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Datenschutz & Sicherheit

Wie die EU Freie Software ausblendet


Der dänischen Regierung reicht es. Sie will sich von Microsoft unabhängig machen. So titelte die dänische Zeitung Politiken. Hinter dem Entschluss steht die Politik des US-Präsidenten Donald Trump zu Grönland. Die Insel nördlich von Amerika, ist ein selbstverwalteter Teil des Königreichs Dänemark mit einem eigenen Regierungschef, Jens-Frederik Nielsen. Trump hat seit Anfang des Jahres immer wieder Besitzansprüche an Grönland angemeldet.

Dass Trump seine Macht über technologische Hebel ausspielen kann, zeigt sein Einfluss auf das Leben von Richtern am Internationalen Strafgerichtshof. Dazu gehört etwa der französische Richter Nicolas Guillou. Seit August sind die Dienste von US-amerikanischen Tech-Unternehmen wie Microsoft und Google für ihn gesperrt – als Folge der Sanktionierung durch Trump.

Gillou habe keinen Zugriff mehr auf seine Konten bei Amazon und Paypal, schreibt LeMonde; allen Dienstleistern sei untersagt, ihm Zugang zu Big-Tech-Diensten zu gewähren. Zusammen mit seinem Kollegen Karim Khan und anderen hatte er als Richter in Den Haag einen Haftbefehl gegen den israelischen Premierminister Benjamin Netanjahu und den ehemaligen israelischen Verteidigungsminister Joaw Galant ausgesprochen.

Gipfel zur europäischen digitalen Souveränität

Die autoritäre Politik Trumps hat das Thema digitale Souveränität aus seinem Nischendasein gehoben. Das zeigte der Gipfel zur europäischen digitalen Souveränität Mitte November in Berlin. Neben Unternehmen und Wirtschaftsverbänden fanden sich hier Politiker:innen aus mehreren europäischen Ländern zusammen. Eingeladen hatten Bundeskanzler Friedrich Merz und Frankreichs Präsident Emmanuel Macron.

Große Einigkeit bestand unter den Beteiligten vor allem darin: Man muss sich von US-amerikanischer wie auch chinesischer Technologie unabhängiger machen. Wie das geschehen soll? Darauf gab es zwei große Antworten. Einmal: „buy european“, also die Aufforderung, möglichst europäische Technologie einzukaufen.

Die zweite Antwort auf das Souveränitätsproblem lautete: Wettbewerbsfähigkeit fördern, um „Innovationsführerschaft“ zu erlangen. In den Worten Macrons: „Europa hat das Zeug dazu, im digitalen Zeitalter eine Führungsrolle zu übernehmen.“ Das soll durch eine umfassende Deregulierung erreicht werden. So wollen EU-Staaten und die Europäische Kommission EU-Digitalgesetze massiv schleifen, etwa beim Thema Datenschutz.

„Open Source ausgeblendet“

Eine naheliegende Antwort war auf dem Gipfel kein Thema: bei der Entwicklung, beim Einkauf und beim Betrieb öffentlicher IT auf Open-Source-Lösungen, also Freie Software setzen. Zwar sprach Merz in seiner Gipfel-Rede von der wichtigen Rolle des Zentrum für digitale Souveränität (ZenDiS) in Deutschland. Und er erwähnte openDesk, eine Open-Source-Lösung des ZenDiS für die öffentliche Verwaltung, mit der diese sich von Microsofts Bürosoftware unabhängig machen soll. Doch nach Vertreter:innen aus der Open-Source-Branche, geschweige denn nach Open-Source-Expert:innen aus der Zivilgesellschaft musste man beim Gipfel mit der Lupe suchen.

Dass der Gipfel Open Source weitgehend ausgeblendet habe, kritisierte etwa die Gesellschaft für Informatik e. V. (GI) als „das gravierendste Versäumnis“.

Dabei gäbe es inzwischen viele Positivbeispiele für einen erfolgreichen Wechsel zu Open-Source-Lösungen: Schleswig-Holstein stellt 30.000 Arbeitsplätze auf LibreOffice um und beendet Microsoft-Verträge. Die Thüringer Landesverwaltung pilotiert openDesk. Immer mehr Hochschulen nutzen für ihre Wissenschaftskommunikation Mastodon als soziales Medium. Und das österreichische Bundesheer stellt auf LibreOffice um.

