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Wie die EU digitale Zwillinge für die Gesundheitsversorgung einsetzen will


Die Europäische Kommission plant die digitale Gesundheitsversorgung der Zukunft mit virtuellen Zwillingen. Einen Einblick darüber gab Lisbet Geris, Professorin für Biomechanik und Computational Tissue Engineering an der Universität Lüttich und der KU Leuven, auf dem von der TMF organisierten GenomDE-Symposium. Geris ist Koordinatorin der von der EU geförderten Initiative „Ecosystem for Digital Twins in Healthcare“ (EDITH), innerhalb der ein Netzwerk für digitale Zwillinge (Virtual Human Twin, VHT) im Gesundheitswesen aufgebaut werden soll.

„Wenn wir über digitale Zwillinge in der Medizin und im Gesundheitswesen sprechen, verwenden wir eine viel breitere Definition“, so Geris. Anders als beispielsweise in der Industrie, wo digitale Zwillinge reale Objekte in Echtzeit abbilden, versteht man in der Medizin darunter eine personalisierte Modellierung biologischer Systeme – etwa von Zellen, Organen oder ganzen Organismen. Diese Modelle beruhen auf individuellen Patientendaten wie Genomsequenzen, Bildgebung, Krankheitsverläufen oder Vitalparametern und können beispielsweise zur Simulation von Medikamentenwirkungen oder zur Operationsplanung verwendet werden. Das soll unter anderem individuelle Diagnosen, Therapieentscheidungen und klinische Studien unterstützen.

„Wir werden nicht nur einen digitalen Zwilling haben, sondern eine Reihe eigener digitaler Zwillinge. Diese können Zwillinge von Zellen, Geweben, Organen oder eines gesamten Systems sein – aber auch Zwillinge der eingesetzten Therapie“, erklärte Geris. Die Anwendungsbereiche seien vielfältig: von der Blutzuckerregulation über die Optimierung von Inhalatoren bis hin zur digitalen Nachbildung des Herzohrs bei Patienten mit Vorhofflimmern – überall dort, wo personalisierte Vorhersagen helfen können, Therapien zu verbessern oder Risiken zu minimieren. Bereits 2018 hatte die US-amerikanische Arzneimittelbehörde FDA eine Herzschrittmacher-Elektrode von Medtronic zugelassen, die Geris zufolge nur nach Tierversuchen und virtuellen Simulationen zugelassen wurde. Das habe nicht nur Kosten, sondern auch Zeit eingespart.

Mit der Einrichtung des VHT-Programms will die EU nun die bislang stark fragmentierten Projekte bündeln. Ziel ist eine skalierbare, interoperable Infrastruktur mit einem Daten- und Modell-Repository sowie einer Simulationsplattform, die Zugang zu verteilten Datenquellen ermöglicht – etwa den Genomrechenzentren oder dem im Frühjahr in Kraft getretenen European Health Data Space, in den Daten aus der elektronischen Patientenakte, medizinischen Registern fließen sollen. Das diene der Entstehung neuer digitaler Zwillinge. Die Plattform sammle dabei nicht selbst Daten, sondern soll als föderiertes System auf existierende Datenräume zugreifen.

Ein zentrales Anliegen ist es, die Glaubwürdigkeit, Transparenz und ethische Verträglichkeit digitaler Zwillinge sicherzustellen. Dazu zählen unter anderem Datenschutz, Erklärbarkeit von KI-Modellen, der Schutz persönlicher Identität und eine frühzeitige Einbindung von Patienten. Dafür wurden umfassende Informationsmaterialien und Fokusgruppen entwickelt, um Vertrauen in die Technologie zu schaffen.

Trotz großer Fortschritte bestehen noch viele technische, regulatorische und gesellschaftliche Herausforderungen, erklärte Geris. Es fehlen verbindliche Standards, viele nationale Initiativen arbeiten parallel und nicht interoperabel, und auch rechtliche Fragen – etwa zur Haftung oder zum Einsatz synthetischer Daten – sind noch offen. Die EU hat daher gemeinsam mit Wissenschaft, Industrie, Kliniken und Patientengruppen eine Roadmap mit 30 Handlungsempfehlungen erarbeitet, die bald veröffentlicht werden soll.

Die Virtual-Human-Twin-Initiative ist Teil einer größeren europäischen Strategie, die Digitalisierung, Biomedizin und Künstliche Intelligenz enger verzahnen will. Prognosen zufolge wird der Markt für medizinische digitale Zwillinge in den kommenden Jahren stark wachsen. Die Hoffnung besteht auf eine bessere, schnellere und individuellere Medizin – von der Diagnostik bis zur Therapieplanung. Ob sich digitale Zwillinge tatsächlich als Standardwerkzeug in der Gesundheitsversorgung etablieren können, wird sich in den nächsten Jahren zeigen.


(mack)



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Schluss mit der Trending-Seite auf YouTube


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It was translated with technical assistance and editorially reviewed before publication.

Die Videoplattform YouTube stellt ihre Trending-Seite und die „Trending Now“-Liste ein. Beides ließ sich seit 2015 über die YouTube-Startseite ansteuern und lieferte einen Überblick über die Videos, die aktuell besonders beliebt sind. Doch mittlerweile hat sich sowohl das Nutzerverhalten als auch das Aufkommen und die Anzahl von Trends verändert. Deshalb will der Plattformriese auf andere Werkzeuge setzen.

