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Langzeittest mit Whoop-5.0-Aktivitätstracker | heise online


Das aktuelle Whoop-Armband kostet bis zu 34 Euro im Monat. c’t 3003 hat sich angesehen, ob man für das viele Geld zumindest länger lebt.

(Hinweis: Dieses Transkript ist für Menschen gedacht, die das Video oben nicht schauen können oder wollen. Der Text gibt nicht alle Informationen der Bildspur wieder.)

Guckt mal hier, dieses Armband sagt mir mein biologisches Alter und meine Alterungsgeschwindigkeit. Es guckt, wie mein Sporttraining so läuft, misst, was Alkohol mit meinem Körper macht. Ja, und meinen Blutdruck zeigt es auch irgendwie an.

Ja, das ist das Whoop-Band, das vor einigen Wochen in fünfter Generation rausgekommen ist, und das habe ich sehr genau getestet. In diesem Video erfahrt ihr, inwiefern Whoop euch gesünder machen kann, wie diese ganzen Messungen technisch funktionieren, ob die sinnvoll oder eher Quatsch sind und was andere Geräte auf dem Markt so können. Außerdem lernt ihr, wo auf einmal all diese Herz-Gesundheits-Sachen herkommen und was diese ominöse HRV ist. Und warum ist dieses Whoop eigentlich so wahnsinnig teuer? Bleibt dran.

Liebe Hackerinnen, liebe Internetsurfer, herzlich willkommen hier bei…

So, los geht’s mit Whoop und Gesundheits-Tracking. Aber woher kommt eigentlich dieser ganze Gesundheits-Tracking-Kram? Und das finde ich tatsächlich ganz interessant, wie klein das mal angefangen hat. Und deshalb will ich da einmal kurz rauszoomen, wie auch meine persönliche Geschichte damit angefangen hat. Wenn ihr direkt zum aktuellen Stand der Technik springen wollt, könnt ihr natürlich auch einfach in Kapitel 2 reinskippen.

Ich habe für die c’t 2012, also vor 13 Jahren, als noch junger Redakteur meinen ersten Test mit Fitness-Trackern beziehungsweise Aktivitäts-Trackern, je nachdem, wie man das nennen will, gemacht. Und das war richtig heißer, neuer Scheiß damals. Also es war wirklich brandneu. Da gab es zum Beispiel noch keine Apple Watch und dafür gab es damals noch ein Fitness-Armband von Nike, was ziemlich cool aussah, finde ich. Gibt es alles schon lange nicht mehr. Das Plastik bei meinem Nike-Fuel-Band hat sich inzwischen auch aufgelöst. Aber ja, good times.

Auf jeden Fall hatten die Geräte damals meist nur einen Beschleunigungssensor und in einigen Fällen ein Gyroskop. Die haben also einfach die Bewegung gemessen mit so einem Sensor-Baustein und dann aus diesen Daten die Schritte abgeleitet. Das war aber damals noch ziemlich ungenau. Also ich habe das noch mit einem manuellen Klicker nachgemessen. Also ich habe wirklich manuell mitgezählt, wie viele Schritte ich laufe, und das dann nachher überprüft. Und ja, das hat damals noch nicht gut funktioniert. Aber diese Technik ging damals auf jeden Fall als Aktivitäts-Tracker durch. Und aus diesen Bewegungsmessungen haben die Hersteller damals auch irgendwie so einen Kalorienverbrauch ausgewürfelt.

Es gab damals auch schon Versuche, andere Sensoren in Wearables einzubauen, zum Beispiel für galvanische Hautreaktionen, also plump gesagt Schwitzsensorik. Aber das hat sich nicht durchgesetzt im Mainstream.

Was sich aber ab 2014 auf jeden Fall doll durchgesetzt hat, zum Beispiel in Samsung Smartwatches und dann ja später auch in der ersten Apple Watch, war Photoplethysmographie-Technik. Ist das nicht ein schönes Wort? Ich sage aber trotzdem ab jetzt PPG. Das sind auf jeden Fall diese lustigen grünen Leuchtdioden, die heutzutage bei ungefähr jedem Aktivitäts-Tracker oder Smartwatch eingebaut sind, auch bei der Apple Watch und natürlich auch hier bei meinem Whoop Band.

Ja, und was macht das jetzt? Also die LED sendet Licht in das Gewebe rein, das dann von den Blutgefäßen absorbiert wird und ein Teil wird reflektiert. Und das reflektierte Licht wird von einer Fotodiode erfasst, die da auch drin steckt. Laut Whoop passiert das Ganze in der fünften Generation 26 Mal in der Sekunde. Also nochmal ganz stumpf, die Technik erkennt, wie viel Blut in den Gefäßen gerade drin ist und berechnet daraus die Herzfrequenz oder den Puls, wie man umgangssprachlich sagt. Das passiert mit diesen grünen LEDs, weil grünes Licht besonders gut vom roten Licht reflektiert wird.

