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Nele Brönner › PAGE online


PAGE gefällt …: Illustrationen von Nele Brönner aus Berlin, die mit feinen schwarzen Tuschelinien und in schönsten, lebendigen Farben in der U-Bahn »Unter den Linden« ans Meer führt, von skurrilen Schlafgewohnheiten erzählt oder von einem Blutegel, der als Physiotherapeut in einer Tierarztpraxis arbeitet.

Nele Brönner › PAGE onlineBild: Willy Sengewald

Name
 Nele Brönner

Location 
lebt in Berlin-Kreuzberg

Web www.nelebroenner.com

Start Ich habe Visuelle Kommunikation an der Universität der Künste Berlin studiert und in der Klasse Illustration meinen Abschluss gemacht.
 Nach ein paar ersten Jahren als Gestalterin und Illustratorin wurde mein Kinderbuchdebüt »Affenfalle« 2015 mit der Serafina, dem Preis für Kinderbuchillustration der Deutschen Akademie für Kinder- und Jugendliteratur und der Frankfurter Buchmesse, ausgezeichnet.
 Das hat meinen Arbeitsschwerpunkt ganz in Richtung Illustration verschoben. Ich habe immer schon gerne geschrieben, und auch hier hat diese Bestätigung dafür gesorgt, dass ich mein Schreiben professionalisiert habe.
Heute arbeite ich als Illustratorin, Kinderbuchautorin und Comiczeichnerin und bin Teil der Ateliergemeinschaft BIRDIE.

Stil Ich zeichne mit schwarzer Tusche auf Papier, mit dicken, sehr dünnen und schlimm abgeschnittenen Pinseln und Finelinern. Ich mag die starken Kontraste und die Spannung, die zwischen dünnen Linien und den flächigen, teils gebrochenen Farben entsteht. Da ich gemalte Flächen und Farben (digital) übereinander schichte, komme ich zu den lebendigen Ergebnissen, ähnlich manuellen Drucken.

Lieblingsmotive Tiere und Pflanzen, auch gerne aus dem Gedächtnis. Besonders mag ich die ganz ungewöhnlichen und oft auch unterschätzten Wesen.
 Wie zum Beispiel Begel, ein Blutegel, der als Physiotherapeut in einer Tierarztpraxis arbeitet und Held meines Buches »Begel, der Egel« ist.
In meinem aktuellen Buchprojekt »Tierisch wilde Schlafmützen«, das im Januar 2026 bei Leykam erscheint, hat es mir sehr viel Spaß gemacht, die skurrilen Schlafgewohnheiten von Ameisen, Pottwalen, weißen Haien und Rentieren zu illustrieren.

Technik Ich zeichne – wie gesagt – gerne und viel mit schwarzer Tusche auf Papier. Jede Farbe in einem eigenen Auszug auf einem eigenen Blatt. Ich scanne die Zeichnungen und lege sie in monochromen Farben transparent übereinander. So addieren sich die schwarzen Flächen zu neuen, bunten Strukturen.
 Besonders, wenn die Illustrationen in Sonderfarben gedruckt werden – meist Pantone – kann ich wunderbar intensive Farben verwenden. Auch als Risodrucke funktionieren diese Druckvorlagen hervorragend. Riso als Druckverfahren gefällt mir sehr, da es ein so intensives Eigenleben hat.
Gleichzeitig stecke ich mir, indem ich Farbauszüge einzeln zeichne, einen Rahmen von maximal vier, fünf Farben und ihren Mischtönen. Das zwingt mich zwar dazu, meine Kompositionen recht genau zu planen, aber da ich die Tendenz habe, mich in Details zu verzetteln, tut diese Einschränkung meiner Arbeit gut.

Inspiration Ich höre gerne gute Erzählungen und Audiobooks beim Zeichnen. Ich lese alles, was Zeichnung und Narration verknüpft – also viele Kinderbücher, Comics und Graphic Novels. Ich gehe gerne in Ausstellungen, Bibliotheken und kleine Buchläden, um zu schauen, was meine Kolleg:innen so treiben, und versuche, spannende Arbeiten und Künstler:innen auf Social Media zu verfolgen.
Ideen für neue Buchprojekte habe ich oft beim Spazierengehen oder auf langen Fahrten. Der erzwungene Stillstand scheint meinem Gehirn irgendwie gutzutun.

