielleicht werden Sie von Ihrer Universität aufgefordert, nicht-freie Software zu nutzen. Lehnen Sie das ab“, forderte Stallman in der ihm eigenen radikalen Art. Wo proprietäre Software für Prüfungen notwendig sei, sollten die Universitäten gefordert werden, eigene Systeme anzubieten.
Bei proprietären Konferenzsystemen solle man sich um Proxying- oder Gateway-Lösungen bemühen. „Finden Sie jemanden, der Sie über seine Verbindung mit in die Konferenz holt“, meint Stallman.
„Nicht-freie Software erzeugt Monopole und sorgt dafür, dass Millionen von Nutzern nicht von einem Wettbewerb profitieren können“, mahnt Stallman. Die Free Software Foundation, die die Freiheit für den User – den ganz normalen und den Entwickler – hochhalte, sei kapitalistisch im besten Sinn: „Sozialismus sowjetischer Machart finden Sie bei den Big-Tech-Unternehmen.“
Libre Phone, Libre LLM?
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Stallman gibt sich vorsichtig optimistisch, was freie Alternativen etwa für Mobilbetriebssysteme oder Large-Language-Modelle (LLMs) anbetrifft. Das kürzlich angekündigte Projekt Libre Phone soll allerdings wie schon sein Vorgänger Replicant auf der Codebasis von „teilfreien“ Android-Derivaten aufbauen. „Wir hoffen, mit Libre Phone Replicant zum Fliegen zu verhelfen“, sagt Stallman.
Googles angekündigte Identifizierungspflicht für App-Entwickler geißelt Stallman als Todesurteil für freie Apps in der App-Store-Alternative F-Droid. Offenbar traut Stallman den Beteuerungen von Google nicht, dass Sideloading für Apps erhalten bleibe.
Auch bei Künstlicher Intelligenz (KI) will die FSF-Community Kriterien für freie Alternativen entwickeln. Man stehe kurz vor einer Veröffentlichung, kündigt Stallman an. Zugleich appelliert er an das Münchner-Publikum, klar zu differenzieren zwischen Machine Learning und Chatbots.
Bullshit-Generatoren
Auf Machine Learning fußende Programme könnten intelligent sein, in einem beschränkten Bereich, und bestimmte Aufgaben so gut wie Menschen erledigen. Chatbots seien dagegen lediglich „Bullshit-Generatoren“, die künstlich „Äußerungen bar jeglicher Achtung für die Wahrheit“ erzeugten.
Mehrfach wurde der FSF-Gründer auf Münchens Rückkehr in die Arme von Microsoft angesprochen. Stallman äußerte dazu die Vermutung, die Stadt habe sich korrumpieren lassen durch Microsofts Zusagen, sein Entwicklungszentrum in der Stadt anzusiedeln. Langfristig gedacht sei das wegen entstehender Abhängigkeiten nicht, meint der Entwickler.
Eher einen Negativtrend konstatiert Stallman bei der Idee, auch die Designs für freie Hardware zu schaffen. Eigene Designs für freie CPU-Boards seien durchaus machbar, selbst designte, freie Chips aber eben viel zu teuer. Damit bleiben die Chips als proprietäre Schranke: „Wir können nicht mal einen freien Compiler für Nvidia-GPUs schreiben, weil wir ihren Befehlssatz nicht kennen.“
Hier gibt es eine Aufzeichnung des Vortrags bei der TU München.
(vbr)
Künstliche Intelligenz
AWS-Ausfall machte vernetzte Matratzen unbrauchbar
Montagmorgen kam es in einem Amazon-Rechenzentrum im US-Staat Virginia zu einer Störung. Schuld waren Probleme mit dem Domain Name System (DNS). Die Auswirkungen der „erhöhten Fehlerraten und Latenzen bei den AWS Services in der US-EAST-1-Region“ waren weltweit zu spüren. Zahlreiche Internet-Dienste ließen sich zeitweise nur eingeschränkt oder gar nicht nutzen. Darunter auch Matratzen.