„Buy european“

Auf den Gipfel-Panels stellten sich stattdessen mehrere europäische Technologiefirmen vor, so beispielsweise die Cloud-Hersteller OHVcloud oder Schwarz Digits. Auch der wirtschaftliche Zusammenschluss europäischer Unternehmen unter der Initiative EuroStack war vertreten.

Für viel Furore sorgte bereits im Vorfeld des Gipfels die geplante Kooperation des deutschen Unternehmens SAP und des französischen KI-Herstellers Mistral AI. Sie wollen eine souveräne KI-Lösung für die öffentliche Verwaltung entwickeln. Beide Unternehmen stellen proprietäre Software-Lösungen her. Für beide Unternehmen spielt zudem der Tech-Riese Microsoft eine wesentliche Rolle. Erst letztes Jahr investierte Microsoft in Mistral; der Tech-Gigant ist langjähriges Partnerunternehmen von SAP.

„Es ist gut, dass die Bundesregierung und andere europäische Länder endlich darüber nachdenken, wie sie die Abhängigkeit ihrer Verwaltung und ihrer digitalen Infrastrukturen lösen können“, so Johannes Näder von der Free Software Foundation Europe (FSFE). „Doch der Appell ‚buy european‘ allein reicht nicht aus.“ Wenn die öffentliche Hand wirklich digital souverän werden wolle, brauche es ein klares Bekenntnis zu Freier Software, die vier grundlegenden Prinzipien entspricht: Die Software muss für alle nutzbar sein, alle müssen den Code einsehen und weitergeben dürfen. Und alle müssen die Freiheit haben, den Code weiterzuentwickeln.

Für Freie Software

Dafür brauche es vor allem eine klare Entscheidung für Freie Software und eine nachhaltige Finanzierung, nicht nur für die Entwicklung, sondern auch für Wartung und Betrieb. „Wenn ab sofort ein steigender Anteil der öffentlichen Gelder, die jetzt noch für Softwarelizenzen ausgegeben werden, in Freie Software fließt, stärkt das nicht nur Europas Souveränität, sondern auch den europäischen Standort.“



In Europa gebe es viele kleine und mittlere Unternehmen, die hervorragende Freie Software anbieten. „Diese Lösungen sind auf dem Markt. Der Staat sollte seine Souveränität steigern, indem er sie beschafft, finanziert und nutzt. Das ist einfacher und aussichtsreicher, als europäische Einhörner aufzubauen.“

Umso erfreulicher ist eine Nachricht von der vierten Digitalministerkonferenz (DMK). Sie stimmte einem Antrag Schleswig-Holsteins zu, wonach beim Deutschland-Stack Open Source bevorzugt eingesetzt werden soll. Am Montag trafen sich die Digitalminister:innen der Länder mit Bundesdigitalminister Karsten Wildberger (CDU), Klaus Müller von der Bundesnetzagentur und Claudia Plattner vom Bundesamt für die Sicherheit in der Informationstechnik. Auf der Themenliste dominierte die Digitalisierung der öffentlichen Verwaltung. Kernprojekt der Bundesregierung ist hier der Deutschland-Stack (D-Stack).

Die Idee dazu hat sie in ihrer Modernisierungsagenda (PDF) als „eine sichere, interoperable, europäisch anschlussfähige und souveräne Technologie-Plattform zur Digitalisierung der gesamten Verwaltung“ umschrieben. Bereits im Sommer hatte Schleswig-Holstein ein Impulspapier zum Stack veröffentlicht. Eines der Anliegen: Die Politik soll die Digitalwirtschaft aktiv „in die Entwicklung von Open-Source-Lösungen“ einbinden.

„Bürger:innen in Stack-Überlegungen einbeziehen“

Auch die FSFE fordert für den Stack, dieser müsse vollständig als Freie Software veröffentlicht werden. Alle enthaltenen Komponenten sollten demnach unter einer Freie-Software-Lizenz stehen.

Zudem empfiehlt die FSFE, dass Deutschland hierzu mit anderen europäischen Partnerländern zusammen an Lösungen arbeitet. Nur so könnten diese europaweit anschlussfähig sein. Um zu gewährleisten, dass sie nachhaltig sind, müsse die Finanzierung für Entwicklung, Wartung und Betrieb langfristig abgesichert sein.

