Künstliche Intelligenz

Mähroboter für 360 Euro: Roboup Raccoon 2 SE für kleine Gärten im Test


Zum Kampfpreis von nur 360 Euro bringt Roboup seinen neuen Mähroboter Raccoon 2 SE auf den Markt. Wie gut er in der Praxis funktioniert, zeigt unser Test.

Mähroboter ohne Begrenzungskabel sind bei Gartenbesitzern sehr beliebt. Anders als die Varianten, die auf das Verlegen eines Drahts angewiesen sind, bieten sie deutlich mehr Komfort. Die meisten Modelle setzen für die Navigation auf eine Kamera und kombinieren sie mit einer RTK-Antenne oder einer Lidar-Einheit (Light Detection and Ranging). Ausnahmen wie der Terramow V1000 (Testbericht) verlassen sich hingegen ausschließlich auf Kameras, kosten mit über 1000 Euro aber auch nicht weniger als RTK-Modelle.

Mit einem Preis von nur 360 Euro bringt Roboup mit dem Modell Raccoon 2 SE frischen Wind in den Mährobotermarkt. Der Roboter navigiert ausschließlich mit Kameras und kommt ohne teure Zusatzsysteme aus. Allerdings ist der günstige Mäher nicht für jeden Garten geeignet. Der Hersteller empfiehlt ihn nur für klar begrenzte Rasenflächen mit bis zu 500 m² und maximal drei Zonen. Doch genau das muss kein Nachteil sein. Schließlich wohnen viele Menschen in Wohnanlagen mit Gärten, die genau diese Voraussetzungen erfüllen. Für diesen Einsatzzweck wäre ein Mähroboter für über 1000 Euro oft überqualifiziert und zu teuer. Doch kann der Roboup Raccoon 2 SE diese Kundschaft zufriedenstellen? Dieser und anderen Fragen gehen wir im Test nach.

Design und Verarbeitung

Mit seinen Abmessungen von 61,7 × 40,8 × 28,8 cm fällt der Raccoon 2 SE relativ kompakt aus, ist mit 11,5 kg auch nicht sonderlich schwer. Dank des in sandfarben-anthrazit lackierten Gehäuse eingearbeiteten Haltegriffs lässt er sich leicht transportieren. Auffällig sind auch die sehr großen Antriebsräder vorn, die von der geschwungenen Gehäuseoberseite von oben abgedeckt werden. Der nach dem Auspacken anzuschraubende Bumper in Anthrazit schließt das vordere Gehäuse ab, hält dabei aber mehrere Zentimeter Abstand zum Boden, was der Geländetauglichkeit bei unebenem Untergrund zugutekommt. Damit sollen selbst 4 cm hohe Randsteine kein Hindernis für den Raccoon darstellen, was etwa dann von Vorteil ist, wenn unterschiedliche Rasenflächen von diesen umgeben sind. An der Front sitzt außerdem die nach schräg unten gerichtete KI-Kamera, über die der Raccoon 2 SE navigiert. Auch ist sie für die Hinderniserkennung zuständig. Die Seiten sind über den großen, stollenbewährten Rädern hochgezogen, sodass diese zu sehen sind. Die Lackierung der Reifen folgt der des Gehäuses.

Unter dem Gerät sitzt eine rotierende Mähscheibe mit 20 cm Schnittbreite und drei Klingen. Hinten installiert der Hersteller ein Stützrad, das in alle Richtungen schwenken kann, allerdings nicht angetrieben ist. Zum Reinigen darf wie üblich der Gartenschlauch, nicht aber ein Hochdruckstrahler verwendet werden.

Die Ladestation ist zwar nicht sehr voluminös, mit ihrem aufgedruckten QR-Code, über den der Mäher zurückfinden soll, aber trotzdem auffällig.

Auf der Oberseite sitzt hinten der Regensensor und in der Mitte der obligatorische, rot gefärbte Notausschalter. Davor befindet sich ein einfaches Bedien-Panel, das nach Eingabe des bei der Einrichtung vergebenen PIN-Codes Zugriff auf das Menü gibt. Über das Display können Anwender dem Roboter Mähaufgaben zuweisen. Dabei reicht ein Tastendruck auf die Play-Taste, und schon legt er los. Daher lautet das Roboup-Motto für den Raccoon 2 SE auch „Just Press Play“.

