Digital Business & Startups
Was deutsche Unternehmer vom Silicon Valley lernen müssen – 5 Wahrheiten
Im Silicon Valley zählt nicht die Idee, sondern die Umsetzung. Zwei Wochen, 20+ Gespräche – und eine klare Erkenntnis: Speed schlägt Strategie.
Florian Scherl ist Gründer von Explaino.ai – einer KI-Plattform, die Texte in animierte Erklärvideos verwandelt. Aktuell lebt und arbeitet er im Rahmen der EWOR SF Residency zwei Monate im Silicon Valley – und berichtet bei Gründerszene über seine Zeit vor Ort.
Wenn du im Silicon Valley einen Investor, Gründer oder potenziellen Partner triffst, hast du genau eine Chance. Kein zweiter Call. Kein Follow-up in drei Wochen. Hier zählen Geschwindigkeit, Klarheit – und ob du durch dein Netzwerk empfohlen wurdest.
In den vergangenen zwei Wochen, seitdem wir Teil der EWOR SF Residency sind, habe ich mit über 20 Investoren und Investorinnen, Ex-Foundern, Advisors und Operatoren und Operatorinnen gesprochen. Darunter Sequoia Scouts, Precursor-Partner, Solo-Angels mit mehreren Unicorns im Portfolio. Und obwohl wir aktuell nicht raisen, war jedes einzelne Gespräch ein Augenöffner – nicht nur für unser Startup, sondern für mich persönlich als Gründer.
Was ich gelernt habe? Dass Execution alles schlägt. Geschwindigkeit ist kein Stilmittel – sie ist ein kultureller Maßstab. Viele VCs und Gründer, mit denen ich gesprochen habe, sagten: „Wir investieren nicht in Ideen, sondern in Momentum.“ Du brauchst keinen fünfseitigen Strategy-Plan. Du brauchst einen klaren nächsten Schritt – und du musst ihn sofort gehen können.
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Ein Sequoia Scout meinte zu mir: „Ob du jetzt einen Founders Associate einstellst oder nicht, ist mir egal. Aber wenn du in zwei Wochen immer noch überlegst, hast du dein Problem schon selbst beantwortet.“ In Deutschland würde man sagen: „Wir denken da nochmal drüber nach.“ Im Valley heißt das: „Next.“
Der zweite große Punkt: Storytelling. Und zwar nicht als Buzzword, sondern als Fundament der Kommunikation – nach innen wie nach außen. Das Prinzip ist dabei denkbar einfach: „Erzähl mir nicht, was explaino macht – erzähl mir, warum du es machst.“
Mein Warum war meine Schulzeit. Handouts unverständlich. Unterricht überladen. Was half: YouTube-Videos. Fünf Minuten erklärten mehr als eine ganze Stunde in der Schule. Also fing ich an, für Referate selbst animierte Visualisierungen zu bauen – obwohl das Stunden dauerte.
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Das will ich auch heute: Wissen muss besser verstanden werden – nicht länger, sondern schneller. Storytelling ist nicht nur wichtig für Investoren – es ist entscheidend im Vertrieb. In Deutschland verkaufen wir oft über Prozesse, Effizienz, KPIs. In den USA verkauft man über Mission.
Der dritte Punkt, der mir in fast jedem Gespräch begegnet ist: Serendipity. Der Zufall. Oder besser: die gezielte Einladung an den Zufall, dich zu finden. Im Valley sagen viele: „Warm intros build warm deals.“ Es geht weniger darum, wen du ansprichst – sondern wer dich empfiehlt. Du kannst Serendipity nicht planen, aber du kannst dafür sorgen, dass du sichtbar bist, wenn sie zuschlägt.
Was bedeutet das konkret für Gründer – besonders aus Deutschland?
- Hab deine Story parat. Nicht dein Deck. Dein „Warum“ Kurz, echt, greifbar.
- Handle schnell. Entscheidungsverzögerung ist im Valley ein No-Go.
- Nutze Begegnungen als Chance. Baue dein Netzwerk, bevor du es brauchst.
- Denk größer. Features verkaufen nicht – Visionen schon.
- Sei präsent. Nicht für ein paar Wochen – sondern mit echtem Commitment.
Was mich beeindruckt hat: Das Valley ist kein Ort für Perfektion. Sondern für Tempo, für Fokus, für tiefe Überzeugung.
Digital Business & Startups
Zalando-Gründer teilt unbequeme Wahrheit für Top-Manager
Eine WG in Berlin, ein paar Kartons voller Schuhe, 50.000 Euro Startkapital – und heute, 17 Jahre später: rund 10 Milliarden Euro Umsatz, mehr als 15.000 Mitarbeiter, circa 50 Millionen Kunden und ein Unternehmenswert von mehr als sechs Milliarden Euro. Die Geschichte von Zalando liest sich wie ein Startup-Märchen.
