Digital Business & Startups
Milliarden für wenige – Europa verliert den Anschluss bei der Startup-Finanzierung
#Gastbeitrag
Trotz einiger Leuchttürme wie Helsing, Mistral oder DeepL ist Europas Anteil am globalen VC-Volumen auf aktuell 13 % gesunken. Es fehlt an Kapital für große Runden, an skalierbaren Tech-Unternehmen. Die Konsequenzen sind düster. Ein Gastbeitrag von Nils Langhans.

91 Milliarden US-Dollar – so viel Kapital floss im zweiten Quartal 2025 weltweit in Startups. Ein deutlicher Anstieg gegenüber dem Vorjahr, aber ein kleiner Rückgang gegenüber Q1. Was jedoch nachdenklich stimmt: Die Anzahl der Finanzierungsrunden fiel auf den niedrigsten Stand seit 2017. Mehr als ein Drittel des gesamten Kapitals ging an gerade einmal 16 Startups. Klar ist: Der Markt für Startup-Finanzierung ist zwar flüssig, aber hochselektiv.
AI dominiert den Venture-Capital-Markt
Besonders gefragt bleibt der AI-Sektor: Rund 45 % des investierten Kapitals floss in AI-Startups. Thinking Machines Lab, gegründet von der ehemaligen OpenAI-CTO Mira Murati, sicherte sich in einer Seed-Runde zwei Milliarden US-Dollar. Elon Musks xAI arbeitet an einem Finanzierungspaket über zwölf Milliarden US-Dollar. Dass der Wettbewerb um die Vorherrschaft im AI-Sektor nicht nur zwischen Unternehmen, sondern zwischen Staaten ausgetragen wird, zeigt das Beispiel Crusoe: Das Unternehmen, das unter anderem OpenAI mit Rechenleistung versorgt, sammelte elf Milliarden US-Dollar für ein AI-Rechenzentrum in Texas – das erste Projekt unter “Stargate”, einem 500-Milliarden-Dollar-Programm der US-Regierung zur Förderung der nationalen AI-Infrastruktur.
Neue Hardware Generation im Anmarsch
Das Geld fließt jedoch nicht nur in die Weiterentwicklung von Modellen, sondern auch in eine neue Hardwaregeneration. OpenAI hat nicht nur das Designstudio von Apple-Legende Jony Ive übernommen, sondern ihn selbst für die Gestaltung einer AI-First-Gerätegeneration gewonnen – Kostenpunkt: 6,5 Milliarden US-Dollar. Ive steht für ikonisches Produktdesign und die Fähigkeit, ganze Plattformen um ein Gerät herum aufzubauen – vom iPod bis zum iPhone. Parallel dazu arbeitet Starfish Neuroscience, gegründet von Valve-CEO Gabe Newell, an einer dezentralen Brain-Computer-Interface-Architektur. Während Ive an der physischen Schnittstelle zwischen Mensch und Maschine arbeitet, will Starfish die technische Kommunikation direkt ins Gehirn verlegen. Zwei Bewegungen, ein Wendepunkt: Die nächste Gerätegeneration wird körpernah, kontextuell und KI-first gedacht – das klassische, zentrale Display könnte bald Geschichte sein.
DefenseTech im Höhenflug
Parallel dazu boomt – auch angesichts der aufgeheizten geopolitischen Lage – der DefenseTech-Sektor: Anduril, ein auf autonome Verteidigungssysteme spezialisiertes Startup aus den USA, verdoppelte mit einer 2,5-Milliarden-Dollar-Runde seine Bewertung auf sagenhafte 30 Milliarden US-Dollar. Helsing AI, Europas wertvollstes Verteidigungs-Startup, sammelte 600 Millionen Euro ein und übernahm einen Flugzeugbauer – ein weiterer Schritt zu einer vertikal integrierten Rüstungsplattform.
Europas gefährliche Abwärtsspirale
Trotz solcher Leuchttürme wie Helsing, Mistral oder DeepL ist Europas Anteil am globalen VC-Volumen jedoch von 19 % im Vorjahr auf aktuell 13 % gesunken. Es fehlt an Kapital für große Runden, an skalierbaren Tech-Unternehmen – und oft an eigener Technologie, ob bei Halbleitern, großen AI-Modellen oder Cloud-Infrastruktur. Die Konsequenzen sind düster: Im Wettrennen um die technologische Vorherrschaft zwischen China und den USA droht Europa immer mehr zum bloßen Absatzmarkt zu werden.
