Künstliche Intelligenz
Meta, X und LinkedIn wehren sich gegen Steuerforderungen Italiens
Die US-Tech-Konzerne Meta, X und LinkedIn haben Einspruch gegen eine Mehrwertsteuerforderung Italiens eingelegt, die einen Präzedenzfall für die Steuerpolitik in der gesamten Europäischen Union (EU) schaffen könnte. Das berichtete am Montag die Nachrichtenagentur Reuters exklusiv und beruft sich dabei auf vier mit der Angelegenheit vertraute Quellen.
Es ist das erste Mal, schreibt Reuters, dass Italien keine Vergleichsvereinbarung erzielt hat, nachdem es Steuerforderungen gegen Tech-Unternehmen erhoben hat. Deshalb wurde ein vollwertiges Steuergerichtsverfahren eingeleitet. Die italienischen Steuerbehörden argumentieren demnach, dass kostenlose Nutzerregistrierungen bei den Plattformen X, LinkedIn und Meta als steuerpflichtige Transaktionen angesehen werden sollten, da sie die Bereitstellung eines Mitgliedskontos im Tausch für die persönlichen Daten der Nutzer erfolge. Nach Ansicht mehrerer von Reuters befragter Experten könnte der italienische Ansatz auch Unternehmen über die Tech-Konzerne hinaus treffen – von Fluggesellschaften über Supermärkte bis hin zu Verlagen. Zahlreiche Unternehmen knüpfen den Zugang zu kostenlosen Diensten auf ihren Websites an die Zustimmung zu Cookies, die Nutzerdaten sammeln. Zudem könnte die Erhebung einer solchen Mehrwertsteuer auf die gesamte EU ausgeweitet werden.
Streitsumme von mehr als einer Milliarde Euro
Im konkreten Streitfall geht es um Steuerforderungen von mehr als einer Milliarde Euro. Von Meta, der Muttergesellschaft von Facebook und Instagram, fordert Italien 887,6 Millionen Euro, von Elon Musks sozialem Netzwerk X 12,5 Millionen Euro und von Microsofts LinkedIn rund 140 Millionen Euro. Die drei Unternehmen haben vor wenigen Tagen ihre Einsprüche bei einem erstinstanzlichen Steuergericht in Italien eingereicht, so Reuters, aber wohl nach der Frist für die Beantwortung des Steuerbescheids vom März.
Gegenüber Reuters erklärte Meta, man habe „in vollem Umfang mit den Behörden bei der Erfüllung unserer Verpflichtungen nach EU- und lokalem Recht“ zusammengearbeitet. Das Unternehmen „lehne die Idee, dass die Bereitstellung des Zugangs zu Online-Plattformen für Nutzer der Mehrwertsteuer unterliegen sollte, entschieden ab“.
Jahrelanger Rechtsstreit droht
Ein vollständiges Verfahren in dieser Angelegenheit würde laut Reuters drei Instanzen umfassen und dauert im Durchschnitt zehn Jahre. Ob es dazu kommt, sei allerdings ungewiss.
In einem nächsten Schritt bereite sich die Regierung in Rom darauf vor, ein Gutachten bei der EU-Kommission einzuholen, so die Reuters-Quellen. Dafür werde die italienische Steuerbehörde spezifische Fragen vorbereiten, die das italienische Wirtschaftsministerium dann an den Mehrwertsteuerausschuss der EU-Kommission senden wird. Dieser tagt zweimal im Jahr. Italien plane, die Fragen für die für Anfang November anstehende Sitzung einzureichen.
Der Mehrwertsteuerausschuss der EU-Kommission ist ein unabhängiges Beratungsgremium. Seine Bewertung ist für die Kommission nicht bindend. Ein negatives Urteil aber könnte Italien dazu veranlassen, das Verfahren einzustellen und die strafrechtlichen Ermittlungen der italienischen Staatsanwaltschaft gegen die Tech-Konzerne fallen zu lassen, so Reuters mit Verweis auf die Quellen.
Zusätzliche Brisanz erhält das Verfahren durch den von der US-Regierung Donald Trump gegen die EU angestrengten Handelskonflikt. Ab dem 1. August sollen für Waren aus der EU Zölle in Höhe von 30 Prozent gelten. Trump sind besonders die Pläne der EU für eine Steuer auf große Digitalkonzerne ein Dorn im Auge. Kurz nach seiner Zolldrohung gab es Meldungen, wonach die EU-Kommission bei der Digitalabgabe einen Rückzieher machen könnte, um die Zollverhandlungen mit den USA zu erleichtern. Auch dem Nachbarland Kanada drohte Trump mit Zöllen als Vergeltung für die dort erwogene Digitalsteuer, die vor Kurzem aber gekippt wurde.