Ja, und das ist jetzt eben das Ding, dass aktuelle Wearables wie auch das Whoop einmal die Bewegungsdaten haben, durch den Beschleunigungssensor erfasst, und immer die aktuelle Herzfrequenz. Und das gilt für eigentlich so gut wie alle Smartwatches und Sporttracker und was es da alles noch so auf dem Markt gibt. Und das ist auch schon seit Jahren so. Da hat sich grundsätzlich an der Messtechnik nichts verändert. Aber was man mit den Daten anfängt, das ändert sich die ganze Zeit und das ist tatsächlich auch extrem unterschiedlich bei den Herstellern.

So ist gerade so ein bisschen der heilige Gral in der Aktivitäts-Tracker-Szene, würde ich sagen, die HRV. Das ist die Herzraten-Variabilität oder auch HRV, Herzfrequenz-Variabilität. Und das ist eigentlich ganz simpel. Da wird nämlich einfach geguckt, wie sich der Zeitabstand zwischen zwei aufeinanderfolgenden Herzschlägen unterscheidet. Und zumindest ich hätte jetzt so gesunder Menschenverstandsmäßig gedacht, ja, gleichmäßiger ist besser. Aber nein, bitte merkt euch das nicht. Denn das Gegenteil ist richtig. Je mehr der Zeitabstand variiert, desto besser. Denn wenn die Unterschiede stärker sind, dann ist das ein Indikator für die Anpassungsfähigkeit des Herz-Kreislauf-Systems und des Nervensystems. Das heißt, wenn eure Herzfrequenz sehr variabel ist, dann könnt ihr euch schnell an Dinge anpassen, die mit eurem Körper passieren. Und das ist gut.

Dieser Wert kann deshalb auch Hinweise auf den Gesundheitszustand geben. Also wenn man, keine Ahnung, einen grippalen Infekt oder eine Kälte bekommt, dann kann die HRV runtergehen. Und das misst Whoop und andere, nicht nur Whoop. Aber was man, glaube ich, sagen kann: Bei Whoop kreist wirklich das meiste um diesen HRV-Wert. Und den HRV-Wert, den können inzwischen die meisten Smartwatches und Wearables ermitteln. Aber viele zeigen einfach nur stumpf den Wert an. Und ja, damit können wohl die meisten Leute nicht richtig viel anfangen. Whoop macht da ganz viel draus, also quasi ein ganzes Geschäftsmodell. Und das durchaus überzeugend.

Ich gebe euch mal ein Beispiel, wie das funktioniert. Also das Whoop-Band trage ich 24/7, also trage ich die ganze Zeit. Und dann gehe ich zum Beispiel zum Sport. In meinem Fall ist das so funktionales Training mit Gewichten und so. Aber jetzt merkt die App halt, über den Anstieg der Herzfrequenz und den Bewegungen am Handgelenk, ah, Keno macht gerade irgendwas Sportliches. Oder zeigt mir auch danach an, Keno hat gerade irgendwas Sportliches gemacht. Und dann kann ich da die Sportart auswählen. Da gibt es so eine Riesenliste: Cheerleading, Gaming, Gälischer Fußball, Hunde ausführen. Da gibt es eine ganze Menge. Und das wähle ich dann aus. Und Whoop versucht dann auch, bei den nächsten Malen es automatisch zu erkennen, wenn es ähnliche Bewegungsmuster registriert. Und das funktioniert manchmal, manchmal nicht. Aber ist eigentlich auch egal, weil das da eine sportliche Aktivität stattgefunden hat. Das merkt es eigentlich immer. Ob ich da jetzt einmal kurz draufdrücken muss und irgendwie was angeben muss, ist eigentlich auch egal.

Und dann kann ich mir auf jeden Fall angucken, wie sich meine Herzfrequenz in der Sporteinheit so verhalten hat und in welchen Herzfrequenzbereichen ich da so unterwegs war. Und diese sportliche Aktivität geht dann in die Belastung mit rein. Also die Belastung, das ist ein von Whoop erfundener Wert, der von 0 bis 20,9 geht. Der ist hier oben rechts angezeigt. Weil ich das Ding aber ja die ganze Zeit trage, wird natürlich auch der Schlaf getrackt. Also tatsächlich nicht nur, wann ich einschlafe und aufwache, sondern es wird auch zwischen Leicht-, Tief- und REM-Schlaf unterschieden. Das ist natürlich nicht so genau wie in einem Schlaflabor, aber auf jeden Fall die Schlafzeit wird meinen Erfahrungen nach und auch Studien zufolge selbst ganz okay erfasst.