Über den Autor
Nils Langhans ist Geschäftsführer der Strategieberatung KAUFMANN / LANGHANS. Er berät Startups beim Fundraising und bei der Entwicklung ihrer Equity Story – von der Pre-Seed- bis zur Later-Stage-Finanzierung.
WELCOME TO STARTUPLAND
SAVE THE DATE: Am 5. November findet unsere zweite STARTUPLAND statt. Es erwartet Euch wieder eine faszinierende Reise in die Startup-Szene – mit Vorträgen von erfolgreichen Gründer:innen, lehrreichen Interviews und Pitches, die begeistern. Mehr über Startupland
Startup-Jobs: Auf der Suche nach einer neuen Herausforderung? In der unserer Jobbörse findet Ihr Stellenanzeigen von Startups und Unternehmen.
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Pitchdeck: So bekam Onsai 1 Million für KI-Agenten in der Hotelbranche

Die Gründer von Onsai hie haben den Traum aller Hoteldirektoren wahr werden lassen: Ein Mitarbeiter, der mehr als 25 Sprachen beherrscht und rund um die Uhr verfügbar ist. Und dazu noch hat er keine großen Gehaltsansprüche. Denn: Es handelt sich dabei um einen KI-Agenten.
Jetzt hat das Startup eine Finanzierungsrunde in Höhe von einer Million Euro abgeschlossen. Lead-Investor ist der Leipziger Frühphasen-VC SIVentures. Auch Unternehmer aus der Hotelbranche wie haben sich als Business Angel an der Runde beteiligt. Unter ihnen: Willem van der Zee, Director of Operations bei Pandox, einem börsennotierten Unternehmen, das sich auf Besitz und Verpachtung von Hotelimmobilien spezialisiert hat. Und Wolfgang Neumann, ehemaliger CEO von der Hotelkette Radisson.
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Ex-Hotelliers treffen auf Techie
Ralf Bonin (COO), Christian Müller (CPO) und Tobias Koehler (CCO) haben das Startup 2024 gemeinsam mit Jochen Emig (CEO) gegründet. Bonin, Müller und Koehler arbeiteten davor selbst in der Hospitality-Branche. Sie standen an Rezeptionen und kennen die Abläufe aus eigener Erfahrung. Emig hingegen kommt aus dem Tech-Bereich.
Der Schlüsselmoment für die Gründung: Bonin und Emig trafen sich auf einer Abendveranstaltung, während Bonin noch bei der Hotelkette McDreams arbeitete. Emig wollte ihm einen KI-Smart-Speaker für Hotels verkaufen. Bonin lehnte ab, sagte aber: „Wenn du die AI ins Telefon bringst, kommen wir ins Geschäft.“ Kurz darauf testeten sie die Lösung bei McDreams – der Proof-of-Concept stand.
Das können die KI-Agenten von Onsai
Die KI-Agenten von Onsai beantworten Anrufe, lösen Kundenanliegen und bearbeiten Buchungen.
Die Gründer erklären, was ihr KI-Agent von anderen Chatbots unterscheidet:
„Unsere KI kann handeln, nicht nur antworten“, sagt Koehler. Die Agents übernehmen beispielsweise Aufgaben wie die Kommissionsabrechnung zwischen Online-Reiseagenturen wie Booking.com und den Hotels. „Was früher bei einer Hotelgruppe mit zehn Hotels zwei Tage gedauert hat, erledigt unsere Lösung in zwei bis vier Stunden.“
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Außerdem können die KI-Agenten Buchungen übernehmen. In Echtzeit greifen sie im System auf Zimmer und Preise zu. Laut den Gründern versteht sie Dialekte und übersetzt typische Sätze à la „Ich hätte gerne ein Zimmer für übermorgen“ in Buchungsdaten.
Und dann ist da noch das Thema Datenschutz. Die Gründer senden laut eigenen Aussagen keine Daten zu Trainingszwecken nach Asien oder Amerika. Ihre KI-Systeme betreiben sie in europäischen Rechenzentren und nutzen transparente Open-Source-Modelle, die sie speziell für die Hotellerie trainieren, sagt Koehler.
