Künstliche Intelligenz
Schülertablets in Niedersachsen: Mehr als nur Leihgeräte geplant
Die SPD war in Niedersachsen mit dem Wahlversprechen angetreten, Schülerinnen und Schüler mit kostenlosen Leihtablets auszustatten. Bisher müssen Erziehungsberechtigte für Tablets aufkommen, die oft verpflichtend in der Sekundarstufe I eingeführt werden. Das Wahlversprechen von 2022 soll nun endlich in die Tat umgesetzt werden und wurde in dieser Woche im niedersächsischen Landtag durch einen Antrag der Regierungsfraktionen vorangebracht.
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Die Opposition kritisiert vor allem, dass das Finanzierungsproblem, das bisher die Umsetzung verhinderte, auch jetzt nicht nachhaltig gelöst wird und Schulen mehr Wahlfreiheit erhalten sollten – unter anderem, um statt Tablets auch Notebooks anschaffen zu können. Die Regierung will mit den Leihtablets einen Digitalisierungsschub auslösen, der tiefer wirken soll.
Ungleiche Rahmenbedingungen = ungleiche Chancen
Dem Antrag von SPD und Grünen zufolge gehört der Umgang mit digitalen Medien längst zur Lebenswelt junger Menschen. Digitale Bildung sei daher unerlässlich, um Heranwachsende zu einem „kompetenten Einsatz digitaler Medien und einem kritisch-reflektierten Umgang mit den dort präsentierten Inhalten“ zu befähigen. Hierfür brauche es „verlässliche Rahmenbedingungen und gleiche Chancen“. Leihtablets sollen demnach für eine gleichberechtigte Bildungsteilhabe sorgen und zugleich Schule an sich modernisieren. Konkret fordert der Antrag, dass niedersächsische Schülerinnen und Schüler ab Klasse 7 erstmals ab dem Schuljahr 2026/2027 kostenfrei mit Tablets ausgestattet werden, und sowohl berufsbildende Schulen als auch Lehrkräfte ebenfalls eine solche Ausstattung erhalten. Damit Lehrkräfte überhaupt digitale Bildung und Medienkompetenz adäquat vermitteln können, sollen zudem umfassende Fortbildungsangebote entwickelt werden.
Die flächendeckende Bereitstellung von Leihtablets soll laut dem Antrag aber auch ein weiteres Problem mildern: die unterschiedliche digitale Ausstattung der Schulen in Niedersachsen und auch die Nutzung von digitalen Lern- und Lehrmitteln. Wie der Antrag darlegt, sei diese „sehr unterschiedlich“. Manche Schulen verfügten bereits über erprobte digitale Konzepte und flächendeckendes WLAN und Tablet-Klassen, während andere Schulen noch überwiegend analog arbeiten würden. Ziel sei es daher, „gleiche Ausgangsbedingungen zu schaffen“. Aus Überzeugung analog arbeitende Schulen werden dadurch – auch wenn der Antrag erklärt, dass jede Schule ihr eigenes Tempo gehen dürfe – zur Jagd des Digitalen getragen.
