Künstliche Intelligenz
Langzeittest mit Whoop-5.0-Aktivitätstracker | heise online
Das aktuelle Whoop-Armband kostet bis zu 34 Euro im Monat. c’t 3003 hat sich angesehen, ob man für das viele Geld zumindest länger lebt.
Transkript des Videos
(Hinweis: Dieses Transkript ist für Menschen gedacht, die das Video oben nicht schauen können oder wollen. Der Text gibt nicht alle Informationen der Bildspur wieder.)
Guckt mal hier, dieses Armband sagt mir mein biologisches Alter und meine Alterungsgeschwindigkeit. Es guckt, wie mein Sporttraining so läuft, misst, was Alkohol mit meinem Körper macht. Ja, und meinen Blutdruck zeigt es auch irgendwie an.
Ja, das ist das Whoop-Band, das vor einigen Wochen in fünfter Generation rausgekommen ist, und das habe ich sehr genau getestet. In diesem Video erfahrt ihr, inwiefern Whoop euch gesünder machen kann, wie diese ganzen Messungen technisch funktionieren, ob die sinnvoll oder eher Quatsch sind und was andere Geräte auf dem Markt so können. Außerdem lernt ihr, wo auf einmal all diese Herz-Gesundheits-Sachen herkommen und was diese ominöse HRV ist. Und warum ist dieses Whoop eigentlich so wahnsinnig teuer? Bleibt dran.
Liebe Hackerinnen, liebe Internetsurfer, herzlich willkommen hier bei…
So, los geht’s mit Whoop und Gesundheits-Tracking. Aber woher kommt eigentlich dieser ganze Gesundheits-Tracking-Kram? Und das finde ich tatsächlich ganz interessant, wie klein das mal angefangen hat. Und deshalb will ich da einmal kurz rauszoomen, wie auch meine persönliche Geschichte damit angefangen hat. Wenn ihr direkt zum aktuellen Stand der Technik springen wollt, könnt ihr natürlich auch einfach in Kapitel 2 reinskippen.
Kapitel 1: Woher kommt das und wie funktioniert das?
Ich habe für die c’t 2012, also vor 13 Jahren, als noch junger Redakteur meinen ersten Test mit Fitness-Trackern beziehungsweise Aktivitäts-Trackern, je nachdem, wie man das nennen will, gemacht. Und das war richtig heißer, neuer Scheiß damals. Also es war wirklich brandneu. Da gab es zum Beispiel noch keine Apple Watch und dafür gab es damals noch ein Fitness-Armband von Nike, was ziemlich cool aussah, finde ich. Gibt es alles schon lange nicht mehr. Das Plastik bei meinem Nike-Fuel-Band hat sich inzwischen auch aufgelöst. Aber ja, good times.
Auf jeden Fall hatten die Geräte damals meist nur einen Beschleunigungssensor und in einigen Fällen ein Gyroskop. Die haben also einfach die Bewegung gemessen mit so einem Sensor-Baustein und dann aus diesen Daten die Schritte abgeleitet. Das war aber damals noch ziemlich ungenau. Also ich habe das noch mit einem manuellen Klicker nachgemessen. Also ich habe wirklich manuell mitgezählt, wie viele Schritte ich laufe, und das dann nachher überprüft. Und ja, das hat damals noch nicht gut funktioniert. Aber diese Technik ging damals auf jeden Fall als Aktivitäts-Tracker durch. Und aus diesen Bewegungsmessungen haben die Hersteller damals auch irgendwie so einen Kalorienverbrauch ausgewürfelt.
Es gab damals auch schon Versuche, andere Sensoren in Wearables einzubauen, zum Beispiel für galvanische Hautreaktionen, also plump gesagt Schwitzsensorik. Aber das hat sich nicht durchgesetzt im Mainstream.
Was sich aber ab 2014 auf jeden Fall doll durchgesetzt hat, zum Beispiel in Samsung Smartwatches und dann ja später auch in der ersten Apple Watch, war Photoplethysmographie-Technik. Ist das nicht ein schönes Wort? Ich sage aber trotzdem ab jetzt PPG. Das sind auf jeden Fall diese lustigen grünen Leuchtdioden, die heutzutage bei ungefähr jedem Aktivitäts-Tracker oder Smartwatch eingebaut sind, auch bei der Apple Watch und natürlich auch hier bei meinem Whoop Band.
Ja, und was macht das jetzt? Also die LED sendet Licht in das Gewebe rein, das dann von den Blutgefäßen absorbiert wird und ein Teil wird reflektiert. Und das reflektierte Licht wird von einer Fotodiode erfasst, die da auch drin steckt. Laut Whoop passiert das Ganze in der fünften Generation 26 Mal in der Sekunde. Also nochmal ganz stumpf, die Technik erkennt, wie viel Blut in den Gefäßen gerade drin ist und berechnet daraus die Herzfrequenz oder den Puls, wie man umgangssprachlich sagt. Das passiert mit diesen grünen LEDs, weil grünes Licht besonders gut vom roten Licht reflektiert wird.
Kapitel 2: Stand heute
Ja, und das ist jetzt eben das Ding, dass aktuelle Wearables wie auch das Whoop einmal die Bewegungsdaten haben, durch den Beschleunigungssensor erfasst, und immer die aktuelle Herzfrequenz. Und das gilt für eigentlich so gut wie alle Smartwatches und Sporttracker und was es da alles noch so auf dem Markt gibt. Und das ist auch schon seit Jahren so. Da hat sich grundsätzlich an der Messtechnik nichts verändert. Aber was man mit den Daten anfängt, das ändert sich die ganze Zeit und das ist tatsächlich auch extrem unterschiedlich bei den Herstellern.
So ist gerade so ein bisschen der heilige Gral in der Aktivitäts-Tracker-Szene, würde ich sagen, die HRV. Das ist die Herzraten-Variabilität oder auch HRV, Herzfrequenz-Variabilität. Und das ist eigentlich ganz simpel. Da wird nämlich einfach geguckt, wie sich der Zeitabstand zwischen zwei aufeinanderfolgenden Herzschlägen unterscheidet. Und zumindest ich hätte jetzt so gesunder Menschenverstandsmäßig gedacht, ja, gleichmäßiger ist besser. Aber nein, bitte merkt euch das nicht. Denn das Gegenteil ist richtig. Je mehr der Zeitabstand variiert, desto besser. Denn wenn die Unterschiede stärker sind, dann ist das ein Indikator für die Anpassungsfähigkeit des Herz-Kreislauf-Systems und des Nervensystems. Das heißt, wenn eure Herzfrequenz sehr variabel ist, dann könnt ihr euch schnell an Dinge anpassen, die mit eurem Körper passieren. Und das ist gut.