Kunden Verschiedene Verlage mairisch und ihr Imprint Huckepack, NordSüd, Verlagshaus Berlin, Luftschacht Verlag, Tulipan und Leykam, Studio The Green Eyl
, Humboldt-Universität zu Berlin
, Schiel-Projektgesellschaft, 
Goethe-Institut
, Grimmwelt Kassel. 
Leibniz-Gemeinschaft, 
EU-CONEXUS
, Junges Theater Regensburg, Leykam Verlag

Agent:in

Eine Fotografie von mehreren Illustrationen, die eine Sammlung in der U Bahn Station Unter den Linden bilden. Die Illustrationen sind in schwarz, weiß und gelb gehalten und zeigen nautische, surreale Erzählungen von einem Schiff, einem Wal und einer Person mit Neptuns Dreizack
Nele Brönner: »Meer« in der U-Bahn-Station »Unter den Linden«
Fotografie eines Buches mit dem Titel „Aali muss los“ im Schaufenster. Das Cover zeigt einen gezeichneten Aal in einer grünen Unterwasserwelt. Spiegelungen von Straße und Bäumen sind im Glas sichtbar, daneben weitere Buchillustrationen und Dekoelemente in Meeresoptik.
Nele Brönner: Illustrationen für »Aali muss los«, Cover
Illustrationen von Rochen, Aal, Schildkröte, Seesternen, Krabben und weiteren freundlich aussehenden Meeresbewohnerinnen auf hellblauen Hintergrund
Nele Brönner: Illustrationen für »Aali muss los«, Innenseite
Fotografie einer Wandinstallation mit mehreren gerahmten Schwarz-Weiß-Zeichnungen, die auf einem Tisch oder Podest aufgereiht sind. Links eine große, detaillierte Illustration mit geometrischen Baumstrukturen und einer stilisierten Figur im Wald. Die Werke zeigen vielfältige grafische Motive, darunter Tiere, Schriftzüge und abstrakte Szenen.
Nele Brönner: Aufbau ihrer Ausstellung »Monkey Tree«, 2024
Illustration von einem schlafenden Bären, der von einem Mädchen rosa angemalt wird. Er hat schon eine Art gemaltes Oberteil und Schienbeinschoner an, sie verziert diese mit fröhlichen Mustern, während sie. mittig auf seinem Bauch weich sitzt.
Nele Brönner: Illustrationen zu »Tierisch wilde Schlafmützen«

 

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Und Apple hat wieder die tollste Christmas Show! › PAGE online


»Your Tree on Battersea« heißt die Aktion, mit der Apple die Gewinner:innen des ersten iPad-Weihnachtsbaumwettbewerbs auf den Türmen des ehemaligen Kraftwerks in London präsentiert. Und das 101 Meter groß!

Und Apple hat wieder die tollste Christmas Show! › PAGE online

Apple feiert erneut die Kreativität – und verbindet sie mit einer Werbeaktion für das iPad. Und mit einer, die staunen lässt.

Über die Weihnachtsbäume, die an den Türmen der Battersea Power Station leuchten. Und das 101 Meter hoch – und von iPad-Nutzer:innen, die von der 7-jährigen Miah quer durch alle Generationen reichen, von Menschen, die es lieben zu zeichnen, ob in ihrer Freizeit oder professionell und dazu sind einige Weihnachtsbäume eingesprenkelt, von eher prominenten Menschen.

Von der Sängerin Kylie Minogue, von Schauspieler Sir Stephen Fry, Rudby-Star Maro Itoje, Visual Artist Oliver Jeffers, Komiker Chawawa oder dem Künstler David Shrigley in seinem ikonischen, herrlich krakeligen und pointiertem Stil.

Leuchtende Community

Es das erste Mal, dass Apple seine Holiday Celebration für alle, die davon Teil werden wollen, öffnete. 2023 hatte Künstler David Hockney das »Bigger Christmas Trees«-Motiv auf dem iPad Pro gezeichnet, im letzten Jahr hat Wallace & Gromit-Schöpfer Aardman auf dem iPhone 16 Pro Max einen kurzen Animationsfilm gemacht.

Jetzt schreibt Apple die Community groß und, die verschiedensten Menschen zusammenzubringen. In einer Welt, die immer mehr gespalten und immer stärker von KI bestimmt wird, ist auch das eine gute Weihnachts-Botschaft.