Dass über die Leihtablets der gesamte Digitalisierungsfortschritt niedersächsischer Schulen angekurbelt werden soll, kann aber auch insofern überraschen, als eigentlich schon der Digitalpakt Schule hierfür gesorgt haben sollte, der nun mit dem Digitalpakt 2.0 seine Fortsetzung findet. Dass hier weiterhin ein großer Bedarf besteht, erklärte Niedersachsens Kultusministerin Julia Willie Hamburg (Grüne) allerdings auch anlässlich der endgültigen Einigung von Bund und Ländern auf den Digitalpakt 2.0. parallel zur Landtagsdebatte: „Ich freue mich, dass nach langen und intensiven Verhandlungen endlich der Digitalpakt 2.0 abgeschlossen werden kann. Damit sorgen wir für einen weiteren Ausbau der digitalen Bildungsinfrastruktur und kommen dabei voran, digitale Instrumente dafür zu nutzen, dass Schülerinnen und Schüler bestmöglich lernen können. […] Nur wenn wir Schulen fit für das digitale Zeitalter machen, können sie unsere Schülerinnen und Schüler gut auf die digitale Welt von morgen vorbereiten. Dafür ist es zentral, die Schulträger beim WLAN-Ausbau, der Netzwerkinfrastruktur und der Ausstattung der Klassenräume weiter zu unterstützen.“
Tablets vs. Laptops, Tabletanschaffung vs. freies Budget
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Ein Streitthema im Plenum war die Konzentration des Antrags auf Tablets. Für die Schulen werden diese zwar weiterhin primär vorgesehen, sie könnten sich laut der SPD-Abgeordneten Kirsikka Lansmann aber auch für Laptops entscheiden: „Wir schreiben den Schulen nichts vor, sondern geben ihnen die Freiheit, pädagogisch sinnvolle Entscheidungen zu treffen.“ Der AfD-Abgeordnete Harm Rykena lobte das. Er kommentierte: „Mit Tablets kann man wirklich schlecht arbeiten. Diese Geräte verführen zu einem reinen Medienkonsum“.
Oppositionsführer Sebastian Lechner (CDU) kritisierte, dass die geplanten Ausgaben eine „Riesenhypothek“ für Niedersachsen seien. Bis 2031 sind rund 800 Millionen Euro für das Leihtablet-Programm vorgesehen. Die CDU sprach sich hingegen dafür aus, nur die Hälfte des Geldes als Digitalbudget zur freien Verfügung an die Schulen zu geben und das übrige Geld für die Stärkung der Schulsozialarbeit einzusetzen.
Zuschüsse und neues Dauerbudget in Bayern
In Bayern hält man derweil an Zuschüssen für mobile Endgeräte als „freiwillige Leistung des Staates“ fest, um Eltern bei den Kosten zu entlasten. Für Grund- und Förderschulen sollen auch weiterhin Leihgeräte angeschafft werden und Schulen Leihgeräte-Pools unterhalten können. Das erklärten Finanzminister Albert Füracker (CSU) und Kultusministerin Anna Stolz (Freie Wähler). In den kommenden beiden Jahren könnten 296 Millionen Euro für die Digitalisierung der Schulen abgerufen werden – für die digitale Infrastruktur, die Gerätebeschaffung und die Wartung. Kosten für Lehrkräfte-Geräte würden vollständig vom Land getragen. Außerdem soll ab 2027 ein dauerhaft eingerichteter Vier-Säulen-Zuschuss dafür sorgen, dass längerfristig planbar in die digitale Infrastruktur der bayrischen Schulen investiert werden kann. Pro Jahr sollen rund 207 Millionen Euro im Landeshaushalt für diesen Zuschuss vorgesehen werden. Mittel aus dem Digitalpakt 2.0 des Bundes sollen ihn ergänzen.
(kbe)
Künstliche Intelligenz
Missing Link: Vor 50 Jahren eröffnet der erste Byte Shop
Es ist eine der schönsten Anekdoten aus dem Silicon Valley: Wie Steve Wozniak und Steve Jobs auf einem Treffen des Homebrew Computer Clubs ihren Apple I zeigen. Und am nächsten Tag der Byte Shop gleich fünfzig Stück bestellt.
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1975 ist das Jahr des Mikrocomputers. Er ist kleiner als die Minicomputer und mit einem Mikroprozessor ausgestattet. Vorreiter ist der legendäre Altair 8800. Um ihn entstehen Clubs, Hobby-Entwicklungen und kleine Unternehmen. Zum ersten Mal kann jeder nicht nur einen Computer kaufen – jeder kann auch einen Computer bauen oder Zubehör entwickeln und daraus ein Gewerbe machen.
