Künstliche Intelligenz
Linux: Torvalds erwägt Rauswurf des Bcachefs-Dateisystems
Linus Torvalds hat durchblicken lassen, die experimentelle Unterstützung für das noch junge Dateisystem Bcachefs bei Linux 6.17 entfernen zu wollen. Ob es tatsächlich so kommt, bleibt noch abzuwarten; sicher ist aber, dass nach zahlreichen Reibereien mit dem Bcachefs-Entwickler Kent Overstreet jetzt eine neue, beim Linux-Kernel in der Form extrem seltene Eskalationsstufe erreicht wurde.
Neues Feature gegen den ausdrücklichen Willen von Torvalds
Der Linux-Erfinder und leitende Entwickler erwähnte die Intention zum Rauswurf in einer Antwort auf einen Merge Request von Overstreet für Linux 6.16. Diese Version befindet sich derzeit in der Stabilisierungsphase, in der Entwickler nur Fehlerkorrekturen und keine neuen Features zur Aufnahme an Torvalds einsenden sollen. Dennoch enthielten die von Overstreet eingereichten Änderungen neben Korrekturen auch Code, der eine neue und noch rudimentäre Mount-Option für Notfall-Reparaturen nachrüstet.
Torvalds hatte das schon eine Woche zuvor als neues Feature bezeichnet und die Aufnahme rigoros abgelehnt. Nach einer teilweise auf nicht-öffentlichen Mailinglisten geführten Diskussion zeigte sich Overstreet uneinsichtig und sandte den Code jetzt ein zweites Mal ein. Torvalds nahm ihn diesmal an, sagte dabei: Ich glaube, unsere Wege werden sich bei 6.17 trennen.
Wiederholte Schwierigkeiten
Sehr ähnliche Reibereien hatte es vor einigen Monaten schon mal zwischen Torvalds und Overstreet gegeben, wobei der Rauswurf damals noch nicht in Reichweite kam. Darüber hinaus war Overstreet schon zuvor mehrfach Entwickler aus anderen Bereichen des Kernels unschön oder gar rüpelhaft angegangen; dabei hatte er zahlreiche Leute verschreckt, die vorher gewillt waren, ihm zu helfen. In einem Fall beleidigte Overstreet jemanden so stark, dass er wegen Code-of-Conduct-Verletzung für einen Entwicklungszyklus suspendiert wurde – ein Novum. Auch im Umfeld der eigentlichen Bcachefs-Entwicklung kam es mehrfach zu Zank, durch die Mitentwickler das Handtuch warfen.
All das dürfte größere Unternehmen und Linux-Distributionen verschreckt haben, die vielleicht mit dem Einstieg in die Entwicklung und dem Einsatz von Bcachefs geliebäugelt haben. Aber es wurde mehr und mehr deutlich, dass hier eine kooperative Zusammenarbeit unmöglich ist – eben die, wie sie sonst beim Linux-Kernel üblich ist und ihn samt seines Dateisystemcodes oft erheblich verbessert hat. Wie überall im Leben kam und kommt es natürlich auch dabei immer wieder zu Meinungsverschiedenheiten sowie hin und wieder auch zu kleineren Machtspielen; diese waren aber längst nicht so krass und häufig wie bei Bcachefs.
Rauswurf wäre normalerweise nicht drin
Ein Entfernen eines Features wie Bcachefs liegt normalerweise gar nicht im Bereich des Denkbaren, denn „keine Rückschritte, die Workflows der Nutzer kaputt machen“ ist eine der wichtigsten Regeln bei der Entwicklung des Linux-Kernels. Im Fall von Bcachefs greift die aber nicht, denn der Anfang 2024 bei Linux 6.7 angenommene Code gilt als hochexperimentell.
(dmk)
Künstliche Intelligenz
Milliardeninvestitionen: 76 Interessenten wollen KI-Gigafabriken in der EU bauen
Henna Virkkunen, Vizepräsidentin der EU-Kommission für technische Souveränität, sieht das Interesse für den Bau und Betrieb von vier bis fünf KI-Gigafabriken auf europäischem Boden als großen Erfolg. Der EU-Kommission zufolge haben sich bis zum Stichtag am 20. Juni 76 Firmen und Organisationen aus 16 Mitgliedsstaaten daran beteiligt, um – teils über Konsortien – bis zu 60 AI Gigafactories zu errichten. Die Interessenten hätten zugesagt, zu diesem Zweck insgesamt über 230 Milliarden Euro in den nächsten drei bis vier Jahren zu investieren, erklärte die Finnin am Montag in Brüssel. Die Kommission will ihrerseits dafür sorgen, dass 20 Milliarden Euro an Fördermitteln für bis zu fünf solcher spezieller KI-Rechenzentren zur Verfügung stehen.