Mit der Trending-Seite gab es einen zentralen Ort, an dem YouTube-Videos aller Kategorien sammelte, deren Klickzahlen gerade steil nach oben gingen. Doch während es 2015 noch Amateurvideos das Kernangebot auf YouTube bildeten, sind es mittlerweile eine Vielzahl professionell gemachter Kurz- oder auch Langvideos, die sich kaum noch zentral erfassen lassen. Ein zeitgemäßer Ersatz soll YouTube-Charts sein, kündigte Google, zu dem auch YouTube gehört, in einem Blogpost an. Die bisherige Gaming-Explore-Seite soll auch in Zukunft bestehen bleiben, hebt YouTube hervor.

YouTube-Charts sollen spezifischere Kategorien wie beispielsweise Musikvideos, Top-Podcasts der Woche und trendige Filmtrailer bieten. In Zukunft sollen noch weitere Inhaltskategorien dazu kommen. Bleiben sollen die personalisierten Empfehlungen und die Explore-Seite mit nicht-personalisierten Empfehlungen.

Individualisierung ist im Grunde auch das Stichwort, mit dem sich die Ursache für die Veränderung bei YouTube beschreiben lässt. „Heutzutage bestehen Trends aus vielen Videos, die von zahlreichen Fangemeinden erstellt werden, und es gibt mehr Mikrotrends, die von vielfältigen Communities verfolgt werden, als jemals zuvor“, betont Meaghan, die Verfasserin des Blogposts.

Zuschauer erführen außerdem zunehmend an verschiedenen Stellen von YouTube von Trends – von Empfehlungen und Suchvorschlägen bis hin zu Shorts, Kommentaren und Communities. Diese Veränderungen hätten wir insbesondere in den letzten fünf Jahren einen deutlichen Rückgang der Besuche auf der Trendseite zur Folge gehabt. Ein genaues Datum für das Ende von Trending-Seite und -Liste nennt YouTube nicht. Die Veränderungen sollen aber „in den kommenden Wochen“ umgesetzt werden.


(nen)



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Laptop mit OLED unter 1000 Euro kaufen: So günstig wie noch nie


OLED-Displays gibt es jetzt auch in günstigen Laptops ab 599 Euro. Wir verschaffen einen Überblick über die Modelle unter 1000 Euro und woraus man achten muss.

Als wir vor einigen Jahren die ersten Laptops mit OLED-Displays bewunderten, fanden diese ausschließlich im Premium-Segment ab 1500 Euro aufwärts statt. Die brillanten Farben, perfekte Schwarzwerte und der unendliche Kontrast kosteten viel Geld. Umso mehr überraschte uns bei der aktuellen Recherche, dass mittlerweile zahlreiche Hersteller OLED-Laptops für unter 1000 Euro anbieten – manche sogar für erstaunliche 599 Euro.

Diese Verbreitung der OLED-Technik in günstigeren Preisklassen eröffnet neue Möglichkeiten für alle, die Wert auf hervorragende Bildqualität legen, sei es für Medienkonsum, Bildbearbeitung oder einfach für ein besseres visuelles Erlebnis im Alltag. Doch ein gutes Display allein macht noch keinen guten Laptop. Dieser Ratgeber erklärt nicht nur die Vor- und Nachteile von OLED-Displays, sondern betrachtet auch die gesamte Ausstattung – von Prozessoren über Arbeitsspeicher bis hin zu Verarbeitung und Mobilität.

Was macht ein OLED-Display besser als herkömmliche LCD-Panels? Welche Kompromisse fordern günstige OLED-Laptops? Und welche Modelle bieten aktuell das beste Preis-Leistungs-Verhältnis? Diese und weitere Fragen beantwortet unser umfassender Ratgeber zu OLED-Laptops unter 1000 Euro.

Was ist OLED-Technologie und wie unterscheidet sie sich von LCD?

OLED steht für „Organic Light Emitting Diode“ und bezeichnet eine Displaytechnologie, bei der organische Materialien bei elektrischer Anregung selbst leuchten. Der entscheidende Unterschied zu herkömmlichen LCD-Displays: OLED-Pixel erzeugen ihr eigenes Licht und benötigen keine Hintergrundbeleuchtung.

Bei LCD-Displays (Liquid Crystal Display) durchdringt Licht aus einer Hintergrundbeleuchtung eine Schicht aus Flüssigkristallen, die je nach angelegter Spannung mehr oder weniger Licht durchlassen. Diese Technik hat einen entscheidenden Nachteil: Selbst schwarze Bildpunkte lassen immer noch etwas Licht durch, weshalb Schwarz auf LCD-Displays eher als dunkles Grau erscheint. Zudem muss die Hintergrundbeleuchtung immer aktiv sein, unabhängig davon, ob der Bildschirm helle oder dunkle Inhalte darstellt.

Schwarzwerte von Laptop-Displays in der Gegenüberstellung: IPS (hinten) vs. OLED (vorne)

Schwarzwerte von Laptop-Displays in der Gegenüberstellung: IPS (hinten) vs. OLED (vorne) TechStage.de

OLED-Displays hingegen bestehen aus organischen Leuchtdioden, die bei Stromfluss selbstständig leuchten. Wird kein Strom angelegt, bleiben die Pixel vollständig dunkel. Diese Eigenschaft ermöglicht ein echtes, tiefes Schwarz und einen theoretisch unendlichen Kontrast. Da jeder Pixel individuell gesteuert wird, können OLED-Displays auch Energie sparen, wenn dunkle Inhalte dargestellt werden – ein Vorteil, der bei Smartphones und Laptops mit begrenzter Akkulaufzeit besonders wichtig ist. Klar ist: Wir wollen nie wieder ohne OLED-Display auskommen, zu genial ist die Farbdarstellung und zu günstig sind gute Modelle inzwischen geworden. Unsere nachfolgende Übersicht zeigt eine Auswahl an Modellen je nach Preisbereich.

