UX/UI & Webdesign
Stadt Hamm präsentiert sich mit neuem Logo
Die Stadt Hamm hat seit kurzem ein neues Logo. Im Rahmen eines Festakts – Hamm feiert dieses Jahr 50-jähriges Bestehen als Großstadt und 800-jähriges Bestehen als Stadt – wurde das Logo und das damit verbundene visuelle Erscheinungsbild erstmals der Öffentlichkeit vorgestellt.
Hamm, im westfälischen Ruhrgebiet gelegen, ist mit knapp 180.000 Einwohnern ein bedeutender Standort für Wirtschaft, Bildung und Kultur in Nordrhein-Westfalen. Gegründet wurde Hamm im Jahr 1226 von Graf Adolf von der Mark. Hamms (inoffizielles) Wahrzeichen ist der 35 Meter hohe Glaselefant im Maximilianpark. Das ehemalige Gebäude der Zeche Maximilian wurde 1984 im Rahmen der Landesgartenschau zu einer begehbaren Plastik umfunktioniert.
Vor dem Hintergrund der beiden in diesem Jahr begangenen Jubiläen wurde das visuelle Erscheinungsbild der Stadt angepasst. Im Kurhaus der Stadt wurde das neue Logo Mitte letzter Woche öffentlich vorgestellt.
Auszug der Pressemeldung
Zum doppelten Jubiläum (50 Jahre Großstadt, 800 Jahre Stadtgründung) war es an der Zeit, der Stadtverwaltung ein neues, moderneres Erscheinungsbild zu geben. Das Referat Presse- und Öffentlichkeitsarbeit hatte bereits im vergangenen Jahr mit einem Interessenbekundungsverfahren die Weichen hierfür gestellt. In den letzten Monaten wurde in intensiver Zusammenarbeit mit der Agentur „greenbox“ aus Bremen das neue Corporate Design erarbeitet und die Umsetzung ist vorbereitet. Seit dem 19. November präsentiert sich die Stadt in vielen Bereichen im neuen Erscheinungsbild: Ob auf hamm.de, den Social Media-Auftritten oder mit neu erstellten Druckprodukten.
Das bisherige Logo mit eingebundenen Claim „elefantastisch“ wurde im Jahr 2009 anlässlich des Landesfests „Nordrhein-Westfalen-Tag“ eingeführt, welches damals im Hamm statt fand. Wie das alte Logo nimmt auch das neue Logo Bezug auf das inoffizielle Wahrzeichen von Hamm, den Glaselefanten im Maximilianpark. Im neuen Logo sind die Großbuchstaben „HA“ und „MM“ zweizeilig gesetzt. „HA“ ist dunkelblau, das darunter platzierte mit der oberen Zeile bündig abschließende Buchstabenpaar hellgrün gehalten. Rechtsseitig vom A platziert ist ein hellgrünes, mit weißem Punkt versehener Apostroph, welcher einen Elefantenkopf andeutet.
Stadtsprecher Detlef Burrichter erklärt gegenüber der Lokalpresse, die verantwortliche Agentur habe „nicht nur das beste, sondern auch das kostengünstigste Angebot abgegeben“. Die Rede ist von einem niedrigen fünfstelligen Betrag. Agenturen aus Hamm hätten an dem Pitch nicht teilgenommen.
Oberbürgermeister Marc Herter bezeichnet das Logo als frisch, kompakt und dynamisch. „Der erste Entwurf saß schon, wir waren ganz fasziniert davon, dass man einfach nur die vier Buchstaben und den Elefanten zusammen gebracht hat. Das zeichnet aber eine gute Agentur aus, dass sie mit dem arbeiten kann, was in der Stadt vorhanden ist und nicht irgendeinen Schischi drumherum machen muss. Das liegt uns hier in Westfalen auch nicht wirklich“, so Herter gegenüber Radio Lippewelle.
Im Webauftritt unter hamm.de sowie in den von der Stadt genutzten digitalen Kanälen wurde das neue Logo bereits implementiert. Bis das alte Logo vollständig aus der Öffentlichkeit verschwindet, werde es jedoch noch eine Weile dauern. Aus Gründen der Nachhaltigkeit und Sparsamkeit würden vorrätige Druckprodukte so lange im alten Design weiter verwendet werden, bis die Bestände aufgebraucht sind. Erst danach sollen entsprechende Medien im neuen Corporate Design produziert werden.
Kommentar
Zwei Logotrends in einem Zeichen: Mehrzeiligkeit und Apostroph respektive Anführungszeichen. Der Verlag De Gruyter Brill nutzt seit letztem Jahr ein Logo, das auf Anführungszeichen basiert (dt berichtete). Beim Kanton Fribourg dient ein solches Interpunktionszeichen seit 15 Jahren als zentrales Element im Corporate Design.
Auch bis Hamm, beziehungsweise bis nach Bremen, scheint sich herumgesprochen zu haben, dass mehrzeilige Wortmarken und Typologos aufgrund der kompakten Bauart vorteilhaft und praktisch sind. Ob einem diese Art der Konstruktion in ästhetischer Hinsicht zusagt, steht auf einem ganz anderen Blatt. Zumal in diesem Fall aus dem Zeilenumbruch zwei Buchstabenpaare resultieren, die offenkundig keinen direkten Bezug zur Stadt Hamm haben.
Denn nicht etwa „HA“ ist das Kfz-Kennzeichen von Hamm, sondern „HAM“ („HA“ steht in diesem Zusammenhang für „Hagen“). Sprachlich (Silben) oder sprachlich-historisch lässt sich in diesem Fall rein gar nichts ableiten – im Gegensatz etwa zu „Inns’ bruck“. Die Bedeutung des seitlich platzierten kombinierten Apostroph-Elefantenkopf-Zeichens erschließt sich zudem nur jenen Menschen, denen das Glaselefanten-Gebäude im Maximilianpark bekannt ist. Was nicht tragisch ist.
Ein Piktogramm muss erklären und eine Sache oder eine Funktion beschreiben. Ein Logo hingegen muss rein gar nichts erklären. Ein Logo dient vorrangig dazu, Identität zu stiften. Und das leistet das neue Stadtlogo von Hamm. Die blau-grüne Wortbildmarke stellt einen, wenn auch nicht offensichtlichen, so aber doch nachvollziehbaren Bezug zur Stadt Hamm her. Dabei ist die Wortbildmarke prägnant, merkfähig, praktikabel und vergleichsweise eigenständig. Ein interessantes, im Kontext städtischer Kommunikation unkonventionelles, modernes Zeichen.
Während das Corporate Design insgesamt konventioneller Natur und Machart ist. Die auf Instagram von der Stadtverwaltung gezeigten Anwendungsbeispiele machen einen soliden Eindruck, hinterlassen jedoch keinen bleibenden. Dafür ist die gewählte Farbgebung, die Typographie und der Gestaltungsraster samt schräg gestellten Störern nicht eigenständig genug. Bei einem „niedrigen fünfstelligen Betrag“ sollte man dies vielleicht auch nicht erwarten. Viel Bass macht noch keine Melodie, und ein großes Budget bedeutet nicht automatisch eine überzeugende visuelle Identität. Im Vergleich zum bisherigen CD und dem viel zu umständlichen, kleinteiligen und auch in formal-ästhetischer Hinsicht überholten Logo ist das neue Design eine spürbare Verbesserung.
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