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Podcast: Kritische Infrastrukturen — wenn IT-Sicherheit zur Schwachstelle wird


Der aktuelle Angriff der USA auf iranische Uranaufbereitungsanlagen war nicht der erste seiner Art. Genau genommen war es schon der erste seiner Art: denn als die USA und Israel zuletzt versuchten, das iranische Atomprogramm zu stoppen, taten sie das auf minimalinvasive Art und Weise: mit einem ausgefeilten Cyberangriff. Stuxnet ging in die Geschichte ein als der erste cyberphysische Angriff und der Beginn einer neuen Ära: Der Angriff galt als der Auftakt des Cyberwar. „Damals dachte man, dass künftige Kriege reine Cyberkriege sein werden“, sagt Sarah Fluchs im c’t-Podcast „They Talk Tech“, „aber das ist so nicht eingetroffen.“ Die Expertin beschäftigt sich mit der Sicherheit kritischer Infrastrukturen und industrieller Kontrollsysteme. Wie angreifbar diese sind, wurde mit Stuxnet klar und ist angesichts der aktuellen geopolitischen Situation ein drängendes Thema.

Ein Grund dafür, dass man dennoch nur hin und wieder von Cyberangriffen auf kritische Infrastrukturen zum Beispiel im Energiesektor hört – unter anderem im Zuge der russischen Angriffe auf die Ukraine – sei sicherlich, dass es doch nicht ganz so einfach ist, mit rein digitalen Angriffen massive physische Zerstörungen anzurichten, sagt Fluchs. „Wenn wirklich schwarzer Rauch gefordert ist, also physische Zerstörung, dann ist ein Cyberangriff oft nicht die effizienteste Waffe.“

Wirklich verheerend werden digitale Angriffe erst in Kombination mit physischen Angriffen. Das zeigte sich etwa zu Beginn des russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine. Noch bevor die ersten Bomben fielen, legte ein Cyberangriff auf das Satellitennetzwerk KA-SAT die Kommunikation lahm – mit Auswirkungen bis nach Westeuropa. „Das wirklich Bedrohliche ist nicht der einzelne Cyberangriff, sondern das Zusammenspiel“, sagt Sarah Fluchs. „Wenn etwa ein Angriff auf die Kommunikation einen Bombenangriff noch viel schlimmer macht.“

Gleichzeitig ist seit dem Bombenangriff der USA die Angst groß, dass der Iran mit Cyberangriffen auf kritische Infrastrukturen in den USA und Europa zurückschlägt. Deshalb sei es wichtig, sich jetzt intensiv mit der Sicherheit entsprechender Anlagen zu beschäftigen. Aber das ist gar nicht so einfach, denn die Sicherheit kritischer Infrastrukturen ist komplex – unter anderem gerade deshalb, weil in den vergangenen Jahren immer mehr Schichten an Sicherheitsmaßnahmen ergänzt wurden. „Die Best-Practice-Listen wachsen immer auch nur. Es hat ja nie jemand in den letzten 20 Jahren jemals eine Best- Practice wieder runtergenommen.“ Dadurch werden die Anforderungen für Menschen undurchsichtig.

„Wir haben mittlerweile mit den allerbesten Intentionen so komplizierte Systeme gebaut, dass wir sie nicht mehr durchblicken“, sagt Fluchs. Jede zusätzliche Sicherheitsmaßnahme erhöht die Komplexität – und damit auch das Risiko, dass etwas schiefläuft. Ein Beispiel dafür ist das Update der Sicherheitssoftware CrowdStrike, das im Sommer 2024 weltweit Systeme lahmlegte und unter anderem ein riesiges Chaos im Flugverkehr verursachte. Gerade bei Sicherheitsmaßnahmen sei es wichtig, gut zu überlegen, was man brauche und was vielleicht auch verzichtbar ist. Denn gerade bei industriellen Kontrollsystemen sei es unabdingbar, Sicherheit einfach zu gestalten, weil jedes Update auch ein Risiko mit sich bringt. KI und die verlockende Möglichkeit, immer mehr Daten auszuwerten, mache es nicht unbedingt besser – im Gegenteil: Je mehr Daten erhoben würden, umso unübersichtlicher werde alles. „Wir sehen das gerade bei Security Tools“, sagt Fluchs: Immer mehr Daten würden erhoben, ohne zu analysieren, wie sinnvoll diese wirklich seien für die Fragestellung. „Alles blinkt wie ein Tannenbaum und die Leute schauen drauf und haben keine Ahnung mehr, was sie damit tun sollen.“

