Digital Business & Startups
TukToro: Wenn KPI-Jonglieren enttarnt wird
Auch wenn es vielen Predigern des Storytellings nicht gefällt: Investorengelder werden – insofern es sich um kompetente Investoren handelt – nicht übers Geschichtenerzählen, sondern über harte Zahlen und Fakten eingeworben. Vor allem KPIs sind entscheidend für einen guten Startup-Pitch. Doch dass das Herumwerfen mit eben diesen nach hinten losgehen kann, wenn sie keine Basis haben, zeigt sich in der neuesten Folge von “Die Höhle der Löwen”.
Die meisten Investoren können gar nicht genug betonen, wie wichtig ihnen Kennzahlen für ihre Investmententscheidung sind.
Nur leider werden sie von vielen Startups einfach nicht geliefert, da in Pitch-Trainings lieber Storytelling bis zum Umfallen propagiert wird. Doch schlaue Gründer:innen können das super für sich nutzen: Hat man seine Zahlen im Griff und eine solide Vorstellung davon, was die wichtigsten Kennzahlen für das eigene Business sind und wie sie sich entwickeln werden, sticht man schon positiv heraus.
Doch verlässt man sich ausschließlich auf diesen Effekt, oder nutzt ihn sogar, um Schwächen zu vertuschen oder eine abstruse Bewertung zu rechtfertigen, werden kundige Investoren das enttarnen und sogar negativ bewerten.
Diese Erfahrung mussten auch die Gründer von TukToro in der neuesten Folge von “Die Höhle der Löwen machen”.
Ihr Startup, dass ein Rechenlern-Spielzeug für Kinder entwickelt hatte, kam eigentlich sehr gut an bei den Löwen. Dessen Preis von 79 €, die Herstellungskosten von 25 € und vor allem die vorgeschlagenen Bewertung von satten 5 Millionen Euro weckten allerdings keine Begeisterung bei den Löwen.
Natürlich startete dann auch schon sehr bald die bekannte Bewertungsdiskussion. Die Gründer führten hierzu zunächst ihre Sales-Pipeline an, die beeindruckende 1,3 Millionen Euro umfassten sollte. Doch die Löwen Ralf Dümmel und Carsten Maschmeyer bohrten diese so lange auf, bis nicht mehr allzu viel davon übrig blieb. Denn genauer nachgefragt mussten die Gründer zugeben, dass es sich bei den 1,3 Millionen Euro Umsatz nicht um unterschriebene Aufträge, sondern um Absichtsbekundungen handele – rechtlich nicht bindende “Letter of Intent”, die nicht so oder vielleicht auch gar nicht als wirkliche Verkäufe zu Stande kommen müssen. Wirklich umgesetzt hatte das Startup bisher nur 56.000 Euro, allerdings ließ die Umschreibung mit “auf dem Konto” auch hier wieder absichtliche oder unabsichtliche Irrtümer zu, von denen die ZuschauerInnen nicht erfuhren, ob sie noch aufgeklärt wurden.
Sehr anschaulich war jedoch Carsten Maschmeyers Reaktion: er wies deutlich darauf hin, dass Ralf Dümmels Nachfragen vor allem auf der sehr hohen Bewertung beruhten, und zweifelte diese auf Grund der doch recht ungewissen Umsatzlage sehr an.
Doch der Gründer konterte mehr als selbstbewusst, dass er eben doch glaubt, die Bewertung “auf jeden Fall” rechtfertigen zu können, und führt an, dass TukToro als Software-As-A-Service-Modell an Lerninstitute verkauft bzw. lizensiert werden könnte – durch dieses andere Geschäftsmodell fand er dann den Multiple von ca. 4 auf den – wohlgemerkt noch nicht sicheren Umsatz – völlig gerechtfertigt.
Es stimmt zwar, dass solche Geschäftsmodelle höhere Bewertungen erzielen können, denn natürlich ist wiederkehrender Umsatz eine attraktivere Messgröße als Einmal-Verkäufe. Doch wenn man sich darauf beruft, sollte man das Geschäftsmodell zumindest in Teilen bereits implementiert haben und zeigen können, damit Kunden gewinnen zu können.
Aber einen Multiple auf einen potenziellen Umsatz mit einem potenziellen Geschäftsmodell zu begründen, ist schon deutlich jenseits von selbstbewusst.
Carsten Maschmeyer kritisierte dies auch prompt, denn für ihn war immer noch das Geschäftsmodell der 79 €-Einmal-Verkäufe das Maß.