Dieser Wert kann deshalb auch Hinweise auf den Gesundheitszustand geben. Also wenn man, keine Ahnung, einen grippalen Infekt oder eine Kälte bekommt, dann kann die HRV runtergehen. Und das misst Whoop und andere, nicht nur Whoop. Aber was man, glaube ich, sagen kann: Bei Whoop kreist wirklich das meiste um diesen HRV-Wert. Und den HRV-Wert, den können inzwischen die meisten Smartwatches und Wearables ermitteln. Aber viele zeigen einfach nur stumpf den Wert an. Und ja, damit können wohl die meisten Leute nicht richtig viel anfangen. Whoop macht da ganz viel draus, also quasi ein ganzes Geschäftsmodell. Und das durchaus überzeugend.
Ich gebe euch mal ein Beispiel, wie das funktioniert. Also das Whoop-Band trage ich 24/7, also trage ich die ganze Zeit. Und dann gehe ich zum Beispiel zum Sport. In meinem Fall ist das so funktionales Training mit Gewichten und so. Aber jetzt merkt die App halt, über den Anstieg der Herzfrequenz und den Bewegungen am Handgelenk, ah, Keno macht gerade irgendwas Sportliches. Oder zeigt mir auch danach an, Keno hat gerade irgendwas Sportliches gemacht. Und dann kann ich da die Sportart auswählen. Da gibt es so eine Riesenliste: Cheerleading, Gaming, Gälischer Fußball, Hunde ausführen. Da gibt es eine ganze Menge. Und das wähle ich dann aus. Und Whoop versucht dann auch, bei den nächsten Malen es automatisch zu erkennen, wenn es ähnliche Bewegungsmuster registriert. Und das funktioniert manchmal, manchmal nicht. Aber ist eigentlich auch egal, weil das da eine sportliche Aktivität stattgefunden hat. Das merkt es eigentlich immer. Ob ich da jetzt einmal kurz draufdrücken muss und irgendwie was angeben muss, ist eigentlich auch egal.
Und dann kann ich mir auf jeden Fall angucken, wie sich meine Herzfrequenz in der Sporteinheit so verhalten hat und in welchen Herzfrequenzbereichen ich da so unterwegs war. Und diese sportliche Aktivität geht dann in die Belastung mit rein. Also die Belastung, das ist ein von Whoop erfundener Wert, der von 0 bis 20,9 geht. Der ist hier oben rechts angezeigt. Weil ich das Ding aber ja die ganze Zeit trage, wird natürlich auch der Schlaf getrackt. Also tatsächlich nicht nur, wann ich einschlafe und aufwache, sondern es wird auch zwischen Leicht-, Tief- und REM-Schlaf unterschieden. Das ist natürlich nicht so genau wie in einem Schlaflabor, aber auf jeden Fall die Schlafzeit wird meinen Erfahrungen nach und auch Studien zufolge selbst ganz okay erfasst.
So, ich wache also am nächsten Morgen auf und dann ermittelt Whoop aus der Belastung vom Vortag und meinem Schlaf meine Erholung. Das ist auch so ein Wert, den Whoop sich ausgedacht hat, so eine Erholungszahl. Und da wird dann vor allem in diese HRV reingeguckt. Wenn die niedrig ist, ist das ein Zeichen dafür, dass ich nicht gut erholt bin. Und so habe ich dann einen Wert, anhand dessen ich gucken kann, ob ich heute noch eine Sporteinheit ballern kann oder lieber ein bisschen ausruhen sollte.
Das kann bei einigen Leuten, die also wirklich sehr, sehr viel Sport machen, vielleicht sinnvoll sein. Aber ganz ehrlich, ich persönlich merke das eigentlich ganz gut an meinem Muskelkater, dass ich nicht an zwei Tagen hintereinander trainieren sollte. Ich mache deswegen einfach immer zwei Tage Pause und fertig. Also dieser Kann-ich-heute-gut-trainieren-Aspekt beim Whoop, den finde ich persönlich nicht so richtig interessant. Aber das ist natürlich individuell unterschiedlich.
Übrigens macht Garmin das auch, dass die den HRV-Wert für so einen Erholungsindikator zur Rate ziehen. Da nennen die das Body Battery.
Kapitel 3: Positives
Also was ich bei meiner Zeit mit dem Whoop Band richtig wertvoll für mein Leben fand, ist, dass ich mit Whoop relativ gut herausfinden kann, welche Verhaltensweisen sich wie auf meinen Schlaf auswirken. Hier, guck mal, da seht ihr immer meinen Erholungswert. Also rot ist eher schlecht, gelb mittel und grün gut. Und jetzt könnt ihr mal raten, an welchen Tagen ich Alkohol getrunken habe. Ja, richtig, an den Tagen, an denen die Erholung mit rot angezeigt wird. Und Whoop weiß nicht, dass ich Alkohol getrunken habe. Das ist wirklich nur mit den Sensoren ermittelt. Aber was ich hier halt schwarz auf weiß sehe, dass mein Schlafstress, so nennt Whoop das, in Nächten besonders hoch ist, an denen ich vorher Alkohol getrunken habe. Und zwar nicht mal viel. Also wir reden hier jetzt meistens von nicht mehr als zwei Bier.
Naja, dieser Schlafstress ist auf jeden Fall ganz konkret eine erhöhte Herzfrequenz und vor allem die verringerte Varianz zwischen den zwei Herzschlägen, also dieses HRV. Und ganz ehrlich, alleine das mal so zu sehen, das motiviert mich auf jeden Fall schon zu gesünderem Verhalten.
Was ich besonders nice finde: Man kann jedes Mal nach dem Aufstehen hier so eine Checkliste ankreuzen, was man am Vortag so gemacht hat. Also z. B. Alkohol, Bildschirm im Bett, Zucker vorm Schlafengehen und allerlei andere lustige Sachen. Wenn man das eine Zeit gemacht hat, dann kommt Whoop mit so Analysen und sagt dann: Hey, dieses und dieses Verhalten hat zu so viel schlechterer oder besserer Schlafqualität geführt. Und da können wirklich super sinnvolle Einsichten mal rauskommen, die man vielleicht ohne Whoop nicht rausgefunden hätte. Ja, ich habe z. B. wirklich nie vorher darüber nachgedacht, ja, ich gebe zu, hätte ich darauf kommen können, aber ja, dass Zucker vorm Schlafengehen sich wirklich signifikant negativ auf meinen Schlaf auswirkt.
Ja, und ich weiß ja, dass guter Schlaf so eines der wichtigsten Sachen ist, die ich für meine Gesundheit machen kann. Und deswegen motiviert mich das tatsächlich auch auf jeden Fall, nicht mehr so viel Süßigkeiten zu essen. Hmm, Süßigkeiten.