Wir haben Co-Gründer und Co-CEO Robert Gentz zum Interview getroffen. Wir sprachen über die wilden Anfangsjahre, warum loyale Mitarbeiter nicht immer gut sind, welche Frage er sich in Drucksituationen stellt und worauf er achtet, wenn er mit Gründern spricht.
Das Gespräch entstand auf unserem Event „Gründerszene x The Delta Campus“, bei dem wir monatlich rund 200 Gründer und Investoren zusammenbringen. Die nächste Ausgabe ist am 20. November – mit Tier-Gründer Lawrence Leuschner. Hier kostenlos anmelden.
Interview mit Zalando-Co-Gründer Robert Gentz
Gründerszene: Robert, kannst du dich noch an eure erste Bestellung erinnern?
Robert Gentz: „Ja, sehr genau. Die allererste Zalando-Bestellung kam von einer 80-jährigen Kundin aus Köln, die einen Gabor-Schuh gekauft hat. Damit hätten wir wirklich nicht gerechnet.“
Was war das für ein Gefühl?
„Ein befreiendes. Zuvor hatten wir in Lateinamerika ein Social-Media-Startup aufgebaut – und wieder geschlossen. Da hattest du zwar Nutzerzahlen, aber kein Geschäftsmodell, das einfach zu monetarisieren war. E-Commerce war anders: Ab Tag eins hattest du echte Kundinnen und Kunden, Umsätze, klare Zahlen.“
Du kommst nicht gerade aus dem klassischen Startup-Milieu. Wie kamst du zum Gründen?
„Ich bin auf einem landwirtschaftlichen Hof aufgewachsen – eine disziplinierte, aber auch unabhängige Kultur. Dieses Unabhängigkeitsgefühl habe ich in mir behalten, auch als ich Betriebswirtschaft studiert habe. An der Uni redeten alle über McKinsey oder Goldman Sachs, aber das hat mich nie gereizt. Ich wollte etwas Eigenes, etwas Riskanteres, Selbstbestimmtes machen. Ich war jung, hatte nichts zu verlieren und dachte mir: Wenn nicht jetzt, wann dann?“
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9 aufstrebende Startups, die einen Blick wert sind
#StartupsToWatch
In der millionenschweren Startup-Welt tummeln sich viele aufstrebende (junge) Unternehmen, die viel mehr Aufmerksamkeit verdient haben. Dazu gehören aevoloop, PraxiPal, Quivo, Bees & Bears, Azuro und Enzo.

Auch in den vergangenen Wochen sammelten wieder etliche Startups, Scaleups und Grownups zweistellige oder gar dreistellige Millionensummen ein. Gleichzeitig gelingt es aber auch vielen jüngeren Firmen erste mittlere siebenstellige Summen einzusammeln. Was leider oft untergeht, denn die Grownups, Soonicorns und Unicorns ziehen die ganze mediale Aufmerksamkeit auf sich. Zeit dies zu ändern, denn die nachrückenden Unternehmen sind im besten Fall die Scaleups und Grownups von Morgen. Und die sollte man kennen!
9 aufstrebende (junge) Startups
aevoloop
+++ Circulate Capital (Singapur), Positron Ventures und bmp Ventures investieren 3,25 Millionen Euro in aevoloop. Hinzu kommen 5 Millionen in Form von Fördermitteln. Mehr über aevoloop
PraxiPal
+++ HV Capital, Nebular, Anamcara Capital, HPI Ventures, Angel Invest sowie mehrere Business Angels investieren 5,7 Millionen Euro in PraxiPal. Mehr über PraxiPal
Quivo
+++ Der Logistikdienstleister GWC (Katar) investiert 5,2 Millionen Euro in Quivo (früher als Logsta bekannt). Mehr über Quivo
Bees & Bears
+++ Der Berliner ClimateTech-Investor Extantia Capital und der ClimateTech-Investor Contrarian Ventures (Lettland) investieren 5 Millionen Euro in Bees & Bears. Mehr über Bees & Bears
Azuro
+++ Das Schweizer Family Office Infinitas Capital (Robin Lauber) und Bronk Venture Capital (Daniel Bronk) investieren 5 Millionen Euro in Azuro. Mehr über Azuro
Enzo
+++ EquityPitcher Ventures, Startup BW Innovation Fonds, MBG Baden-Württemberg, Silence VC und das Angel Netzwerk better ventures, investieren 4 Millionen Euro in Enzo. Mehr über Enzo
Galakto
+++ bm-t beteiligungsmanagement thüringen, Reziprok und mehrere Business Angels investieren 4 Millionen Euro in Galakto. Mehr über Galakto
Afori
+++ General Catalyst, Yellow, Booom und Business Angels wie Christopher Lohmann, Chris Leifeld und Garrett Koehn investieren 4 Millionen Euro in Afori. Mehr über Afori
Findiq
+++ Der Münchner Early-Stage-Investor Senovo, Plug & Play, High-Tech Gründerfonds (HTGF) und Auxxo Female Catalyst Fund investieren 4 Millionen US-Dollar in Findiq. Mehr über Findiq
Startup-Jobs: Auf der Suche nach einer neuen Herausforderung? In der unserer Jobbörse findet Ihr Stellenanzeigen von Startups und Unternehmen.
