UX/UI & Webdesign
Kölner Philharmonie erhält neue visuelle Identität
Zum Amtsantritt von Ewa Bogusz-Moore als Intendantin präsentiert sich die Kölner Philharmonie mit einer neuen visuellen Identität. Das neue Design spiegele wider, wofür die Philharmonie stehe: Energie, Offenheit und den Mut, Neues zu gestalten.
Die Kölner Philharmonie ist ein im Herzen Kölns gelegenes Konzerthaus, das im Jahr 1986 eröffnet wurde. Das Gebäude liegt im Kulturensemble am Rhein zwischen Dom und Museum Ludwig. Der Saal bietet rund 2.000 Plätze und ist für seine herausragende Akustik bekannt. Betreiber ist die KölnMusik GmbH. Neben dem Gürzenich-Orchester Köln treten hier internationale Orchester, Solisten und Ensembles verschiedener Musikrichtungen auf.
Neue Intendantin der Kölner Philharmonie, wie auch neue Geschäftsführerin von KölnMusik, ist seit Anfang August die ausgebildete Cellistin und Kulturmanagerin Ewa Bogusz-Moore. Die Kölner Philharmonie sei „mehr als ein Konzertsaal“, so ihr Credo. „Wir wollen noch stärker in die Stadtgesellschaft hineinwirken, weiter neue Zielgruppen ansprechen und dabei den emotionalen Aspekt des Live-Erlebnisses Konzert betonen“, erklärt Bogusz-Moore.

Das ursprüngliche Logo der Kölner Philharmonie, das eine von der Architektur und den Sitzreihen abgeleitete Bildmarke zeigt, in Köln auch als „Pilzkopf“-Logo bekannt, wurde 1986 zeitgleich mit Eröffnung des Konzertsaals lanciert. Ab den 2000er-Jahren wurde das Erscheinungsbild von Hauser Lacour (Frankfurt a.M.) betreut, und das Logo überarbeitet (andere Schriftart / Verringerung der konzentrisch angeordneten Kreise).
Nach fast 40 Jahren erhält die Kölner Philharmonie eine neue Bildmarke – ein K. Dessen ungewöhnliche, gewundene Strichführung sei inspiriert von alten Handschriften und gotischer Frakturschrift, zudem verweise es in einer modernen Interpretation auf Köln: „Wir sind genauso lebendig, widersprüchlich, aufregend, kreativ, emotional und ausdrucksstark
wie Köln“, erläutert Ewa Bogusz-Moore. „Gleichzeitig sind wir klar, zeitgemäß und schnörkellos in Qualität, Relevanz, Glaubwürdigkeit, Dialog, Partnerschaften und unserer Vision für die Zukunft der Musik.“
Die neue visuelle Identität, die seitens der Philharmonie als zeitlos elegant, verspielt und warm pulsierend zugleich beschrieben wird, ist in Zusammenarbeit mit MetaDesign (Berlin) entstanden. Für den vor wenigen Wochen erfolgten Relaunch des Webauftritts zeichnet MIR MEDIA (Köln) verantwortlich.
Kommentar
Von einer gewissen Begeisterung für Schnörkel kann sich die Kölner Philharmonie nicht wirklich freisprechen. Denn als was soll man die im K dargestellten Krümmungen / Biegungen bezeichnen, wenn nicht als Schnörkel!? Von wegen „wir sind schnörkellos“.

Schnörkel, um hier einmal ein Lanze für kunstvoll miteinander verwobene Linien zu brechen, sind keinesfalls mit ungeschicktem Gekritzel gleichzusetzen, sind keine unnütze, überflüssige Spielerei. Innerhalb der Kalligraphie sind die mit großer Handfertigkeit ausgeübten, fein ziselierten An- und Abstriche von Lettern seit Jahrhunderten ein ausdrucksstarkes Stilmittel. Wie etwa in der Lutherbibel (Abb. links), welche auch die gotische Frakturschrift enthält, auf die seitens der Kölner Philharmonie als Inspiration verwiesen wird. Filigran geschwungene Linien formen Schleife um Schleife um Schleife. Was es bei dieser Art verzierender visueller Gestaltung zu bedenken gilt: auch Dekoration ist eine Funktion, dient einem bestimmten Zweck. Im Kontext der Lutherbibel etwa erzeugen die kalligraphischen Schnörkel und ausladenden Schweife einen Ausdruck von Erhabenheit, Würde und Festlichkeit. Die Form folgt also der Funktion – sie ist festlich.