Virkkunen sagte aber, es sei noch offen, ob wegen des großen Interesses mehr Firmen den Zuschlag bekommen können. Die geplanten fünf KI-Fabriken werden aber wohl gebaut. Die genauen Auswahlkriterien legt die EU-Kommission erst mit der endgültigen Ausschreibung fest, die bis Ende des Jahres, vermutlich im November, kommt.
Ihr Interesse bekundet haben der Kommissarin zufolge Top-Akteure aus der IT-Branche sowie entscheidende Größen der öffentlichen Hand. Dies zeige, dass das Modell der öffentlich-privaten-Partnerschaft in der EU sehr leistungsfähig sei. Virkkunen zeigte sich zuversichtlich, dass die Initiative zum „Gamechanger“ werde. Es gehe darum, die Staatengemeinschaft weltweit als „Kraftpaket“ führend im Bereich Künstlicher Intelligenz zu machen und insbesondere die nächste Generation von KI-Modellen in der EU umzusetzen. Die Botschaft sei klar: „Jetzt ist der Moment, um unsere KI-Zukunft zu formen.“ Europa sei dafür der ideale Investitionsort.
Aufbau eigener Kapazitäten entscheidend
Die große Mehrheit der bislang involvierten KI-Firmen, Hard- und Software-Unternehmen Rechenzentren und Geldgeber sei europäisch, hob die Kommissarin hervor. Der Schwerpunkt des Vorhabens liege auf dem Erreichen von Souveränität, also dem Aufbau eigener Kapazitäten. Branchengrößen aus Drittstaaten wie der US-Konzern Nvidia könnten sich aber auch beteiligen. Es folgten zunächst Gespräche mit allen Playern, die ihr Interesse bekundet hätten. Ein Ziel sei es auch, Investitionen in Datencenter zu beflügeln. Ein Parameter dabei: Energieeffizienz im Sinne der von der EU angestrebten Klimaneutralität. Darauf legen laut Virkkunen auch die Mitgliedsstaaten großen Wert.
Namen der Interessenten will die Kommission aktuell nicht veröffentlichen, da mit dem Aufruf Stillschweigen dazu verknüpft worden ist. Diverse Investitionswillige haben ihre Teilnahme aber bereits selbst publiziert.
Reges Interesse in Deutschland
In Deutschland gab es ursprünglich Bestrebungen für eine gemeinsame Eingabe. Eine Initiative deutscher Tech-Konzerne wie SAP, Deutsche Telekom, Siemens, Ionos und der Schwarz-Gruppe scheiterte aber, da sich die Beteiligten nicht auf ein Konzept einigen konnten. Nun haben sich mehrere deutsche Konsortien mit konkurrierenden Anträgen am Aufruf der Kommission beteiligt. Die Deutsche Telekom preschte mit der Ansage vor, dass zunächst innerhalb der nächsten neun Monate zusammen mit Nvidia ein KI-Rechenzentrum mit der – vergleichsweise niedrigen – Kapazität von mindestens 10.000 GPUs entstehen soll. Diese Zusage sei aber parallel zu einer Bewerbung für die EU-Initiative zu sehen, hieß es dazu.
Ionos reichte zum Stichtag mit Hochtief eine Interessenbekundung für eine AI Gigafactory ein. Zum Einsatz kommen soll neueste Technologie mit einer initialen Leistung von über 50.000 GPUs, skalierbar auf über 100.000 GPUs. Die Schwarz-Gruppe, bekannt durch ihre Töchter Lidl und Kaufland, hat sich nun über ihre IT-Tochter Schwarz Digits eigenständig im Rahmen des EU-Aufrufs beworben. Sie sicherte sich das Höchstleistungsrechenzentrum Stuttgart als Mitstreiter.