So, ich wache also am nächsten Morgen auf und dann ermittelt Whoop aus der Belastung vom Vortag und meinem Schlaf meine Erholung. Das ist auch so ein Wert, den Whoop sich ausgedacht hat, so eine Erholungszahl. Und da wird dann vor allem in diese HRV reingeguckt. Wenn die niedrig ist, ist das ein Zeichen dafür, dass ich nicht gut erholt bin. Und so habe ich dann einen Wert, anhand dessen ich gucken kann, ob ich heute noch eine Sporteinheit ballern kann oder lieber ein bisschen ausruhen sollte.

Das kann bei einigen Leuten, die also wirklich sehr, sehr viel Sport machen, vielleicht sinnvoll sein. Aber ganz ehrlich, ich persönlich merke das eigentlich ganz gut an meinem Muskelkater, dass ich nicht an zwei Tagen hintereinander trainieren sollte. Ich mache deswegen einfach immer zwei Tage Pause und fertig. Also dieser Kann-ich-heute-gut-trainieren-Aspekt beim Whoop, den finde ich persönlich nicht so richtig interessant. Aber das ist natürlich individuell unterschiedlich.

Übrigens macht Garmin das auch, dass die den HRV-Wert für so einen Erholungsindikator zur Rate ziehen. Da nennen die das Body Battery.

Also was ich bei meiner Zeit mit dem Whoop Band richtig wertvoll für mein Leben fand, ist, dass ich mit Whoop relativ gut herausfinden kann, welche Verhaltensweisen sich wie auf meinen Schlaf auswirken. Hier, guck mal, da seht ihr immer meinen Erholungswert. Also rot ist eher schlecht, gelb mittel und grün gut. Und jetzt könnt ihr mal raten, an welchen Tagen ich Alkohol getrunken habe. Ja, richtig, an den Tagen, an denen die Erholung mit rot angezeigt wird. Und Whoop weiß nicht, dass ich Alkohol getrunken habe. Das ist wirklich nur mit den Sensoren ermittelt. Aber was ich hier halt schwarz auf weiß sehe, dass mein Schlafstress, so nennt Whoop das, in Nächten besonders hoch ist, an denen ich vorher Alkohol getrunken habe. Und zwar nicht mal viel. Also wir reden hier jetzt meistens von nicht mehr als zwei Bier.

Naja, dieser Schlafstress ist auf jeden Fall ganz konkret eine erhöhte Herzfrequenz und vor allem die verringerte Varianz zwischen den zwei Herzschlägen, also dieses HRV. Und ganz ehrlich, alleine das mal so zu sehen, das motiviert mich auf jeden Fall schon zu gesünderem Verhalten.

Was ich besonders nice finde: Man kann jedes Mal nach dem Aufstehen hier so eine Checkliste ankreuzen, was man am Vortag so gemacht hat. Also z. B. Alkohol, Bildschirm im Bett, Zucker vorm Schlafengehen und allerlei andere lustige Sachen. Wenn man das eine Zeit gemacht hat, dann kommt Whoop mit so Analysen und sagt dann: Hey, dieses und dieses Verhalten hat zu so viel schlechterer oder besserer Schlafqualität geführt. Und da können wirklich super sinnvolle Einsichten mal rauskommen, die man vielleicht ohne Whoop nicht rausgefunden hätte. Ja, ich habe z. B. wirklich nie vorher darüber nachgedacht, ja, ich gebe zu, hätte ich darauf kommen können, aber ja, dass Zucker vorm Schlafengehen sich wirklich signifikant negativ auf meinen Schlaf auswirkt.

Ja, und ich weiß ja, dass guter Schlaf so eines der wichtigsten Sachen ist, die ich für meine Gesundheit machen kann. Und deswegen motiviert mich das tatsächlich auch auf jeden Fall, nicht mehr so viel Süßigkeiten zu essen. Hmm, Süßigkeiten.

Übrigens nur noch mal zur Klarstellung: Ich hatte ja gerade gesagt, dass Whoop nicht weiß, ob ich Alkohol getrunken habe. Und danach habe ich erzählt, dass man das in so einer Checkliste angibt. Diesen Erholungswert, den ich euch am Anfang gezeigt habe, der wird von dieser Checkliste nicht beeinflusst. Das heißt, der Erholungswert, der wird vorher schon angezeigt und erst dann poppt diese Checkliste auf. Also aus der Checkliste, da werden keine Messergebnisse oder so daraus abgeleitet, sondern da kriegt man nur regelmäßig so eine Analyse. So von wegen: Diese und diese Verhaltensweise hat sich übrigens so und so auf deinen Schlaf ausgewirkt. Aber auf die Messung selbst hat das keinen Einfluss.