OLED-Laptops für unter 600 Euro: Einsteigermodelle

In dieser Preiskategorie finden sich die absoluten Einsteigermodelle mit OLED-Display. Hier müssen Käufer mit den größten Kompromissen rechnen, erhalten aber dennoch die OLED-typischen Vorteile wie brillante Farben und tiefes Schwarz.

Die Hardware bewegt sich in diesem Preissegment auf Einstiegsniveau. Als Prozessoren kommen meist Intel Core i3 der 12. Generation oder AMD Ryzen 3/5 der 5000/7000-Serie zum Einsatz. Diese bieten ausreichend Leistung für alltägliche Aufgaben wie Office, Surfen und Streaming, stoßen aber bei anspruchsvolleren Anwendungen schnell an ihre Grenzen. Mit 8 GB RAM sind viele dieser Geräte für aktuelle Anforderungen etwas knapp bemessen – Multitasking-intensive Anwendungen können hier schnell zum Flaschenhals werden. Bei den Festplatten dominieren 256 oder 512 GB SSDs, was für grundlegende Nutzungsszenarien ausreicht, aber ebenfalls schnell knapp werden kann.

Die OLED-Displays in diesem Segment bieten meist eine Standard-Full-HD-Auflösung (1920 × 1080) und sind auf 60 Hz Bildwiederholrate begrenzt. Für Office-Anwendungen und Medienkonsum ist das ausreichend, für Gaming oder schnelle Bildabfolgen fehlt jedoch die Geschmeidigkeit höherer Bildwiederholraten – abgesehen davon, dass 90 Hz oder mehr das Auge auch bei Office-Arbeiten schmeicheln, wenngleich nicht notwendig sind.

Ein typisches Beispiel ist das Asus VivoBook Go 15 OLED mit Ryzen 5 7520U für etwa 599 Euro. Dieses Modell bietet überraschenderweise 16 GB an LPDDR5-RAM – was in dieser Preisklasse nicht selbstverständlich ist – und eine 512 GB SSD. Der verbaute Ryzen 5 7520U ist für diesen Preis ein solider Prozessor, der für alltägliche Aufgaben mehr als ausreicht. Das 15,6-Zoll-Display mit 60 Hz ist für den Preis erwartbar.

Auch das Lenovo IdeaPad Slim 5 14IRH10 mit Intel Core i7-13620H für 599 Euro ist ein erstaunlich günstiges Angebot. Der verbaute i7-Prozessor der 13. Generation ist für diese Preisklasse ungewöhnlich leistungsstark – normalerweise würde man hier höchstens einen i5 erwarten. Das 14-Zoll-Display im produktivitätsfreundlichen 16:10-Format bietet mit 1920 × 1200 Pixeln eine etwas höhere Auflösung als üblich in dieser Preisklasse.

OLED-Laptops zwischen 600 und 850 Euro: Solide Mittelklasse

In dieser mittleren Preisklasse verbessert sich die Hardware spürbar. Stärkere Prozessoren, mehr RAM und größere SSDs sorgen für ein deutlich flotteres Arbeitstempo. Auch die Verarbeitungsqualität steigt merklich an.

Die Prozessoren machen einen Sprung nach oben: Intel Core i5/i7 der 13. Generation, Core Ultra 5 oder AMD Ryzen 5/7 der 7000/8000-Serie bilden das Herzstück dieser Geräte. Diese CPUs bieten genug Leistung für anspruchsvollere Multitasking-Szenarien und leichte Kreativarbeit. Mit 16 GB RAM sind die meisten Modelle dieser Preisklasse gut für aktuelle Anforderungen gerüstet. Der Speicherplatz wächst auf 512 GB bis 1 TB an – für die meisten Nutzer vollkommen ausreichend.

Bei den Displays gibt es erste positive Überraschungen: Einige Modelle bieten bereits höhere Auflösungen als Full-HD und sogar erhöhte Bildwiederholraten von 120 Hz, was für eine deutlich flüssigere Darstellung sorgt. Auch erste Touchscreen-Modelle tauchen in dieser Preisklasse auf, etwa bei Convertibles wie dem Lenovo IdeaPad 5 2-in-1.

Das Asus VivoBook 15X M3504YA-MA352W für 629 Euro ist ein hervorragendes Beispiel für diese Kategorie. Es bietet ein 15,6-Zoll-OLED-Display mit erhöhter Auflösung von 2880 × 1620 Pixeln – viel schärfer als Standard-Full-HD – und beeindruckenden 120 Hz Bildwiederholrate, was in dieser Preisklasse selten zu finden ist. Der Ryzen 5 7430U ist ein solider Mittelklasse-Prozessor, der für den Preis angemessen ist – wir kennen ihn bereits aus unseren Mini-PC-Tests.

Ein weiterer interessanter Kandidat ist das Lenovo IdeaPad Slim 5 14AHP10 mit Ryzen 5 8645HS für 679 Euro. Dieses Modell bietet ein 14-Zoll-OLED-Display im 16:10-Format. Besonders hervorzuheben ist der Ryzen 5 8645HS – ein Prozessor der aktuellen Generation, der in dieser Preisklasse eine positive Überraschung darstellt und normalerweise erst in teureren Geräten zu finden ist.