In der ehemaligen Battersea Power Station befinden auch die britischen Headquarter des Unternehmens und ein Apple Store.

Aber die eigentliche Sensation ist natürlich, seine eigene Arbeit im Abendhimmel leuchten zu sehen. Und das 101 Meter hoch – und über die Themse hinweg bis nach Chelsea und Fulham.

 

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Eine gute Idee? Adobe Photoshop, Express & Acrobat goes ChatGPT › PAGE online


Adobe nennt es »Kreativität für alle zugänglich zu machen« und integriert die Adobe-Apps Photoshop, Adobe Express und Adobe Acrobat in ChatGPT.

Eine gute Idee? Adobe Photoshop, Express & Acrobat goes ChatGPT › PAGE online

Die Zahlen sind natürlich beeindruckend. 800 Millionen wöchentlichen Nutzer:innen stellt Adobe ihre Kreativitäts-Apps Photoshop, Adobe Express und Adobe Acrobat jetzt in ChatGPT zur Verfügung.

Statt die Anwendungen mit allen ihren Möglichkeiten zu erlernen, kann man jetzt mit Prompts arbeiten – auch wenn man noch keine Erfahrung mit den Tools hat.

Der Schritt folgt auf zahlreiche anderen Erweiterungen der Adobe Tools durch KI. Jüngste Neuerungen stellte Adobe auf der Adobe Max im Oktober in Los Angeles vor: Das neue All-In-One-KI-Studio Firefly 5, Firefly Video & Audio oder eben das neue Photoshop mit den KI-Wahlmöglichkeiten.

ChatGPT Oberfläche mit Abobe Photoshop, zwei dieselben Fotos: Frauen im Cabrio, fotografieren sich, Unterschied in Bearbeitung ist sichtbar

Im Dialog können in ChatGPT jetzt mit Prompts wie »Adobe Photoshop, hilf mir, den Hintergrund dieses Bildes zu verwischen« Änderungen am Bildmaterial vorgenommen werden.

ChatGPT ruft die App automatisch auf und führt die Benutzer:innen durch die Anwendung und durch Tools wie den Schiebereglern für Helligkeit oder Kontrast. Die jeder auch bei der Photobearbeitung auf seinem Smartphone kennt, oder?

Zudem können Effekte wie Glitches oder Glow geprompted werden und mit Adobe Express findet man Design, kann sie betexten und auf Wunsch animieren. In Adobe Acrobat können PDF Dateien bearbeitet werden, Tabellen extrahiert, Dateien konvertieren oder Details unkenntlich gemacht werden.

Für ChatGPT-Nutzer sind Photoshop, Adobe Express und Acrobat weltweit kostenlos und seit dem 10. Dezember auf ChatGPT Desktop, Web und iOS verfügbar. Adobe Express für ChatGPT ist auch für Android verfügbar, Photoshop und Acrobat für ChatGPT auf Android folgen.

ChatGPT Oberfläche mit Adobe Acrobat, Text mit Cursor, der bearbeitet wird

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Kulturkampft im US-Außenministerium? › PAGE online


Es kommt nicht oft vor, dass Schrift für solche Wellen sorgt. Doch seit US-Außenminister Marco Rubio ankündigte, die Calibri durch die Times New Roman zu ersetzen, wird weltweit darüber diskutiert. Wir haben Typedesigner:innen und Foundrys gefragt, was sie von der Entscheidung halten – typografisch und politisch.

Kulturkampft im US-Außenministerium? › PAGE online

Im Januar 2023 hatte das US-Außenministerium unter Joe Biden und mit Antony J. Blinken aus Außenminister die Verwendung der Calibri eingeführt. Um ein leichteres und barrierefreies Lesen zu ermöglichen und zudem Technologien wie Bildschirmreader zu unterstützen, die Menschen mit Sehschwächen oder Legasthenie unterstützen.

Anfang Dezember verkündete der jetzige Außenminister Marco Rubio, dass die Umstellung auf Calibri nichts gebracht hätte, »außer einer Verschlechterung der offiziellen Korrespondenz der Abteilung« und wies unter dem Betreff »Return to Tradition« an: »Times New Roman 14-Point Font Required for All Department Paper«.