Also Schlaftracking und Erholungsanalyse ist ja nicht alles, was Whoop macht, sondern da gibt es ja auch noch ganz viel anderes. Das habe ich ja am Anfang schon erwähnt. Das für die PR wahrscheinlich Wichtigste ist vermutlich Healthspan, was nicht nur das berühmte biologische Alter ermittelt, sondern auch sagt, ob mein Alterungsprozess langsamer oder schneller läuft als die Normalzeit.

Ja, und das ist, wie sage ich das jetzt vorsichtig, eher quatschig. Also bei mir zum Beispiel sagt Whoop, mein biologisches Alter wäre 4,5 Jahre weniger als mein tatsächliches Alter. Aber mein Alterungsprozess würde angeblich 1,9-mal so schnell laufen wie normal. Es würde ja bedeuten, dass ich mein bisheriges Leben super gesund gelebt habe, deswegen ich jetzt 4,5 Jahre jünger bin, aber zurzeit so richtig krass am ungesund Rummachen bin, weil ich ja jetzt 1,9-fache Alterung habe. Ich kann aber sagen, dass ich noch nie so gesund gelebt habe wie aktuell. Also das stimmt mit ziemlich großer Sicherheit gar nicht. Ja, ich habe hier das Alter ausgeblurrt, weil ich mein Alter lieber für mich behalten will.

So, und die andere neue Funktion bei der 5. Generation Whoop ist die Blutdruckmessung. Also nicht Messung, sondern Schätzung. Das sagt Whoop auch selbst. Da steht dann auch immer noch dahinter: not medically regulated. Um das überhaupt zu nutzen, braucht man sogar eine Blutdruckmanschette, die ja natürlich auch nicht mitgeliefert ist. Und den damit ermittelten Wert, den trägt man bei Whoop dann ein und daraus wird dann versucht, da irgendwas draus abzuleiten. Ihr merkt, ich bin nicht wirklich überzeugt.

Ja, und dann könnt ihr auch noch ein EKG schreiben, ein sogenanntes Ein-Kanal-EKG. Geht ja bei der Apple Watch auch. Und das müsst ihr aber immer manuell aktivieren. Müsst ihr so mit der anderen Hand das Metall anfassen. Dürft ihr euch nicht bewegen. Ja, das probiert man mal aus, ne? Und dann sagt Whoop halt, ja, du hast einen normalen Sinusrhythmus. Ja, na gut. Also wenn ich mich in Zukunft mal komisch fühlen sollte, ich weiß nicht, ob ich dann darauf kommen würde: Ah, jetzt mache ich mit meinem Whoop-Band erstmal ein EKG. Könnte was mit dem Herzen sein. Also glaube ich nicht, dass ich dann auf die Idee kommen würde, manuell diesen Test zu aktivieren.

Was Whoop allerdings im Hintergrund, also automatisch, macht: meinen Herzrhythmus auf Unregelmäßigkeiten wie Anzeichen für Vorhofflimmern zu prüfen und mir dann Bescheid zu sagen, wenn das der Fall ist. Und da kommen wir dann auch zu meinem größten Kritikpunkt. Denn wir haben ja noch gar nicht über die Kosten gesprochen von Whoop. Und ja, die sind hoch und die sind vor allem auch Abo-basiert.

Gibt drei Varianten. Die billigste namens One kostet 199 Euro im Jahr, also 17 Euro im Monat. Die teuerste namens Live heftige 399 Euro im Jahr, also 34 Euro im Monat. Dazwischen gibt es noch Peak. Das liegt auch preislich dazwischen. Man muss sich auf ein Jahr festlegen. Man kann sich auch auf zwei Jahre festlegen. Dann spart man ein bisschen Geld. Dann kostet zum Beispiel die teure Live-Variante nicht mehr umgerechnet 34 Euro im Monat, sondern 28. Die Hardware kriegt man zum Abo immer dazu.

So, und jetzt sage ich euch, dass für das, was ich sinnvoll finde, nämlich das Schlaf- und Erholungstracking, dafür reicht das günstigste Abo, also One. Bei Peak kriegt ihr diese seltsame Lifespan-Lebenszeit-Schätzung dazu und Stress-Monitoring, was ich auch nicht wirklich sinnvoll finde. Bei Live bekommt ihr zusätzlich dieses Blutdruck-Schätzungs-Ding und die manuelle EKG-Funktion dazu. Beides meiner Meinung nach unwichtig.

Aber jetzt kommt der große Kritikpunkt: Das permanente Abchecken, ob es Unregelmäßigkeiten bei eurem Herzrhythmus gibt, das bekommt ihr nur mit dem teuersten Abo. Also, Whoop, darüber denkt mal bitte noch mal nach, wirklich. Das ist nun wirklich eine Funktion, die im Extremfall lebensrettend sein kann. Und die hinter dem teuersten Abo zu verstecken, weiß ich nicht.