Laptop Acer Aspire 14 AI OLED im Test

Laptop Acer Aspire 14 AI OLED im Test TechStage.de

Mit dem Acer Aspire 14 AI OLED bekommt man zum aktuellen Bestpreis von 699 Euro bei Notebooksbilliger ein überaschend flottes Notebook mit Core Ultra 5 226V, das wir zuletzt getestet haben. Es bringt Intels neue Ultra-200-Prozessoren bereits in tiefere Preisregionen – ein klares Zeichen dafür, dass moderne KI-fähige Chips nicht mehr nur Premium-Geräten vorbehalten sind. Die integrierte Intel Arc Graphics 130V bietet zudem deutlich mehr Grafikleistung als frühere Intel-Lösungen, was leichtes Gaming ermöglicht. Was uns sonst aufgefallen ist, zeigt unser Testbericht im Detail.

Besonders erwähnenswert ist das Samsung Galaxy Book3 360 13 mit Core i5-1340P für 731 Euro bei Ebay (Code: POWEREBAY5). Dieses Convertible bietet nicht nur ein 13,3-Zoll-OLED-Display, sondern auch einen vollwertigen Touchscreen mit Digitizer-Unterstützung – ideal für kreative Arbeiten und Notizen. Die Kombination aus Touch-Display und 360-Grad-Scharnier macht es zu einem vielseitigen Gerät für unterschiedlichste Anwendungsszenarien.

Als Alternative zu den klassischen Windows-Laptops tun sich hier auch Chromebooks mit OLED-Display auf, die auf das schlanke ChromeOS setzen. Dieses Betriebssystem benötigt nur wenig Hardware-Ressourcen, um trotzdem flüssig zu laufen. Wer für den Office-Alltag aber mehr Leistung möchte, greift zu einem Modell unter Googles neuer Bezeichnung „Chromebook Plus“, die eine Mindestausstattung definiert – sowohl bei Prozessor, RAM & Speicher als auch bei Webcam und Display.

Im Bereich ab 600 Euro ist hier namentlich das Samsung Galaxy Chromebook Plus zu nennen, das auf einen Intel Core 3 100U setzt und 8 GB an LPDDR5X-RAM bietet – etwas mau, im Falle von ChromeOS gelten aber andere Maßstäbe als bei Windows. Dazu gesellen sich 256 GB an eUFS-Speicher. Preislich liegt es bei 666 Euro. Das System ist damit eine rundum gute Produktivmaschine, denn ChromeOS ist lange nicht mehr das kastrierte Web-only-Betriebssystem, das es vor 10 Jahren mal war. Stattdessen gibt es neben Chrome-Browser und Webapps sowie der Möglichkeit, Android-Apps via Play Store zu installieren, auf Chromebooks mit x86-Chips auch eine Linux-Schnittstelle. Aktiviert man sie, kann auch klassische Linux-Desktop-Anwendungen installieren, darunter wäre sogar Steam. Mehr zum Thema Chromebook und ChromeOS zeigen wir in unseren Ratgebern: Laptop in günstig: Chromebook als flotte Windows-Alternative ab 129 Euro und Chrome OS: Einfach, sicher, zuverlässig – so gut ist die Windows-Alternative.

OLED-Laptops zwischen 850 und 1000 Euro: Premium-Mittelklasse

Diese Preiskategorie bietet bereits nahezu alles, was der durchschnittliche Nutzer braucht. Aktuelle Prozessoren der oberen Mittelklasse, 16 GB RAM und schnelle SSDs mit mindestens 512 GB sind Standard. Die Verarbeitung nähert sich Premium-Niveau, und auch bei den Displays gibt es weniger Kompromisse.

Bei den Prozessoren kommen nun Intel Core i7/Ultra 7 oder AMD Ryzen 7/AI 7 zum Einsatz – Chips, die man normalerweise erst in Geräten jenseits der 1000-Euro-Marke erwarten würde. Diese CPUs bieten genug Leistungsreserven auch für anspruchsvollere Aufgaben wie Videobearbeitung oder komplexe Bildbearbeitung. Der Arbeitsspeicher wächst bei einigen Modellen sogar auf 24 oder 32 GB an – mehr als genug für fast alle Anwendungsszenarien und ein echter Mehrwert für die Zukunftssicherheit.

Die Displays werden in dieser Preisklasse nochmals besser: 14 bis 16 Zoll mit 2.5K- oder sogar 3K-Auflösung (2880 × 1800 oder 3200 × 2000) sorgen für gestochen scharfe Darstellung. Viele Modelle bieten eine Bildwiederholrate von 90 oder 120 Hz für flüssigere Darstellungen – ein Feature, das noch vor kurzem Premium-Geräten vorbehalten war.

Der Acer Swift Go 14 OLED mit Core Ultra 7 155U für 899 Euro ist ein Paradebeispiel für diese Kategorie. Er bietet ein 14-Zoll-OLED-Display mit 2880 × 1800 Pixeln Auflösung und 90 Hz Bildwiederholrate – eine Kombination, die noch vor kurzem deutlich teurer war. Der Intel Core Ultra 7 ist ein High-End-Prozessor mit KI-Fähigkeiten, der für diesen Preis bemerkenswert ist.