Übrigens nur noch mal zur Klarstellung: Ich hatte ja gerade gesagt, dass Whoop nicht weiß, ob ich Alkohol getrunken habe. Und danach habe ich erzählt, dass man das in so einer Checkliste angibt. Diesen Erholungswert, den ich euch am Anfang gezeigt habe, der wird von dieser Checkliste nicht beeinflusst. Das heißt, der Erholungswert, der wird vorher schon angezeigt und erst dann poppt diese Checkliste auf. Also aus der Checkliste, da werden keine Messergebnisse oder so daraus abgeleitet, sondern da kriegt man nur regelmäßig so eine Analyse. So von wegen: Diese und diese Verhaltensweise hat sich übrigens so und so auf deinen Schlaf ausgewirkt. Aber auf die Messung selbst hat das keinen Einfluss.
Kapitel 4: Negatives & Kosten
Also Schlaftracking und Erholungsanalyse ist ja nicht alles, was Whoop macht, sondern da gibt es ja auch noch ganz viel anderes. Das habe ich ja am Anfang schon erwähnt. Das für die PR wahrscheinlich Wichtigste ist vermutlich Healthspan, was nicht nur das berühmte biologische Alter ermittelt, sondern auch sagt, ob mein Alterungsprozess langsamer oder schneller läuft als die Normalzeit.
Ja, und das ist, wie sage ich das jetzt vorsichtig, eher quatschig. Also bei mir zum Beispiel sagt Whoop, mein biologisches Alter wäre 4,5 Jahre weniger als mein tatsächliches Alter. Aber mein Alterungsprozess würde angeblich 1,9-mal so schnell laufen wie normal. Es würde ja bedeuten, dass ich mein bisheriges Leben super gesund gelebt habe, deswegen ich jetzt 4,5 Jahre jünger bin, aber zurzeit so richtig krass am ungesund Rummachen bin, weil ich ja jetzt 1,9-fache Alterung habe. Ich kann aber sagen, dass ich noch nie so gesund gelebt habe wie aktuell. Also das stimmt mit ziemlich großer Sicherheit gar nicht. Ja, ich habe hier das Alter ausgeblurrt, weil ich mein Alter lieber für mich behalten will.
So, und die andere neue Funktion bei der 5. Generation Whoop ist die Blutdruckmessung. Also nicht Messung, sondern Schätzung. Das sagt Whoop auch selbst. Da steht dann auch immer noch dahinter: not medically regulated. Um das überhaupt zu nutzen, braucht man sogar eine Blutdruckmanschette, die ja natürlich auch nicht mitgeliefert ist. Und den damit ermittelten Wert, den trägt man bei Whoop dann ein und daraus wird dann versucht, da irgendwas draus abzuleiten. Ihr merkt, ich bin nicht wirklich überzeugt.
Ja, und dann könnt ihr auch noch ein EKG schreiben, ein sogenanntes Ein-Kanal-EKG. Geht ja bei der Apple Watch auch. Und das müsst ihr aber immer manuell aktivieren. Müsst ihr so mit der anderen Hand das Metall anfassen. Dürft ihr euch nicht bewegen. Ja, das probiert man mal aus, ne? Und dann sagt Whoop halt, ja, du hast einen normalen Sinusrhythmus. Ja, na gut. Also wenn ich mich in Zukunft mal komisch fühlen sollte, ich weiß nicht, ob ich dann darauf kommen würde: Ah, jetzt mache ich mit meinem Whoop-Band erstmal ein EKG. Könnte was mit dem Herzen sein. Also glaube ich nicht, dass ich dann auf die Idee kommen würde, manuell diesen Test zu aktivieren.
Was Whoop allerdings im Hintergrund, also automatisch, macht: meinen Herzrhythmus auf Unregelmäßigkeiten wie Anzeichen für Vorhofflimmern zu prüfen und mir dann Bescheid zu sagen, wenn das der Fall ist. Und da kommen wir dann auch zu meinem größten Kritikpunkt. Denn wir haben ja noch gar nicht über die Kosten gesprochen von Whoop. Und ja, die sind hoch und die sind vor allem auch Abo-basiert.
Gibt drei Varianten. Die billigste namens One kostet 199 Euro im Jahr, also 17 Euro im Monat. Die teuerste namens Live heftige 399 Euro im Jahr, also 34 Euro im Monat. Dazwischen gibt es noch Peak. Das liegt auch preislich dazwischen. Man muss sich auf ein Jahr festlegen. Man kann sich auch auf zwei Jahre festlegen. Dann spart man ein bisschen Geld. Dann kostet zum Beispiel die teure Live-Variante nicht mehr umgerechnet 34 Euro im Monat, sondern 28. Die Hardware kriegt man zum Abo immer dazu.
So, und jetzt sage ich euch, dass für das, was ich sinnvoll finde, nämlich das Schlaf- und Erholungstracking, dafür reicht das günstigste Abo, also One. Bei Peak kriegt ihr diese seltsame Lifespan-Lebenszeit-Schätzung dazu und Stress-Monitoring, was ich auch nicht wirklich sinnvoll finde. Bei Live bekommt ihr zusätzlich dieses Blutdruck-Schätzungs-Ding und die manuelle EKG-Funktion dazu. Beides meiner Meinung nach unwichtig.
Aber jetzt kommt der große Kritikpunkt: Das permanente Abchecken, ob es Unregelmäßigkeiten bei eurem Herzrhythmus gibt, das bekommt ihr nur mit dem teuersten Abo. Also, Whoop, darüber denkt mal bitte noch mal nach, wirklich. Das ist nun wirklich eine Funktion, die im Extremfall lebensrettend sein kann. Und die hinter dem teuersten Abo zu verstecken, weiß ich nicht.
Zum Vergleich übrigens: Automatisch auf Herzrhythmus-Unregelmäßigkeiten checkt sogar der günstigste Fitbit-Tracker Inspire 3, den man inzwischen für 70 Euro bekommt, ganz ohne Abo. Oder halt die Samsung Galaxy Watch oder die Withings Scan Watch oder auch die günstigste Apple Watch SE. Die kriegt man für 249 Euro, also als Einmalkauf, ohne Abo. Zum Vergleich: Whoop Live kostet 399 Euro im Jahr. Könnt ihr also pro Jahr mindestens anderthalb Apple Watches kaufen.
Fazit
Also ich fand meine sieben Wochen mit meinem von Whoop zur Verfügung gestellten Testgerät und dem Live-Abo auf jeden Fall sehr aufschlussreich. Eben vor allem, weil ich hier mal wirklich schwarz auf weiß gesehen habe, wie sich Alkohol und Zucker auf meinen Schlaf auswirken. Und ja, ich fand auch beruhigend, dass ich in der Zeit offenbar keine Herz-Unregelmäßigkeiten hatte. Und ich war natürlich auch geschmeichelt, dass mein Körper angeblich ein paar Jahre jünger performt, als mein wirkliches Lebensalter. Mir ist aber klar, dass das eben genau das ist: Schmeichelei. Und dass Whoop meint, ich altere mit doppelter Geschwindigkeit, dazu sage ich jetzt mal nix.
