Digital Business & Startups
So macht Venture Capital die Industrie zukunftsfähig
Der Begriff “Deindustrialisierung” ist in den letzten Monaten zum festen Bestandteil wirtschaftspolitischer Debatten geworden. Steigende Energiekosten, globaler Wettbewerb und der Rückzug großer Produktionsstandorte machen deutlich: Deutschland steht unter Druck. Doch bei aller Aufmerksamkeit für Traditionsunternehmen und Großkonzerne gerät eine zentrale Stellschraube aus dem Blick: die Rolle von Startups und Wagniskapital bei der industriellen Erneuerung. Gerade in strategisch wichtigen Sektoren wie künstlicher Intelligenz, grüner Energie und Fertigungstechnologien entstehen viele der Innovationen, die künftig über die Wettbewerbsfähigkeit des Standorts entscheiden. Doch damit diese Technologien aus der Pilotphase herauskommen und im industriellen Maßstab wirken können, braucht es mehr als klassische Förderprogramme – es braucht ein neues Verständnis von Venture Capital als industriepolitisches Instrument.
Zwischen den Systemen
Die industrielle Stärke Deutschlands war über Jahrzehnte geprägt durch große Unternehmen, starke Gewerke und einen innovationsfreudigen Mittelstand. Doch in der aktuellen Transformationsphase, in der technologische Entwicklungen rasant voranschreiten und ganze Wertschöpfungsketten neu gedacht werden, braucht es vor allem neue Allianzen zwischen Startups, Industrie, Forschung, Politik und Kapital. Venture Capital spielt in diesem Gefüge eine Schlüsselrolle: nicht nur als Kapitalquelle, sondern als Katalysator. VC ermöglicht es, risikobehaftete, aber potenziell bahnbrechende Technologien über die frühe Entwicklungsphase hinaus in reale industrielle Anwendungen zu überführen. Anders als klassische Förderprogramme, die häufig in starren Zuständigkeiten verharren, agiert VC flexibel, praxisnah und mit schnellem Zugang zu globalen Trends und Ideen.
2024 flossen etwa 7,4 Mrd € an VC-Kapital nach Deutschland, das entspricht einem Plus von 4 % gegenüber dem Vorjahr, verteilt auf 1.407 Finanzierungsrunden. Davon entfielen über 1,2 Mrd € auf den Energiesektor und mehr als 1 Mrd € auf HealthTech. Gleichzeitig erwägen laut Bitkom-Umfrage 26 % der Tech-Startups einen Umzug ins Ausland, vor allem aufgrund fehlenden Wachstumskapitals und unzureichender Ökosystemunterstützung. Besonders relevant ist das in Bereichen wie KI-gestützter Fertigung, Energieinfrastruktur und industrieller Automatisierung – Sektoren, die das technologische Rückgrat der europäischen Industrie der Zukunft bilden könnten, wenn hier die richtigen Partnerschaften entstehen. Startups bringen Geschwindigkeit, Spezialisierung und Innovationskraft mit, Industrieunternehmen Marktkenntnis, Datenzugänge und Skalierungsinfrastruktur. Venture Capital ist der verbindende Hebel dazwischen. Damit dieser Hebel wirksam wird, braucht es allerdings ein industriepolitisches Umdenken: VC muss als Teil der Strategie verstanden werden. Besonders in Deutschland fallen Startups mit industrieller Relevanz oft durch das Raster: zu jung und technologiegetrieben für klassische Kapitalgeber, zu wachstumsstark für herkömmliche Fördermittel. Wer Deindustrialisierung ernsthaft verhindern will, muss diese Lücke gezielt schließen und Venture Capital systematisch mitdenken.
Kein Fortschritt ohne Verbindung
Deutschland steht an der Schwelle zu einem technologischen Sprung. Im Bereich industrieller KI, wie bei Predictive Maintenance oder Prozessautomatisierung, entstehen gerade durch Startups neue Effizienzpotenziale. Im Energiesektor treiben junge Unternehmen nachhaltige Speicherlösungen und Smart-Grid-Technologien voran. Auch in der digitalen Gesundheit entstehen Plattformen, die medizinische Prozesse von Papier und lokalen Servern in digitale Ökosysteme überführen.
VC bringt genau hier Technologie, Anwendung und Marktpartnerschaften zusammen. So wurde Owkin, ein KI-Biotech-Unternehmen, durch Venture Capital nicht nur finanziert, sondern auch über strategische Partnerschaften – etwa mit Sanofi – gezielt in industrielle Anwendungen überführt, etwa zur Verbesserung von Krebsbehandlungen. Auch Entalpic, ein Materialentdeckungs-Startup im Energiesektor, konnte so rasch Industriepartner gewinnen und Pilotanwendungen starten. In Bereichen wie industrieller KI, digitaler Fertigung, Greentech oder Materialwissenschaften treiben Startups die Entwicklung voran. Industrieunternehmen bringen Marktkenntnis, Daten und Produktionskapazitäten ein. Venture Capital schlägt die Brücke dazwischen. Erst das Zusammenspiel aus technologieorientierter Finanzierung und strategischen Partnerschaften schafft den industriellen Mehrwert, den es jetzt braucht.