Besonders wichtig sei jedoch auch, dass die Politik die Bürger:innen in die Stack-Überlegungen einbezieht. Neben Staat und Verwaltung brauchen auch europäische Unternehmen, Zivilgesellschaft und „Organisationen von Schulen bis hin zu freiwilligen Feuerwehren“ digital souveräne Lösungen. Für sie sollte der Stack nachnutzbar sein, und dies könne nur gelingen, wenn die Zivilgesellschaft bei der Planung des Stacks einbezogen wird.

Wie genau der Beschluss umgesetzt wird, Open Source bevorzugt zu beschaffen und zu nutzen, muss sich noch zeigen. Der Konsultationsprozess zum D-Stack läuft noch bis Ende November.



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Datenschutz & Sicherheit

Die Woche, in der wir zurück ins Jahr 1986 reisten


Liebe Leser:innen,

das Wort des Jahres ist „KI-Ära“. Das Thema Künstliche Intelligenz „ist aus dem Elfenbeinturm der wissenschaftlichen Forschung herausgetreten und hat die Mitte der Gesellschaft erreicht“, begründet die Gesellschaft für deutsche Sprache ihre Wahl.

Die Bundesdruckerei hockt derweil in ihrer ganz eigenen Abgeschiedenheit. Sie setzt den Datenatlas um, der „souveräne Datenkatalog für die Bundesverwaltung“. Mitarbeitende verschiedener Ministerien und Behörden sollen hier nachschlagen können, wo welche Daten liegen.

Eigentlich eine gute Sache. Doch das Projekt ist offenbar Lichtjahre von der technischen Gegenwart, geschweige denn von irgendeiner „KI-Ära“ entfernt. Zu diesem Schluss kommt zumindest der Wissenschaftler David Zellhöfer in einem Gutachten, über das meine Kollegin Esther diese Woche berichtet hat. Demnach biete der Datenatlas weniger Funktionen als Datenbanken aus dem Jahr 1986, so das markige Urteil. Damals war das Wort des Jahres übrigens „Tschernobyl“. So lange ist das her.

Auf Platz 2 kam vor knapp vierzig Jahren das Wort „Havarie“, was so viel wie Fehler oder Schaden bedeutet. Den will die Bundesdruckerei nun offenbar noch vergrößern. Als wir sie mit den Ergebnissen des Gutachtens konfrontieren, schrieb die bundeseigene GmbH zurück, gegebenenfalls rechtliche Schritte gegen Zellhöfer einzuleiten.

Zellhöfer nahm sein Gutachten daraufhin offline, um sich rechtlich abzusichern. „Ich war unmittelbar eingeschüchtert“, sagte er gegenüber netzpolitik.org, „obwohl die Antwort der Bundesdruckerei in keiner Weise sachlich nachvollziehbar ist.“

Inzwischen ist das Gutachten wieder abrufbar. Und Zellhöfer kann mit mehr Humor auf die Sache schauen. Positiv gesehen könne der Datenatlas auch „als Projekt eines Retro-Computing-Enthusiasten“ durchgehen, sagt er.

Ein bisschen mehr Humor wünsche ich auch der Bundesdruckerei. Dann trägt sich die Atlas-Last gleich leichter.

Habt ein schönes Wochenende!

Daniel

 

 



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Weltweites CDN: Offenbar wieder Störung bei Cloudflare


Am Freitagvormittag gibt es offenbar erneut Probleme beim CDN-Anbieter Cloudflare. Verschiedene Webseiten sind nicht verfügbar – sie liefern lediglich einen HTTP-Fehler 500 aus. Die Ursache ist unklar, der Anbieter spricht von „API-Problemen“.