Die Korrektheit der Herzfrequenzmessung habe ich übrigens mehrfach mit einem Garmin HRM Pro Plus Brustgurt überprüft, der ja nicht optisch misst, sondern die elektrischen Impulse. Und das stimmte ziemlich gut überein mit dem Whoop. Klar, wenn das Armband während der sportlichen Aktivität so ganz doll über die Haut am Arm hin und her wackelt, dann können die Werte mal ungenauer sein. Aber generell war ich ganz zufrieden mit den Werten.
Werde ich das Whoop weitertragen? Ganz klares Nein. Das hat zwei Gründe. Der eine ist ziemlich profan und ist nicht verallgemeinerbar. Ich kriege bei solchen Armbändern immer irgendwann Hautausschlag, wenn ich die permanent trage. So war das leider bei Whoop auch. Das kann ich Whoop aber nicht vorwerfen. Das hat ziemlich wahrscheinlich nichts mit der Hardware zu tun. Das habe ich auch bei anderen Herstellern gehabt. Ich habe das Band auch regelmäßig gereinigt. Das ist einfach mein Körper.
Der zweite Grund ist, dass mich diese permanente Datenerhebung auf Dauer irgendwie stresst. Also nicht falsch verstehen: Ich finde das durchaus wertvoll und aufschlussreich, mal so ein bisschen zu gucken, wie man so tickt und wie man zum Beispiel den eigenen Schlaf verbessern kann und so. Aber mir reichen halt diese sieben Wochen, weil dann weiß ich die Sachen ja alle, also was ich besser machen kann, worauf ich achten muss und wie das alles so miteinander zusammenhängt. Dann brauche ich das Armband ja nicht mehr. Das einzige ist das Überprüfen auf Herzrhythmus-Unregelmäßigkeiten. Das hätte ich schon gerne die ganze Zeit, aber das teure Abo wäre mir das nicht wert. Und eine Smartwatch, also ohne Abo, möchte ich auch nicht tragen, weil ich sowieso schon zu viel auf Displays gucke.
Ja, was wäre jetzt meine Empfehlung an euch? Also ich glaube, dass dieser kostenlose Testmonat, den Whoop anbietet, nicht unbedingt das schlechteste ist. Da kriegt man zwar nur die 4.0 Hardware, die zum Beispiel diese Lebensalterberechnung und den ganzen EKG-Kram nicht an Bord hat und wo der Akku auch nur fünf Tage statt zwei Wochen wie beim 5.0 Band hält. Aber zum Ausprobieren reicht das meiner Meinung nach voll und ganz aus und auch um ein Gefühl dafür zu bekommen, welche eurer Verhaltensweisen sich zum Beispiel auf euren Schlaf auswirken und ob ihr das interessant findet, so was zu benutzen. Das ist, glaube ich, auch ein sehr individuelles, emotionales Ding.
Und ja, ich weiß, viele von euch denken jetzt bestimmt: Ich merke doch auch ohne so ein Gerät, ob ich gut geschlafen habe oder nicht. Und ja, das stimmt natürlich. Aber ich finde, ein bisschen rummessen und ein bisschen Wissenschaft am eigenen Körper, das hat zumindest bei mir zu einem besseren Verständnis über mich selbst geführt. So eine detaillierte Schlafanalyse konnte ich jetzt ohne Zusatz-Hardware nicht abrufen bei mir. Aber ich glaube auch, dass man sich da auch sehr stark reinsteigern kann und dann die ganzen Messdaten ernster nimmt als das eigene Körpergefühl. Ist auf jeden Fall ein komplexes Thema, aber ich finde auch ein sehr interessantes.
Also schreibt gerne eure Erfahrungen in die Kommentare und auch eure Meinung dazu. Ich lese auf jeden Fall die ersten drei, vier Tage nach Erscheinen des Videos alle Kommentare.
Ach so, und übrigens, in den nächsten Videos werden hier auch mal andere Leute zu sehen sein, weil ich im Urlaub bin. Also nicht wundern, seid nett zu den Kolleginnen und Kollegen und tschüss.
c’t 3003 ist der YouTube-Channel von c’t. Die Videos auf c’t 3003 sind eigenständige Inhalte und unabhängig von den Artikeln im c’t Magazin. Die Redakteure Jan-Keno Janssen, Lukas Rumpler, Sahin Erengil und Pascal Schewe veröffentlichen jede Woche ein Video.
(jkj)
Künstliche Intelligenz
City-E-Bike Engwe Mapfour N1 Pro im Test: Carbon, Mittelmotor mit 80 Nm & GPS
19 kg dank Carbon-Rahmen, Mittelmotor mit 80 Nm, GPS-Tracking und 4G, Fernlicht sowie Alarmanlage: Das Engwe Mapfour N1 Pro sieht schick aus und kann viel.
Das Engwe N1 Pro für 2099 Euro (Code: DeliaKOL50OFF) zielt auf den Alltag in der Stadt und setzt dafür auf Highend durch Leichtbau und Hightech. Der Carbon-Rahmen reduziert Gewicht, der 250-Watt-Mittelmotor mit Drehmomentsensor soll die Unterstützung natürlicher dosieren als bei früheren Engwe-Modellen mit Heckmotor. Mit satten 80 Nm ist er zudem stärker und beschleunigt das Bike schneller. Im Rahmen steckt ein eSIM-Modul samt GPS-Ortung, Alarm und Achs-Sperre.
Navigation und Fahrdaten werden auf dem zentralen Farbdisplay angezeigt, das fest in den Lenkkopf integriert ist. Der Akku mit 360 Wattstunden lädt laut in unter zwei Stunden und soll für ordentliche 100 km Reichweite gut sein. Sieben Gänge und hydraulische Scheibenbremsen sind in der Preisklasse des N1 Pro hingegen eher Minimum. Klingt trotzdem grundsätzlich nicht verkehrt, aber wie ist das Bike im Alltag wirklich? Wir haben es getestet.
Aufbau, Optik & Verarbeitung
Die Montage des Engwe Mapfour N1 Pro dauert keine halbe Stunde. Vorderrad einhängen, Lenker ausrichten, vorderes Schutzblech montieren, außerdem Pedale und Ständer montiert – fertig. Käufer sollten alle erkennbaren Schrauben vor Fahrtbeginn überprüfen und dabei ggf. die daneben aufgedruckten Drehmoment-Angaben befolgen. Der Aufbau ist so auch für Laien machbar.
