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Zahlen, bitte! 809.825 Gulden des Jacob Fugger – Reichster Mann seiner Zeit
Vor 500 Jahren starb Jacob Fugger (der Reiche), wie er von seinen Zeitgenossen genannt wurde. Sein Neffe und Nachfolger Anton Fugger brauchte zwei Jahre, ehe er die komplette Inventur der Fugger-Familie beenden konnte. Sie gilt noch heute als wichtigste Quelle zum damals entstehenden Welthandel, der den Reichtum von Jacob Fugger ausmachte.
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Als er starb, hatte das weitverzweigte Fugger-Imperium zwei Millionen Gulden Überschuss gemacht. Jacob Fuggers Anteil am Gesamtkapital betrug 809.825 Gulden, von denen er 142.035 Gulden für persönliche Ausgaben verwendet hatte, unter anderem für die Fuggerei in Augsburg, die erste Sozialwohnungssiedlung. Er war der reichste Mann seiner Zeit.

In dieser Rubrik stellen wir immer dienstags verblüffende, beeindruckende, informative und witzige Zahlen aus den Bereichen IT, Wissenschaft, Kunst, Wirtschaft, Politik und natürlich der Mathematik vor.
In einem Jahr, in dem viel über den Reichtum von Tesla-Eigner Elon Musk oder Oracle-Gründer Larry Ellison geschrieben wurde, lohnt sich zum Schluss ein Blick auf Jacob Fugger. Mit seinem Tod am 30. Dezember 1525 wurde ein Überblick über das Familienvermögen gestartet, das als Inventur der Firma Fugger aus dem Jahre 1527 [PDF-Ansicht] Wirtschaftsgeschichte schrieb, weil so die Genesis des modernen Kapitalismus [PDF] erschlossen werden konnte. Jacob Fugger war als Frühkapitalist der reichste Mann seiner Zeit, auch wenn es vor ihm Herrscher wie Kanaan Mansa Musa gegeben hat, die wesentlich vermögender waren.
Reichtum im staatlichen Maßstab gemessen
Die offizielle Website der Familie Fugger erwähnt bei der Bestimmung seines Reichtums ein (nicht mehr existierendes) Business-Portal von Microsoft, das Jacob Fugger mit Bill Gates verglichen hatte. Danach soll Fuggers Vermögen 10 Prozent der Wirtschaftsleistung des Heiligen Römischen Reichs (Deutscher Nation) entsprochen haben, während Bill Gates‘ Vermögen nur 0,5 Prozent der US-Wirtschaftsleistung ausmachte. Zwar fehlen hier die Bezugszahlen, aber die Zahlen verdeutlichen dennoch grob, um welche Dimension es hier geht.

Jakob Fugger, geboren am 6. März 1459 in Augsburg; gestorben am 30. Dezember 1525 ebenda, gilt durch Geschäftssinn und politischem Geschick als reichster Mann seiner Zeit.
(Bild: Gemälde von Albrecht Dürer, um 1519 herum)
Der Aufstieg der Familie Fugger begann vier Generationen vor Jacob Fugger mit dem Weber Hans Fugger, der sich in Augsburg niederließ und auf die Produktion von Barchent spezialisierte. Bei diesem Stoff bestanden die Längsfäden aus Leinen und die Querfäden (der Schuss) aus Baumwolle, die aus Italien geliefert wurde. Die Fugger wurden über den Baumwollhandel mit Italien reich und bekamen schließlich das Augsburger Bürgerrecht.
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Jacob Fugger wurde als Jüngster von drei Brüdern im Alter von 14 Jahren zur kaufmännischen Ausbildung nach Venedig geschickt und lernte dort nicht nur die Renaissance kennen und schätzen, sondern auch das Geheimnis der doppelten Buchführung mit Soll und Haben.
Gewinne durch Silber- und Kupferabbau
Als Jacob dem Fugger-Gesellschaftsvertrag beitrat, diversifizierte er die Firma mit dem Bergbau in Tirol [PDF]: Er finanzierte die Hofhaltung des Tiroler Erzherzogs Sigismund des Münzreichen und sicherte seine Kredite mit Bergbaurechten ab.
Zum österreichischen Silber kam später der (streng geheime) Abbau von Kupfer in den Karpaten in Banská Bystrica, über den er schließlich gegenüber der Konkurrenz das Monopol für Kupfer durchsetzen konnte. Fugger profitierte davon, das die Portugiesen unter Vasco da Gams den Seeweg nach Indien gefunden hatten. Aus dem Fugger-Kontor Antwerpen gelangten die Kupferhalbfabrikate nach Lissabon, von wo aus sie nach Indien verschifft wurden, wie es Wrack-Funde bezeugten.
Jacob Fugger und seine Brüder mischten kräftig in der Politik mit. Sie finanzierten die Wahl des Habsburgers Maximilian I. zum Kaiser, später auch die Wahl seines Enkels Karl zum König Karl 1. Im Gegenzug bekamen sie die Quecksilberminen im spanischen Almadén.