Keine Zeit für Experimente
Ihr Branchen-Background erwies sich bei der Gründung als Vorteil. „Wir verstehen die Sprache der Branche, wissen, welche Systeme Hotels einsetzen und kennen die Vorbehalte der Hoteliers gegenüber neuer Technologie“, sagt Koehler. „Die Hotelbranche ist konservativ und risikoscheu – stärker als andere Industrien. Hoteliers sind im Tagesgeschäft gebunden und haben kaum Zeit für Experimente. Fällt ein neues System aus, stehen sofort unzufriedene Gäste vor der Tür.“
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Mit der jetzigen Finanzierungsrunde plant das Startup im europäischen Markt zu expandieren, seine Produkte weiterzuentwickeln und sein Team weiter auszubauen.
Hier geht’s zum Pitchdeck
Das Onsai-Team hat Gründerszene exklusiv das Pitchdeck zur Verfügung gestellt, mit dem sie die Investoren überzeugen konnten.
Weitere Pitchdecks findet ihr auf unserer Pitchdeck-Übersicht, für eure eigenen Slides könnt ihr hier von Experten Feedback bekommen.
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STARTUPLAND is where the future begins
#STARTUPLAND
Seid ihr bereit fürs STARTUPLAND? Wir sind es! Mit dabei sind Sastrify-Gründer Sven Lackinger, Brite-Gründerin Lena Hackelöer und Staffbase-Gründer Frank Wolf. Bei unserem Reverse Pitch tauschen zudem Investorinnen und Investoren sowie Startups die Seiten.

Der Countdown läuft! Am 5. November findet im RheinEnergieStadion in Köln unsere zweite STARTUPLAND statt. Auf mehreren Bühnen gibt es auch dieses Jahr wieder einen Tag lang spannende Vorträge und Diskussionen, lehrreiche Interviews, inspirierende Pitches und ganz viel Insider-Wissen. Eben alles, was deutsche-startups.de seit 2007 ausmacht. Vorher, dazwischen und hinterher bleibt massiv Zeit für Networking.
Unsere regelmäßige STARTUPLAND-Kolumne bietet Euch einen kurzen Einblick in alles, was unser STARTUPLAND ausmacht.
INSPIRIERENDE MENSCHEN IM STARTUPLAND
STARTUPLAND, das sind die Menschen auf unseren Bühnen! Aufstrebende und erfolgreiche Gründerinnen und Gründer sowie Investorinnen und Investoren sprechen im STARTUPLAND nicht nur über ihre Erfolge, sondern teilen ihre Erfahrungen, Visionen und Lernschritte mit allen Teilnehmenden. Ihre Geschichten und Erfahrungen stehen im Mittelpunkt unseres Events – authentisch, dynamisch und mutig.
Sven Lackinger, Sastrify
Das millionenschwere Kölner Cyber-Security-Unternehmen Sastrify unterstützt Unternehmen beim Kauf und der Verwaltung von Softwarelösungen. Die bekannten Investoren Endeit Capital, Simon Capital, HV Capital, FirstMark Capital und TriplePoint Capital investierten zuletzt imposante 32 Millionen US-Dollar (Fremd- und Eigenkapital) in Sastrify. Zudem stieg danach noch Reimann Investors in das Unternehmen, das 2020 von den evopark-Gründern Maximilian Messing und Sven Lackinger gegründet wurde, ein. Insgesamt flossen bereits über 50 Millionen in das Unternehmen. Um schneller wachsen zu können übernahm das Team zuletzt den niederländischen Wettbewerber Pengu und Ensemble aus Großbritannien. Im STARTUPLAND spricht Lackinger einmal ausführlich über die größten Hürden beim Aufbau von Sastrify. Mehr über Sastrify
Lena Hackelöer, Brite Payments
Das Stockholmer FinTech Brite Payments, 2019 von Lena Hackelöer gegründet, bietet ein sogenanntes Account-to-Account-Payment an. Dabei ist keine Anmeldung oder Angabe von Kreditkartendaten erforderlich. Das Unternehmen ist derzeit in 26 europäischen Märkten unterwegs. Zuletzt konnte das Team rund 60 Millionen US-Dollar einsammeln – unter anderem von Dawn Capital, Incore Invest und Headline. Im Startupland spricht die ehemalige Klarna-Managerin, die in Deutschland geboren ist, unter anderem über das Startup-Ökosystem in Schweden und die Unterschiede zu Deutschland. Mehr über Brite Payments
Frank Wolf, Staffbase
Das Chemnitzer Startup Staffbase, 2014 von Frank Wolf, Lutz Gerlach und Martin Böhringer gegründet, entwickelt eine Plattform, mit der Unternehmen Mitarbeiter-Apps für den internen Gebrauch erstellen können. Das Unicorn sammelte in den vergangenen Jahren bereits rund 300 Millionen US-Dollar ein – unter anderem vom Private-Equity-Geldgeber General Atlantic und Insight Partners sowie dem ganz frühen Investor Kizoo. 2022 erwirtschaftete das Unternehmen einen Umsatz in Höhe von 66 Millionen Euro. Derzeit beschäftigt Staffbase, das zuletzt auch durch mehrere Übernahmen wachsen konnte, rund 800 Mitarbeitende. Mehr über Staffbase