Der Rahmen besteht laut Hersteller aus Carbonfaser, ausgeführt als einteiliges Monocoque mit intern verlegten Zügen und Kabeln. Das wirkt sehr aufgeräumt, auch wenn bei unserem Testgerät Bremsleitungen vor dem im Lenkkopf integrierten Vorderlicht hängen. Das ebenfalls in den Lenkkopf eingebaute Farbdisplay passt zum schnörkellosen Design und lässt das N1 Pro beinahe futuristisch wirken. Der Look ist kantig und modern, vor allem der Wegfall des Sitzrohres unterhalb des Sattels ist außergewöhnlich. Die Gabel ist ebenfalls aus Carbon, was die Front leichter und theoretisch auch stabiler macht sowie Vibrationen dämpft.
Engwe positioniert das N1 Pro als Stadt- und Pendlerrad, nicht als Geländespezialist. Entsprechend sind die Reifen schmaler gewählt und eine Federung vorn oder für den Rahmen fehlen. Im Paket sind 700C-Laufräder (Felgendurchmesser 622 mm, insgesamt etwa 28 Zoll) mit etwa 42 Millimeter Breite. Stabile Schutzbleche aus Metall sind ebenfalls dabei, ein Seitenständer auch. Einen Gepäckträger gibt es ab Werk nicht, wer Lasten transportieren will, muss ihn als Zubehör für rund 50 Euro einplanen. Die Schrauben dafür sind bereits im Rahmen des Bikes vorhanden.
Die Bremsanlage arbeitet hydraulisch im Verbund mit 160-Millimeter-Scheiben. Für den Stadtverkehr ist das absolut ausreichend und für mehr ist das Bike auch nicht gedacht. Die Schaltung kommt mit sieben Gängen von Shimano – die verwendete Tourney-Klasse ist im Einsteiger-Segment angesiedelt und passt zum Einsatzzweck als Citybike, aber eigentlich nicht zur Preisklasse des N1 Pro. Denn sie ist zwar einfach, robust und wartungsarm, bietet aber weniger Spreizung als eine Schaltung mit mehr Gängen und ist weniger stabil als teurere Modelle. Noch wartungsärmer wäre ein Riemenantrieb. Das Gesamtgewicht liegt bei etwa 19 kg, was für ein City-E-Bike mit Mittelmotor erfreulich wenig ist.
Die Verarbeitungsqualität geht insgesamt absolut in Ordnung und liegt über den früheren Engwe-Modellen. Grate oder unschönes Finish gibt es nicht, gerade letzteres fällt mit seinem matten Perlglanz sehr hochwertig aus. Während der Carbon-Rahmen das Gewicht des Bikes senkt, wirkt er sich an anderer Stelle negativ aus: Carbon ist insgesamt zwar stabiler als herkömmliche Stahl- oder Alurahmen, je nach Verarbeitungsqualität theoretisch aber auch brüchiger. Aus diesem Grund gibt es an mehreren Schrauben Drehmoment-Angaben auf den Rahmen gedruckt, mit denen Schrauben maximal angezogen werden dürfen. Diese Angaben sollten zwingend eingehalten werden. Außerdem gilt: Schon bei leichten Beschädigungen, die bei Alu oder Stahl nur eine hässliche Beule oder einen unschönen Kratzer hinterlassen würden, kann ein Carbon-Rahmen unbrauchbar sein, da die Stabilität betroffen ist. Hier helfen dann bisweilen nur aufwändige Kontrollen und Reparaturen durch Fachwerkstätten oder der Tausch des Rahmens.
Die Geometrie des Engwe Mapfour N1 Pro ist sportlich, das Oberrohr fällt nur leicht ab. In der Praxis führt das zu einer eher nach vorn orientierten Haltung. Außerdem gibt es nur eine Rahmengröße und die richtet sich eher an mittelgroße Fahrer.
Lenker & Display
Engwe verwendet einen geraden Flatbar-Lenker mit integriertem Vorderlicht, eingelassenen RGB-LED-Streifen und eingepasstem Display. Durch die Integration und entsprechend unnötige Anbauten wirkt das Bike schnörkellos und modern, allerdings ist eine Verstellmöglichkeit für Winkel oder Höhe nicht gegeben. Der Lenker ist breit, die verwendeten Griffe durch Form und Material ausreichend bequem und griffig. Die Bedieneinheit liegt links am Lenker. Tasten mit klar spürbarem Druckpunkt wechseln die Unterstützungsstufe oder aktivieren das Bike. Langer Druck schaltet zudem das Licht ein und ein kurzer Druck auf den Power-Schalter wechselt dann zum Fernlicht. Die Bedienung gelingt auch mit Handschuhen. Eine klassische Klingel ist montiert und gut erreichbar, zusätzlich verfügt das Bike über eine elektronische Hupe. Nutzen sollte man die in Deutschland nicht. Eine motorische Schiebehilfe unterstützt beim Rangieren. Dazu muss der Minus-Knopf gedrückt gehalten werden.
Vorn in der Lenkstange installiert Engwe zwei RGB-Lichtbänder links und rechts des Frontlichts. Sie dienen als Zierelement und können über die App konfiguriert werden. Dort sind sie ab Werk abgeschaltet. Sonderlich hell sind sie auch in Aktion nicht, im Sonnenlicht sind sie schon kaum mehr erkennbar – gut so, denn im deutschen Straßenverkehr sind solche Zusatzbeleuchtungen ohnehin verboten. Nachts bieten sie eine auffällige Lichtshow mit dauerhaft leuchtenden, pulsierenden oder laufenden Lichtern in allen Regenbogenfarben.
Das Display sitzt mittig im Lenkkopf, direkt über dem Vorbau. Es zeigt Geschwindigkeit, Unterstützungsstufe, Akkustand, Distanzangaben, aktiviertes Licht und Fehlermeldungen. Außerdem werden hier Navigationshinweise in Form von Richtungspfeilen und Entfernungsangaben bis zum Abbiegen angezeigt, sofern zur Navigation die Engwe-App verwendet wird. Die Ablesbarkeit ist gut, bei direkter Sonne erschweren allerdings Spiegelungen die Ablesbarkeit leicht. Die Menüstruktur ist einfach und übersichtlich: kurze Klicks für Stufenwechsel, längere Drucks für Zusatzfunktionen wie Licht.
Die vordere Beleuchtung ist ebenfalls fest in den Lenker integriert. Praktisch: Sie verfügt über eine Fernlicht-Funktion, die die Leuchtweite spürbar vergrößert. Etwas unpraktisch ist dabei insgesamt allerdings, dass ein Teil der wenigen Kabel bei unserem Testmodell direkt vor dem Vorderlicht hängt. Das scheint bei späteren Bikes behoben worden zu sein, unser Testgerät ist ein sehr frühes Modell. Die Ausleuchtung des Vorderlichts ist sowohl in Bezug auf Helligkeit, aber auch Reichweite und Leuchtbreite hervorragend. Apropos Licht: Eine Bremslicht-Funktion gibt es nicht und die hintere Leuchte wird nicht vom Akku des Bikes mit Strom versorgt, sondern mittels kleiner Solarzellen. Sie schaltet sich bei Bewegung und Dunkelheit automatisch ein. Eine K-Nummer, die eine Genehmigung durch das Kraftfahrt-Bundesamt darstellt, ist bei keiner der Lampen zu finden – entsprechend ist das N1 Pro eigentlich nicht für den deutschen Straßenverkehr zugelassen, auch wenn der Hersteller von „TÜV-certified“ und CE-Kennzeichnung spricht.