Ein attraktives Angebot in dieser Preisklasse ist das Lenovo IdeaPad Slim 5 14AKP10 für 889 Euro. Es kommt mit dem neuen Ryzen AI 7 350 Prozessor, der wie angesprochen durch den hybriden Aufbau deutlich effizienter im Mobileinsatz ist. Mit 24 GB RAM bietet das IdeaPad Slim mehr als die meisten Konkurrenten, die SSD ist 1 TB groß. Das 14-Zoll-OLED-Display nutzt das 16:10-Format für mehr vertikalen Platz. Mit 1,39 kg bleibt das Gerät trotz der 60Wh-Batterie leicht. Besonders zukunftssicher macht es die Unterstützung von Wi-Fi 7.

Für Kreativschaffende und Studenten sind auch Detachables oder Convertibles interessant. Im Preisbereich bis 1000 Euro fallen uns dabei zwei Geräte auf. Zum einen das Lenovo Yoga 7 2-in1 14AKP10 für 980 Euro. Es kombiniert ein 14-Zoll-OLED-Touchscreen-Display mit einem 360-Grad-Scharnier für flexible Nutzungsmodi. Der neue Ryzen AI 5 340 Prozessor mit seiner Hybrid-Architektur bietet gute Leistung bei sparsamer Energienutzung. Das Convertible verfügt über 16 GB RAM und eine 512 GB SSD. Mit 1,38 kg bleibt es trotz des großen 70Wh-Akkus gut transportabel.

Das andere Modell ist das ASUS ProArt PZ13 für 999 Euro. Es handelt sich um ein Detachable-Modell mit abnehmbarer Tastatur. Das 13,3-Zoll-OLED-Display bietet eine hohe Auflösung von 2880 × 1800 Pixeln und Touchscreen-Funktionalität. Als Prozessor kommt der Snapdragon X Plus zum Einsatz – ein ARM-Chip, der zwar energieeffizient arbeitet, aber bei Windows noch Kompatibilitätsprobleme mit manchen Anwendungen haben kann. Das Gerät ist mit 16 GB RAM und einer 1 TB SSD ausgestattet. Mit nur 850 g ist es extrem leicht. Besonders für Kreative interessant: Der Active Stylus und die werksseitige Farbkalibrierung machen es zum mobilen Zeichentablett.

Wichtige Kaufkriterien für OLED-Laptops: Ein grundsätzlicher Überblick

Nachdem wir bereits konkrete OLED-Laptops in verschiedenen Preisklassen vorgestellt haben, lohnt sich ein übergreifender Blick auf die wichtigsten Ausstattungsmerkmale. Diese grundlegenden Kriterien helfen dabei, die eigenen Bedürfnisse besser einzuschätzen und das passende Modell zu finden – unabhängig vom Budget.

Welche Vorteile bietet OLED und gibt es Nachteile?

OLED-Displays erzeugen ein perfektes Schwarz, indem sie Pixel vollständig abschalten können – anders als LCDs, die durch ihre permanente Hintergrundbeleuchtung immer ein gewisses Restlicht abstrahlen. Diese Eigenschaft führt wie weiter oben bereits beschrieben zu einem theoretisch unendlichen Kontrast zwischen den dunkelsten und hellsten Bildpunkten. Zudem glänzen OLED-Panels mit brillanten Farben und können typischerweise 100 Prozent des DCI-P3-Farbraums oder mehr abdecken, was Bilder lebendiger und akkurater erscheinen lässt. Die Reaktionszeit der einzelnen Pixel liegt deutlich unter der von LCDs, was Bewegungsunschärfe reduziert und besonders bei schnellen Spielen oder Actionfilmen auffällt. Ein weiterer Pluspunkt: Selbst bei extremen Betrachtungswinkeln bleiben Farben und Kontrast stabil.

Doch OLED-Technik bringt auch Herausforderungen mit sich. Das oft diskutierte Einbrennrisiko existiert nach wie vor, wenn auch in abgeschwächter Form. Bei längerer Anzeige statischer Elemente können sich „Geisterbilder“ bilden. Moderne OLED-Laptops nutzen allerdings wirksame Schutzmechanismen wie Pixel-Shifting, automatische Helligkeitsanpassung und Panel-Refresh-Funktionen, die dieses Risiko deutlich mindern. Bei normaler Nutzung tritt Einbrennen heute selten auf. Eine weitere Besonderheit betrifft die Helligkeitsregulierung: OLED-Displays drosseln automatisch die Helligkeit (ABL – Automatic Brightness Limiter), wenn große Bildschirmbereiche hell erscheinen. Dies schützt die Pixel und spart Strom, fällt aber bei Anwendungen mit weißem Hintergrund wie Textverarbeitung oder Tabellenkalkulation auf. Besonders günstige OLED-Laptops verlieren bei längerem Betrieb mit hellen Inhalten allmählich an Helligkeit.

Im Vergleich zu modernen Mini-LED-Displays erreichen OLEDs zudem oft nicht die gleiche Spitzenhelligkeit, was besonders bei HDR-Inhalten und der Nutzung im Freien auffällt. Günstige OLED-Laptops bieten typischerweise Helligkeitswerte zwischen 300 und 400 cd/m², während Premium-Modelle 500 cd/m² oder mehr erreichen. Das reicht für die Nutzung in Innenräumen aus, kann aber bei direktem Sonnenlicht problematisch werden. Die Displayoberfläche beeinflusst das Nutzungserlebnis außerdem: Glänzende (Glossy) Displays verstärken die Farbbrillanz von OLED, reflektieren aber auch stärker. Matte (Anti-Glare) Displays reduzieren Spiegelungen, dämpfen aber auch leicht die Farbwirkung.