Seither steht das Telefon des niederländischen Typografen Lucas de Groot, der die Calibri in den frühen 2000ern zeichnete, nicht mehr still. Zudem widmete alleine die New York Times dem Thema bisher drei Artikel und wird weltweit darüber diskutiert.

Wir haben bei Typedesigner:innen und Foundrys aus Deutschland, Großbritannien und den USA nachgefragt, was sie von der Entscheidung halten.

Weder professionell noch effizient

Unter ihnen: Jakob Runge und Natalie Rauch von den TypeMates, deren herrlich exzentrische Gregory Poster wir zuletzt vorgestellt haben.

Jakob Runge: »Willkommen im Kulturkampf. Mit der Umstellung der Schriftart des US-Außenministeriums entbrennt eine Debatte und zack fertig: Ressourcen werden gebunden, um sich über das Für und Wider von ideologisch motivierten Entscheidungen zu unterhalten, statt sich mit wirklich wichtigen oder schwierig zu lösenden Themen auseinanderzusetzen. Das funktioniert wunderbar, und weil es diesmal um das Thema Schrift geht, sind die Knöpfe bei uns allen hier im Artikel gedrückt.

Den Impuls, per Rollback zurück zur Vergangenheit zu ziehen, ohne sich konstruktiv weiterzuentwickeln, kann ich in der politischen Strategie nachvollziehen. Im Ergebnis ist er aber weder professionell noch effizient: Schon nach weniger als drei Jahren Dokumente und Templates erneut umzustellen, kostet Ressourcen. Wäre das US-Außenministerium eine Marke, würde man erstmal abwägen, was das Re-Branding an Folgekosten nach sich zieht, und evaluieren, ob die neue Schrift den Aufwand wert ist.

Spoiler: Das ist sie kaum. Lucas de Groots Calibri ist spezifisch für das Lesen am Bildschirm entwickelt worden, da kann die Times New Roman als Digitalisierung einer Zeitungsschrift für Print nicht mithalten – sie ist schlichtweg zu fein im Strichstärkenkontrast und zerbricht schnell. Aus meiner Sicht ist auch die hohe Barrierefreiheit kein Argument gegen die Schrift; ganz sicher gibt es genug anti-woke Menschen mit visuellen Beeinträchtigungen, die sich über eine gute Leserlichkeit freuen.

Lediglich in ihrer Wirkung bietet die Times New Roman für Marco Rubio einen ernsthaft argumentativen Vorteil: Ihre Serifen verleihen ihr einen weniger informellen, umso mehr staatstragenden Charakter. Diesen Effekt hätte jedoch zum Beispiel die Constantia besser einlösen können – sie stammt sogar aus derselben Microsoft-ClearType-Font-Collection und bietet ähnliche Vorteile wie die Calibri

Natalie Rauch: »Inklusion ist keine Ideologie oder Modeerscheinung, sondern eine menschliche und gesellschaftliche Pflicht. Es geht um Gleichberechtigung und um ethisch wie praktisch notwendige gesellschaftliche Teilhabe. Barrierefreiheit ist universell und umfasst funktionale Verbesserungen, die auf wissenschaftlichen Erkenntnissen beruhen und reale Nachteile ausgleichen: Gute Leserlichkeit erhöht die Nutzbarkeit für alle. Die Entscheidung zum Schriftwechsel ist ideologisch und nicht fachlich begründet, denn Barrierefreiheit sollte der Mindeststandard verantwortungsvollen Handelns sein.«

 

Lenkt von anderen Entscheidungen ab

Aus New York hat sich die Schweizer Typedesignerin Nina Stössinger gemeldet, die dort seit vielen Jahren lebt und für die bekannte Foundry Frere-Jones Type arbeitet, die gerade ihr 10-jähriges Jubiläum feierte. Und die im November die Schrift Edgar launchte, die auf eindrucksvolle Weise gleich mehrere Geschichten erzählt.