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Das belegen Beschwerden diverser Kunden der New Yorker Firma Eight Sleep. Sie verkauft unter der Bezeichnung „Pod“ vernetzte Matratzen, die irreführend als „smart“ bezeichnet werden. Diese Schlafunterlagen zeichnen sich durch ihren hohen Preis aus. In Deutschland geht es bei 2.849 Euro für die Matratze los, zuzüglich mindestens 17 Euro für das monatliche „Autopilot“-Abonnement, gerne nimmt Eight Sleep auch 33 Euro monatlich. Dafür erhält der Schläfer statistische Auswertungen, eingebaute Heizung und Kühlung, sowie einen Motor, der bestimmte Bereiche der Matratze verformen kann. Damit können Bettbenutzer im Bett beispielsweise besser sitzen.
Was im Preis bislang nicht inbegriffen ist, ist ein Offline-Modus der Matratze. Als das AWS-Rechenzentrum in Virginia ausfiel, betraf das auch die Matratzen-Server Eight Sleeps. Damit wurde die Steuerapplikation der Matratzen funktionslos. Wer seine Matratze aufgerichtet hatte, konnte sie und damit sich selbst nicht mehr flachlegen. Auch die Kühlung konnte nicht aktiviert werden, womit manchen Müden die Nacht zu heiß wurde.
Gleichermaßen blieb die etwaig aktivierte Matratzenheizung auf dem eingestellten Heizniveau stecken, was ebenfalls Beschwerdepostings in Sozialen Netzen zur Folge hatte. Warum die überhitzten Schlafwilligen ihrer Matratze nicht einfach den Stecker gezogen haben, erklären sie nicht.
Dafür erklärt der Chef der Firma Eight Sleep sein Bedauern und verspricht, rund um die Uhr an einem Offline-Modus arbeiten zu lassen. Die Matratzen-Innovation kennt kein Ende!
(ds)
Künstliche Intelligenz
Meta Platforms kündigt 600 KI-Spezialisten
Meta Platforms streicht ungefähr 600 Arbeitsplätze in der KI-Abteilung. Dabei geht es aber offenbar weniger um Einsparungen, sondern mehr um Entschlackung. Wer bleibt, muss härter arbeiten. Seit etwa drei Jahren hat Meta für seine „Superintelligence Labs“ KI auf Teufel komm raus Personal eingestellt, in Summe laut Medienberichten rund 3.000 Menschen. Das Ergebnis ist nicht unbedingt effizient.
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„Indem wir die Größe unserer Mannschaft reduzieren, werden weniger Gespräche notwendig sein, um Entscheidungen zu treffen“, zitiert die New York Times aus einem internen Rundschreiben Meta Platforms‘ vom Mittwoch. „Jede Person wird mehr Last tragen, mehr Zuständigkeit und mehr Einfluss haben.“ Die vom Stellenabbau Betroffenen sind noch am Mittwoch verständigt worden. Laut dem Rundschreiben wird der Datenkonzern versuchen, ihnen andere Stellen im Unternehmen anzubieten.
Metas Superintelligence Labs haben vier Bereiche. In dreien wird Mitarbeitern gekündigt: bei der KI-Forschung (FAIR), bei der KI-Infrastruktur und bei der Produktentwicklung. Nicht betroffen von dem Stellenabbau ist laut dem Rundschreiben jene Sparte, die sich tatsächlich mit Superintelligence befasst und zudem Metas Große Sprachmodelle (LLMs) managt. Letztere treiben Chatbots bei Facebook, Messenger, Whatsapp, Instagram und Threads.
Wider die Bürokratie und die Konkurrenz
Der Einschnitt bei der KI-Belegschaft soll nicht als Rückzug oder Zurechtstutzung der teuren KI-Bemühungen Metas verstanden werden, haben Manager durchblicken lassen. Vielmehr soll Bürokratie abgebaut und so die KI-Weiterentwicklung beschleunigt werden.
Meta fürchtet, im Wettstreit mit anderen Datenkonzernen ins Hintertreffen zu gelangen. Dazu passt, dass Meta fremde Chatbots, darunter ChatGPT, aus Whatsapp verbannen wird. Diese Maßnahme soll im kommenden Jahr umgesetzt werden. Im Juni hat Meta 14,3 Milliarden Dollar für eine Minderheitsbeteiligung am Start-up Scale AI gezahlt.
(ds)
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