Zum Vergleich übrigens: Automatisch auf Herzrhythmus-Unregelmäßigkeiten checkt sogar der günstigste Fitbit-Tracker Inspire 3, den man inzwischen für 70 Euro bekommt, ganz ohne Abo. Oder halt die Samsung Galaxy Watch oder die Withings Scan Watch oder auch die günstigste Apple Watch SE. Die kriegt man für 249 Euro, also als Einmalkauf, ohne Abo. Zum Vergleich: Whoop Live kostet 399 Euro im Jahr. Könnt ihr also pro Jahr mindestens anderthalb Apple Watches kaufen.

Also ich fand meine sieben Wochen mit meinem von Whoop zur Verfügung gestellten Testgerät und dem Live-Abo auf jeden Fall sehr aufschlussreich. Eben vor allem, weil ich hier mal wirklich schwarz auf weiß gesehen habe, wie sich Alkohol und Zucker auf meinen Schlaf auswirken. Und ja, ich fand auch beruhigend, dass ich in der Zeit offenbar keine Herz-Unregelmäßigkeiten hatte. Und ich war natürlich auch geschmeichelt, dass mein Körper angeblich ein paar Jahre jünger performt, als mein wirkliches Lebensalter. Mir ist aber klar, dass das eben genau das ist: Schmeichelei. Und dass Whoop meint, ich altere mit doppelter Geschwindigkeit, dazu sage ich jetzt mal nix.

Die Korrektheit der Herzfrequenzmessung habe ich übrigens mehrfach mit einem Garmin HRM Pro Plus Brustgurt überprüft, der ja nicht optisch misst, sondern die elektrischen Impulse. Und das stimmte ziemlich gut überein mit dem Whoop. Klar, wenn das Armband während der sportlichen Aktivität so ganz doll über die Haut am Arm hin und her wackelt, dann können die Werte mal ungenauer sein. Aber generell war ich ganz zufrieden mit den Werten.

Werde ich das Whoop weitertragen? Ganz klares Nein. Das hat zwei Gründe. Der eine ist ziemlich profan und ist nicht verallgemeinerbar. Ich kriege bei solchen Armbändern immer irgendwann Hautausschlag, wenn ich die permanent trage. So war das leider bei Whoop auch. Das kann ich Whoop aber nicht vorwerfen. Das hat ziemlich wahrscheinlich nichts mit der Hardware zu tun. Das habe ich auch bei anderen Herstellern gehabt. Ich habe das Band auch regelmäßig gereinigt. Das ist einfach mein Körper.

Der zweite Grund ist, dass mich diese permanente Datenerhebung auf Dauer irgendwie stresst. Also nicht falsch verstehen: Ich finde das durchaus wertvoll und aufschlussreich, mal so ein bisschen zu gucken, wie man so tickt und wie man zum Beispiel den eigenen Schlaf verbessern kann und so. Aber mir reichen halt diese sieben Wochen, weil dann weiß ich die Sachen ja alle, also was ich besser machen kann, worauf ich achten muss und wie das alles so miteinander zusammenhängt. Dann brauche ich das Armband ja nicht mehr. Das einzige ist das Überprüfen auf Herzrhythmus-Unregelmäßigkeiten. Das hätte ich schon gerne die ganze Zeit, aber das teure Abo wäre mir das nicht wert. Und eine Smartwatch, also ohne Abo, möchte ich auch nicht tragen, weil ich sowieso schon zu viel auf Displays gucke.

Ja, was wäre jetzt meine Empfehlung an euch? Also ich glaube, dass dieser kostenlose Testmonat, den Whoop anbietet, nicht unbedingt das schlechteste ist. Da kriegt man zwar nur die 4.0 Hardware, die zum Beispiel diese Lebensalterberechnung und den ganzen EKG-Kram nicht an Bord hat und wo der Akku auch nur fünf Tage statt zwei Wochen wie beim 5.0 Band hält. Aber zum Ausprobieren reicht das meiner Meinung nach voll und ganz aus und auch um ein Gefühl dafür zu bekommen, welche eurer Verhaltensweisen sich zum Beispiel auf euren Schlaf auswirken und ob ihr das interessant findet, so was zu benutzen. Das ist, glaube ich, auch ein sehr individuelles, emotionales Ding.

Und ja, ich weiß, viele von euch denken jetzt bestimmt: Ich merke doch auch ohne so ein Gerät, ob ich gut geschlafen habe oder nicht. Und ja, das stimmt natürlich. Aber ich finde, ein bisschen rummessen und ein bisschen Wissenschaft am eigenen Körper, das hat zumindest bei mir zu einem besseren Verständnis über mich selbst geführt. So eine detaillierte Schlafanalyse konnte ich jetzt ohne Zusatz-Hardware nicht abrufen bei mir. Aber ich glaube auch, dass man sich da auch sehr stark reinsteigern kann und dann die ganzen Messdaten ernster nimmt als das eigene Körpergefühl. Ist auf jeden Fall ein komplexes Thema, aber ich finde auch ein sehr interessantes.

