Künstliche Intelligenz
Open Reception: Open-Source-Terminbuchungstool für Arztpraxen steht bald bereit
Open Reception will eine datenschutzfreundliche und offene Alternative zu bestehenden Terminbuchungssystemen werden. Aktuell entstehen zentrale Module für Akteure wie Ärztinnen, Praxispersonal und Administratoren. Über ein Dashboard können Praxen künftig ihre Termine, Abwesenheiten und Verfügbarkeiten verwalten. Patienten sollen Termine sicher buchen können, ohne ihre Daten großen Plattformen anvertrauen zu müssen.
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Karl Ludwig Weise ist Diplom-Designer und Geschäftsführer der Splice digital GmbH, die auch die gehosteten Open-Reception-Varianten anbieten wird.
(Bild: Michael Palatini)
Das Projekt wird vom Bundesministerium für Forschung, Technologie und Raumfahrt gefördert. Am 28. November 2025 präsentieren die Entwickler einen Prototyp bei den Demo Day des Prototype Fund in Berlin. Ab Ende des Jahres soll die Software selbst installierbar oder als gehostete Lösung genutzt werden können. Wir haben mit Karl Ludwig Weise gesprochen, der Open Reception zusammen mit dem Diplom-Informatiker Hendrik Belitz entwickelt.
heise online: Was motiviert Sie, das Terminportal anzubieten?
Heute müssen Patientinnen und Patienten ihre persönlichen Daten meist in die Formulare großer Anbieter eintragen, ohne wirkliche Kontrolle darüber, was damit passiert. Ärztinnen und Ärzte wiederum sehen sich oft gezwungen, diese Plattformen zu nutzen, weil sie keine Alternativen kennen. Open Reception setzt hier an: Wir wollen eine freie, verschlüsselte und offene Lösung schaffen, bei der Patient und Praxis im Mittelpunkt stehen – nicht das Geschäftsmodell Dritter. Wir wollen eine vertrauenswürdige Infrastruktur schaffen, die zeigt, dass Digitalisierung im Gesundheitswesen auch sicher, offen und gemeinwohlorientiert funktionieren kann. Wenn Patienten freiwillig und informiert mitmachen, haben wir alles richtig gemacht.
Wie stellen Sie sicher, dass Sie an den Bedürfnissen der Praxen entlang entwickeln?
Wir binden Arztpraxen von Anfang an in den Entwicklungsprozess ein. Über Interviews und Feedbackrunden erfahren wir, welche Probleme und Wünsche im Praxisalltag bestehen. Praxen können sich sogar aktiv beteiligen, indem sie an Gesprächen teilnehmen.
Datenschutz ist gerade bei Gesundheitsdaten entscheidend. Wie lösen Sie das Thema technisch?
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Datenschutz und Datensicherheit sind der Kern unseres Projekts. Wir arbeiten mit echter Ende-zu-Ende-Verschlüsselung zwischen Patient und Praxis, sodass niemand – auch kein Administrator – auf sensible Informationen zugreifen kann. Die Schlüssel liegen ausschließlich auf den Geräten der Nutzenden. Auch moderne, quantenresistente Verschlüsselungsverfahren werden berücksichtigt, um langfristig Sicherheit zu garantieren.
Wie steht es um die Integration in bestehende Praxisverwaltungssysteme (PVS)?
Wir entwickeln öffentliche und dokumentierte Schnittstellen, die eine Integration in bestehende Praxissoftware ermöglichen. Außerdem planen wir beispielsweise Features für registrierte Patienten, die dann auch selbst Termine buchen können. Die Kontrolle über die Daten des Patienten bleibt aber beim Patienten.
Ihr Projekt ist Open Source. Warum haben Sie sich dafür entschieden?
Transparenz ist das Vertrauen, das digitale Medizin braucht. Unser Code ist auf GitHub veröffentlicht, ebenso unser öffentliches Projekt-Board. Jede und jeder kann nachvollziehen, was passiert, Fehler melden oder sich beteiligen. So entsteht eine Community-gestützte, sichere Lösung statt einer Blackbox.
Das Thema Geschäftsgeheimnisse steht dem auch nicht im Weg?
Wir haben keine klassischen Geschäftsgeheimnisse. Unser Projekt soll offen und nachvollziehbar sein. Geschäftsgeheimnisse entstehen meist dort, wo mit Daten Geld verdient wird – das tun wir ausdrücklich nicht. Die Arzt-Patient-Kommunikation ist vertraulich und bleibt es auch.
Wird es eine kostenpflichtige Variante geben?
Die Basisversion bleibt frei und quelloffen. Optional planen wir gehostete Varianten mit Service Level Agreements und Support – besonders für Praxen, die keine eigene IT-Betreuung für Web-Anwendungen haben.
Können Interessierte die Entwicklung verfolgen?
Wir veröffentlichen regelmäßig Updates und Einblicke in die Entwicklung auf Mastodon und Bluesky. Dort berichten wir transparent über Fortschritte und laden zur Diskussion ein.
(mack)