Bei überwiegend hellen Inhalten verbrauchen OLEDs tendenziell mehr Strom als LCDs, was die Akkulaufzeit verkürzt. Auch die Lebensdauer gilt als Schwachpunkt, da OLED-Panels mit der Zeit an Helligkeit verlieren, wobei moderne Displays deutlich länger halten als frühere Generationen.

Welche Prozessoren eignen sich für OLED-Laptops?

Die Wahl des Prozessors hat nicht nur Auswirkungen auf die Leistung, sondern auch auf die Akkulaufzeit – ein wichtiger Faktor bei Laptops mit stromhungrigen OLED-Displays. Hier gibt es deutliche Unterschiede zwischen den verschiedenen Chip-Generationen und Herstellern.

Intel bietet mit den Core-Prozessoren der 13. und 14. Generation sowie den neuen Core Ultra-Chips ein breites Spektrum. Die Core-i5-Modelle sind für die meisten Alltagsanwendungen vollkommen ausreichend und bieten ein gutes Preis-Leistungs-Verhältnis. Core-i7-Prozessoren liefern mehr Leistung für anspruchsvollere Aufgaben wie Videobearbeitung oder komplexe Berechnungen. Die neuen Core-Ultra-Prozessoren (früher als „Meteor Lake“ bekannt) bieten zusätzlich dedizierte KI-Beschleuniger (NPUs) und deutlich verbesserte integrierte Grafik.

AMDs Ryzen-Prozessoren der 7000- und 8000-Serie stehen den Intel-Chips in nichts nach. Sie glänzen besonders durch ihre Energieeffizienz und starke Multi-Core-Leistung. Die neuesten Ryzen-AI-Prozessoren der 300-Serie bieten zudem leistungsstarke NPUs für KI-Anwendungen. Mit diesen Ryzen AI-Chips setzt AMD nun wie Intel auch auf eine Art bigLittle-Architektur aus Effizienz-Kernen und Performance-Kernen, was die CPU ähnlich wie bei Mobile-SoCs von Smartphones flexibler auf unterschiedliche Workloads reagieren lässt. Wird weniger Leistung benötigt, klinken sich die P-Kerne aus und die E-Kerne lassen den Alltag locker laufen – ein großer Vorteil für die Akkulaufzeit bei OLED-Laptops. Besonders interessant sind die HS-Varianten, die einen guten Kompromiss zwischen Leistung und Energieeffizienz bieten.

Für OLED-Laptops unter 1000 Euro empfehlen wir mindestens einen Intel Core i5/Ultra 5 der neuesten Generation oder einen AMD Ryzen 5/7 der 7000/8000-Serie. Diese Prozessoren bieten genügend Leistung für alle alltäglichen Aufgaben und moderate Kreativarbeiten, ohne die Akkulaufzeit zu stark zu belasten.

Was ist beim Arbeitsspeicher zu beachten?

Bei aktuellen Laptops sollten 16 GB RAM als Minimum angesehen werden. Diese Menge reicht für die meisten Anwendungen aus und ermöglicht flüssiges Multitasking. Für anspruchsvollere Aufgaben wie Videobearbeitung oder virtuelle Maschinen sind 24 oder 32 GB empfehlenswert.

Wichtig zu wissen: Bei den meisten modernen, schlanken Laptops ist der RAM fest verlötet und kann nicht nachträglich aufgerüstet werden. Daher sollte man direkt ein Modell mit ausreichend Arbeitsspeicher wählen, um für die Zukunft gerüstet zu sein. Eine Investition in mehr RAM kann sich langfristig auszahlen, da Betriebssysteme und Anwendungen tendenziell immer speicherhungriger werden.

Die RAM-Technologie spielt ebenfalls eine Rolle: DDR5 bietet höhere Bandbreiten als DDR4 und ist zukunftssicherer. In der Preis-Leistungs-Mittelklasse finden sich bereits viele Modelle mit DDR5-Speicher, was ein positiver Trend ist.

Touchscreen und Convertibles: Lohnt sich der Aufpreis?

OLED-Laptops mit Touchscreen-Funktionalität erweitern die Bedienungsmöglichkeiten erheblich. Insbesondere in Verbindung mit einem 360-Grad-Scharnier als Convertible oder als Detachable mit abnehmbarer Tastatur eröffnen sich vielseitige Nutzungsszenarien. Aber lohnt sich das zum damit verbundenen, oft höheren Preis?

Für Kreative, Studenten und alle, die regelmäßig handschriftliche Notizen machen oder zeichnen, kann ein Touchscreen mit Stiftunterstützung einen klaren Mehrwert bieten. Die direkte Interaktion mit dem Bildschirm fühlt sich intuitiver an und ermöglicht Arbeitsweisen, die mit Maus und Tastatur nicht möglich sind. Dabei ist zu beachten, dass Touchscreens oft etwas spiegelnder sind und mehr Strom verbrauchen als herkömmliche Displays. Auch sind Convertibles aufgrund der komplexeren Mechanik oft etwas schwerer und teurer als vergleichbare Standard-Laptops.

Unser Rat: Ein Touchscreen lohnt sich vor allem, wenn man ihn regelmäßig nutzt. Für reine Office- oder Medienanwendungen ist er verzichtbar, für kreative Arbeiten oder im Studium kann er jedoch ein echter Gewinn sein.

Akkulaufzeit: Die Achillesferse von OLED-Laptops?

OLED-Displays gelten als sparsam, solange der Inhalt dunkel ist. Bei der Darstellung heller Inhalte sind sie sogar energiehungriger. Da jeder Pixel selbst leuchtet, verbraucht ein weißer Bildschirm deutlich mehr Strom als ein schwarzer – im Gegensatz zu LCD-Displays mit Hintergrundbeleuchtung.