SEITENWECHSEL
180 Sekunden. Eine Bühne. Deine Chance.
Bei unserem Reverse Pitch tauschen Investorinnen und Investoren sowie Startups die Seiten. Jeder Venture Capitalist hat auf unserer Pitch Stage genau 180 Sekunden Zeit, seinen bzw. ihren Fonds dem interessierten Publikum zu präsentieren (ohne Präsentation). Gründerinnen und Gründer können so einen ersten Eindruck vom jeweiligen Venture Capitalist und der Ausrichtung gewinnen. Eine einmalige Chance, die jeder Venture Capitalist nutzen sollte! Schaut Euch hier die Reverse Pitches im STARTUPLAND an
Jetzt bewerben: Du möchtest Dich und Deinen VC im STARTUPLAND pitchen? Schreib jetzt schnell an partner@startupland.de.
GANZ KÖLN REIST INS STARTUPLAND
RISE IN STARTUPLAND
+++ Mit der neuen RISE in STARTUPLAND-Week wird Köln im November zur absoluten Startup-Metropole! Vom 3. bis 7. November finden – rund um unsere zweite STARTUPLAND – dutzende Startup-, VC- und Entrepreneurship-Events statt. Das gemeinsame Ziel bei allen Events ist es, Startups, Investor:innen und Unternehmen zusammenzubringen und zu vernetzen.
Startup-Jobs: Auf der Suche nach einer neuen Herausforderung? In der unserer Jobbörse findet Ihr Stellenanzeigen von Startups und Unternehmen.
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7 europäische Defense-Tech-Startups to watch – laut Heliad-CEO

Noch vor wenigen Jahren war Defense-Tech für europäische VCs ein heißes Eisen. Zu groß die politischen Risiken, zu gering das Vertrauen, dass sich militärnahe Technologien im hiesigen Startup-Ökosystem entwickeln können – und dann auch noch die Vorbehalte bei vielen der LPs.
Doch der russische Angriffskrieg in der Ukraine hat diese Haltung dramatisch verändert: Allein 2024 sammelten europäische Defense-Tech-Startups rund 5,2 Milliarden Dollar ein (4,5 Milliarden Euro) – fast eine Verfünffachung innerhalb von sechs Jahren.
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Bemerkenswert: Inzwischen investieren sogar Fonds, die unter dem Label ESG (Environmental, Social, Governance) laufen, in Verteidigungsunternehmen. Laut einer Bloomberg-Analyse hält mittlerweile rund die Hälfte aller ESG-Fonds in Europa Anteile an Firmen aus dem Defense-Sektor – ein deutlicher Bruch mit früheren Ausschlusskriterien. Immer mehr Investoren argumentieren, dass Verteidigung heute Teil gesellschaftlicher Stabilität und damit „nachhaltig“ sei.
Für Kapitalgeber entsteht ein neuer Konsens: Verteidigung gilt nicht mehr als Tabu, sondern als notwendiger Bestandteil europäischer Resilienz.
Einer, der diesen Wandel nicht nur beobachtet, sondern aktiv mitgestaltet, ist Falk Schäfers, Co-CEO von Heliad. Das börsennotierte Venture-Capital-Unternehmen investiert neben bekannten Tech-Firmen wie Enpal oder Raisin auch gezielt in Defense-Startups, darunter Arx Robotics. Schäfers sieht Defense-Tech als einen der wichtigsten Wachstumsbereiche der kommenden Jahre.
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