Junge Fachgeschäfte werden dafür in den siebziger Jahren ein wichtiger Multiplikator. Sie sind ein Treffpunkt für die wachsende Community. Man schwatzt, man tauscht sich aus, man entdeckt neue Bücher und Zeitschriften. Vor allem sind sie der Ort, an dem man die neuen Computer sehen und ausprobieren kann.
Den ersten Laden für Heimcomputer eröffnet Dick Heiser am 15. Juli 1975 in Los Angeles. Die bekannteste Kette wird Computerland mit 800 Filialen. Doch besonders in Erinnerung ist der Byte Shop, der Apple durch den ersten Auftrag auf die Beine hilft.

Was fehlt: In der rapiden Technikwelt häufig die Zeit, die vielen News und Hintergründe neu zu sortieren. Am Wochenende wollen wir sie uns nehmen, die Seitenwege abseits des Aktuellen verfolgen, andere Blickwinkel probieren und Zwischentöne hörbar machen.
Ursprünge als Handelsvertreter
Gründer des Byte Shop sind Paul Terrell und Boyd Wilson. Sie starten 1975 in Mountain View eine Handelsvertretung, eine Sales Representative Company, die sie wenig einfallsreich Repco nennen. Sie vermitteln vor allem Messgeräte wie Multimeter entlang der Ostküste: Kalifornien, Idaho, Oregon und Washington. Kunden sind Universitäten sowie Unternehmen rund um Luft- und Raumfahrt.
Einer von ihnen stellt Terrell den Altair 8800 vor. Terrell fängt sofort Feuer, auch wegen des günstigen Preises von nur 400 Dollar als Bausatz. Er ruft beim Hersteller an, Ed Roberts von MITS, und stellt sich als möglichen Vertrieb vor. Den kann MITS dringend gebrauchen: Bisher wird der Altair nur gegen Bestellung mit der Post verschickt – und man ist damit sehr im Rückstand.
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Terrell und Wilson reisen nach Albuquerque zu MITS (wo sie auf Bill Gates und Paul Allen treffen). Sie präsentieren ihr eigenes Portfolio und schließen mit Roberts einen Vertriebsvertrag für den Altair-Rechner ab. Für die Vermittlung von MITS-Produkten, also dem Altair und Zubehör, erhalten sie fünf Prozent Provision.

Paul Terrell in seinem Byte Shop.
(Bild: Paul Terrell/privat)
Der Byte Shop entsteht
Auf einem Vertreter-Treffen im Sommer 1975 bittet Roberts, nach potenziellen Partnern zu suchen, die ein Ladengeschäft eröffnen würden. Es soll neben dem Vertrieb auch Beratung und Reparatur anbieten: Viele Käufer kommen mit dem Bausatz nicht zurecht. Als sie erfahren, dass Dick Heiser mit seinem bereits bestehendem Geschäft 25 Prozent Provision erhält, fassen Terrell und Wilson den Entschluss, selbst einen Laden zu eröffnen – zumal die Vertreter-Provision noch dazu kommt.
Eine Weile dauert die Suche nach einer geeigneten Fläche. Im Silicon Valley soll es sein, natürlich, die passende Größe und vor allem eine gute Lage haben. Die findet man mit der El Camino Real, einer Straße, die von San Jose nach San Francisco führt, parallel zum Highway. Genauer: 1063 West El Camino Real, Mountain View, Kalifornien. Heute findet sich an der Adresse ein Druck- und Kopierladen.
Das Geschäft eröffnet am 8. Dezember 1975 – Paul Terrells Geburtstag. Er kümmert sich eher um den Laden, aus dem bald viele Läden werden, während Boyd die Handelsvertretung leitet. Der Name Byte Shop ist der Zeitschrift Byte entlehnt. Sie erscheint erstmals im September 1975. Terrell entdeckt sie auf dem Flughafen – und spekuliert darauf, dass die Kunden nun denken würden, sein Laden würde das Magazin herausgeben.