Doch die Gründer waren noch nicht fertig: sie sind sich angeblich sicher, den Customer Lifetime Value durch weitere Figuren von 79 € auf 250 € anheben zu können, z.B. durch Lizenzen mit Superhelden-Figuren.
Und tatsächlich sind solche Argumente mit diesen zentralen Kennzahlen bei Investoren sehr beliebt, zeigen sie doch, dass man als Gründer:in einen Plan hat, wie man weiter wachsen kann.
Allerdings sollte eine Verdreifachung des wichtigen CLV-Wertes auch nicht als “so mal eben” erreichbar hingestellt werden, denn das wird jeden auch nur halbwegs kompetenten Investor stutzig machen.
Für Carsten Maschmeyer war das Vorgehen der Gründer zur Bewertungsargumentation dann auch “völlig schräg und dreist”, doch diese gaben immer noch nicht auf.
Sie forderten die Löwen heraus, dass sie genau die Gründer wären, die die so oft gesuchte große Vision hätten, und dafür nun mal auch viel Geld bräuchten. Es folgen blumige Sätze wie “bevor wir auf dem Markt sind, rennen uns schon die Leute die Bude ein”, oder im Bezug auf eine anstehende Studie “zum ersten Mal in der Geschichte der Menschheit können wir Bildung quantifizieren”. Für beides bleibt zumindest den Zuschauer:innen – ihrer Reaktion zu Folge aber auch den Löwen – die Begründung komplett vorenthalten.
Carsten Maschmeyer widersprach diesen anscheinend abstrusen Behauptungen zunehmend vehementer, und reihenweise stiegen die Fernseh-Investoren aus. Dabei waren die Gründer so sicher, einen Deal zu bekommen – auf einer Skale von 1 bis 10 gab einer von ihnen 11, der andere 12 bis 13 im Vor-Interview an.
Neben den KPIs also ein weiteres Beispiel für den Umgang mit Zahlen, die einem wohl auch die beste Lern-App nicht verdeutlichen kann.
Die Löwen mutmaßten im Nachgang verständlicherweise dann noch, dass die Gründer wohl nie ernsthaft an einem Deal interessiert gewesen seien.
Ob dem so ist, wird wohl reine Spekulation bleiben. Dass sie bei anderen Investoren mit genau dieser Art der “Argumentation” mit einer völlig abstrusen Bewertung durchkommen, ist allerdings nicht auszuschließen – denn gerade viele deutsche Investoren zeigen immer wieder gerne, dass sie genau diesen Gründertyp mit Vorliebe unterstützen. Leider brauchen so Einige von Ihnen eben selbst noch Nachhilfe, was Unternehmens-Kennzahlen angeht.
Tipp: Alles über die Vox-Gründershow gibt es in unserer großen DHDL-Rubrik.
Startup-Jobs: Auf der Suche nach einer neuen Herausforderung? In der unserer Jobbörse findet Ihr Stellenanzeigen von Startups und Unternehmen.
Foto (oben): RTL / Bernd-Michael Maurer
Digital Business & Startups
Die 5 besten Wege, wie Startups an Business Angels kommen

Viele Founder kennen das Problem: Das Deck ist fertig, die Motivation ist hoch, doch die angesprochenen VCs sagen alle „noch zu früh”. Und du merkst, dass du wohl erstmal lieber ein paar Business Angels an Bord holen solltest.
Während Venture-Capital-Fonds relativ leicht zu finden sind (die meisten haben Websites, Pressemitteilungen und öffentliche Ansprechpartner), ist die Suche nach Business Angels deutlich schwieriger. Sie haben selten eine öffentliche Präsenz und sind oft nur über Umwege sichtbar. Dabei sind gerade sie in der Pre-Seed- und Seed-Phase entscheidend, denn sie sind risikobereiter, investieren schneller und können durch ihre Erfahrung und ihr Netzwerk enormen Mehrwert schaffen.
Doch wie findest du die besten, für dich passenden Angels? Im Wesentlichen gibt es fünf Wege – jeder mit seinen Stärken und Schwächen.
1. Google
Digital Business & Startups
+++ SumUp +++ IPO +++ AM Ventures +++ Kodex AI +++ Soluterials +++ GoggleStop +++
#StartupTicker
+++ #StartupTicker +++ IPO: Payment-Gigant SumUp peilt Bewertung von 15 Milliarden an +++ Erfolg in der Nische: AM Ventures +++ Kodex AI und Soluterials sind insolvent +++ DHDL-Startup GoggleStop wird liquidiert +++

Was gibt’s Neues? In unserem #StartupTicker liefern wir eine kompakte Übersicht über die wichtigsten Startup-Nachrichten des Tages (Mittwoch, 27. September).