App
Die App ist Kernbestandteil des Engwe Mapfour N1 Pro. Sie ist für Android und iOS kostenlos verfügbar und benötigt nur eine E-Mail-Adresse zur Registrierung. Manche Features lassen sich nur bei bestehender Bluetooth-Verbindung nutzen, wichtige Dinge wie die Verriegelung des Rades, Aktivieren des Alarms und die Darstellung der Position des Bikes auf einer Karte benötigen hingegen nur eine 4G-Verbindung. Dafür verfügt das N1 Pro über einen weiteren kleinen Akku samt GPS-Modul zur Standort-Übermittlung, ein 4G-Modul sowie Bewegungssensoren. Einschränkung: Laut Engwe ist die 4G-Konnektivität ein Jahr kostenfrei, danach fällt eine Jahresgebühr von 40 Euro an. In der App kann die 4G-Konnektivität verlängert werden.
Wird das Rad bewegt, meldet die App die Aktivität und auf Wunsch wird eine Alarmfunktion aktiviert. Die dann losheulende Sirene ist zwar nicht laut genug, um einen potenziellen Dieb allein durch den Schallpegel in die Flucht zu schlagen, reicht aber, um die Aufmerksamkeit Umstehender auf sich zu lenken. Die meisten Gelegenheits-Langfinger dürften daraufhin die Flucht ergreifen. Wegtragen kann man das N1 Pro natürlich trotzdem, denn die eingebaute „Feststellbremse“ blockiert beim Ausschalten lediglich die hintere Achse. Wer sichergehen will, muss das Bike also trotzdem irgendwo per Ketten- oder Bügelschloss anschließen. Um eben beim Bäcker reinzuspringen, reicht die integrierte Absicherung aber aus. Die Achsensperrung erfolgt nach kurzer Zeit automatisch bei Stillstand, sobald der Motor abgeschaltet ist und das Rad sich nicht bewegt. Das Schloss soll eigentlich auch automatisch aufsperren, wenn sich der Nutzer mit dem verbundenen Smartphone nähert. Das klappte im Test nicht immer direkt, ebenso wie das Entsperren per NFC.
Engwe Mapfour N1 Pro Screenshot
Weitere Features der App: Routenaufzeichnung und einige Basis-Fitnesswerte wie gefahrene Strecke und die Trittfrequenz werden angezeigt. Klasse: Die Turn-by-Turn-Navigation wird auf dem Lenkerdisplay dargestellt – samt Abbiegepfeilen und metergenauer Entfernungsangabe bis zum Abbiegen. Ansonsten sieht man in der App typische Angaben wie den Akkustand, kann Tourenvorschläge entdecken und Firmware-Updates aufspielen.
Fahren
Im Tretlager des Engwe Mapfour N1 Pro sitzt ein 250-Watt-Mittelmotor von Ananda, das entspricht der deutschen Straßenverkehrsordnung. Genannt wird ein Drehmoment von bis zu 80 Newtonmeter. Der Antrieb arbeitet mit Drehmomentsensor, entsprechend fühlt sich die Unterstützung natürlich und direkt an. Gut für Sportler, schlecht für Bewegungsmuffel: Im Gegensatz zu anderen Modellen mit Pedalsensor reicht die bloße Drehbewegung der Pedalerie nicht aus, um den Motor zur Mitarbeit zu bewegen. Der Drehmomentsensor misst die Kraft, mit der der Fahrer antritt und dosiert den Motor entsprechend. Es wird also immer etwas echte Muskelkraft benötigt – wenn auch viel weniger als ohne Motor.
Beim Anfahren setzt die Leistung weich ein, wer mehr in die Pedale tritt, wird mit mehr Unterstützung belohnt – bis 25 km/h. Hier wird – ebenfalls passend für den deutschen Straßenverkehr – sanft abgeriegelt. Das Halten der maximal unterstützten Geschwindigkeit ist kein Problem, ständiges Pendeln um 25 km/h wie bei manch anderem Bike gibt es hier nicht. Im Stadtverkehr fährt es harmonisch und gut dosierbar. Dabei ist die Geräuschkulisse dezent, erst unter hoher Last nimmt das leise Surren etwas zu, bleibt aber unauffällig.
Bei Anstiegen punktet das Bike dank des kräftigen Motors. Die Kombination aus Mittelmotor und Schaltung erlaubt es dem Nutzer, auch steile Abschnitte mit wenig eigener Kraft zu bewältigen. So bleibt die Trittfrequenz im optimalen Bereich. Die sieben Ritzel begrenzen zwar die Gangspreizung, reichen in der Ebene und bei leichten Steigungen aber aus, um bequem die 25 km/h zu halten. Wer häufig Steigungen zu überwinden hat, würde von einer größeren Bandbreite profitieren. Gleiches gilt, wenn man über die Motorunterstützung hinaus schneller fahren möchte. Das artet beim N1 Pro schnell in wildes Gestrampel aus.
Im Fahrbetrieb überzeugt das Bike dank der großen Räder mit guter Laufruhe. Bordsteinkanten und Fugen filtert es zwar nicht ganz so effektiv wie ein E-Fatbike (Bestenliste) mit dicken Reifen, dennoch bleibt das Fahrgefühl ausreichend bequem. Die ab Werk installierten Chaoyang-Reifen bieten in Kurven ausreichenden Grip auf Asphalt. Wer wie wir im Test einen verminderten Luftdruck von rund 1,8 bar statt der empfohlenen 3,5 bis 4 bar fährt, spürt einen deutlichen Fahrkomfort-Gewinn. Im Gegenzug wächst dabei das generell etwas zu weiche Gefühl des Vorderbaus am Engwe N1 Pro – der Bereich um die Vordergabel wirkt immer einen Tick zu gummiartig. Andere Bikes vermitteln auf holpriger Bahn ein stabileres Fahrgefühl, wirklich schlimm ist das beim N1 Pro aber nicht. In der Stadt mit befestigten Wegen dürfte das den meisten Fahrern gar nicht negativ auffallen – und dafür ist das N1 Pro schließlich auch gemacht. Der Sattel sieht nicht nur schick aus, sondern ist auf kürzeren Strecken auch ausreichend bequem. Wer für längere Touren noch mehr Komfort sucht, sollte über einen anderen Sattel und eventuell eine gefederte Sattelstütze nachdenken.