Die Idee, ein Computergeschäft zu eröffnen, haben natürlich noch andere. Der Byte Shop macht das Beste daraus und bietet die Marke als Franchise an. Gegen fünf Prozent Umsatzbeteiligung können Interessenten einen eigenen Byte Shop betreiben. Geschäft Nummer 2 öffnet in Santa Clara, Nummer 3 in Campbell, Nummer 4 in Palo Alto … und so weiter. Für die Byte Shops sind Communitys wie der Homebrew Computer Club Inspiration – und Quelle für neue Kunden. So erwartet Terrell von seinen Shop-Managern, dass sie an den Treffen teilnehmen.
MITS verlangt, dass die belieferten Händler den Altair exklusiv anbieten – also keine anderen Computer verkaufen. Terrell findet die Regel sinnlos und kümmert sich nicht darum. Zumal er vom Altair-Klon IMSAI 8080 doppelt so viele Rechner verkauft. Auf der ersten Heimcomputer-Messe, der World Altair Computer Convention, zu der MITS Ende März 1976 nach Albuquerque einlädt, setzt ihm der Hersteller die Pistole auf die Brust: Entweder er hält sich an die Exklusiv-Klausel oder er wird nicht mehr beliefert. Terrell lehnt ab und es kommt zum Bruch.
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YouTube sperrt zwei populäre Kanäle wegen KI-generierter Fake-Trailer
YouTube hat zwei populäre Kanäle dauerhaft gesperrt, die mit KI-generierten Fake-Trailern für noch nicht erschienene Filme Millionen Zuschauer angelockt hatten. Wie Deadline berichtet, traf es die Kanäle Screen Culture aus Indien und KH Studio aus Georgien. Zusammen hatten sie über zwei Millionen Abonnenten und mehr als eine Milliarde Views generiert.
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Die Sperrung erfolgte wegen Verstößen gegen YouTubes Spam- und irreführende Metadata-Richtlinien. Die Kanäle hatten KI-generierte Trailer als echte Vorschauen ausgegeben, ohne diese ausreichend zu kennzeichnen. Zwar fügten die Betreiber zeitweise Hinweise wie „fan trailer“, „parody“ oder „concept trailer“ hinzu, entfernten diese aber laut Berichten später wieder, sobald die Videos Reichweite erzielt hatten.
Systematische Ausnutzung des YouTube-Algorithmus
Die Betreiber sollen dabei systematisch vorgegangen sein. Nikhil P. Chaudhari, Gründer von Screen Culture, beschäftigte ein Team von etwa zwölf Mitarbeitern. Sie kombinierten Ausschnitte aus offiziellen Trailern mit KI-generierten Bildern und nutzten den YouTube-Algorithmus gezielt aus. Für den Film „The Fantastic Four: First Steps“ lud Screen Culture beispielsweise 23 verschiedene Versionen eines Trailers hoch, von denen einige in den Suchergebnissen höher ausgespielt wurden als der offizielle Trailer. Ähnlich verfuhren die Kanäle bei der Harry-Potter-Serie von HBO oder „Wednesday“ von Netflix.
Besonders häufig nutzten die Kanäle Disney-Produktionen für ihre Fake-Trailer. Disney hatte erst kürzlich in einem Brief an Google massive Copyright-Verletzungen durch KI-Training und entsprechende Dienste vorgeworfen – explizit erwähnte der Konzern dabei auch YouTube. Parallel dazu hat Disney allerdings einen Lizenzdeal mit OpenAI geschlossen, der es der Video-KI Sora erlaubt, über 200 Disney-, Marvel- und Star-Wars-Charaktere einzusetzen. Ein anderer Ansatz: Warner Bros. Discovery und Sony forderten laut Deadline, dass die Werbeeinnahmen von KI-Videos mit ihren Inhalten direkt an sie fließen sollen.