#STARTUPLAND
SAVE THE DATE: Am 5. November findet unsere zweite STARTUPLAND statt. Es erwartet Euch wieder eine faszinierende Reise in die Startup-Szene – mit Vorträgen von erfolgreichen Gründer:innen, lehrreichen Interviews und Pitches, die begeistern. Mehr über Startupland
#STARTUPTICKER
SumUp
+++ Milliardenschwere IPO-Träume! Das deutsch-britische FinTech SumUp geht bekanntlich frühstens 2026 an die Börse. Nun gibt es aber Neuigkeiten! “UK card reader company SumUp is exploring a stock market listing that could value the business at $10bn to $15bn and offer the London Stock Exchange a rare boost”, berichtet die “Financial Times”. Der Mobile-Point-of-Sale-Zahlungsdienstleister, holte sich zuletzt unter der Leitung von Goldman Sachs einen Kredit in Höhe von 1,5 Milliarden ab. Sixth Street Growth, Bain Capital Tech Opportunities, Fin Capital und Liquidity Capital investierten zuvor 285 Millionen Euro in SumUp. Davor flossen 590 Millionen Euro (Fremd- und Eigenkapital) in SumUp. Die Bewertung lag damals bei 8 Milliarden Euro (8,4 Milliarden US-Dollar). (Financial Times) Mehr über SumUp
AM Ventures
+++ Erfolg in der Nische! Der 2021 gestartete Starnberger 3D-Druck-Investor AM Ventures, in dessen ersten Fonds 100 Millionen Euro sind, investierte in den vergangenen Jahren in zahlreiche aufstrebende Unternehmen – fließt aber noch immer ziemlich unter dem Radar. Zeit, dies zu ändern! Zuletzt investierte das Team erneut in Vectoflow. Das Unternehmen aus Gilching, 2014 gegründet, setzt auf Strömungsmesstechnik und -systeme. Im Portfolio des Geldgebers, der von den erfahrenen Unternehmern Johann Oberhofer und Arno Held gegründet wurde, befinden sich ansonsten aufstrebende Unternehmen wie Spectroplast, Scrona, Headmade Materials, MetShape und DyeMansion. Insgesamt sind auf der Website des Investors derzeit 17 Investments aus sechs Ländern verzeichnet. Das Team hat sich dabei in einer spannenden Nische, die erstaunlich abwechslungsreich ist, breitgemacht. “We invest in the best people with the brightest ideas and are convinced that 3D printing is changing the world so it will become a better place”, teilt das Team zur Ausrichtung mit. Mehr über AM Ventures
Kodex AI – Soluterials – GoggleStop
+++ Pleiten, Pech und Pannen! Das Berliner Startup Kodex AI, 2022 gegründet, ist insolvent. Zum vorläufigen Insolvenzverwalter wird Rechtsanwalt Christian Otto bestellt. Kodex AI entwickelt einen “KI-Kopiloten für die Finanzbranche”. Signals VC, Techstars, Deutsche Bank und Business Angels investierten zuletzt 1,6 Millionen Euro in das junge Startup. Und auch das junge Unternehmen Soluterials ist insolvent. Das Startup aus Beelitz, 2020 von Alla Kasakewitsch, Christina Walch und Uwe Arlic gegründet, entwickelt den auf “Reinaluminium basierenden Hochleistungswerkstoff SoluteriAL”. Dabei biete SoluteriAL “erhebliche wirtschaftliche Vorteile, da unter anderem energie- und damit kostenintensive Nachbehandlungen entfallen”. Der High-Tech Gründerfonds (HTGF) und Business Angels investierten zuletzt eine siebenstellige Summe in Soluterials. Zum Insolvenzverwalter wird Rechtsanwalt Nikolaus Manfred Schmidt bestellt. Zu guter Letzt ist auch GoggleStop (bekannt aus der VOX-Show “Die Höhle der Löwen” am Ende. Das Unternehmen, das auf einen Brillenstopper für Skihelme setzt, wird liquidiert. Mehr in unserer Offline-Rubrik
Fideus
+++ Das Team von Fideus kümmert sich um die “digitale steuerliche Betreuung” von Holding Unternehmen. Der Hamburger Early-Stage Investor NCA und mehrere Business Angels investierten bereits 900.000 Euro in das junge Berliner Unternehmen. Mehr über Fideus
Startup-Radar
+++ Es ist wieder Zeit für neue Startups! Heute stellen wir diese Jungunternehmen vor: Aumatis, Pryvet, notara, Mina und Ziya. Mehr im Startup-Radar
#DEALMONITOR
Investments & Exits
+++ DiaMonTech sammelt 8 Millionen ein +++ OMMM erhält 3,6 Millionen +++ Hager Group-Tochter advizeo übernimmt Comgy +++ casavi kauft Managbl.AI ++++ Evertrace übernimmt Whisper AI +++ Green Club übernimmt Heartbeet +++ DHDL: NALU. Mehr im Deal-Monitor
Was ist zuletzt sonst passiert? Das steht immer im #StartupTicker
Startup-Jobs: Auf der Suche nach einer neuen Herausforderung? In der unserer Jobbörse findet Ihr Stellenanzeigen von Startups und Unternehmen.