So wie das spiralförmig gewundene Ende des Halses einer Geige, Bratsche, eines Cellos oder eines Kontrabass – die Schnecke, auch als Schnörkel bezeichnet –, Ausdruck besonderer Kunstfertigkeit ist und dem Instrument ein festliches, nobles und hochwertiges Aussehen verleiht. Beschaffenheit und Aussehen der Volute (von lateinisch volutum „das Gerollte“) geben dem Instrument Glanz, Charakter und Identität.
Innerhalb der Musik bestimmt die Phrasierung – gleichfalls eine Form der Verzierung – maßgeblich die Ausdruckskraft und Eingängigkeit einer Melodie. Auch die Musik ist reich an schwungvollen Verzierungen, sei es die klassische, und noch mehr der Jazz. Was sich sogar sprachlich niederschlägt, wie die Genre-Bezeichnung „Swing“ verdeutlicht. Wir spüren Schwung also mit allen Sinnen. Und diese geradezu körperliche Erfahrung drückt sich auch in der Musik, im Design, in der Architektur und in anderen schöpferischen Disziplinen aus.
Auch die K-Bildmarke der Kölner Philharmonie hat eine schwungvolle Verzierung. Und sie vermittelt ebenfalls Festlichkeit, zumindest solitär dargestellt. In kleiner Darstellungsgröße, eingebunden in der Wortmarke, geht die Bildmarke ein wenig unter. Die Form ist abstrakt, unspezifisch. Die Linienführung bleibt vage, deutet eine Schnecke, ein Schallloch, eine Stimmgabel oder vielleicht auch einen vom Wind aufgeworfenen Schal lediglich an. Ein Zeichen, das vielfältige Assoziationsräume eröffnet – im Gegensatz zum bisherigen Logo, welches ganz konkret und in erster Linie auf die Architektur und den Konzertsaal verweist.
Beide Logos, das vor knapp 40 Jahren eingeführte (in späteren Jahren modifizierte) wie auch das neu geschaffene, erfüllen ihren Zweck, sind funktional, vermitteln Ästhetik und stiften Identität. Und beide Zeichen passen jeweils auch zu einem Konzerthaus, wie ich meine. Der große Unterschied liegt im Grad der Konkretisierung. Konkrete Zeichen können wir leichter und schneller verarbeiten. Zeichen, die zunächst unkonkret sind, erfordern von uns im Zuge der Perzeption mehr Aufwand. Was ein Grund dafür ist, weshalb wir uns als Menschen so schwer tun ein neues Design respektive das Neue an sich anzunehmen.
Das Unkonkrete fordert uns heraus, erzeugt inneren Widerstand. Ich empfinde die unkonkrete, mit Schnörkel und Schleifen versehene spielerisch anmutende Form als ungemein spannend, eben WEIL das Zeichen herausfordert. Die Interpretation, dies ist in der Musik nicht anders als im Design, ist ganz uns selbst überlassen.
Eine Anmerkung zur handwerklichen Qualität des neuen Zeichens sei mir erlaubt. Gerade da die K-Bildmarke in sehr großen Abbildungsgrößen als prägendes wiederkehrendes Gestaltungselement im neuen Corporate Design Verwendung findet, wäre hier etwas mehr Liebe fürs Detail angebracht gewesen. Zumindest ich nehme die Radien der Bögen als unrhythmisch, teils als unharmonisch war. Würde die Schnecke einer Geige derartige Knicke und Stufen aufweisen, würde man diese gewiss dem Geigenbauer zur Revision und Überarbeitung zurückgeben.