Fuggerscher Ablasshandel nervt Martin Luther
Sie übernahmen den Ablasshandel unter Papst Alexander VI. und sicherten sich dabei die Hälfte der Einnahmen. Jacob Fugger selbst finanzierte ein theologisches Gutachten von Johannes Eck, das nachwies, das ein Zins von fünf Prozent kein Wucher, sondern gottgefällig ist. Das brachte Martin Luther in Rage: „Darum sind die jetzigen Händel mit dem Gelde unrecht und wider Gott, die Land und Leute verderben und aussaugen. Man müsste wirklich diesem Fugger und dergleichen Gesellschaft einen Zaum ins Maul legen.“

Die Sozialbausiedlung Fuggerei existiert in Augsburg bis heute.
(Bild: CC BY-SA 4.0, Diego Delso)
Schließlich steckte Fugger viel Geld in die blutige Niederschlagung des schwäbischen Bauernaufstandes, dem Uffrur vor 500 Jahren. Seine soziale Seite kam beim Bau der bis heute bestehenden Fuggerei zum Ausdruck, der wohl ältesten Sozialbausiedlung der Welt. Hier konnten katholische verarmte Augsburger Handwerker mit ihren Familien eine bezahlbare Unterkunft finden.
Im Gegenzug mussten sie dreimal am Tag für das Seelenheil der Fuggers beten. Der Abstieg der Fugger begann gleich nach dem Tod von Jacob Fugger. Sein Nachfolger Anton Fugger versuchte noch, das hinterlassene Vermögen aus dem schnell wegbrechenden Bergbau durch Immobilienanlagen zu retten, als die Ausplünderung von Lateinamerika begann, doch war er längst nicht mehr der reichste Mann seiner Zeit. “Nihil sub sole perpetuum“ (Nichts unter der Sonne hat Bestand) – ist ein Satz, der ihm zugeschrieben wird.
Wer sich festlich gestimmt für die Fugger interessiert, kann sich die sechsteilige TV-Serie „Vom Webstuhl zur Weltmacht“ zu Gemüte führen, eine deutsch-tschechische Produktion, die den Frühkapitalismus im märchenhaften Stil von „Drei Haselnüsse für Aschenbrödel“ inszenierte.
(mawi)
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39C3: Konzerne ruinieren das Netz – Cory Doctorows Ideen gegen Enshittification
Erst ist der neue Cloud-Dienst kostenlos, dann folgt die Werbeeinblendung und zum Schluss bittet der Anbieter seine Nutzer gnadenlos zur Kasse. Gleichzeitig wird das Produkt immer schlechter – die „Enshittification“ hat eingesetzt.
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Science-Fiction-Autor Cory Doctorow, langjähriger Aktivist bei der Electronic Frontier Foundation, hat den Begriff geprägt und uns auf dem Chaos Communication Congress (39C3) im Interview erläutert, was er damit meint. Doctorow sieht Staatengemeinschaften in der Pflicht, die Tech-Konzerne zu bremsen – mit dem Umstieg von einem sozialen Netzwerk zum nächsten sei es nicht getan. Das ganze Interview hier auf heise online, bei YouTube und auf Peertube.
Redaktion: Keywan Tonekaboni
Video: Özgür Uludaǧ, Anna Gundler
(ktn)
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Irland will EU-weite Identitätspflicht für Social Media einführen
Wie das irische Nachrichtenportal Extra.ie meldet, plant Irland in seiner Ratspräsidentschaft 2026, eine EU-Initiative für ID-verifizierte soziale Medien voranzutreiben. Ziel ist es, die Verbreitung von Hass und Desinformation im Internet zu verhindern. In einem Interview mit Extra.ie sagte der stellvertretende Premier- und Außenminister Simon Harris, die Regierung wolle Social-Media-Konten mit Identitätsprüfung einführen. Außerdem wolle sie nach australischem Vorbild ein Social-Media-Verbot für Kinder erreichen.
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Wahrscheinlich werde es zu einer Konfrontation mit den Social-Media-Giganten kommen, von denen viele ihren europäischen Hauptsitz in Irland haben. Auch befürchtet der Minister Konflikte mit der Regierung von Donald Trump. Diese hatte vor einigen Tagen ein Visumverbot für fünf prominente europäische Persönlichkeiten verhängt, die sich an vorderster Front für die Einführung von Gesetzen zur Regulierung US-amerikanischer Technologieunternehmen eingesetzt haben. Andererseits rechne er aber mit der Unterstützung EU-Regierungsoberhäupter wie dem französischen Präsidenten Emmanuel Macron und dem britischen Premierminister Keir Starmer.