Also schreibt gerne eure Erfahrungen in die Kommentare und auch eure Meinung dazu. Ich lese auf jeden Fall die ersten drei, vier Tage nach Erscheinen des Videos alle Kommentare.

Ach so, und übrigens, in den nächsten Videos werden hier auch mal andere Leute zu sehen sein, weil ich im Urlaub bin. Also nicht wundern, seid nett zu den Kolleginnen und Kollegen und tschüss.


c’t 3003 ist der YouTube-Channel von c’t. Die Videos auf c’t 3003 sind eigenständige Inhalte und unabhängig von den Artikeln im c’t Magazin. Die Redakteure Jan-Keno Janssen, Lukas Rumpler, Sahin Erengil und Pascal Schewe veröffentlichen jede Woche ein Video.


(jkj)



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2Lock: Regensburger Startup zeigt smartes Nabenschloss für E-Bikes


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It was translated with technical assistance and editorially reviewed before publication.

Auf der Eurobike in Frankfurt stellen neben den Branchenriesen auch zahlreiche kleine Unternehmen ihre Neuheiten vor. Mittendrin ist in diesem Jahr das Regensburger Startup 2Lock, das ein integriertes Nabenschloss für E-Bikes entwickelt hat.

Das 2Lock-Schloss steckt, optisch unauffällig, in der Vorderradnabe. Die primäre Sicherung ist die Wegfahrsperre, die verhindert, dass das Rad sich dreht. Die Konstruktion verhindert, dass das Schloss während der Fahrt blockiert, es kann ausschließlich im Stillstand verriegeln. Die Bewegungssensoren im Rad sollen, so das 2Lock-Konzept, zudem einen lauten akustischen Alarm auslösen, wenn das System einen Diebstahlversuch erkennt, der nur durch das entsprechende Kommando mit dem Smartphone beendet werden kann. Die entstehende Aufmerksamkeit soll Langfinger ebenfalls abschrecken.

Neben der Wegfahrsperre ist das zweite zentrale Element von 2Lock die Ausbausperre. Ist das Schloss verriegelt, lässt sich das Vorderrad nicht mehr auf normalen Wege ausbauen. Um es zu entfernen, müsste man die Achse ausbohren oder die Gabel zerstören – beides ist mit viel Aufwand verbunden und damit für Fahrraddiebe einigermaßen unattraktiv.

Das 2Lock-Schloss wird in ein bestehendes E-Bike-System integriert. Der jeweilige Hersteller baut die entsprechenden Funktionen dafür in der App zum Rad ein, die für die allermeisten E-Bikes ohnehin bereits dazu gehört. Eine eigene App für die Ver- und Entriegelung gibt es nicht, diese Funktion wird in die jeweilige Hersteller-App integriert. Der Nachteil dabei: Nachrüsten lässt sich das 2Lock-Schloss kaum, separat verkauft wird es nicht.

Zu den Partnern, die 2Lock bereits gewinnen konnte, zählen der bayerische Radhersteller Hepha sowie das estnische Unternehmen Comodule, das IoT-Module zur digitalen Vernetzung von E-Bikes entwickelt. Comodule integriert das 2Lock-Schloss in sein Ökosystem, das mittlerweile auch von Yamaha für deren PW-Link-System verwendet wird. Hepha baut das Nabenschloss in das 3000 Euro teure Trekking-E-Bike Urban 8 ein, das der Hersteller ebenfalls in Frankfurt auf der Eurobike präsentierte.


(sht)



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KI-Update kompakt: Microsoft vs OpenAI, Meta, kritische Infrastuktur, Sprache


Hinter den Kulissen von Microsoft und OpenAI tobt ein Machtkampf um die Kontrolle der künftigen KI-Landschaft. Der Streit entzündet sich an einer Vertragsklausel von 2019, die OpenAI das Recht gibt, Microsoft den Zugang zu seiner Technologie zu entziehen, sobald eine „Künstliche Allgemeine Intelligenz“ (AGI) entwickelt wurde. Was einst als theoretische Fantasie galt, steht nun im Zentrum harter Verhandlungen. Besonders brisant: Laut Wall Street Journal darf Microsoft bis 2030 keine eigene AGI entwickeln, was den Konzern in eine gefährliche Abhängigkeit bringt.