Dazu kommt, dass auch Software angesichts vieler Komponenten, die in Systemen stecken, unüberschaubar und dadurch ebenfalls unsicher wird. Das zeigte sich etwa bei der manipulierten Open-Source-Bibliothek XZ Utils, deren Backdoor nur durch Zufall entdeckt wurde. „Wir müssen aufhören, Systeme zu bauen, die Menschen nicht mehr verstehen“, fordert Fluchs. Ein Kernproblem sei der leichtsinnige Einsatz von Open-Source-Produkten. Unternehmen verlassen sich auf freie Komponenten, ohne Verantwortung für deren Sicherheit zu übernehmen. „Wir können Open Source nicht mehr so nutzen, als sei sie kostenlos und niemand verantwortlich“, sagt Fluchs. Künftig, etwa durch den Cyber Resilience Act der EU, dürften Hersteller auch für die Sicherheit fremder Komponenten haften.

Besonders gefährlich findet Fluchs, dass viele neue Systeme die Transparenz weiter verschlechtern. Tools automatisieren Entscheidungen, die niemand mehr nachvollziehen kann. „KI kann Informationen aufbereiten, aber Entscheidungen müssen Menschen treffen“, sagt sie. „Sonst fliegt uns das irgendwann um die Ohren.“

Sicherheit bedeute nicht, alles technisch Mögliche umzusetzen. Im Gegenteil: Wer einfach nur Best Practices aufeinanderschichtet, schaffe oft ein undurchschaubares, wartungsintensives System. „Manchmal ist es besser, Dinge bewusst wegzulassen“, so Fluchs. Gerade im industriellen Umfeld sei Reduktion oft die bessere Strategie – auch, weil jedes Update eine Herausforderung ist: „Du kannst ein Atomkraftwerk nicht neu starten, nur weil Windows Patchday hat.“ Je deterministischer ein System in diesem Bereich funktioniert, umso einfacher ist es, es zu schützen – weil es für Menschen durchschaubar bleibt. „Weniger ist hier wirklich manchmal mehr“, so Fluchs.

Stuxnet hat 2010 eine Tür aufgestoßen. Seither haben sich Cyber- und physische Angriffe weiter verzahnt, während die Verteidigung Systeme weiter verkompliziert hat. Die größte Gefahr liegt vielleicht nicht mehr im gezielten Angriff, sondern in der Intransparenz der Verteidigung.

„They Talk Tech“ erscheint jeden Mittwoch überall, wo es Podcasts gibt. Svea Eckert und Eva Wolfangel diskutieren ein Tech-Thema oder treffen inspirierende Frauen aus und rund um die Tech-Welt.


(mond)



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Exoskelette als Alltagshilfe | heise online


Der Name „Exoskelett“ stammt aus dem Griechischen und setzt sich aus den Begriffen „exo“ (außen) und „skelettos“ (Gerüst, Skelett) zusammen. Er beschreibt eine äußere Struktur, die den Körper unterstützt oder schützt, ähnlich dem äußeren Skelett von Insekten oder Krebstieren. Wie der Informationsdienst Wissenschaft (IDW) berichtet, geht das Fraunhofer IWU dabei neue Wege in der Entwicklung. „Mit Formgedächtnislegierungen, Schrittmotoren und 3D-Druck-Technologien sind immer bessere Anpassungen an die Handanatomie möglich. Jede Hand variiert in Größe und Proportionen, oft sogar zwischen linker und rechter Hand einer Person. Der 3D-Druck, insbesondere das selektive Lasersintern (SLS), ermöglicht nahezu unbegrenzte geometrische Freiheit“, so das Forschungsteam. Dabei formen sich dreidimensionale Strukturen Schicht für Schicht aus Kunststoffpulver. Ein parametrisches CAD-Modell steigert die Effizienz der Fertigung erheblich. Ideale Basis zur Konstruktion ist ein digitaler 3D-Scan der Hand, der nicht nur die Geometrie, sondern auch die Beziehungen zwischen den Handelementen erfasst. So entsteht ein hochpräzises Handmodell, und Anpassungen für spätere Neuanfertigungen lassen sich einfacher umsetzen.