Frühere Maßnahmen blieben erfolglos
Die beiden Kanäle waren YouTube bereits früher im Jahr 2025 aufgefallen. Laut Deadline hatte die Plattform damals den Kanälen die Möglichkeit genommen, Werbeeinnahmen zu kassieren. Nachdem Screen Culture und KH Studio daraufhin Kennzeichnungen wie „fan-made content“ hinzugefügt hatten, wurden sie wieder monetarisiert. Als sie die Labels später entfernten und zum alten Verhalten zurückkehrten, reagierte YouTube mit der permanenten Sperrung.
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Weiterhin existieren andere Kanäle mit KI-Trailern, die fünf- bis sechsstellige Abonnentenzahlen aufweisen. Einige schützen sich durch deutliche Hinweise wie „fan-made content“. Ob diese Kennzeichnungen ausreichen, um Sperrungen zu vermeiden, bleibt abzuwarten.
YouTube selbst hat keine detaillierte Stellungnahme veröffentlicht, bestätigte gegenüber Deadline aber, dass die Rückkehr zu irreführenden Titeln und Beschreibungen gegen die Plattform-Richtlinien verstoße. Seit Juli 2025 geht YouTube verstärkt gegen solche Inhalte vor – massenproduzierte, repetitive oder KI-generierte Videos ohne erkennbaren Mehrwert können von der Monetarisierung ausgeschlossen werden.
KI-Fakes werden zum wachsenden Problem
Die Sperrung reiht sich in eine Serie von Vorfällen ein, bei denen KI-generierte Inhalte für Verwirrung oder Kritik sorgten. McDonalds Niederlande entfernte kürzlich einen KI-generierten Weihnachtswerbespot nach massiver Kritik. Ein KI-Video über einen angeblichen Staatsstreich in Frankreich erreichte Millionen Views auf Facebook, bevor es als Fake entlarvt wurde – selbst andere Staatschefs fielen darauf herein.
Welche KI-Tools Screen Culture und KH Studio konkret einsetzen, ist nicht bekannt. Infrage kommen Systeme wie Google Veo, OpenAI Sora 2 oder Kling AI, die Videos mit Ton erzeugen können. Ein Vergleichstest von heise online zeigte, dass insbesondere Sora 2 und Veo 3.1 visuell überzeugende Ergebnisse liefern, auch wenn sie noch mit Logikfehlern kämpfen.
(mki)
Künstliche Intelligenz
FreeBSD-Abkömmling MidnightBSD 4.0: Veraltet bei Release
Die Entwickler rund um Lucas Holt haben MidnightBSD 4.0 freigegeben. MidnightBSD ist ein ursprünglich von FreeBSD 6.1 abgeleitetes BSD, das auf den Einsatz als Desktop-System fokussiert ist. Anfangs sahen die Entwickler einen auf GNUstep, Window Maker und GWorkspace basierenden grafischen Desktop vor, der MidnightBSD damals recht speziell und optisch schick erscheinen ließ. Seit 2021 sind sie auf den verbreiteten Xfce-Desktop umgestiegen.
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(Alte) Neuigkeiten in MidnightBSD 4.0
Der Kernel unterstützt jetzt die W^X-Memory-Mapping-Policy für Benutzerprozesse. Diese Richtlinie ist standardmäßig nicht aktiviert, kann aber durch Setzen der sysctl-Variablen kern.elf32.allow_wx und kern.elf64.allow_wx eingeschaltet werden. Einzelne Programme können von dieser Richtlinie ausgenommen werden, indem sie mit elfctl(1) über die Funktion wxneeded entsprechend gekennzeichnet werden.