Eigenwerbung Fachdienst heise KI PRO

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Die Spannungen verschärfen sich durch OpenAIs Börsenpläne, die Microsoft blockiert. Als Kompromiss wird erwogen, den Begriff AGI durch „Künstliche Superintelligenz“ zu ersetzen – ein semantischer Trick, der die Zielmarke in die Zukunft verschiebt. Während OpenAI-Chef Sam Altman andeutet, AGI sei in Sichtweite, tut Microsoft-CEO Satya Nadella die Debatte als übertriebenen Hype ab. Der Ausgang dieses Machtkampfs könnte die Zukunft einer Technologie bestimmen, die es streng genommen noch gar nicht gibt.

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Bremen wagt als erstes Bundesland den Schritt zum eigenen KI-Chatbot im Klassenzimmer. „Telli“, Teil des länderübergreifenden Projekts „Adaptives Intelligentes System“ (AIS), soll Lehrern und Schülern einen datenschutzkonformen Zugang zu generativer KI bieten. Der Chatbot arbeitet ausschließlich mit pseudonymisierten Daten und wird vollständig innerhalb der EU gehostet.


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Wie intelligent ist Künstliche Intelligenz eigentlich? Welche Folgen hat generative KI für unsere Arbeit, unsere Freizeit und die Gesellschaft? Im „KI-Update“ von Heise bringen wir Euch gemeinsam mit The Decoder werktäglich Updates zu den wichtigsten KI-Entwicklungen. Freitags beleuchten wir mit Experten die unterschiedlichen Aspekte der KI-Revolution.

Moderne Kriegsführung findet längst nicht mehr nur auf dem Schlachtfeld statt. Cyberangriffe auf kritische Infrastruktur können ganze Volkswirtschaften lahmlegen. Cybersecurity-Expertin Sarah Fluchs warnt im c’t Podcast „They Talk Tech“ vor einer besonders gefährlichen Entwicklung: KI-Tools automatisieren zunehmend Entscheidungen, die für Menschen nicht mehr nachvollziehbar sind.

Meta hat drei hochkarätige KI-Forscher von OpenAI abgeworben – ein strategischer Coup im Kampf um die besten Köpfe der Branche. Die Spezialisten für maschinelles Lernen und Bildverarbeitung arbeiteten zuletzt im Zürcher Büro von OpenAI, das sie selbst mit aufgebaut hatten. Zuvor waren sie bei Google DeepMind tätig.

Die US-Sanktionen zeigen Wirkung: Das chinesische KI-Unternehmen Deepseek muss den Start seines neuen Modells R2 verschieben. Der Grund liegt im Mangel an Nvidia-Chips, insbesondere dem inzwischen verbotenen H20-Chip. CEO Liang Wenfeng ist mit der Leistung von R2 noch unzufrieden – ein direktes Resultat der verschärften US-Exportregeln.

Das Max-Planck-Institut für Bildungsforschung hat Alarmierendes entdeckt: KI-Modelle verändern bereits unsere Sprache. Nach Analyse von fast 280.000 YouTube-Videos stellten Forscher fest, dass Wissenschaftler in ihren Vorträgen innerhalb von nur 18 Monaten nach ChatGPTs Einführung deutlich häufiger typische KI-Wörter verwendeten.

Besonders bemerkenswert: In 58 Prozent der Fälle wurden diese Begriffe spontan gesprochen, nicht abgelesen. Erstmals passt sich der Mensch der Maschine an, nicht umgekehrt.

„AI Slop“ – KI-Abfall – überschwemmt zunehmend das Internet. Damit gemeint sind massenhaft produzierte KI-generierte Bilder, Videos und Texte minderer Qualität, die nur darauf abzielen, schnell Aufmerksamkeit auf Social-Media-Plattformen zu erregen. Das Problem verschärft sich, da KI-Tools immer besser werden: Bilder wirken realistischer, Videos lassen sich automatisch vertonen.

Der Medienphilosoph Thomas Sommerer von der Johannes Keppler Universität Linz warnt vor den Konsequenzen: „Ein digitales Informationsnetzwerk, das menschliche Interaktionen repräsentiert, hat sich jetzt in eine unkontrollierbare Masse von künstlich generierten Texten und Bildern entwickelt, die die virtuelle Welt dominieren.“


Eigenwerbung Fachdienst heise KI PRO

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(igr)



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VR- und KI-Brillen sind nur Brücken: Der heimliche Star heißt Augmented Reality


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Während Virtual Reality sich seit Jahrzehnten in Wellen durch mediale Euphorie und technologische Dämpfer hangelt, zieht Augmented Reality anscheinend beiläufig, aber konsequent in den Alltag ein. Der Unterschied? AR will nicht entführen, sondern begleiten – und genau das macht sie zur wahrscheinlich zukunftsfähigsten Spielart immersiver Technologien.