Foto (oben): Bing Image Creator – DALL·E 3
Digital Business & Startups
Aktuelle Exits & Startup-Übernahmen – Die wichtigsten News
Wer kauft wen? Der Gründerszene-Exit-Ticker bringt dir täglich die wichtigsten Exits und Übernahmen. Alles, was die Szene bewegt, auf einen Blick.

Der Gründerszene-Exit-Ticker liefert dir täglich die wichtigsten Exits und Übernahmen aus der Startup- und VC-Welt – aus Deutschland und international. Von strategischen Käufen über spektakuläre Übernahmen bis hin zu großen IPOs: Alles Wichtige auf einen Blick.
17. September
HR-Software
Workday zahlt mehr als 900 Millionen Euro für schwedisches KI-Startup
Das schwedische KI-Startup Sana wurde vom kalifornischen HR-Software-Unternehmen Workday für 1,1 Milliarden US-Dollar (rund 929 Millionen Euro) übernommen. Das Stockholmer Unternehmen entwickelt einen „Knowledge Assistant“, der Unternehmensinformationen indexiert und mittels KI durchsuchbar macht. Sana konnte seine Bewertung seit einer Series B im Oktober (500 Millionen Dollar) mehr als verdoppeln. Die Akquisition reiht sich ein in den Trend amerikanischer Tech-Giganten, vielversprechende europäische Startups zu übernehmen – nach AMDs Silo AI-Kauf (665 Millionen Dollar) und Salesforces Convergence-Übernahme (200 Millionen Dollar).
SaaS-Lösung für KMU-Kredite
Schweizer Fintech Teylor kauft Düsseldorfer Capetec
Das Schweizer Fintech Teylor übernimmt mehrheitlich die Düsseldorfer Capetec GmbH und integriert damit die Technologie-DNA des früheren Fintech-Marktführers Compeon in die Gruppe. Capetec wurde 2024 von ehemaligen Compeon-Managern gegründet und entwickelt SaaS-Lösungen für automatisierte KMU-Kreditvergabe. Mit der Akquisition – bereits die dritte Transaktion binnen 18 Monaten nach Creditshelf und dem Grenke-Factoringgeschäft – will Teylor die leistungsfähigste White-Label-SaaS-Plattform für KMU-Kredite in Europa aufbauen und seine europaweite Konsolidierungsstrategie im digitalen Unternehmensfinanzierungsmarkt vorantreiben.
-
UX/UI & Webdesignvor 4 Wochen
Der ultimative Guide für eine unvergessliche Customer Experience
-
UX/UI & Webdesignvor 3 Wochen
Adobe Firefly Boards › PAGE online
-
Social Mediavor 4 Wochen
Relatable, relevant, viral? Wer heute auf Social Media zum Vorbild wird – und warum das für Marken (k)eine gute Nachricht ist
-
Entwicklung & Codevor 4 Wochen
Posit stellt Positron vor: Neue IDE für Data Science mit Python und R
-
Entwicklung & Codevor 2 Wochen
EventSourcingDB 1.1 bietet flexiblere Konsistenzsteuerung und signierte Events
-
Digital Business & Startupsvor 3 Monaten
10.000 Euro Tickets? Kann man machen – aber nur mit diesem Trick
-
Digital Business & Startupsvor 3 Monaten
80 % günstiger dank KI – Startup vereinfacht Klinikstudien: Pitchdeck hier
-
Apps & Mobile Entwicklungvor 3 Monaten
Patentstreit: Western Digital muss 1 US-Dollar Schadenersatz zahlen