Bayern will mit dem Projekt „Blue Swan“ ebenfalls Standort einer KI-Gigafabrik werden. Der Freistaat verweist dabei auf ein KI-Ökosystem etwa mit dem Munich Center for Machine Learning (MCML), dem Leibniz-Rechenzentrum, dem Konsortium HammerHAI sowie internationalen Unternehmen. Als „aktiver Unterstützer eines starken und schlagkräftigen deutschen Konsortiums“ hat sich zudem Silicon Saxony als „Europas größtes Mikroelektronikcluster“ ins Spiel gebracht. Der Zusammenschluss fordert: die vorgesehenen Fabriken dürften nicht ohne europäische Halbleiter gebaut werden.
(mack)
Künstliche Intelligenz
„The Alters“: Spieler finden KI-Antworten in Texten und Übersetzungen
Für das Sci-Fi-Spiel „The Alters“ wurden offenbar einige Texte und Untertitel für Übersetzungen mithilfe von KI generiert. Das belegen Screenshots von Spielern. So finden sich in einigen Texten noch die Anmoderationen des Chatbots, der die Texte offenbar erstellt hat. Mittlerweile haben die Entwickler von 11 Bit Studios die gefundenen Fälle bestätigt.
„Klar, hier ist eine überarbeitete Version, die sich nur auf wissenschaftliche und astronomische Daten konzentriert“, ist etwa an einer Stelle zu lesen, bevor ein Logbucheintrag über einen In-Game-Bildschirm scrollt. Das war laut den Entwicklern als Platzhalter-Text gedacht, wurde aber später übersehen. Man arbeite bereits an einem neuen Text.
Der Screenshot zeigt die Stelle aus „The Alters“, in der ein KI-generierter Text zu sehen ist. Laut den Entwicklern handelt es sich um einen Platzhalter, der später übersehen wurde.
(Bild: 11 Bit Studios)
Nur 0,3 Prozent der Texte mit KI übersetzt
KI-Überbleibsel finden sich auch in den Untertiteln einiger Übersetzungen. Das Spielemagazin Eurogamer hat Beispiele zusammengetragen. Laut einem Statement der Entwickler hat sich das Team aus Zeitdruck dazu entschieden, bestimmte Ingame-Filmchen, die die Spielfiguren schauen können, kurz vor Release per KI zu übersetzen. Auch hier sei bereits eine neue Version in Arbeit. Betroffen seien nur 0,3 Prozent der Übersetzungen.
„KI-generierte Inhalte wurden ausschließlich als temporäre WIP-Elemente während des Entwicklungsprozesses und nur sehr begrenzt eingesetzt“, schreiben die Entwickler. „Die Weiterentwicklung von KI-Tools kommt mit neuen Herausforderungen und Möglichkeiten für die Spieleentwicklung“, schreibt das Entwicklerteam. „Wir sind aktiv dabei, unsere internen Prozesse anzupassen, um dieser Realität gerecht zu werden.“
Fehlender Hinweis auf KI-Einsatz
Die Reaktionen in der Community über den KI-Einsatz in „The Alters“ gingen weit auseinander: Viele merkten berechtigterweise an, dass etwa das beanstandete Logbuch nur im Hintergrund über einen virtuellen Bildschirm scrollt, um zur Atmosphäre beizutragen. Der Text ist also nur Staffage und nicht wirklich dazu gedacht, aufmerksam gelesen zu werden – eigentlich also ein passender Einsatz für einen Textgenerator. Besser als „Lorem Ipsum“-Platzhalter sei das allemal, argumentierte ein User.
Weniger Verständnis hatten Spieler für die Chatbot-Reste in Übersetzungen – und die damit einhergehende Implikation, dass diese Übersetzungen mit KI generiert wurden. Zudem fehlte jede Kennzeichnung, dass überhaupt KI-generierte Inhalte in „The Alters“ enthalten sind. Seit Anfang 2024 müssen Entwickler auf Steam offenlegen, ob ihre Titel KI-Inhalte umfassen. Seitdem wissen wir etwa, dass KI bei der Entwicklung mehrerer „Call of Duty“-Spiele geholfen hat. Bei „The Alters“ fehlt dieser Hinweis aber.