Foto (oben): Bing Image Creator – DALL·E 3
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Deutsches Nvidia? Chiphersteller aus Dresden bekommt 100 Millionen Euro
Halbleitertechnologie gilt als „strategische Schlüsseltechnologie“. Jetzt haben VCs und der Bund im großen Stil in den Speicherchips-Hersteller FMC investiert.
Alle denken bei Chipunternehmen zuerst an Nvidia. Dabei soll in Sülzetal bei Magdeburg bald schon eine Speicherchipfabrik gebaut werden, die es möglicherweise mit dem Giganten aufnehmen und die Technologie nach Europa holen will: Das Dresdner Unternehmen Ferroelectric Memory Company, kurz: FMC.
Jetzt hat FMC in einer Series-C rund 100 Millionen Euro eingesammelt – 77 Millionen von Investoren, 23 Millionen sind öffentliche Fördermittel unter anderem vom European Innovation Council (EIC).
Angeführt haben der deutsche VC HV Capital und der Deep Tech & Climate Fund (DTCF) des Bundesministeriums für Wirtschaft und Energie. Die Runde soll zu den größten Halbleiterfinanzierungen in Europa zählen.
Außerdem beteiligte sich der Münchner VC Vsquared Ventures und der Impact Venture Fund eCapital, sowie einige große Unternehmen über ihre Venture Arme, etwa Bosch Ventures, Air Liquide Venture Capital, M Ventures (Merck) und Verve Ventures – alle bereits Bestandsinvestoren.
Energieeffizientere Chips
FMC ist im Umfeld der TU Dresden entstanden und wurde 2016 gegründet mit Unterstützung von Bosch, Air Liquide, Merck, dem koreanischen Speicherchipunternehmen SK Hynix und dem Halbleiterindustriemaschinen-Hersteller Tokyo Elektron. Deren Hoffnung: FMC könnte mit seiner Technologie in der Lage sein, Speicherzellen herzustellen, die deutlich weniger Strom verbrauchen würden als beispielsweise jene von Nvidia. Das wiederum würde den Stromverbrauch insbesondere von KI-Rechenzentren empfindlich reduzieren. Thomas Rückes, CEO von FMC, spricht von einer „nächsten Generation von Speicherchips“, die „wesentlich nachhaltiger, schneller, energieeffizienter und günstiger sind als der heutige Industriestandard.“
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Dass der Bedarf an Chips weiter steigen wird, ist unumstritten. Tatsächlich sind Halbleiter zu einer strategischen Schlüsseltechnologie geworden. Aktuell wird der Markt von Südkorea, USA und Taiwan dominiert. Europa sieht sich aufzuholen – in Sachsen-Anhalt, dem „Silicon Saxony“. Bereits im Juli diesen Jahres kündigte FMC an, ein großes Werk in der Nähe von Magdeburg bauen und dabei rund drei Milliarden Euro in Sachsen-Anhalt investieren zu wollen. Die Hälfte davon solle vom Staat kommen, hieß es damals in einem Bericht des Handelsblatts.
Der Standort ist nicht zufällig gewählt: Der taiwanesische Marktführer TSMC baut derweil sein erstes europäisches Werk in Dresden, Intel hingegen hatte seine Pläne, in Magdeburg eine Produktion zu starten, letztes Jahr vorerst auf Eis gelegt.
Startups bringen Halbleitertechnologie voran
Am entgegengesetzten Ende der Republik wird ebenfalls an einer europäischen Halbleitersouveränität gearbeitet: Das Aachener Startup Black Semiconductor, gegründet 2020 von den Brüdern Daniel und Sebastian Schall, hat sich bereits im Frühling diesen Jahres eine Gesamtförderung von 254,4 Millionen Euro gesichert. Von dieser Summe stammen 228,7 Millionen Euro aus öffentlichen Mitteln des Bundesministeriums für Wirtschaft und Klimaschutz sowie des Landes Nordrhein-Westfalen. Zusätzlich fließen 25,7 Millionen Euro an Eigenkapital von Investoren wie Porsche Ventures, Project A Ventures, Scania Growth, Capnamic und weiteren Risikokapitalfirmen. Diese Finanzierung sollte den Aufbau von Produktionskapazitäten und die Entwicklung einer neuen Generation von Graphen-basierten Chips vorantreiben.
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