Bedrohte Demokratie schützen
Sein Vorstoß zur Bekämpfung von Online-Missbrauch und Desinformation habe keine persönlichen Ursachen, erklärte der Politiker, der selbst kürzlich im Internet bedroht wurde. Vielmehr gehe es um die Notwendigkeit, die reale gegenwärtige Bedrohung der Demokratie zu bekämpfen, und zwar der Demokratie in der ganzen Welt. Ein Vorschlag betrifft etwa die Einführung eines digitalen Mindestalters. In Irland gebe es zwar ein Mindestalter von 16 Jahren, es wird aber nicht durchgesetzt.
Maßnahmen zur Durchsetzung der Verifizierung von Social-Media-Konten und zur Einführung von Altersbeschränkungen erfordern Änderungen am EU-Gesetz über digitale Dienste (Digital Services Act; DSA), das 2022 eingeführt wurde. In seiner derzeitigen Form sind die digitalen Vorschriften der EU anhaltenden Angriffen seitens der Trump-Regierung und der Tech-Giganten ausgesetzt. Harris wünscht sich, dass Social-Media-Unternehmen proaktiv mit der EU zusammenarbeiten. Diese Unternehmen seien Technologieunternehmen. Sie haben die Möglichkeit, mehr zu tun, ohne dass Gesetze erforderlich sind. „Diese Unternehmen verfügen über die entsprechenden Technologien, wie Algorithmen, Bots und Altersüberprüfungen. Ich hoffe, dass wir hier einen wirklich konstruktiven Dialog führen können“, sagt Harris.
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Das gesamte Interview ist bei Extra.ie nachzulesen.
(ur)
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39C3: Kampf gegen den gläsernen Menschen: Kenias Bevölkerung kippt Datensammlung
„Hatu Panguingui“ – Wir lassen uns nicht sortieren. Ein Slogan, der die Zivilbevölkerung in Kenia im Kampf gegen ein übergriffiges, digitales Identitätssystem der kenianischen Regierung begleitete. Auf dem 39. Chaos Communication Congress in Hamburg erzählte Mustafa Mahmoud Yousif die Geschichte seines Landes hinsichtlich der aktuellsten Entwicklungen in Bezug auf die digitale Identität und den Datenschutz. Er gibt dazu spannende Einblicke in die Identitätsbildung der Menschen durch die vom Kolonialismus geprägte Geschichte.
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Massendatenspeicherung
Das neue Gesetz „National Integrated Identity Management System“ (NIMS) – im Volksmund „Huduma Number“ – sollte neben gängigen Personendaten auch solche wie Familienstatus und sogar DNA speichern. Um es durchzusetzen, wollte die damalige Regierung nur noch registrierten Personen Zugang zu staatlichen Leistungen gestatten. Mit großangelegten Kampagnen auf Social Media, die die Bevölkerung sensibilisierten, einer Online-Kampagne, bei der sich schließlich 10 Millionen Menschen gegen das Gesetz aussprachen und Gerichtsprozessen, die dazu führten, dass die Regierung nur noch auf freiwillige Registrierungen setzen konnte, wurde das Gesetz 2024 gestoppt. Eine neu gewählte Regierung bezieht nun die Zivilbevölkerung mehr in den Prozess ein.
Doch der Kampf ist noch nicht vorbei. Das „digitale Öl“ ist nach wie vor ein verlockendes Mittel, um Geld zu verdienen. Umso wichtiger ist für Yousif der Kampf für den Datenschutz und gegen Diskriminierung und Ausgrenzung. Mit seiner Geschichte will Yousif ermutigen: Datenhunger kann von einer wehrreichen Bevölkerung, die er auch als nationale Intelligenz bezeichnet, gestoppt werden, wie die Geschichte Kenias zeigt.
Historische Belastung
Identität ist für jeden Menschen ein Thema, aber in Kenia besonders belastet. So erzählt Yousif, wie die Briten als Kolonialmacht die Bewegungsfreiheit der einzelnen Menschen durch Aufteilung des Landes in 42 Stammesgebiete einschränkten. Jeder Bürger musste eine sogenannte „Kipande“ mit sich führen, ein Schriftstück, das ihn einem Stamm und Gebiet zuordnete. Die Kommunikation zwischen den Stämmen wurde so eingeschränkt, dass ein gemeinsamer Aufstand gegen die Besatzungsmacht kaum möglich war. Dazu wurden Minderheiten schnell diskriminiert, was sich auch in den darauffolgenden Zeiten kaum veränderte. Umso wichtiger ist Yousif der Kampf in der Gegenwart. Als Teil einer Minderheit setzt er sich besonders für die Bevölkerungsgruppen ein, die Diskriminierung erlebt haben oder zu befürchten haben.
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Wer die gesamte Geschichte dieses Kampfes für digitale Gleichberechtigung und dem Schutz personenbezogener Daten in Kenia hören möchte, findet sie auf der Seite des Kongresses auch mit deutscher Übersetzung zum Ansehen oder Download.
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(cbr)
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