In der Praxis hängt die Akkulaufzeit stark vom Nutzungsverhalten ab. Während OLED-Laptops bei dunklen Inhalten sogar effizienter sein können als LCD-Modelle, ist der Stromverbrauch bei typischen Office-Anwendungen mit hellem Hintergrund höher.

Die Hersteller haben auf dieses Problem reagiert: Moderne OLED-Laptops verfügen über ausgeklügelte Energiesparfunktionen und größere Akkus. Modelle wie der HP Pavilion Plus 14 oder der Acer Swift Go 14 OLED erreichen trotz OLED-Display Laufzeiten von 8 bis 10 Stunden bei normaler Nutzung – ausreichend für einen Arbeitstag.

Anschlüsse und Konnektivität: Was ist wichtig?

Bei der Auswahl eines OLED-Laptops sollte man auch auf die Anschlussausstattung achten. Hier gibt es erhebliche Unterschiede zwischen den Modellen, selbst in ähnlichen Preisklassen.

Als Minimum sollte ein moderner Laptop mindestens einen USB-C-Anschluss mit Power Delivery (zum Laden des Geräts) bieten. Ideal sind Thunderbolt 4 oder USB-4-Ports, die hohe Datenübertragungsraten und die Anbindung externer Displays ermöglichen. Damit kann man nämlich Handy-Ladegeräte mit 65 bis 100 Watt verwenden, wie wir sie in unserer Bestenliste getestet haben: Top 10: Das beste USB-C-Ladegerät ab 65 Watt. Gleiches gilt auch für Powerbanks ab 65 Watt (Bestenliste).

Klassische USB-A-Anschlüsse sind weiterhin praktisch für ältere Peripheriegeräte. Ein HDMI-Ausgang ist für die Verbindung mit externen Monitoren oder Projektoren nützlich, wobei neuere Standards wie HDMI 2.1 statt 2.0 höhere Auflösungen und Bildwiederholraten unterstützen. Ein SD-Kartenleser ist besonders für Fotografen und Videofilmer wertvoll.

Bei der drahtlosen Konnektivität sollte Wi-Fi 6/6E Standard sein, während Bluetooth 5.0 oder neuer für die Verbindung mit kabellosen Peripheriegeräten wichtig ist.

In unserer Preisklasse bis 1000 Euro bieten Modelle wie das ASUS VivoBook S 15 oder das Lenovo Yoga Slim 7 eine überdurchschnittlich gute Anschlussausstattung mit mehreren USB-Ports, HDMI und teilweise sogar Thunderbolt 4.

Fazit: Welcher OLED-Laptop passt zu wem?

OLED-Laptops unter 1000 Euro bieten mittlerweile ein beeindruckendes Preis-Leistungs-Verhältnis. Die brillanten Farben, perfekten Schwarzwerte und der unendliche Kontrast dieser Displays waren noch vor wenigen Jahren deutlich teurer. Doch welches Modell ist für wen geeignet?

Für Einsteiger und preisbewusste Käufer bieten Modelle wie das ASUS VivoBook Go 15 OLED oder das Lenovo IdeaPad Slim 5 einen günstigen Einstieg in die OLED-Welt. Sie eignen sich hervorragend für Office-Anwendungen, Surfen und Streaming.

Wer etwas mehr investieren kann, findet in der Preisklasse von 600 bis 850 Euro bereits sehr leistungsfähige Geräte wie das ASUS VivoBook 15X mit 120-Hz-Display oder Acer Aspire 14 mit Intel Core Ultra. Diese Modelle bieten genug Leistung für anspruchsvollere Aufgaben und teilweise bereits Premium-Features wie höhere Bildwiederholraten.

Die Premium-Mittelklasse zwischen 850 und 1000 Euro bietet nahezu alles, was auch deutlich teurere Laptops auszeichnet. Modelle wie der Acer Swift Go 14/16 OLED kombinieren hochwertige OLED-Displays mit leistungsstarken Prozessoren und großzügigem Arbeitsspeicher. Sie sind die ideale Wahl für anspruchsvolle Nutzer, die nicht über 1000 Euro ausgeben möchten.

Für Kreative und Studenten sind Convertibles wie das Lenovo Yoga 7 2-in-1 besonders interessant. Die Kombination aus OLED-Display und Touchscreen-Funktionalität macht sie zu vielseitigen Begleitern für unterschiedlichste Anwendungsszenarien.

Die gute Nachricht: Unabhängig vom Budget gibt es mittlerweile für jeden Anwendungsfall einen passenden OLED-Laptop unter 1000 Euro. Die Zeiten, in denen man für ein brillantes Display tief in die Tasche greifen musste, sind endgültig vorbei.

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Admin entwendet Kryptowährung in Millionenwert und bleibt vor Gericht straflos


Das Oberlandesgericht (OLG) Braunschweig hat eine weitreichende Entscheidung getroffen, die Auswirkungen auf die strafrechtliche Verfolgung von „Diebstählen“ von Kryptowerten in Deutschland haben dürfte. In dem Fall ging es um die Frage, ob Kryptowährungen im Wert von rund 2,5 Millionen Euro, die durch eine mutmaßlich unbefugte Übertragung ihrem rechtmäßigen Besitzer entzogen worden waren, zur Sicherung eines möglichen Wertersatzes beschlagnahmt werden dürfen. Das Landgericht Göttingen hob eine entsprechende Arrestanordnung der Staatsanwaltschaft auf. Das OLG bestätigte diesen Schritt, da es an einem Anfangsverdacht für eine strafbare Handlung fehle. Der Beschuldigte entgeht so einer rechtlichen Strafe.

