Digital Business & Startups
Top-Investor meint: Die besten Gründer kommen aus einer Startup-Mafia

Perspektivenwechsel sind eine gute Sache. Um bessere Entscheidungen treffen zu können, ist es hilfreich, ein Thema von unterschiedlichen Seiten angeschaut zu haben. Frei nach dem Motto „walk a mile in my shoes“.
Will Wells kann das. Qua Lebenslauf: 2016 gründete der Brite Hummingbird Technologies, eine Plattform, die mithilfe von Drohnen, Satelliten und KI den Zustand von Feldern analysierte – mit dem Ziel, Chemikalieneinsatz zu reduzieren und Erträge zu steigern. Ein AgTech-KI-Startup.
Nach dem Exit an das dänische Startup Agreena wechselte Wells auf die Investorenseite und leitete zunächst Deep-Tech- und Frontier-Tech-Investments bei Firstminute Capital und Lightspeed Venture Partners, bevor er im Oktober 2025 als Partner zu Speedinvest ging, um dort den Deep-Tech-Bereich aufzubauen.
Er sucht: kritische Infrastruktur der Zukunft
Dort schaue er sich jetzt Startups an, die sich mit „Frontier“-Themen wie KI, Defense, Energie, Raumfahrt und Robotik beschäftigen, so der Investor im Gespräch mit Gründerszene. Konkreter: europäische Gründerinnen und Gründer, die an souveräner Recheninfrastruktur, Verteidigung, Energie-Resilienz, Biosecurity sowie den „Picks and Shovels“ der nächsten Jahrzehnte arbeiten. So nennt er das. Also an der kritischen Infrastruktur für kommende Technologiewellen.
Gründerszene: Will, du investierst in komplexe und noch ganz am Anfang stehende Deep-Tech-Themen, die viele Menschen gar nicht so richtig verstehen. Ist es nicht unmöglich, da zu wissen, wer die späteren Gewinner sein werden?
Will Wells: Also einfach ist es nicht, auch wenn es rückblickend immer so aussieht. Die Wahrheit ist: Es gibt keine magische Formel. Wer sehr früh voll auf Foundation-Models gesetzt und Firmen wie Mistral oder Anthropic unterstützt hat, wurde inzwischen bestätigt – aber am Anfang war das keineswegs offensichtlich, wenn man nicht supertief in der KI-Forschung steckte. Was man aber machen kann: Ich versuche immer von „inevitable truths“ auszugehen, also „unvermeidliche Wahrheiten“.
Was heißt das?
Will Wells: Wir wissen beispielsweise, dass es eine Energiewende gibt. Oder dass Europa seine Verteidigung stärken muss, dass Robotik die Industrie retten wird, dass KI-Anwendungen zunehmen und dafür Infrastruktur nötig ist und dass Europa souveräne Champions braucht. In all diesen Feldern suchen wir also die bestmöglichen Teams und geben ihnen so viel Kapital, wie sie brauchen, um zu skalieren.
Gibt es einen bestimmten Deep-Tech-Gründertypus, der dich immer wieder aufs neue überzeugt?