Nina Stössinger: »Die Entscheidung der Regierung, wieder zu Times New Roman zurückzukehren, ist weder hilfreich noch überraschend. Ich kann mir vorstellen, dass die Times von einigen Laien als Ausdruck altmodischer Autorität angesehen wird. Aber sie wurde auch für den Zeitungsdruck entwickelt und ihre digitale Version ist weder für kleine Schriftgrößen noch für Bildschirme besonders gut geeignet und ist weniger augenschonend ist als die benutzerfreundliche, digital native Bildschirmschrift Calibri. Das wissen wir alles. Aber die Aufmerksamkeit, die diese kleine Entscheidung erhält, ist wirklich unverhältnismäßig, und wir sollten uns dagegen wehren, dass sie die Aufmerksamkeit von den wesentlicheren politischen Entscheidungen ablenkt, die sie verdienen.«

 

Staatstragender, aber …

Gerade erst haben die neueste Schrift von Identity Letters, der Boutique Foundry von Moritz Kleinsorge vorgestellt. Die Flink Slab, die einmal mehr Kleinsorges Credo »Typography is not just words. It’s identity« unterstreicht. Die perfekt ausgebaute Allrounder Grotesk und Allrounder Grotesk Mono hingegen nutzen wir im PAGE Magazin.

Moritz Kleinsorge: »Times New Roman wurde als behördliche Schrift des US-Außenministeriums vor etwa zwei Jahren durch Calibri ersetzt. Wenn ich mich richtig erinnere, war das damals medial nur eine Randnotiz. Im Vergleich dazu ist der Wechsel zurück zur Times New Roman in jeder Tageszeitung ein großes Thema.

Gestalterisch ist die Times New Roman seriöser und wirkt vielleicht staatstragender als die Calibri mit ihren abgerundeten, weichen Strichenden. Leserlicher ist Times New Roman dagegen nicht. Hier liegt in meinen Augen das Problem. Gerade Behörden sollten eine Schrift verwenden, die von so vielen Menschen wie möglich ohne Probleme gelesen werden kann. Das ist bei Calibri eher der Fall als bei Times New Roman.

Statt der Times New Roman hätte man vielleicht sogar die bereits 2018 von der US-Regierung entwickelte Public Sans in Erwägung ziehen können.«

 

In vielerlei Hinsicht ein Rückschritt

In Stuttgart führt der Typedesigner und Art Director Julien Fincker seine Fincker Font Cuisine. In ihr entstand gerade die Marblis, eine moderne und persönliche Interpretation des klassischen Grotesk-Schrift-Genres – und eine Alternative zur omnipräsenten Helvetica sozusagen.

Julien Fincker: »Einerseits freut es mich, dass das Thema Schrift in den Fokus gerückt wird. Andererseits wäre mir ein weniger polarisierender Anlass doch lieber gewesen. Times New Roman vs. Calibri – the ultimate font battle – Wahnsinn, größer geht es nicht. Dass tatsächlich zwei Schriften zum ideologisch-politischen Kampfmittel auserkoren werden, zeigt deutlich, dass es absolut Zeit wird, wieder zu einem sachlichen Diskurs zu kommen, frei von starker Emotionalisierung und Polarisierung.

Ganz sachlich betrachtet ist die Times New Roman eine sehr klassische Serifen-Schrift, sehr formell, eher etwas altmodisch und konservativ. Die Calibri hingegen ist eine eher moderne, offen gestaltete serifenlose Schrift, die eine verbesserte Lesbarkeit vorweist, insbesondere für Personen mit Beeinträchtigung.

Aus genau diesem Grunde wurde sie auch seit etwa zwei Jahren eingesetzt. Die Rückkehr zur Times New Roman ist also in vielerlei Hinsicht ein Rückschritt. Ob das ganze Thema jedoch eine solch große politische Debatte auslösen sollte, sei mal dahingestellt. Nicht fraglich ist dabei aber auch, dass es bei der ganzen Diskussion eigentlich überhaupt nicht um die Schriften geht.

 

Choose your font wisely!

Kreativ-Direktoren und Typo-Exterten Tom Hoßfeld und Livius Dietzel, haben nicht nur das Berliner Designstudio LIT mitgegründet, sondern auch die Foundry Fuego Type, die, mit einem scharfen Fokus auf Branding, vor drei Wochen live ging.

Tom Hoßfeld und Livius Dietzel: »Die Entscheidung, zur Times New Roman zurückzukehren, ist absolut »On Brand« und reiht sich nahtlos in die Entscheidungen der derzeitigen US-Regierung ein. Einen Schritt zurückgehen, nachdem zuvor einer in die richtige Richtung gemacht wurde. Hard Times.