Der 1. Strafsenat der zweiten Instanz stellt den Sachverhalt in seinem mittlerweile veröffentlichten Urteil vom September 2024 so dar (Az.: 1 Ws 185/24): Ein Beschuldigter war mit dem Vorwurf konfrontiert, sich 25 Millionen digitaler, nicht näher bezeichneter Coins unrechtmäßig angeeignet zu haben. Er half demnach einer anderen Person – dem späteren Geschädigten – dabei, eine digitale Geldbörse in Form einer Wallet für ein Token-Projekt einzurichten. Dabei erhielt der Beschuldigte Zugriff auf die für den Zugang nötige Passwort-Seed-Phrase, die aus 24 Wörtern bestand. Im Anschluss soll der Beschuldigte die Kryptowerte von der E-Brieftasche des Opfers auf zwei andere Wallets übertragen haben, die nicht dem Geschädigten gehörten.

Das OLG legte zunächst dar: Gemäß Paragraf 242 Strafgesetzbuch (StGB) ist der Diebstahl die „Wegnahme einer fremden beweglichen Sache“. Kryptowährungen wie Bitcoin oder Ethereum seien jedoch nicht als „Sachen“ im Sinne des Gesetzes anzusehen, da sie keine körperliche, physische Existenz haben. Es handele sich vielmehr um digitale Werte, genauer gesagt um Einträge in einer dezentralen Blockchain. Ein Entwenden im physischen Sinne sei bei diesen so begrifflich ausgeschlossen, was den Tatbestand des Diebstahls von vornherein ausscheiden lasse.

Die Braunschweiger Richter setzten sich auch mit anderen potenziellen Straftatbeständen auseinander, die in solchen Fällen relevant sein könnten. Dabei kamen sie zu ähnlichen restriktiven Ergebnissen. Eine Einordnung als Computerbetrug (Paragraf 263a StGB) verwarf der Senat, da es bei der unbefugten Übertragung von Kryptowährungen in der Regel an dem für diesen Tatbestand erforderlichen Merkmal der „unbefugten Einwirkung auf das Ergebnis eines Datenverarbeitungsvorgangs“ fehle.

Insbesondere sei eine Transaktion im Blockchain-System nicht als „Erklärung“ oder „Täuschung“ im Sinne des Computerbetrugs zu werten, heißt es in dem Urteil. Anders als etwa beim Online-Banking, wo die Eingabe einer TAN als konkludente Erklärung einer Berechtigung zur Transaktion interpretiert werden kann, erfolge die Krypto-Transaktion durch die reine Eingabe des privaten Schlüssels. Dieser löst die Transaktion direkt im dezentralen System aus. Es fehle eine „Miterklärung einer Berechtigung“ zu dem Transfer, die für den Computerbetrug charakteristisch wäre. Das System prüfe lediglich die Gültigkeit des Schlüssels, nicht die Berechtigung des handelnden Individuums im Sinne einer menschlichen Willenserklärung.

Auch eine Strafbarkeit wegen Ausspähens von Daten (Paragraf 202a StGB) ist laut dem OLG nicht gegeben. Diese Klausel schützt Informationen, die „besonders gegen unberechtigten Zugang gesichert sind“. Wenn private Schlüssel oder Passwörter durch unzureichende Sicherungsmaßnahmen, etwa durch ein offenes Notizbuch oder durch Social Engineering erlangt werden, fehlt es der Entscheidung zufolge an der Überwindung einer „besonderen Sicherung“. Eine solche läge nur vor, wenn etwa eine technische Vorrichtung wie eine Verschlüsselung oder eine externe Schutzmaßnahme überwunden werden müsste.

Das Gericht beschäftigte sich ferner mit dem Paragrafen zur Datenveränderung (303a StGB). Zwar erkennt es sich an, dass eine Übertragung von Tokens in der Blockchain technisch gesehen eine Veränderung von Daten ist. Dennoch sah das Gericht den Angeklagten nicht als Täter an. Der Senat begründet dies damit, dass die tatsächliche Datenveränderung nicht direkt durch den Beschuldigten, sondern durch das Netzwerk der Betreiber erfolgt, die Transaktionen bestätigen. Selbst eine indirekte Verursachung reichte dem Gericht nicht aus, da die Hoheit über die Blockchain-Einträge letztlich bei den Netzwerk-Teilnehmern liege.

Laut dem Strafrechtler Jens Ferner bedeutet der Beschluss für die Praxis „eine durchaus überraschende Zäsur“: Ermittlungsbehörden, die reflexartig auf die Paragrafen 202a oder 303a StGB zurückgriffen, um Token-Transfers strafrechtlich zu sanktionieren, müssten künftig verstärkt mit Freisprüchen oder der Einstellung von Verfahren rechnen. Der „virtuelle Diebstahl“ bleibe in der vorliegenden Konstellation eine zivilrechtliche, nicht jedoch eine strafbare Handlung. Wer sich Zugang zu einer Wallet erschleiche, bewege sich aber in jedem Fall im strafbaren Umfeld. Die Quintessenz lautet für den Anwalt: „Strafrecht ist keine Allzweckwaffe gegen jede Form der digitalen Illoyalität – und sollte es auch nicht sein.“ Es sei aber fraglich, ob sich die OLG-Ansicht auf Dauer durchsetze.


(nen)



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