Künstliche Intelligenz

„Schiere Masse an Systemen macht unsere Arbeit schwieriger“


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Die „riesige Komplexität“ im digitalen Gesundheitswesen ist laut Florian Fuhrmann, einem der Gematik-Geschäftsführer, ein großes Hemmnis. Anfang der 1990er Jahre gehörte Deutschland europaweit zu den ersten Ländern, die Praxis-, Krankenhaus- und Apothekenverwaltungssysteme hatten. „Da waren wir also in der Digitalisierungswende der Desktop-Zeit ganz vorne mit dabei und haben aber in dieser Zeit bis heute eine unglaubliche Legacy aufgebaut“, sagte Fuhrmann auf der Digital Health Conference des Bitkom am Dienstag in Berlin. Das könne so nicht bleiben.

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Der große Markt im Gesundheitswesen – bestehend aus mehr als 100 Praxisverwaltungssystemen (PVS), unter denen Ärzte auswählen können – ist laut Gematik „schwierig zu durchschauen, weil jeder hat natürlich gute Argumente für sein eigenes System“. Die Komplexität gebe es nicht nur aufseiten der Primärsysteme, sondern auch innerhalb der Telematikinfrastruktur. „Und diese schiere Masse an Systemen macht natürlich unsere Arbeit bei der Gematik schwieriger, weil die Geschwindigkeit, die Pace wird ja durch den definiert, der am langsamsten ist“, so Fuhrmann. Daher sei die Gematik in der Rolle als zertifizierende Stelle besonders wichtig: „Wir haben ja seit diesem Jahr auch die Konformitätsbewertung als neue Zertifizierung dazugekommen“. Ab spätestens Januar sind dann nur zertifizierte Systeme für die Abrechnung und Nutzung zugelassen.

Einigkeit herrschte darüber, dass für die nächste Digitalisierungsstufe echte Interoperabilität notwendig ist – sowohl auf syntaktischer als auch auf semantischer Ebene. „Das muss gewährleistet sein, da spielt die Gematik auch eine wichtige Rolle, über das Kompetenzzentrum für Interoperabilität im Gesundheitswesen“, so Fuhrmann. Bedenken äußerte er bezüglich des teilweise unfairen Wettbewerbs.

Es wurde außerdem die Befürchtung geäußert, dass das bestehende Oligopol unter den Anbietern von Praxisverwaltungssystemen (PVS) die Wahlfreiheit vieler Ärztinnen und Ärzte erheblich einschränkt. Zahlreiche Praxen fürchteten beim Wechsel ihres Systems den Verlust wichtiger Daten – ein Risiko, das viele faktisch an ihren derzeitigen Anbieter bindet. In diesem Zusammenhang richtete sich eine Frage an Jan Wemmel von der Compugroup Medical (CGM) – einem Unternehmen, das früher für seinen Walled Garden bekannt war. Ob CGM seinen „Dinosaurier“ nun fit für die Zukunft machen wolle, wurde gefragt. Wemmel, der bei Arvato die Telematikinfrastruktur mit aufgebaut hat, entgegnete darauf, CGM sei keineswegs ein Dinosaurier. Dabei verwies er auf CGMs „höchst modernen“ Angebote in Krankenhäusern, Apotheken und im Praxisbereich.

An Florian Fuhrmann von der Gematik gewandt, sagte er, dass Wettbewerb gut sei. Für die verschiedenen Bedürfnisse brauche es verschiedene Lösungen. Bezüglich Interoperabilität und Datenaustausch betonte Wemmel, dass es bei der Umsetzung technische und sicherheitsbedingte Herausforderungen gebe.

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Fuhrmann beteuerte daraufhin, er sei „absolut für Wettbewerb“, aber „für einen gesunden und sinnvollen Wettbewerb“, der sich nicht durch Protektionismus auszeichne, sondern „durch Dynamiken und Innovationen und auch gutes Preisniveau und auch Wechselmöglichkeiten“. Er sprach sich für einen gesunden Markt aus, „der dem volkswirtschaftlichen Idealen entspricht und das tut er aktuell nicht“. Dieser sei durch eine Fülle an Anbietern möglich geworden, „weil es für jeden irgendwo eine Nische gibt, in der er dann doch wiederum ein ökonomisches Modell finden kann“, erklärte Fuhrmann. Er würde auch 1000 Praxisverwaltungssysteme in Ordnung finden – auch wenn das ineffizient sei – aber es müsse ein „gesunder Wettbewerb“ stattfinden. Mit der Konformitätsbewerbung wolle die Gematik dies verbessern.

Bettina Goerner von dem cloud-basierten Praxisverwaltungssystemanbieter „Eterno“ lobte die überarbeitete IT-Sicherheitsrichtlinie der Kassenärztlichen Bundesvereinigung. Das sei wichtig, um ein „Bewusstsein für Penetrationstests, Business Continuity und all diese Buzzwords“ von IT-Sicherheitsexperten. Aus ihrer Sicht bestehe dringend Nachholbedarf bei den Praxen in Sachen Cybersicherheit.

Volker Dentel von der Kv.digital, einer Tochtergesellschaft der Kassenärztlichen Bundesvereinigung, gab Einblicke in die Realität. Demnach verläuft der Austausch zwischen Kliniken und Arztpraxen immer noch schwierig oder gar nicht. Wenn etwas mit der Telematikinfrastruktur nicht funktioniere, würden die Ärzte beispielsweise wieder auf Fax umstellen. Dabei verwies er auch auf Österreichwo das Faxgerät im Gesundheitswesen verboten wurde. Sobald die Technik jedoch funktioniere, werde sie in den Praxen auch angenommen. Es müsse einfach „fluffig“ laufen, so Dentel. Als „Gamechanger“ nannte er den TI-Messenger TIM.


(mack)



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