Hier werden »Würde und Professionalität« oder die »Rückkehr zur Tradition« über Barrierefreiheit, Funktionalität und Accessibility gestellt. Ein traditionsbewusster, formeller Auftritt obsiegt über fortschrittliches und soziales Denken. Natürlich lässt sich bei der Calibri über Geschmack streiten, aber alleine die Absicht die dahintersteckte, sich für eine maximal barrierefreie und funktionale Schrift zu entscheiden war die richtige.

Vor allem aber wird hier deutlich, welch ideologische Dimension Schrift haben kann – oder wie sie zum Werkzeug einer Ideologie gemacht wird. Dabei offenbart sich auch eine klischeehafte Denkweise: »Serife = Tradition, Würde und Professionalität. Und Serife ist dann eben die Times.« Hätte man diesen Gedanken konsequent zu Ende geführt, wären mit Sicherheit typografische Lösungen gefunden worden, die sowohl diese traditionellen Werte als auch die Funktionalität und eine bessere Anwendung über alle digitalen Touchpoints hinweg gewährleistet hätten.

Was lernen wir daraus? Typografie ist immer ein Statement und kommuniziert mit. Sie kann Botschaften verstärken oder abschwächen, Innovationskraft oder Rückwärtsgewandtheit signalisieren. Wir sollten den Einfluss und die Tragweite einer typografischen Entscheidung also nicht unterschätzen. So choose your font wisely!«

 

Typografie als Stellvertreter für Werte

Die Foundry The Northern Block ist bekannt für radikale Projekte wie die Mynor-B und auch für ihre enge Verbindung zu Kunst und Kultur, durch die dann Schriften wie die Lintel Next entstehen, die den Stil des legendären finnischen Architekten Alvar Aalto zitiert.

Senior Type Designer Tasos Varipatis: Aus typografischer Sicht wurden die Calibri und Times New Roman entwickelt, um ganz unterschiedliche Probleme zu lösen. Die Calibri wurde speziell für die Verwendung auf modernen Bildschirmen entworfen, mit offenen Formen, sorgfältigen Abständen und für Screens optimierten Details, die eine konsistente Darstellung bei kleinen Schriftgrößen und auf Standard-Bürobildschirmen ermöglichen. Die Times New Roman wurde ursprünglich für den Zeitungsdruck entwickelt, wo Tinte, Papier und Spaltenökonomie im Vordergrund standen und nicht die digitale Klarheit.

Während Serifenschriften auf modernen, hochauflösenden Bildschirmen sicherlich gut funktionieren, hat die Times New Roman in ihrer weit verbreiteten digitalen Form klare Einschränkungen, darunter einen sehr begrenzten Gewichtsbereich sowie Probleme mit dem Abstand und der Konsistenz, die nur mit geschickter typografischer Bearbeitung überwunden werden können. In diesem Sinne geht es nicht wirklich um Professionalität oder Lesbarkeit allein. Es geht darum, was von der Schriftart erwartet wird.

Das Aufschlussreichste an dieser Umstellung ist daher eher symbolischer als rein funktionaler Natur. Die Wahl der Schriftart auf institutioneller Ebene ist selten neutral. Serifen- und serifenlose Schriftarten sind mit tief verwurzelten kulturellen Assoziationen verbunden, wie Tradition versus Modernität, Autorität versus Zugänglichkeit und Beständigkeit versus Anpassungsfähigkeit. Schriftarten vermitteln auch Bedeutungen und rufen bei den Lesern Gefühle hervor. Es ist erstaunlich, wie Menschen durch die einfachen Formen von Buchstaben Emotionen vermitteln können. In diesem Fall fühlt sich die Rückkehr zu Times New Roman weniger wie eine Reaktion auf die heutigen Lesebedingungen an, sondern eher wie eine Geste der historischen Kontinuität und wahrgenommenen Seriosität. Typografie wird zu einem Stellvertreter für Werte, wobei visuelle Vertrautheit und Tradition Vorrang vor den praktischen Realitäten haben, wie und wo Text heute überwiegend gelesen wird. Dies erinnert daran, dass es bei Typografie nicht nur um Buchstaben geht, sondern auch um Wahrnehmung, Emotionen und die Signale, die sie an ihr Publikum sendet.«

 



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