Jede Hand zeichnet sich durch eine einzigartige Anatomie und unterschiedliche Strukturen aus. Für die meisten Patientinnen und Patienten empfiehlt es sich, Kraft und Bewegung eines Exoskeletts individuell anzupassen. Ein hohes Gewicht des Hilfsmittels würde jedoch stark belasten. Neben einer präzisen Schalenpassform spielt daher der Antrieb eine zentrale Rolle. Alina Carabello, Doktorandin am Fraunhofer IWU und wissenschaftliche Mitarbeiterin der Technischen Universität Chemnitz, kombiniert einen bidirektionalen Schrittmotor mit Drähten aus Formgedächtnislegierungen als Aktuatoren. Dieses System nutzt nur zwei künstliche Sehnen, die der Motor gezielt steuert, um Hand und Finger zu beugen oder zu strecken. Verschiedene Positionen lassen sich halten und bei Bedarf anpassen. „Ein Nachregeln ist zum Beispiel bei einer Mineralwasserflasche aus Kunststoff erforderlich, die nachgibt, sobald der Verschluss geöffnet wird und Kohlensäure entweichen kann“, so Carabello.

Das Antriebssystem funktioniert nach einfachen Prinzipien. Der Schrittantrieb kombiniert Zahnrad, Hebel, Klinke und einen speziellen Draht. Beim Erwärmen zieht sich der Draht zusammen und bewegt den Hebel um einen festgelegten Winkel. Dadurch dreht das Zahnrad in die gewünschte Richtung, während das Seil der Beuge- oder Strecksehne auf eine Spule aufgewickelt oder abgewickelt wird. Diese Bewegung beugt oder streckt den Finger. Bei Carabellos System steuern Formgedächtnislegierungen (FGL) als Aktoren die Zahnradbewegung. Ein Mikrokontroller erwärmt den FGL-Draht gezielt mit elektrischem Strom, wodurch dieser sich verkürzt. Beim Abkühlen dehnt sich der Draht durch einen Gegenzug, etwa eine Feder oder ein weiterer FGL-Draht. Diese Mechanik lenkt die künstlichen Gliedmaßen des Exoskeletts. Insgesamt lässt sich damit eine präzise und wiederholbare Bewegung erreichen.

Die Entwicklung von Exoskeletten steht nicht nur im Forschungssektor vor technischen und praktischen Hürden. Leichtbaukomponenten wie Carbon oder Aluminium sind teuer, und präzise Antriebssysteme erfordern Fachwissen in Mechatronik. Dennoch ermöglichen es Technologien wie 3D-Druck und Open-Source-Plattformen, auch im DIY-Bereich kreative Lösungen zu entwickeln. Ein gelungenes Beispiel dafür ist die Veröffentlichung des Open-Source-Exoskeletts OpenExo von Professor Zach Lerner und seinem Team von der Northern Arizona University (NAU). Das am 25. Juni 2025 in der Zeitschrift Science Robotics veröffentlichte OpenExo-Projekt gibt auch Hobbyisten die Möglichkeit, leistungsfähige Modelle zu entwickeln. Das Projekt umfasst 3D-Druck und Design-Daten sowie Bauanleitungen und Python-Software zur Steuerung der Einzel- und Mehrgelenk-Exoskelette, einschließlich Hüft-, Knöchel- und Ellbogenkonfigurationen.


(usz)



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ICE L: Neue Zuggeneration erhält Zulassung


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It was translated with technical assistance and editorially reviewed before publication.

Die Deutsche Bahn kann ihre Fernverkehrsflotte wie geplant um eine neue Zuggeneration erweitern: Der spanische Hersteller Talgo hat am Montag die Betriebszulassung für den ICE L in Deutschland erhalten. Dies teilte die DB mit. Nach monatelangen Verzögerungen durch Lieferprobleme und verlängerten Zulassungsverfahren stehe dem Einsatz ab Mitte Dezember 2025 nun nichts mehr im Wege.