Die Bremsleistung ist voll in Ordnung. Die Bremsklötze packen auf den 160-Millimeter-Scheiben gut dosierbar zu, der Druckpunkt der nicht näher benannten Bremse ist dabei klar definiert. Bei Nässe steigt der Kraftaufwand nur leicht. Die Sitzposition ist sportlich, das macht in der Stadt Spaß, kann auf längeren Etappen aber Druck auf Hände und Verspannung im Nacken erzeugen und unbequem werden. Die Einheitsgröße des Rahmens sowie fehlende Anpassungsmöglichkeiten beim Lenker limitieren zudem eine ordentliche Abstimmung auf den Fahrer. Angaben zur empfohlenen Fahrergröße macht der Hersteller leider nicht, wir würden aber eher Fahrer bis 1,75 m empfehlen. Darüber wird es bei längeren Fahrten schnell unbequem. Interessenten sollten nach Möglichkeit vor dem Kauf prüfen, ob das Bike für sie geeignet ist – was bei einem Direktvertrieb wie bei Engwe äußerst schwierig ist.
Akku
Der 36-V-Akku des Engwe Mapfour N1 Pro wird in das Unterrohr eingelegt, er kann, muss aber zum Laden nicht entnommen werden. Angaben zur genauen Zellchemie liegen nicht vor. Die Kapazität liegt bei 10 Ah, der Kraftspender kommt so auf 360 Wh. Der Hersteller kommuniziert Ladezeiten um 1,5 bis 2,0 Stunden, im Test erreichten wir knapp 2 Stunden. Deutlich unter der Herstellerangabe liegt die im Alltag erzielbare Reichweite des N1 Pro. Engwe spricht hier von bis zu 100 Km und bezieht sich dabei wie immer auf optimale Bedingungen mit leichtem Fahrer, sehr gutem, ebenem Untergrund, keinem Gegenwind etc. – Laborwerte eben.
Im Alltag liegt die tatsächliche Reichweite deutlich darunter. Auf maximaler Unterstützungsstufe, einem Fahrer jenseits der 90 kg und wechselnden Untergründen sowie typisch norddeutschem Wetter mitsamt seinen Wind-, Temperatur- und Feuchtigkeitsverhältnissen schaffte der Akku auf einer längeren Tour trotzdem rund 60 km. Wer viel Stadtverkehr mit Stop-and-Go hat, dürfte noch einmal deutlich darunterbleiben.
Positiv: Das System senkt die Leistung bei sehr niedrigem Ladestand sanft ab, statt abrupt abzuschalten. Der Akku verfügt laut Hersteller über ein Batteriemanagement (BMS) mit Schutzfunktionen gegen Über- und Tiefentladung sowie Temperaturüberwachung.
Preis
Die unverbindliche Preisempfehlung für Deutschland liegt bei 2.199 Euro mit dem Code DeliaKOL50OFF sinkt der Preis auf 2099 Euro.
Fazit
Das Engwe Mapfour N1 Pro ist ein ambitioniertes Stadtrad mit selbstbewusstem Preis. Der Carbon-Rahmen drückt das Gewicht, der Mittelmotor fährt sich kraftvoll, harmonisch und leise. Die App-Funktionen mit eSIM- und GPS-Ortung, automatischer Sperre und Alarmfunktion erhöhen die Alltagssicherheit und sind hilfreiche Extras. Das Ambiente-Licht im Lenker ist im Straßenverkehr nicht nur verboten, sondern auch eher eine Spielerei. Positiv ist hingegen die Bremsanlage. Sie ist fein dosierbar und für die Stadt ordentlich dimensioniert. Die Verarbeitung des Bikes ist ebenfalls solide, allerdings sollten Interessenten im Hinterkopf behalten, dass sich bei einem Carbon-Bike schon leichte Beschädigungen fatal auf die Stabilität des Bikes auswirken können.
In der Summe ergibt das ein modernes Pendelrad mit viel Technik. Grenzen zeigen sich bei Ergonomie und Reichweite. Die Einheitsgröße des Rahmens sowie fehlende Einstellungsmöglichkeiten am Lenker erschweren die Anpassung an den Fahrer. Wir sehen daher auf dem N1 Pro keine Fahrer über etwa 1,75 m Körpergröße, denn dann wird das Bike schnell unbequem. Der 360-Wh-Akku ist zwar für tägliche Kurzstrecken ausreichend, fordert bei längeren Touren aber Planung mit Ladestopps oder verhindert sie ganz. Licht und Schatten außerdem bei der Beleuchtung: Das Vorderlicht sorgt nachts zwar für perfekte Ausleuchtung samt Fernlicht-Funktion, aber sowohl vorn als auch beim Solar-Licht hinten fehlen K-Nummern – das N1 Pro ist damit streng genommen nicht für den deutschen Straßenverkehr zugelassen.
Künstliche Intelligenz
Gebraucht-Smartphones immer beliebter: Back Market im Aufschwung
Die Online-Marktplätze Back Market und Refurbed freuen über steigende Umsatzzahlen, während Endverbraucher sich zunehmend für gebrauchte Elektrogeräte interessieren. In Deutschland ist das besonders bei Smartphones der Fall.
Der französische Anbieter Back Market meldet für Deutschland ein außergewöhnlich starkes erstes Halbjahr 2025: Das Bruttowarenvolumen (Gross Market Value oder GMV) – welches den Gesamtwert aller über die Plattform verkauften Waren angibt – stieg hierzulande im zweiten Quartal um 56 Prozent gegenüber dem Vorjahreszeitraum, im ersten Halbjahr insgesamt um 35 Prozent. Damit zähle Deutschland zu den am schnellsten wachsenden Märkten weltweit – gemeinsam mit den USA und dem Vereinigten Königreich. Der Wert ist nicht mit dem tatsächlichen Umsatz zu verwechseln, sondern zeigt, dass über die Plattform zuletzt deutlich mehr gekauft und verkauft wurde. Für 2025 prognostiziert Back Market insgesamt ein GMV von drei Milliarden Euro und spricht von einem Rekordjahr.
Endverbraucher unter Druck
Während der Trend zu Second-Hand-Elektronik schon seit Jahren anhält, vermutet Back Market eine bestimmte Ursache hinter dem jüngsten Ansprung seiner Zahlen – nämlich, dass viele Haushalte finanziell unter Druck stehen. Sei es durch steigende Preise, geopolitische Unsicherheit und den unklaren Ausgang aktueller Handelskonflikte.
Mitbewerber Refurbed aus Österreich verzeichnete zuletzt auch eine sehr positive Entwicklung. Das 2017 gegründete Unternehmen war im Juni erstmals auf allen elf Landesmärkten profitabel. Refurbed ist in Deutschland, Österreich, Schweden und neun weiteren Ländern aktiv. Mehr als 50 Prozent seines bisherigen Gesamtaußenumsatzes machte das Unternehmen in Deutschland.