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Cloudflare kaputt

Cloudflare kaputt

Fehler 500 beim Besuch von cloudflare.com

Stichproben einiger Webseiten wie cloudflare.com, aber auch die beliebten Störungsmelder downdetector.com und allestoerungen.de sind fehlerhaft oder komplett defekt: Mal fehlt die Startseite komplett, in anderen Fällen lediglich die per Cloudflare-CDN ausgelieferten Assets wie Bilder und Stylesheets

Cloudflares Statusseite hingegen ist, anders als beim vorherigen Ausfall im November, noch immer verfügbar. Sie spricht von Fehlern bei der Cloudflare API und dem Dashboard. „Customers using the Dashboard / Cloudflare APIs are impacted as requests might fail and/or errors may be displayed.“

Wie Cloudflare nun erläuterte, handelte es sich beim Ausfall um eine Auswirkung der kürzlich bekannt gewordenen kritischen „React2Shell“-Sicherheitslücke im React-Framework. Das Unternehmen habe für die Web Application Firewall, die neben Kundendomains offenbar auch die eigene Webseite schützt, eine Änderung eingespielt, um vor CVE-2025-55182 zu schützen. Was genau schiefgegangen sei, werde man später bekanntgeben, so das Unternehmen. Ein Cyberangriff liege nicht vor.

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Der Cloudflare-eigene DNS-Resolver 1.1.1.1 war für viele Telekom-Kunden offenbar am Abend des 3. Dezember nicht erreichbar. Wie Betroffene auf Reddit beklagten, führte das zu Internetausfällen – weil auch die Alternative 1.0.0.1 nicht funktionierte. Mittlerweile scheint diese Störung jedoch behoben, die Ursache ist unklar.


RIPE Atlas: Cloudflare-DNS 1.1.1. nicht erreichbar

RIPE Atlas: Cloudflare-DNS 1.1.1. nicht erreichbar

Am Abend des 3. Dezember erreichte keiner der 150 Messpunkte des Monitoringnetzes „RIPE Atlas“ im Netz der Telekom den DNS-Server 1.1.1.1.

(Bild: Reddit-User lordgurke)


Update

05.12.2025,

10:16

Uhr

Cloudflare hat laut eigenen Angaben Problembehebungen vorgenommen und beobachtet die Störung weiter.


Update

05.12.2025,

11:08

Uhr

Erste Fehleranalyse seitens Cloudflare ergänzt.


(cku)



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Datenschutz & Sicherheit

Jetzt patchen! Attacken auf React2Shell-Lücke laufen an


Kaum ist öffentlicher Exploitcode in Umlauf, gibt es erste Berichte zu Angriffen auf React-Server. Sicherheitspatches sind verfügbar.

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Die „kritische“ Lücke (CVE-2025-55182 CVSS Score 10 von 10) ist erst seit wenigen Tagen bekannt und betrifft ausschließlich React-Server. Attacken sollen aus der Ferne und ohne Authentifizierung möglich sein. Durch das Versenden von präparierten HTTP-Anfragen können Angreifer Schadcode auf Systeme schieben und diese so vollständig kompromittieren.

Die Entwickler versichern, die Schwachstelle in den React-Ausgaben 19.0.1, 19.1.2 und 19.2.1 geschlossen zu haben.

Wie aus einem Beitrag eines Sicherheitsforschers auf X hervorgeht, ist mittlerweile Exploitcode in Umlauf. Im gleichen Zeitraum meldet das IT-Sicherheitsteam von Amazon AWS bereits die ersten Attacken. Sie geben in einem Beitrag an, dass ihre AWS-Services von der Lücke nicht betroffen sind.

Die AWS-Sicherheitsforscher ordnen die Attacken staatlichen-chinesischen beziehungsweise chinafreundlichen Bedrohungsakteuren wie Earth Lamia und Jackpot Panda zu. Diese Gruppen haben weltweit primär staatliche Einrichtungen und kritische Infrastrukturen aus dem Energiesektor im Visier.

Dabei sollen die Gruppen äußerst professionell und zügig vorgehen. Dafür nutzen sie den Forschern zufolge unter anderem automatisierte Scan- und Angriffstools. Außerdem verfeinern sie ihre Angriffstechniken stetig, um die Erfolgsquote ihrer Attacken zu steigern. In welchem Umfang die Angriffe ablaufen und ob sie territorial begrenzt sind, ist derzeit nicht bekannt.

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Admins sollten umgehend handeln und ihre React-Server durch die Sicherheitspatches schützen. In ihrem Beitrag führen die Sicherheitsforscher Parameter (Indicators of Compromise, IoC) auf, an denen Admins bereits attackierte Systeme erkennen können.


(des)



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