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Steam Frame vs. Valve Index: Verbesserungen zum Vorgänger im Vergleich
Nach über sechs Jahren stellte Valve diese Woche einen Nachfolger für die Valve Index vor. Mit dem Steam Frame steht die nächste Generation der Steam-VR-Brillen in den Startlöchern und kommt mit viel neuer Technik. Doch auf welche Verbesserungen können sich Nutzer der Index freuen? Ein Vergleich zum Wochenende.
Um das Fazit vorwegzunehmen: Ja, das Steam Frame sieht kurz nach Vorstellung wie ein gelungener Nachfolger der Valve Index aus. Leichter, einfacher, hochauflösender und günstiger geht das Unternehmen den Nachfolger an, für viele könnte das Frame deshalb ein unkompliziertes Upgrade darstellen. Nachteile gibt es vorerst nur wenige, Tests abzuwarten bleibt wie üblich dennoch die Kür. Doch der Reihe nach.
PC-VR bleibt Fokus
Das Steam Frame wird erst im kommenden Jahr erscheinen, bis dahin können beide Modelle nur mit den Spezifikationen von Valve und den Ersteindrücken von ausgewählten Medien durch kuratierte Hands-on-Erfahrungen verglichen werden. Aus dem Bild der vergangenen Tage lässt sich aber bereits herausfiltern, dass das Unternehmen sich treu bleibt: Die neue Brille bleibt zuvorderst ein VR-Headset für den PC.
Auf farbige Außenkameras und Tiefensensoren verzichtet Valve, dafür wird das Gewicht drastisch reduziert. Die neue Brille wiegt nur noch 440 Gramm und ist damit eine der leichtesten Standalone-Brillen für PC-VR. Auch eine kabelgebundene PlayStation VR 2 (Test) von Sony ist schwerer, wie ein Vergleich zeigt. Das neue Design wirkt weniger klobig und geht in die moderne Richtung einer (Ski-)Brille, wie etwa bei Apple, Samsung und Bigscreen Beyond.
Dennoch geht Valve mit dem Steam Frame andere Wege als die Konkurrenz. Während Meta, Apple und Samsung ihre Headsets eher in Richtung Extended Reality (XR) ausbauen und VR-Inhalte mit der realen Welt vermischen, konzentriert sich Valve darauf, die Erfahrung für Virtual Reality auf dem PC zu optimieren. Das wird auch in den weiteren Abschnitten deutlich, denn die neue Brille ist komplett kabellos und benötigt keine Basistationen mehr, soll aber dennoch latenzfreies Gaming ermöglichen.
Neue Displays und Pancake-Linsen
Sichtbar wird der Unterschied nicht nur von außen, sondern auch innen: Die kleinen Displays im Inneren werden nun nicht mehr durch Fresnel-Linsen, sondern durch Pancake-Linsen betrachtet. Auch dadurch konnte Valve das Headset kompakter und leichter machen. Zugleich sollen sie laut dem Unternehmen auch der Grund sein, warum keine OLED-Displays verbaut wurden, denn Pancake schluckt mehr Licht, benötigt also hellere Panels, die teurer sind.
Wieder LCD mit bis zu 144 Hz
Beim Display setzt das Frame daher weiterhin auf ein LC-Display mit bis zu 120 Hz, wobei 144 Hz „experimentell“ möglich sein sollen. Informationen zum Kontrast gibt es nicht. Ebenso lässt sich keine Bestätigung zu einem Mini-LED-Panel finden, damit sind Local Dimming und tieferes Schwarz unwahrscheinlich. Dafür hat Valve die Auflösung deutlich erhöht.
Sie gleicht nun eher dem, was Meta bei der Quest 3 (Test) (ohne s) verbaut, wobei zur Pixeldichte noch keine genaue Aussage getroffen werden kann, denn das Unternehmen hält sich bei Angaben zum Sichtfeld bedeckt. Von 110 Grad ist die Rede, ob horizontal, vertikal oder diagonal ist aber unklar, was eine kleine Vergrößerung darstellen könnte. Eine große offene Frage bleibt auch noch, ob es für Brillenträger Linsen-Einsätze gibt, um die Sehstärke anzupassen. Solche Einsätze sind heutzutage üblich und auch die Index hat dies unterstützt.
Keine Kabel, keine Basistation
Gänzlich neu sind diverse Sensoren, die einen Betrieb ohne Basisstationen ermöglichen: Dank vier Kameras und einem IR-Sensor weiß die Brille, wo Controller und theoretisch auch Hände sind, und kann Bewegungen des Nutzers nachvollziehen. Im Inneren wurden zwei Kameras verbaut, die jede Bewegung der Augen 80 mal in der Sekunde registrieren. Das nutzt Valve um Foveated Rendering und Streaming zu ermöglichen. Das eine kann die FPS erhöhen, das andere soll die Übertragungsqualität verbessern.
Steam-Brille jetzt mit Innenleben
Dass Valve das Steam Frame als PC-VR-Brille erdacht hat, zeigt sich auch beim Innenleben. Zwar verbaut das Unternehmen erstmals einen SoC und Akku, wodurch das Frame auch selbstständig genutzt werden kann, doch geht Valve hier andere Wege als die Konkurrenz. Während Qualcomms speziell für VR-Headsets gestaltete Snapdragon-XR-Serie bei Meta und Samsung für XR-Anwendungen auf Leistung verzichtet, nutzt Valve einen Flaggschiff-Smartphone-SoC aus dem letzten Jahr. Ein ähnlicher Snapdragon 8 Gen 3 wurde auch im Samsung Galaxy S24 Ultra (Test) verwendet und könnte daher über mehr CPU- und GPU-Leistung verfügen.
SteamOS und FEX bringen PC-Spiele ohne PC
Der SoC ist deshalb nicht nur für das Decodieren von Videostreams verbaut worden. Sondern auch für SteamOS 3 und FEX, einen neuen Übersetzungslayer, der 2D-Windows-Spiele auf dem Snapdragon-SoC spielbar machen soll. Ähnlich wie auf dem Steam Deck mit SteamOS wird es deshalb ein Validierungsprogramm geben und Spiele sollen vorkompiliert auf dem internen Speicher installiert werden können.
Ein weiterer Unterschied zum Index sind die Lautsprecher. Diese schallen nun nicht mehr direkt ins Ohr, sondern sind ein Modul in der Brille. Der Sound ist damit öffentlicher und auch räumlicher, denn bis er bei den Ohren angelangt ist, hat er sich bereits im Raum verbreitet. Wer zusätzlich Kopfhörer verbinden möchte, schaut zumindest mit einem Klinkenanschluss in die Röhre, denn dieser ist nicht in der Dokumentation vorhanden.
Günstiger als Vorgänger
Abschließend gibt es auch beim Preis einen Unterschied: Die Valve Index hat mit Controllern und den zwingend notwendigen Basistationen rund 1000 Euro gekostet. Zum Frame gibt es noch keinen Preis, doch Valve versprach immerhin, sie soll günstiger werden. Erscheinen soll der Nachfolger der rund sechs Jahre alten Index Anfang kommenden Jahres. Zum Neujahr will Valve konkreter werden.