Gebrauchte Smartphones am beliebtesten
Hier werden vor allem die gebrauchten Smartphones bei den Verbrauchern beliebter, lässt sich aus den verfügbaren Zahlen lesen. So waren es 2023 noch insgesamt 19 Prozent, die bei einer repräsentativen Telefonumfrage der Verbraucherzentrale angaben, schon einmal ein gebrauchtes Elektrogerät gekauft zu haben. Zwei Drittel von ihnen gab an, schon einmal ein Second-Hand-Smartphone erstanden zu haben, was damit das beliebteste Produkt war. Rund zwei Jahre später wollte der Wirtschaftsverband Bitkom bei einer repräsentativen Online-Umfrage wissen, wie viele Menschen schon einmal ein gebrauchtes Smartphone gekauft haben. Das beantworteten 18 Prozent der Befragten mit Ja. In beiden Umfragen wurden etwa 1000 Menschen befragt. Ausgehend davon dürfte der Anteil an Besitzern eines gebrauchten Smartphones also in knapp zwei Jahren etwa um ein Drittel gestiegen sein.
Der Trend ist auch global erkennbar. Das US-Marktforschungsunternehmen International Data Corporation rechnet damit, dass die Zahl ausgelieferter Second-Hand-Smartphones bis 2027 um jährlich 8,8 Prozent steigt. Ausgehend von rund 282,6 Millionen Geräten im Jahr 2022 wären es 2027 dann etwa 431,1 Millionen Smartphones, die in ein zweites Leben starten.
(nen)
Künstliche Intelligenz
CT-Scans zeigen Brandrisiko bei Billig-Batterien
Eine Röntgenanalyse von über 1000 Lithium-Ionen-Batterien offenbart erhebliche Qualitätsunterschiede zwischen Markenprodukten und günstigen Alternativen. Das Unternehmen Lumafield nutzte Computertomographie-Scanner, um 18650-Zellen verschiedener Hersteller zu durchleuchten und fand dabei laut The Verge gefährliche Produktionsfehler in Billig-Batterien, die das Risiko von Bränden und Explosionen erhöhen.
Die Forscher testeten Batterien von zehn verschiedenen Anbietern: drei Original-Hersteller wie Samsung und Panasonic von spezialisierten Händlern, drei Anbieter von Rewrap-Batterien sowie vier Unternehmen, die Billigprodukte oder Fälschungen über große Online-Marktplätze wie Temu vertreiben. Dabei konzentrierten sie sich auf 18650-Zellen, die in Elektrozahnbürsten, Werkzeugen, E-Bikes, Powerbanks und sogar Elektroautos zum Einsatz kommen.
Kritische Defekte nur bei Billig-Anbietern
Von den 1054 gescannten Batterien wiesen 33 Exemplare einen schwerwiegenden Produktionsfehler auf, den sogenannten negativen Anodenüberstand. Dieser Defekt erhöht laut Lumafield das Risiko interner Kurzschlüsse und Batteriebrände erheblich und verkürzt zudem die Lebensdauer der Zellen. Alle 33 defekten Batterien stammten aus der Gruppe der 424 getesteten Billig- und Fälschungsprodukte – bei den Markenprodukten von Samsung, Panasonic und anderen etablierten Herstellern fanden die Forscher hingegen keine derartigen Mängel.
Einige Billig-Anbieter warben mit unrealistischen Kapazitäten von 9900 mAh, während echte 18650-Zellen typischerweise 3000 bis 3450 mAh erreichen. In praktischen Tests stellte sich heraus, dass die beworbenen Werte nicht nur übertrieben waren – die tatsächliche Kapazität lag bei weniger als 1300 mAh.
Defektrate steigt bei Fälschungen dramatisch
Bei Billig- und Fälschungsbatterien liegt die Wahrscheinlichkeit für den gefährlichen Anodenüberstand-Defekt bei knapp acht Prozent. Bei zwei Marken mit besonders unrealistischen Spezifikationen erreichte die Defektrate sogar 12 bis 15 Prozent. Rewrap-Batterien, bei denen OEM-Zellen mit neuer Umhüllung versehen werden, zeigten zwar ebenfalls Abweichungen beim Anodenüberstand, diese waren jedoch siebenmal geringer als bei den Billig-Produkten.
Neben dem Anodenüberstand identifizierten die Forscher weitere Qualitätsmängel: Alle Batterien der Billig-Anbieter wiesen eine deutlich schlechtere Kantenausrichtung ihrer internen Wicklungsschichten auf als die Produkte etablierter Hersteller. Diese Ungenauigkeiten erhöhen das Risiko von Kurzschlüssen und Leistungsverlusten zusätzlich.
Risikofaktoren verstärken Gefahrenpotential
Die entdeckten Defekte bedeuten nicht automatisch, dass eine betroffene Batterie explodiert oder Feuer fängt. Sie erhöhen jedoch die Wahrscheinlichkeit solcher Zwischenfälle erheblich, insbesondere in Kombination mit anderen Belastungen wie hohen Temperaturen im Auto oder mechanischen Beschädigungen durch Stürze. Die Studie unterstreicht, dass Batterien von etablierten Herstellern wie Samsung, Panasonic und Murata sicherer und zuverlässiger sind.
Für Verbraucher empfiehlt Lumafield, beim Kauf batteriebetriebener Geräte auf renommierte Marken zu setzen. Der vermeintliche Preisvorteil günstiger Alternativen könne sich langfristig als teurer Fehler erweisen – nicht nur finanziell, sondern auch in puncto Sicherheit.
(mki)
-
UX/UI & Webdesignvor 1 Monat
Der ultimative Guide für eine unvergessliche Customer Experience
-
UX/UI & Webdesignvor 4 Wochen
Adobe Firefly Boards › PAGE online
-
Social Mediavor 1 Monat
Relatable, relevant, viral? Wer heute auf Social Media zum Vorbild wird – und warum das für Marken (k)eine gute Nachricht ist
-
Entwicklung & Codevor 1 Monat
Posit stellt Positron vor: Neue IDE für Data Science mit Python und R
-
Entwicklung & Codevor 3 Wochen
EventSourcingDB 1.1 bietet flexiblere Konsistenzsteuerung und signierte Events
-
UX/UI & Webdesignvor 2 Wochen
Fake It Untlil You Make It? Trifft diese Kampagne den Nerv der Zeit? › PAGE online
-
Digital Business & Startupsvor 3 Monaten
10.000 Euro Tickets? Kann man machen – aber nur mit diesem Trick
-
Digital Business & Startupsvor 3 Monaten
80 % günstiger dank KI – Startup vereinfacht Klinikstudien: Pitchdeck hier