Insgesamt weiß der Raccoon 2 SE rein äußerlich zu gefallen und auch an der Verarbeitung gibt es nichts auszusetzen.

Inbetriebnahme und App

Die Inbetriebnahme beginnt mit der Platzierung der Ladestation. Anders als bei vielen Mährobotern hat man hier nicht die freie Wahl, sondern muss sie parallel zum Rasenrand mit einem Abstand von 10 bis 15 Zentimetern platzieren, sodass der Mähroboter den Weg zurück dorthin findet. Für eine feste Verankerung der Ladestation sind im Lieferumfang entsprechende Plastikschrauben enthalten, die man in den Rasen eindreht.

Ist die Ladestation platziert und mit dem mitgelieferten Netzteil mit Strom versorgt, muss man nur noch warten, bis der Mähroboter aufgeladen ist. Im Unterschied zu anderen Mährobotern ist der Raccoon 2 SE bereits jetzt, ohne Koppelung mit der App, einsatzbereit. Ein Betätigen der Play-Taste auf dem Panel und schon legt er los. Wie bereits erwähnt, ist ein Start des Mähvorgangs mit dieser Methode allerdings nur zu empfehlen, wenn die Rasenfläche von festen Grenzen umgeben ist.

Mit der optionalen Roboup-App, die eine Registrierung voraussetzt, ist die Bedienung und es gibt mehr Möglichkeiten. So können Anwender damit Karten erstellen, Zeitpläne definieren oder den Mähroboter in Blutooth-Nähe auch fernsteuern. Auch lassen sich unter der Option Wildtierschutz Zeiträume definieren, in denen der Raccoon 2 SE nicht ausrücken darf. Wir empfehlen grundsätzlich, einen Mähroboter nur am Tag zu verwenden, um Igel und andere Tiere nicht zu gefährden. In einigen Kommunen wie in Leipzig gilt sogar ein Nachtfahrverbot für Mähroboter, das bei Nichteinhaltung eine Strafe von bis zu 50.000 Euro nach sich ziehen kann.

Auch können Anwender in Bezug auf die Mähmethode an der Kante zwischen den Optionen „Schneiden bis zur Kante“ und „Auf Kante fahren“ entscheiden und dabei die Schnittdistanz, respektive die Auffahrdistanz definieren. Eine Anpassung der Hinderniserkennung bietet die App hingegen nicht. Sie ist also grundsätzlich aktiv.

Die Schnitthöhe des 20 cm breiten Mähtellers mit drei Klingen können Anwender per App zwischen 30 mm und 80 mm einstellen. Weitere Optionen, wie Mähgeschwindigkeit, das Anlegen von No-Go-Zonen, Messerdrehzahl, Routeneinstellung oder Mährichtung, bietet die App hingegen nicht.

Praxiseinsatz in zwei unterschiedlichen Gärten

Wir haben den Raccoon 2 SE in zwei unterschiedlichen Gärten getestet. In unserem offenen Standard-Testgarten hat die automatische Kartenerstellung nicht funktioniert. Hier haben wir mit der App wie bei anderen Mährobotern auch manuell eine Karte erstellt. Ist die Rasenfläche in Zonen aufgeteilt, helfen bei der Kartierung die mitgelieferten runden Signalplatten, die dem Mähroboter zwischen zwei Zonen per QR-Code den Weg weisen.

Ansonsten ist der Raccoon 2 SE aber mit unserem offenen Garten, der von einem Beet, einem geteerten Weg auf Höhe des Rasens und von einer Hecke umgeben ist, recht gut klargekommen. Ausflüge ins Beet hat der Raccoon 2 SE im Test keine unternommen. Allerdings hat er doch einen größeren Abstand zum Rand gelassen, sodass man entsprechend nacharbeiten muss. Bauartbedingt beträgt der Abstand zwischen dem 20 cm breiten Schneidesystem, bestehend aus drei Klingen, etwa 10 cm. Dazu kommt noch einmal ein Respektabstand zur Kante von teilweise 5 bis 10 cm, sodass am Ende 15 bis 20 cm vom Rand ungemäht bleiben.

