Datenschutz & Sicherheit
Untersuchung: Elektrobusse in Großbritannien aus China abschaltbar?
Behörden in Großbritannien gehen dem Verdacht nach, dass chinesische Elektrobusse per Fernzugriff deaktiviert werden können. Das Department for Transport arbeitet hierfür laut der Sunday Times mit dem National Cyber Security Centre zusammen. Anlass hierzu gab eine Untersuchung in Norwegen, bei der ein Bus des Herstellers Yutong eine Hacking-Anfälligkeit aufwies. Auch in Dänemark geht man dem Anfangsverdacht nach.
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Das öffentlich-rechtliche Verkehrsunternehmen Ruter hatte in Norwegen in Tests herausgefunden, dass ein digitaler Zugang für Softwareupdates und Diagnosedaten theoretisch auch dafür genutzt werden könnte, die 850 Yutong-Busse in Norwegen aus der Ferne zu manipulieren. Im Bus eingebaute Kameras könnten allerdings nicht von außen genutzt werden, da sie nicht mit dem Internet verbunden sind.
Remote-Zugang lässt sich isolieren
Ruter hatte den brandneuen Bus im Sommer in einem stillgelegten Bergwerk überprüft, um zu verhindern, dass es äußere Einflüsse gibt, etwa über Mobilfunk. Die Ergebnisse wurden erst vor Kurzem mitgeteilt. Der Test diente dazu, die Sicherheit der E-Busse zu prüfen. Die Untersuchung ergab, dass im Bus eine rumänische SIM-Karte eingebaut ist, die Zugang zum Energie- und Batteriemanagement-System des Busses ermöglicht. Zum Vergleich wurde ein drei Jahre alter Elektrobus des niederländischen Herstellers VDL getestet. Dieser könne nicht aus der Ferne gewartet werden und biete auch keinen entsprechenden digitalen Zugang.
Der Yutong-Bus könnte theoretisch mit einem Softwareupdate lahmgelegt werden. Allerdings gibt Ruter zu bedenken, dass das Modul für den Fernzugang nicht tief in die Systeme des Fahrzeugs integriert sei. Der Kontakt zur Außenwelt lasse sich leicht abklemmen. Auch sei es möglich, vorab Einblick in die gesendeten Aktualisierungen zu erhalten.
Abgeordneter fürchtet „Abhörgeräte“
Yutong erklärte laut der Times, dass sich das Unternehmen strikt an Gesetze und Standards der Betriebsländer halte. Daten würden nur für die fahrzeugbezogene Wartung und Optimierung genutzt. Zudem sei der Zugang durch Verschlüsselung und Zugriffskontrollen geschützt. Zugriff sei nur mit Kundenautorisierung möglich. Auch würden die EU-Datenschutzgesetze strikt eingehalten.
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Laut britischen Medien sind etwa 700 Busse von Yutong auf britischen Straßen unterwegs, hauptsächlich in Glasgow, Nottingham und Südwales. Von BYD, ebenfalls ein chinesischer Hersteller, sind fast 2500 Busse in Großbritannien im Einsatz, davon über 1000 in London. Yutong entwickelt derzeit einen Doppeldecker-Elektrobus, der den Londoner Standards entsprechen soll. Bislang gibt es jedoch noch keine Bestellungen.
Die Sorge in Großbritannien fußt vor allem auf den angespannten Beziehungen mit China. Der konservative Abgeordnete Sir Iain Duncan Smith etwa fürchtet „Abhörgeräte“ auf britischen Straßen.
(mki)