Die Funktion des Automount-Daemon amd(8) übernimmt nun autofs(5). NFS-Client und -Server unterstützen jetzt NFSv4.2, Extended Attributes sowie NFS über TLS, wobei für TLS zusätzliche Userland-Daemons mit einer KTLS-fähigen OpenSSL neu gebaut werden müssen. Außerdem erlaubt der NFS-Server bei -maproot und -mapall nun mehr als 16 Gruppen, und mit nfsv4_server_only=YES kann ein reiner NFSv4-Server ohne rpcbind(8) betrieben werden. Für einige moderne Intel-Netzwerkkarten sind Treiber hinzugekommen.
Durch mports(8) nicht kompatibel zu FreeBSD
Die Entwickler von MidnightBSD verwenden eigene Repositories und einen dazugehörigen Paket- und Port-Manager namens mport(8). Er wurde auf Version 2.7.3 aktualisiert und bietet nun besseres Fehler-Handling, schönere Terminalfarben und neue Prüf-/Reparaturfunktionen (mport verify).
Das native FreeBSD nutzt pkg(8) als binären Paketmanager, der vorgebaute Pakete aus offiziellen Repositories installiert, aktualisiert und entfernt. Die Ports-Sammlung erlaubt es dagegen, eben diese Software aus Quellcode mit eigenen Optionen zu bauen, wobei pkg(8) die daraus erzeugten Pakete anschließend wie gewohnt verwalten kann. Mit Poudriere lässt sich das unter nativem FreeBSD leicht automatisieren, während MidnightBSD auch hier mit Ravenports einen anderen und in der Praxis leider steinigen Weg beschreitet.
Die GPL-Versionen von grep(1) und des Device Tree Compiler dtc(1) wurden durch BSD-lizenzierte Varianten ersetzt und können so ohne Lizenzbestätigung automatisch installiert werden. Das historische Werkzeug ctm(1) (CVS-through-Mail), mit dem in Urzeiten Quellcode-Updates von BSD-Systemen per E-Mail-Diffs verteilt und eingespielt wurden, ist aus dem Basissystem in die mports verschoben worden.
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MidnightBSD hinkt der FreeBSD-Entwicklung leider massiv hinterher
Spätestens bei der Ankündigung, dass ZFS von der nativen (in FreeBSD 12 verwendeten) auf die OpenZFS-Variante umgestellt wurde, wird klar, wie weit MidnightBSD der aktuellen Entwicklung hinterherhinkt:
zfs version
zfs-2.1.15-FreeBSD
zfs-kmod-2.1.15-FreeBSD
Auch die Midnight-Implementation von Intel Speed Shift wurde in Windows und Linux bereits vor einer Dekade implementiert, FreeBSD selbst nutzt es seit November 2018 (FreeBSD 12). Insgesamt befindet sich MidnightBSD 4.0 damit irgendwo auf dem Stand von FreeBSD 13.5, das im April nächsten Jahres EoL sein wird. Die Installation ist in der Praxis problematisch, und auch die eigene mport(8)-Paketverwaltung zusammen mit Ravenports läuft nicht immer rund:
mport upgrade
Segmentation fault
Mit GhostBSD und NomadBSD gibt es zwei aktuelle Live-Systeme auf Basis von FreeBSD, die sich auch leicht fest installieren lassen. In Kürze werden beide auf FreeBSD 15 aktualisiert. MidnightBSD 4.0 ist darüber hinaus kein Live-System, das man vor der Installation ausprobieren kann, sondern ein Installer für ein BSD mit grafischem Desktop. Das kann ein natives FreeBSD mit dem Paket desktop-installer(1) ebenfalls – und sogar zuverlässiger und flexibler.
Ausblick
Im Dezember 2005 begann Lucas Holt mit der Entwicklung der wohl ältesten FreeBSD-Distributionen, die er nach seiner Katze Midnight benannte. Zwanzig Jahre später wirkt MidnightBSD leider ein wenig wie gefangen im Dornröschenschlaf. Schade, denn es stecken offensichtlich viel Arbeit und einige gute Ideen in dem System. MidnightBSD 4.0 ist ab sofort kostenlos auf der Projektseite verfügbar.
(fo)
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