Mediengalerie
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Aus Fédération Internationale de Gymnastique wird World Gymnastics
Die Fédération Internationale de Gymnastique (FIG), der weltweite Dachverband für alle Turnarten, präsentiert sich mit neuer Markenidentität. Im Zuge einer umfassenden Neuausrichtung ändert der Verband seinen Namen und sein visuelles Erscheinungsbild.
Die FIG ist die älteste noch existierende internationale Sportföderation. Sitz des 1881 in Lüttich, Belgien, gegründeten Verbands ist heute Lausanne, Schweiz. Die FIG organisiert Weltmeisterschaften, fördert die Entwicklung des Turnens und ist maßgeblich für die olympischen Wettkämpfe verantwortlich.
Wie der Verband vor wenigen Tagen auf seiner Website mitgeteilt hat, tritt dieser künftig unter dem Namen World Gymnastics in Erscheinung. Die Umbenennung und ein damit verbundenes Rebranding markiere einen wichtigen Meilenstein in der Entwicklung des Verbands.
Auszug der Pressemeldung
„World Gymnastics repräsentiert unsere Mission klar und zielgerichtet“, erklärt Morinari Watanabe, Präsident von World Gymnastics. „Der Name unterstreicht unsere Rolle als globales Zentrum für Athleten, Trainer, Fans und Partner. Diese Veränderung geht weit über ein Rebranding hinaus. Sie ist ein Versprechen, den Sport weiterzuentwickeln und den Zugang zum Turnen weltweit zu erweitern.“
Die visuelle Identität einschließlich des Verbandslogos wurden komplett neu gestaltet. Das Rebranding erfolge nach intensiven Beratungen mit Athleten, Mitgliedsverbänden, Fans und globalen Partnern, in denen klare Prioritäten definiert wurden: Stärkung der Sichtbarkeit und des Schutzes der Athleten, Verbesserung des Fan-Engagements und des Veranstaltungserlebnisses, Ausweitung der globalen Teilnahme, Klarstellung der Wege in allen Disziplinen.

Anstelle einer blauen Globusdarstellung samt eingebetteter „FIG“-Wortmarke fungiert künftig ein multicolores, Band-ähnliches grafisches Zeichen als Markenabsender. Das an ein Gymnastikband erinnernde geschwungene Zeichen stellt die Buchstaben „WG“ in abstrahierter Weise dar und beinhaltet, als Abstrich im G, eine vereinfachte menschliche Figur.
Die neue visuelle Identität von World Gymnastics betone, so der Verband, Bewegung und Einheit und stelle den Charakter des Sports wie auch den Athleten in den Mittelpunkt. „Die acht Disziplinmarken integrieren diese Kernelemente mit jeweils eigenen künstlerischen Stilen, die von der Persönlichkeit und dem Publikum der jeweiligen Disziplin inspiriert sind“.
Neben dem neuen Namen und der neuen Markenidentität präsentiert World Gymnastics zudem acht eigenständige Disziplinmarken (Abb. unten). Jede einzelne wurde speziell entwickelt, um die Identität, Sichtbarkeit und das Wachstum der verschiedenen Disziplinen des Sports zu fördern.
Die Disziplinmarken für Breitensportturnen, Kunstturnen der Männer, Kunstturnen der Frauen, Rhythmische Sportgymnastik, Trampolin & Tumbling, Akrobatik, Aerobic und Parkour werden in den kommenden Wochen vorgestellt. „World Gymnastics ist erst der Anfang einer umfassenderen Transformation“, so Watanabe. „Unsere neuen Disziplinmarken bieten unserer gesamten Community – Athleten, Fans, Trainer, Kampfrichter und Partner – eine stärkere Plattform, um sich zu präsentieren, weiterzuentwickeln und zu vernetzen.“
Zeitnah soll die neue Markenidentität schrittweise auf allen Kommunikationsplattformen von World Gymnastics eingeführt werden, so der Verband. Die Website des Verbands wurde bereits relauncht. Anstelle der bisherigen Domain fig-gymnastics.com nutzt der Verband nunmehr gymnastics.sport als zentrale digitale Plattform.