In unserem kleinen Test-Garten in einer Eigentumswohnanlage mit festen Begrenzungen und einer angrenzenden Terrassenfläche hat die automatische Kartierung hingegen einwandfrei funktioniert. Auch hat er am Rand weniger Rasen ungemäht gelassen.

Mähleistung im Alltag und Hinderniserkennung

Anders als RTK- oder Lidar-basierte Mähroboter mäht der Raccoon 2 SE den Rasen nicht in parallel verlaufenden geraden Bahnen, sondern fährt chaotisch über die Rasenfläche. Es gibt zwar mit der Option Zielbereich die Möglichkeit, eine Zone von bis zu einer Größe von 80 m² in parallelen Linien mähen zu lassen. Doch das hat im Test nur so lange funktioniert, wie der Mähroboter auf kein Hindernis gestoßen ist. Liegt etwas im Weg, etwa ein kleiner Ball oder ein anderes Objekt, umfährt er dieses, setzt aber sein ursprünglich geplanten Weg nicht fort, sondern beginnt erneut, parallele Bahnen zu mähen, nur eben in einer anderen Richtung.

Aufgrund der chaotischen Mähstrategie muss der Raccoon 2 SE häufiger wenden, sodass die Mähzeit deutlich länger ausfällt als mit einem RTK- oder Lidar-Roboter. So mäht der Yuka Mini die kleine Fläche unseres zweiten Test-Rasens mit etwa 12 m² in genau 12 Minuten – und das bei der niedrigsten Mähgeschwindigkeit von 0,2 m/s. Der Raccoon 2 SE benötigt bei vier Durchläufen zwischen 36 Minuten und 38 Minuten. Laut Hersteller soll der Mäher im günstigsten Fall 35 m² pro Stunde schaffen. Aufgrund der chaotischen Fahrweise entsteht auch kein schönes Schnittbild.

Die Hinderniserkennung hat im Test hingegen zuverlässig funktioniert. Kleine Bälle, Äste und unseren Hund hat er erkannt und entsprechend umfahren. Der Bumper als Notlösung war bis auf wenige Ausnahmen in einem engen Bereich kontaktfrei. Ansonsten geht der Raccoon 2 SE mit einer Lautstärke von bis zu 56 dB sehr leise zu Werke.

Akku

Der 5 Ah starke Akku bietet eine Betriebszeit von bis zu 2,5 Stunden und ist in 70 Minuten vollständig geladen. Wie bei Mährobotern üblich, kehrt auch der Raccoon 2 SE zurück auf die Ladestation, bevor der Akku komplett entleert ist. Sollte der Roboter sich festfahren, was im Test in zwei Gärten allerdings nicht passiert ist, schaltet er sich in der Standardkonfiguration nach 10 Minuten (maximal sind zwei Stunden einstellbar) ab.

Preis

Roboup bietet den Raccoon 2 SE auf Kickstarter ab 359 Euro an. Versandkosten und Zollgebühren fallen keine an, respektive werden von Roboup bezahlt. Die Massenfertigung des Raccoon 2 SE soll im Dezember starten und die Auslieferung ist nach Ende der Kickstarter-Kampagne für Ende Januar geplant. Der reguläre Preis des Raccoon 2 SE soll bei unter 600 Euro liegen.

Fazit

Mit dem Raccoon 2 SE mischt Robup den Markt für Mähroboter ohne Begrenzungskabel auf. Für unter 360 Euro ist das Gerät ein No-Brainer, wenn der Garten einfach strukturiert und nicht größer als 500 m² ist, klare Grenzen aufweist und nicht mehr als in drei Zonen aufgeteilt ist. Enge Übergänge mit einer Breite von weniger als einem Meter sollte er auch nicht haben. Das sind ziemlich viele Einschränkungen. Doch Gärten mit diesen Spezifikationen gibt es häufiger, als man denkt. In unserer Wohneigentumsanlage sind Gärten mit diesen Spezifikationen der Standard. Für diese ist der Raccoon 2 SE empfehlenswert und bei diesem Preis ein echtes Schnäppchen.



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