(akn)
Künstliche Intelligenz
Stargate: Riesige Gigawatt-Supercomputer entstehen ohne Softbank
Oracle und OpenAI bauen riesige Supercomputer zum Training von KI-Algorithmen auf. Im texanischen Abilene entsteht gerade ein Rechenzentrum, das 2026 fertiggestellt sein soll und dann 1,2 Gigawatt elektrische Energie benötigen wird. Parallel planen OpenAI und Oracle weitere Rechenzentren mit einem Energiebedarf von zusätzlichen 4,5 Gigawatt. So wollen die Partner auf über zwei Millionen Beschleuniger kommen.
Das alles geschieht offenbar außerhalb des Joint Ventures „Stargate Project“, also ohne Softbank, auch wenn OpenAI und dessen Chef Sam Altman die Rechenzentren als „Stargate Sites“ bezeichnen. Den Anfang macht ein 200-Megawatt-Rechenzentrum als Teil des Lancium Clean Campus in Abilene. Es entsteht zusammen mit Partnern, die zuvor hauptsächlich im Krypto-Mining-Geschäft tätig waren: Coreweave etwa baut die Server-Infrastruktur zur Verbindung der unzähligen Komponenten und bekommt dafür über die nächsten Jahre 11,9 Milliarden US-Dollar. Die zwei eng verbandelten Firmen Crusoe und Lancium kümmern sich um die Stromversorgung.
Oracle hat bis zum Sommer 2026 sogenannte Remaining Performance Obligations (RPO) in Höhe von 138 Milliarden US-Dollar verbucht. Ein Großteil dürfte auf die gemeinsamen Rechenzentren mit OpenAI entfallen. OpenAI will sich so von Microsoft lösen, dessen Server die Firma bisher verwendet.
Kooperation bisher ohne Softbank
Das Stargate Project läuft derweil nur langsam an. Im Januar sorgten die Partner noch für Aufsehen, weil sie riesige KI-Rechenzentren im Wert von 500 Milliarden US-Dollar bauen wollten. Über ein halbes Jahr später soll es aber weiterhin keinen nennenswerten Fortschritt geben. Konkrete Verträge für Neubauten sind offenbar noch Fehlanzeige.
Darüber berichtet das Wall Street Journal, laut dessen Quellen das Stargate Project jetzt nur noch mit einem einzigen kleinen Rechenzentrum bis zum Jahresende plant. Schon im Juni schrieben die Analysten von Semianalysis, dass ihnen kein Fortschritt beim Joint Venture bekannt ist. Im März gab Oracles Technikchef Larry Ellison im Rahmen einer Analystenkonferenz zu, noch keine entsprechenden Verträge unterschrieben zu haben.
Hunderttausende Beschleuniger
Die erste abgeschlossene Phase im Lancium Clean Campus umfasst zwei Gebäudekomplexe, die in Zukunft unter Volllast 200 Megawatt elektrische Leistung benötigen. In beiden sollen zur Finalisierung jeweils 50.000 Nvidia-Beschleuniger vom Typ GB200 werkeln, also insgesamt 100.000 Grace-CPUs und 200.000 Blackwell-Beschleuniger. Der Gebäudebau benötigte nicht einmal ein Jahr.
Durch die schiere Anzahl von Beschleunigern dürfte das System jeden Supercomputer in der Top500-Liste alt aussehen lassen. In dieser wird die Rechenleistung mit 64-bittigen Gleitkommazahlen (FP64) ermittelt. Das Abilene-Rechenzentrum käme bei perfekter Skalierung auf acht Exaflops, also acht Trillionen Rechenoperationen pro Sekunde. Selbst unter Realbedingungen ohne optimale Skalierung sollte die Rechenleistung höher sein als beim Top500-Anführer El Capitan. Letzterer hat eine Spitzenleistung von gut 2,7 Exaflops (1,7 Exaflops dauerhaft).
Fürs KI-Training genügen derweil kompaktere Datenformate wie INT8 und FP4, wo so viele Blackwell-Beschleuniger in den Zettaflops-Bereich vordringen könnten.
Und noch viele mehr in Aussicht
Bis Mitte 2026 wollen OpenAI, Oracle und deren Partner die zweite Phase mit sechs weiteren identischen Gebäudekomplexen abschließen. Damit käme das Rechenzentrum in Abilene auf insgesamt 400.000 GB200-Boards beziehungsweise 800.000 Blackwell-Beschleuniger. Die Verantwortlichen veranschlagen dafür 1,2 Gigawatt elektrische Energie. Die weiteren Kapazitäten mit 4,5 Gigawatt Energiebedarf kommen zusätzlich.