Kommentar
Ein W, ein G, eine nach vorne (oder wahlweise nach hinten) springende menschliche Figur, die durch ein grün-rot-violett-blau-türkis-oranges Band miteinander verbunden sind. Klingt kompliziert, ist im Visuellen tatsächlich auch hochkomplex. Für ein Logo, von dem erwartet wird, dass es merkfähig ist, ist dies ziemlich viel Inhalt. Simpel ist dieses Zeichen jedenfalls nicht. Einfachheit ist bei einem Logo ganz sicherlich ein zentrales Kriterium, doch nicht das einzige.
In Zeiten von Microsofts Fluent-Design und Apples Liquid Glass sind Glossy Look und/oder Farbverläufe wieder schwer angesagt, nicht nur in Illustrationen, sondern auch/selbst in UI-Funktionselementen und Logos. Die Nullerjahre sind zurück, könnte man sagen (siehe dt-Beitrag Immer mehr Logos mit Farbverläufen). Stilmerkmale wie Farbverläufe, Dimensionalität und Materialität (Oberflächentexturen) sollen dazu beitragen, so die Intention, die jeweilige Marke emotional aufzuladen.
Dass das neue Logodesign mehr im hier und jetzt und optisch ansprechender ist als das bisherige Logo mit Globusdarstellung, werden selbst überzeugte Puristen anerkennen müssen. Derart krasse Logoredesigns sieht man heute eher selten. Doch die Revolution ist nachvollziehbar, denn das alte Logo wirkt als sei es in einer Dekade entstanden, als es die Disziplin Corporate Design in dieser Form noch nicht gab, wie der Logoabsender eines Import-Export-Handelsunternehmens zu Zeiten des Kalten Krieges.
Das neugeschaffene Zeichen ist eigenständig (genug), zeitgemäß respektive zeitgenössisch und zu 100 Prozent zur Marke und zum Kontext passend. Trotz der vielschichtigen inhaltlichen Aufladung ist die Grundform relativ einfach. Ein maximal dynamisches, mit positiver Energie geladenes Zeichen. Es ist kein Zufall, dass der europäische Turndachverband (Union Européenne de Gymnastique) für sein vor fünf Jahren eingeführtes Logo eine ähnliche Formgestalt gewählt hat, oder TotalEnergies, ein mit Erdöl und Erdgas handelndes Energieunternehmen, eine ähnliche multicolore Farbgestaltung. Auch in der einfarbigen Logoversion, in schwarz oder in weiß, quasi der Logodesign-Lackmustest, funktioniert das Zeichen, bleibt die Lesart (W, G, Figur) weitestgehend unverändert. Auch daran ist die Qualität der Logogestaltung ablesbar.
Mediengalerie
- World Gymnastics Logo – vorher und nachher, Bildquelle: World Gymnastics, Bildmontage: dt
- World Gymnastics Logo, Quelle: World Gymnastics
- World Gymnastics Brand Design Visual, Quelle: World Gymnastics
- World Gymnastics Logo, Quelle: World Gymnastics
- World Gymnastics Brand Design Discipline – Gymnastics For All, Quelle: World Gymnastics
- World Gymnastics Brand Design Discipline – Men’s Artistic, Quelle: World Gymnastics
- World Gymnastics Brand Design Discipline – Rhythmic, Quelle: World Gymnastics
- World Gymnastics Brand Design Discipline – Trampoline & Tumbling, Quelle: World Gymnastics
- World Gymnastics Brand Design Discipline – Woman’s Artistic, Quelle: World Gymnastics
- World Gymnastics Brand Design, Quelle: World Gymnastics
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