Am 17. Oktober will die DB den ersten ICE L (L = „low floor“) in Berlin der Öffentlichkeit vorstellen. Noch in diesem Jahr sollen vier Exemplare der neuen Baureihe in den regulären Fahrgastbetrieb überführt werden. Die Züge verkehren zunächst auf der innerdeutschen Strecke zwischen Berlin und Köln, bevor das Einsatzgebiet sukzessiv wachsen soll.

Das herausragendste Merkmal des ICE L ist der vollständig barrierefreie Zugang ohne Stufen oder Hublifte. Diese Lösung erleichtere nicht nur Fahrgästen mit Mobilitätseinschränkungen den Zugang, sondern verbessere auch den Komfort beim Transport sperriger Gegenstände wie Fahrräder oder große Koffer, heißt es seitens der DB.

Eine weitere Besonderheit sind die mobilfunkdurchlässigen Fensterscheiben des ICE L. Anders als bei bisherigen ICE-Generationen, die auf Repeater-Systeme angewiesen sind, können Mobilfunksignale direkt durch die Scheiben ins Wageninnere gelangen. Diese Technologie verspricht eine deutlich stabilere Internetverbindung während der Fahrt.

Bei der Gestaltung der Sitze setzte die DB auf eine ungewöhnlich breite Nutzerbeteiligung: 1600 Probanden testeten verschiedene Sitzdesigns und bewerteten Komfort und Ergonomie. Die Erkenntnisse flossen in die finale Konfiguration ein, die neben verbesserter Ergonomie auch größere Klapptische und integrierte Halterungen für mobile Endgeräte bietet.

Das neue Lichtkonzept mit tageszeitabhängiger Steuerung und die kürzeren Wagenlängen sollen für ein angenehmes Ambiente sorgen. Der neue Zug besteht aus einer neu entwickelten Mehrsystemlok, 17 Reisezugwagen mit 562 Sitzplätzen, Restaurantwagen und einem Steuerwagen. Er kann maximal 230 km/h schnell fahren.

Die ursprünglich geplante Indienststellung verzögerte sich wegen Lieferproblemen bei Talgo und aufgrund komplexer Zulassungsverfahren. Eigentlich sollte der neue Zug bereits seit Oktober 2024 im Einsatz sein.


(mki)



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Wie Sie animatronische Figuren einfach animieren


Der Bau animatronischer Figuren begleitet mich schon seit vielen Jahren. Die ersten Hobby-Projekte reichen bis in die 1990er-Jahre zurück und waren damals lebensgroße Büsten von Edward mit den Scherenhänden, RoboCop und dem Terminator. Neben den optischen und mechatronischen Herausforderungen, die so ein Projekt mit sich bringt, war die Programmierung der Bewegungsabläufe für mich immer ein großer Stolperstein, und ich habe am Ende oft die Lust verloren, nachdem die Figur rein technisch fertiggestellt war.

Natürlich aussehende Bewegungen zu erstellen, indem man Anweisungen wie „Bewege Motor A für 500 Millisekunden mit 50 Prozent Geschwindigkeit vorwärts“ in Programmcode schreibt, ist nicht intuitiv und führt am Ende meist zu roboterartigen Bewegungen.

  • Animatronik mit Keyframes animieren
  • Bewegungsabläufe am PC im Editor erstellen
  • Natürliche Bewegungen mit seriellen Servos

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Damit wollte ich mich nicht mehr abfinden und habe die Software „Animatronic WorkBench“ (AWB) in C# und C++ entwickelt, mit der man Bewegungen, Tonausgabe und andere Verhaltensweisen möglichst einfach und ohne Programmierung gestalten kann. Der Einsatz ist dabei nicht auf Figuren beschränkt; man könnte damit andere Objekte, wie zum Beispiel bewegliche Deko-Objekte, Skulpturen oder Lampen steuern, und sie ist Open Source.


Das war die Leseprobe unseres heise-Plus-Artikels „Wie Sie animatronische Figuren einfach animieren“.
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