Ein Blick auf aktuelle Geräte wie Apple Vision Pro oder Meta Quest 3 zeigt: Das, was heute als Mixed Reality verkauft wird, ist in Wahrheit eine temporäre Zweckallianz aus VR und AR. Die Headsets sind noch immer weit entfernt davon, eine normale Brille zu ersetzen – zu schwer, zu auffällig, zu exklusiv im Preis. Doch sie erfüllen einen Zweck: Sie bereiten uns auf das vor, was kommt.

Diese Geräte sind nicht das Ziel, sondern die Brücke. Hersteller wie Meta, Apple oder auch Samsung und Google nutzen sie, um Ökosysteme vorzubereiten und uns Schritt für Schritt an neue Interaktionsformen heranzuführen: Gesten statt Maus, Sprache statt Touchscreen, Kontext statt Menüführung. Die Alltagstauglichkeit ist das Ziel.

Genau in diese Richtung bewegen sich Smart Glasses mit KI-Unterstützung wie die Ray-Ban Meta Glasses. Sie setzen auf Sprachsteuerung, KI-Assistenz, Audioausgabe und kamerabasierte Kontextanalyse. Auch visuelle Projektionen in das Sichtfeld werden bereits erprobt. Das sieht weniger nach Science-Fiction aus, funktioniert aber (meist) zuverlässig und unauffällig. Es sind diese Zwischenlösungen, die die notwendigen Erfahrungen liefern – sei es bei der Miniaturisierung der Hardware, der Energieverwaltung oder dem Zusammenspiel zwischen Mensch, Maschine und Umgebung.

Der eigentliche Paradigmenwechsel liegt aber nicht in der Hardware, sondern im Konzept. Virtual Reality sperrt uns aus der realen Welt aus – mit allen Vor- und Nachteilen. Augmented Reality hingegen macht genau das Gegenteil: Sie hält uns in der Realität und ergänzt sie. Sie bringt bereits bekannte Funktionen auf ein neues Level, macht sie praktischer. Das reicht von simplen Navigationseinblendungen bis zu komplexen Assistenzsystemen im Gesundheitswesen oder der Industrie.

Mit zunehmender Verfügbarkeit der Technologie, werden sich die Einsatzmöglichkeiten noch erweitern. Entwickler Stijn Spanhove hat beispielsweise mithilfe von Snap Spectacles und einer KI-App eine Art Adblocker für die reale Welt programmiert. Plakate im öffentlichen Raum werden „ausgeblendet“, das Blickfeld personalisiert. Technisch rudimentär, aber konzeptionell wegweisend: AR wird nicht nur zur Anzeigeplattform, sondern zum Filter – und damit zum Interface für das, was wir sehen wollen – oder eben nicht. Eine personalisierte Sicht auf die Realität.

Diese Entwicklungen zeigen, dass AR kein Spektakel braucht, um relevant zu sein, sie muss unterstützen. Und das macht sie anschlussfähig für den Alltag – anders als VR, das seine Stärken dort ausspielt, wo Realität keine Rolle spielt: bei Simulationen, Trainings oder Spielen. Virtual Reality bleibt ein faszinierendes Medium, aber eines mit klarem Anwendungsprofil. Augmented Reality hingegen hat das Potenzial, sich wie ein Betriebssystem über den Alltag zu legen. Nicht, weil sie spektakulär ist, sondern weil sie nützlich ist. Nicht, weil sie uns entführt, sondern weil sie uns begleitet.

Dass AR-Brillen heute noch mit Einschränkungen kämpfen – sei es beim Sichtfeld, Gewicht oder Akku – ist kein Geheimnis. Doch die Richtung ist klar: Mixed-Reality-Geräte und KI-Brillen übernehmen die Rolle des Eisbrechers, lösen technische Probleme im Feld und gewöhnen uns an neue Formen der Informationsverarbeitung. Die Tech-Konzerne testen, wie viel (oder wenig) Display wir akzeptieren, wie viel Kamera wir tolerieren und wie viel Assistenz wir benötigen, bevor es zu viel wird. Datenschutz, Energieverbrauch und soziale Akzeptanz werden nicht im Labor, sondern im Alltag verhandelt.

In der Rückschau wird diese Phase wohl als Übergangszeit gesehen werden – eine Art Betriebssystem-Update für die Realität. Nur ohne großes Pop-up-Fenster. Die eigentliche AR-Brille wird irgendwann einfach da sein. Klein, leicht, integriert. Und wir werden uns fragen, wie wir vorher ohne kontextsensitive Informationen im Sichtfeld leben konnten. Denn das ist vielleicht die größte Stärke von Augmented Reality: Sie drängt sich nicht auf – sie schleicht sich ein. Und sie verändert, wie wir uns in der Welt bewegen, ohne dass wir es merken. Vorausgesetzt, das Sichtfeld wird nicht zur Litfaßsäule. Aber das ist eine andere Geschichte.


(joe)



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