Apps & Mobile Entwicklung
Jeder hat diese App schon einmal benutzt
Eine sehr beliebte und praktische Anwendung hat ihre Nutzungsbedingungen still und heimlich geändert, was ein großes Problem darstellt. Die App dient dem Austausch von Dateien und ist auf allen Plattformen verfügbar: PC/Mac, Android und iOS. Fast jeder von uns hat sie mindestens einmal in seinem Leben benutzt. Aber jetzt will diese App deine persönlichen und privaten Dateien für ihre eigenen Zwecke nutzen.
Die Anwendung, von der wir sprechen, ist WeTransfer. Es ist eines der weltweit meistgenutzten Tools zum Teilen von Dateien. Typischerweise nutzt man WeTransfer, wenn man Fotos oder Videos verschicken will, die größer sind als die Größe, die für die üblichen Anhänge erlaubt ist. Ob für die Arbeit oder für das Studium, viele von Euch haben WeTransfer bestimmt schon einmal benutzt. Das Tool ist einfach, schnell und meistens kostenlos. Man braucht nicht einmal ein Konto zu eröffnen, um Dateien zu versenden.
Vor kurzem hat WeTransfer seine Nutzungsbedingungen geändert. Mit dieser Änderung könnte ab dem 8. August 2025 alles, was Ihr auf die Plattform übertragt, dazu verwendet werden, Modelle künstlicher Intelligenz zu trainieren. Und das ohne Bezahlung. Ohne ausdrückliche Zustimmung. Und ohne auch nur eine Benachrichtigung.
Eine „unbefristete Lizenz“, um „die Leistung von Lernmodellen zu verbessern“
Es war ein Nutzer auf Reddit, der diese Änderung in den AGB von WeTransfer am Montag, den 14. Juli, entdeckte. In Artikel 6.3 hieß es:
Ihr gewährt uns hiermit eine unbefristete, weltweite, nicht exklusive, kostenlose, übertragbare und unterlizenzierbare Lizenz zur Nutzung eurer Inhalte, um den Dienst oder neue Technologien oder Dienstleistungen zu nutzen, zu entwickeln, zu vermarkten und zu verbessern, einschließlich der Verbesserung der Leistung von Modellen des maschinellen Lernens zur Unterstützung unserer Inhaltsmoderationsprozesse gemäß unserer Datenschutz- und Cookie-Richtlinie.
Diese Lizenz umfasst das Recht, die Inhalte zu vervielfältigen, zu verbreiten, zu verändern, davon abgeleitete Werke zu erstellen, öffentlich zu kommunizieren, öffentlich anzuzeigen und aufzuführen. Ihr habt keinen Anspruch auf eine Entschädigung für die Nutzung eurer Inhalte durch uns im Rahmen dieser Bedingungen.
Welches Risiko besteht für Eure persönlichen Daten?
Mit diesem Artikel 6.3 seiner AGB gewährte WeTransfer sich selbst das Recht,:
- Euren Inhalt zu kopieren, zu nutzen, zu modifizieren, zu verbreiten, anzuzeigen und aufzuführen.
- Abgeleitete Werke von Eurem Inhalt zu erstellen
- Euren Inhalt für unbegrenzte Zeit an Dritte zu übertragen und/oder unterzulizenzieren
- Euren Inhalt nutzen, um Modelle für maschinelles Lernen zu trainieren.
- Euren Inhalt nutzen, um neue Technologien oder Dienstleistungen zu entwickeln und zu vermarkten.
Und all das, ohne dass Ihr dafür in irgendeiner Weise entschädigt werdet! Angesichts des Aufschreis hat WeTransfer sehr schnell- und wieder sehr diskret – seine AGB erneut geändert und den Hinweis auf die „unbefristete Lizenz zum Trainieren von Modellen für maschinelles Lernen“ gestrichen.
Jetzt heißt es in dem berühmten Artikel 6.3 nur noch:
Ihr gewährt uns hiermit eine kostenlose (gebührenfreie) Lizenz zur Nutzung eurer Inhalte für den Betrieb, die Entwicklung und die Verbesserung des Dienstes, alles in Übereinstimmung mit unserer Datenschutz- und Cookie-Richtlinie.
Das Vertrauen ist gebrochen, was sind die Alternativen?
Aber ist der Schaden für die Nutzer:innen nicht schon angerichtet? Die Tatsache, dass WeTransfer diese Änderungen nicht offen kommuniziert hat, erscheint zumindest fragwürdig. Die ursprüngliche Änderung, die das Konzept der „ewigen Lizenz“ einführte, wurde am 23. Juni dieses Jahres umgesetzt. Es dauerte einige Wochen, bis die Nutzer die Änderung bemerkten.
Diese wichtige Änderung hätte eine eigene Pressemitteilung verdient. WeTransfer zeigte einen ähnlichen Mangel an Transparenz, als es die Änderung angesichts der Unzufriedenheit der Nutzer/innen „abmilderte“. Das Unternehmen hat diese letzte Korrektur nicht einmal in seinen AGB datiert.
Ja, es ist besser, von „Mäßigung“ als von „Rücknahme“ zu sprechen. WeTransfer gewährt sich selbst immer noch eine kostenlose Lizenz, die es ihm erlaubt, Euren Inhalt „für den Betrieb, die Entwicklung und die Verbesserung des Dienstes“ zu verwenden. Kurz gesagt, WeTransfer scheint entschlossen zu sein, Eure privaten Dateien für seine eigenen Interessen zu nutzen.
Unter diesen Umständen ist es vielleicht an der Zeit, sich nach Alternativen umzusehen, die Eure Privatsphäre besser schützen. Dienste wie SwissTransfer, Tresorit Send oder die verschlüsselten Lösungen von Proton, wie Drive oder Mail, sind eine empfehlenswerte Wahl.