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Satellite photo of OpenAI’s Stargate project; football field for reference
byu/NunoSempere inOSINT
Neben lokaler Windenergie setzen Crusoe und Lancium auf Gasgeneratoren zur Stromgewinnung, mit Chevron im Rücken. Sie steigen mit Risikokapital in die Firma Energy No.1 ein, die sich Optionen auf sieben der derzeit stärksten Gasturbinen von GE Vernova gesichert haben, der sogenannten 7HA.
Lancium arbeitet auch mit der texanischen Regierung zusammen, um das Stromnetz zu stabilisieren. Bei extremen Wetterbedingungen zeigte es sich schon für Ausfälle anfällig.
Meta will mitmischen
OpenAI und Oracle befinden sich derweil in einem Wettrennen mit anderen Hyperscalern. Insbesondere Meta soll zuletzt die eigenen Pläne erheblich beschleunigt haben. Semianalysis berichtet über einen abgerissenen Teilneubau, weil sich die Stromversorgung in Metas alter Blaupause nicht für moderne KI-Rechenzentren eignen soll.
Ein Neubau soll für ein Gigawatt ausgelegt sein, ein zweiter fürs Jahr 2027 ist mit zwei Gigawatt angekündigt. Meta-Chef Mark Zuckerberg hebt gern den Größenvergleich zu Manhattan hervor.
(mma)
Künstliche Intelligenz
Sophos Firewall: Hotfixes beseitigen Remote-Angriffsgefahr
Frische Hotfixes für die Sophos Firewall schließen insgesamt fünf Sicherheitslücken, von denen zwei als „kritisch“, zwei mit einem hohen und eine mit mittlerem Schweregrad bewertet wurden. Sie könnten unter bestimmten Bedingungen zur Codeausführung aus der Ferne missbraucht werden – in zwei Fällen ohne vorherige Authentifizierung.
Verwundbar sind die Versionen v21.0 GA (21.0.0) und älter (CVE-2024-13974, CVE-2024-13973) sowie die Versionen v21.5 GA (21.5.0) und älter (CVE-2025-6704, CVE-2025-7624, CVE-2025-7382).
Auf Updates prüfen
Dass die kritischen Schwachstellen CVE-2025-6704 und CVE-2025-7624 laut Sophos nur 0,05 beziehungsweise 0,73 Prozent aller Geräte betreffen, sollte niemanden davon abhalten, die bereitgestellten Aktualisierungen zügig anzuwenden. In der Standardeinstellung der Firewall („Allow automatic installation of hotfixes“) passiert das Update laut Sophos bei unterstützten Versionen automatisch. Dennoch ist es dringend ratsam, der bereitgestellten Anleitung zum Prüfen der Firewall auf die aktuellen Hotfixes zu folgen.
Zusätzliche Details zur Zuordnung zwischen Firewall-Versionen und erforderlichen Hotfixes sowie zu den Sicherheitslücken nennt das Sophos-Advisory.
(ovw)
Künstliche Intelligenz
Intel legt die Axt an: Clear Linux OS abrupt abgekündigt
Intel stellt Clear Linux OS ein: Die Distribution ist ab sofort abgekündigt, es wird keine Security-Patches, Updates oder sonstigen Support mehr geben. Die Entwickler empfehlen den Nutzern, so schnell wie möglich auf eine andere Linux-Distribution umzusteigen – sprechen sich jedoch nicht für ein spezifisches Betriebssystem für die Migration aus.
Linux für Benchmarks
Clear Linux OS war auf eine möglichst hohe Performance ausgelegt und war insbesondere für den Betrieb von Containern und Cloud-Servern optimiert. Entstanden war die Distribution vor zehn Jahren, von den Leistungsverbesserungen sollten vordergründig Intels eigene Prozessoren profitieren. Aber auch die CPUs von Konkurrent AMD schnitten in Tests gut ab.
Eine offizielle Begründung für das Einstellen der Distribution gibt es nicht. Allerdings geht es Intel wirtschaftlich schlecht: Zwar verlief der Jahresbeginn 2025 besser als erwartet, der Hersteller macht aber weiter Minus. Aufgrund der Verluste verkündete Intel vor nur wenigen Tagen eine weitere Kündigungswelle. Wie hoch die Kosten für Clear Linux OS ausfielen, ist jedoch unklar.
Open-Source-Zukunft ungewiss
Sicher ist allerdings, dass Intel sein Open-Source-Engagement verringert. Wie Phoronix dokumentiert hat, haben seit Jahresbeginn viele Linux-Entwickler und -Maintainer Intel verlassen. Das hat inzwischen auch technische Auswirkungen, da teils niemand mit den gleichen Kenntnissen als Ersatz zur Verfügung steht. Wie Intel künftig mit anderen Distributoren zusammenarbeitet, ist ebenfalls offen.
Die knappe offizielle Ankündigung findet sich im Forum des Projekts. Das GitHub-Repository werden die Entwickler archivieren.
(fo)
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