Entwicklung & Code
Linux: KI-Richtlinien für Kernel-Entwickler in der Diskussion
KI-nutzende Entwicklertools sind laut Linus Torvalds auch nur Werkzeuge, daher bedürfen sie keiner neuen Regeln bei der Kernel-Entwicklung – und auch bei Copyright-Fragen greift das Gewohnte. Das ist die Kurz- und Grobform einiger Aussagen, die der Linux-Erfinder diese Woche im Rahmen einer noch laufenden Diskussion getätigt hat.
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Anlass für die Aussagen war ein zur Begutachtung eingereichter Text, der Richtlinien zum Einsatz von KI-Tools bei der Entwicklung von Torvalds‘ Kernel definiert. Mitglieder des Linux Technical Advisory Board haben ihn ausgearbeitet, nachdem es vor einigen Monaten eine Debatte um Auszeichnungen beim Einsatz von KI-Werkzeugen gab, als ein Entwickler des Stable-Teams von Linux hier vorgeprescht war. Letzterer nutzt schon eine Weile Machine Learning und mittlerweile AI-Tools, um Patches zu identifizieren, die ein Zurückportieren in ältere Versionen wert sind.
Entschieden ist bezüglich der KI-Richtlinien aber noch nichts. Der Text und die Diskussionen sollen die Basis für eine Entscheidung beim diesjährigen Linux Kernel Maintainer Summit Anfang Dezember in Tokio bilden, zu dem jährlich zirka 30 der wichtigsten Linux-Entwickler eingeladen werden.
Gleiche Regeln für Suchen-und-Ersetzen und KI
Torvalds Aussage zur Einstufung von KI-Tools als normale Werkzeuge ist vom Grundton der vorgestellten Richtlinien gar nicht so weit weg. Dieser stuft KI-nutzende Entwicklerwerkzeuge als eine noch gewieftere Form von komplexen und schon länger eingesetzten Werkzeugen ein – etwa das schon seit Jahren bei der Linux-Entwicklung gelegentlich verwendete Refactoring-Tool Coccinelle. Wie zuvor sollten Entwickler daher exakt dokumentieren, welche solcher Tools sie wie bei der Entwicklung eines Patches eingesetzt haben.
Laut dem Richtlinien-Vorschlag soll das allerdings nicht für einfache Tools gelten, etwa solche zum Umformatieren des Codes oder zum Suchen-und-Ersetzen. Daran hat sich Torvalds gestört, denn er will deren Einsatz genauso dokumentiert wissen – und verweist auf einige ältere Änderungen, wo die Patch-Beschreibung beschreibt, wie Entwickler mithilfe von ’sed‘ komplexere Umbenennungen durchgeführt haben. Dabei betont er, KI-Tools bräuchten keine Sonderbehandlung.
Urheberrechtsproblematik ist die Gleiche wie bei anderen Patches
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Ähnlich sieht Torvalds es bei der Copyright-Frage, wie er in einem späteren Diskussionsbeitrag erläutert: Der Urheberrecht-Aspekt gelte für anderen Code genauso. So führt er an, dass der Kernel schon allerlei von einem Computer generierten Code enthält, wie Millionen von Zeilen in Headern des Amdgpu-Treibers. Was er nicht sagt, aber damit offenbar meint: Die Verantwortung liegt am Ende beim Entwickler, der den Code einreicht.
In ebendieser Mail teilt Torvalds aber auch in Richtung KI aus und merkt an, das Besondere an KI sei „der Hype und die Milliarden und Abermilliarden von Dollar“. Später schließt er mit „KI ist nur ein weiteres Werkzeug, Leute. Eines, mit dem manche Leute viel Geld verdienen. Und ja, es wird die Gesellschaft verändern. Aber es ist und bleibt nur ein Werkzeug“.
(dmk)