Sci-Fi-Spiel mit Klonen
Einige Entwickler sehen das KI-Label von Steam wegen eines möglichen Stigmas kritisch: Sie haben Angst, dass ihre Spiele wegen des Hinweises pauschal abgestraft oder als minderwertig eingestuft werden könnten. Dabei zähle vor allem das Ergebnis, argumentiert etwa ein User im Subreddit für Spieleentwickler. Laut einer Befragung der Game Developers Conference nutzen 36 Prozent der Spieleentwickler in ihrem Job KI.
„The Alters“ wurde von den polnischen 11 Bit Studios entwickelt und erzählt eine Sci-Fi-Geschichte, in der Spieler mit verschiedenen alternativen Klon-Versionen der Hauptfigur auf einem unbesiedelten Planeten überleben müssen. Bei Spielern und Fachpresse kommt das Spiel ausgesprochen gut an: Der Review-Aggregator OpenCritic berechnet, dass 93 Prozent der Kritiker das Spiel empfehlen. Auf Steam recken 88 Prozent von 6000 User-Rezensenten den Daumen nach oben. Die Entwickler haben sich bislang noch nicht zu ihrem Umgang mit KI geäußert.
Update
30.06.2025,
18:02
Uhr
Die Entwickler von „The Alters“ haben Stellung zu den KI-Inhalten bezogen. Die Meldung wurde entsprechend überarbeitet.
(dahe)
Künstliche Intelligenz
Bericht: VW Grand California jahrelang mit erhöhten Schadstoffwerten
Volkswagen Nutzfahrzeuge soll bei seinem Wohnmobil „Grand California“ ab 2019 jahrelang wissentlich erhöhte Schadstoffwerte im Innenraum in Kauf genommen haben. Dies geht aus einem Beitrag der Sendung „frontal“ des ZDF hervor, über den am Sonntagabend vorab das heute journal berichtete. Das Problem soll dem Konzern bewusst gewesen sein, schon vor der Markteinführung soll man sich 2017 entschieden haben, auch firmeninterne Vorgaben zu den Grenzwerten zu ignorieren.
Dem Beitrag des heute journals zufolge (ab Minute 14:04) fiel Volkswagen auch nach Produktionsbeginn auf, dass „Richtwerte für z. T. krebserregende Stoffe im Innenraum überschritten werden“. Dies soll aus einem internen Prüfbericht hervorgehen, welcher dem ZDF vorliegt. Die Werte für Formaldehyd, Styrol und Benzol sollen mehrfach über dem gelegen haben, was die Grenzwerte vorschreiben. Sie dünsten aus dem Hochdach aus glasfaserverstärktem Kunststoff aus. Dessen Zulieferer, so der Prüfbericht, sei bereits mehrfach als „nicht vergabefähig“ eingestuft worden.
Interne Revision erst nach Hinweis von Knaus
Trotzdem durfte die namentlich nicht genannte Firma das Dach aber an Volkswagen Nutzfahrzeuge verkaufen. Offenbar nach Beschwerden von Kunden erhielt das Fahrzeug im Jahr 2021 eine Art „Beipackzettel“, der vor den Gerüchen und, so wörtlich „Unwohlsein“ warnt. Man solle das Fahrzeug, auch nachts, stets gut lüften, empfahl das Unternehmen. Erst seit 2022 soll dem ZDF zufolge das Dach mit einer zusätzlichen Lackierung auf der Innenseite versehen worden sein. Zum Prüfbericht an sich soll es durch den Hinweis eines Großkunden gekommen sein. Dabei soll es sich um Knaus handeln, welches VW-Camper als eigene Wohnmobile umfangreich umbaut. Dort sollen eigene Messungen zu Schadstoffen erfolgt sein, woraufhin Knaus eine Bestellung bei VW aussetzte.
Über all das hat man die Kunden offenbar nicht informiert. Laut Meinung des durch das ZDF zitierten Umweltrechtlers Prof. Dr. Martin Führ von der Hochschule Darmstadt hätte VW einen Rückruf starten müssen. Ebenso hätte das Unternehmen den Kunden anbieten müssen, so Führ, das Fahrzeug gegen Erstattung des Kaufpreises zurückzunehmen. Volkswagen wird in der bisherigen Fassung des Berichts nur kurz damit zitiert, dass die Konzentration der Schadstoffe, weil flüchtig, stetig abnehme. Der vollständige Beitrag wird in der Sendung „frontal“ am Dienstag um 21 Uhr ausgestrahlt.
Mehr über Volkswagen
(nie)
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