Ein eigenes VC-Modell für Europa
Europa braucht kein eigenes Silicon Valley, dafür aber ein klares, eigenes Modell für technologiegetriebene Transformation. Während die USA mit Programmen wie dem Small Business Investment Company (SBIC) auf eine enge Verzahnung von Staat und VC setzen, fördern asiatische Länder wie Südkorea oder Singapur gezielt Matching-Funds, öffentliche Testumgebungen und technologieoffene Beschaffungsstrategien. Dort ist Risikokapital längst Teil der Industriepolitik.
Europa hat in den vergangenen Jahren nachgezogen: Programme wie der European Tech Champions Initiative oder das EU Trusted Investors Network zeigen, dass politischer Wille vorhanden ist. Doch oft fehlt es an Sichtbarkeit, Geschwindigkeit und Anschlussfähigkeit an konkrete industrielle Wertschöpfung. Es braucht weniger neue Programme und mehr mutige Verzahnung zwischen Staat, Startups und Kapitalgebern.
Was Europa mitbringt, ist ein Fundament, auf das sich aufbauen lässt: eine breite industrielle Basis, starke mittelständische Strukturen, technologische Tiefe und ein vergleichsweise hohes Verantwortungsbewusstsein im Umgang mit Innovation. All das unterscheidet das europäische Innovationsmodell positiv vom US-amerikanischen Fokus auf Disruption und schnellen Exits. Damit daraus ein funktionierendes, europäisches VC-Modell wird, müssen politische Strategien Risikokapital nicht nur dulden, sondern aktiv einbinden, beispielsweise durch Co-Investitionsprogramme, steuerliche Anreize für Industriepartnerschaften, experimentierfreudige Regulierungsräume (Regulatory Sandboxes) und neue Ansätze wie EU-Inc, eine noch in Diskussion befindliche Idee für einen optionalen EU-weiten Gesellschaftsstatus – ein kleiner Hinweis dahingehend, dass es nicht nur darauf ankommt, wie viel Kapital verfügbar ist, sondern wie gezielt es mit industriellen Bedürfnissen verknüpft wird.
Hürden und Hebel
Trotz wachsender Bedeutung bleibt Venture Capital in Deutschland vielerorts unter seinen Möglichkeiten. Weniger als 20 % des europäischen VC-Volumens flossen 2024 in Industrie- und Deeptech-Bereiche – obwohl gerade dort die strategische Relevanz für Europas wirtschaftliche Zukunft besonders hoch ist. Zudem bremsen strukturelle Hürden die Zusammenarbeit zwischen Startups, Industrie und öffentlicher Hand: etwa zeitintensive Genehmigungsverfahren für Testfelder und Pilotprojekte, eine zersplitterte Zuständigkeit zwischen Bundes- und Landesbehörden sowie die uneinheitliche Umsetzung europäischer Regulierungen auf nationaler Ebene. Gerade in stark regulierten Sektoren wie Energie, Gesundheit oder industrieller Automatisierung führen diese Faktoren zu Unsicherheit und Verzögerungen.
Dennoch tut sich etwas: Die Bundesregierung hat mit dem Zukunftsfinanzierungsgesetz erste Schritte unternommen, um Investitionen in Startups zu erleichtern, beispielsweise durch steuerliche Verbesserungen oder Erleichterungen beim Zugang zum Kapitalmarkt. Auch einzelne Länder gehen voran: Bayern fördert gezielt Deeptech-Projekte, in NRW entstehen thematische Innovationscluster und Berlin setzt verstärkt auf strategische VC-Partnerschaften in Bereichen wie KI oder Mobilität.
Was jedoch fehlt, ist eine bundesweite Strategie, die Wagniskapital als integralen Bestandteil der Industriepolitik versteht. Besonders beim Ausbau vernetzter regionaler Innovationscluster bleibt viel Potenzial ungenutzt. In Ökosystemen wie München oder Berlin gibt es bereits vielversprechende Modelle der Zusammenarbeit zwischen Startups, Mittelstand, Forschung und Investor:innen. Doch ohne einen nationalen Rahmen, der diese Ansätze verbindet und skaliert, bleibt ihre Wirkung begrenzt. Nötig ist ein abgestimmtes Vorgehen, das regionale Stärken in eine kohärente, bundesweite Strategie einbettet.
Fazit
Venture Capital ist ein strategisches Instrument, um technologische Souveränität und industrielle Resilienz in Europa zu sichern. Wer über Deindustrialisierung spricht, sollte Startups und ihre Kapitalgeber nicht länger als Randphänomen behandeln. Denn Innovationen in Schlüsselbereichen wie KI, Energie und Fertigung entstehen heute nicht in Konzernzentralen, sondern in hochspezialisierten jungen Unternehmen – oft mit engem Zeitfenster, hohem Risiko und großem strategischem Potenzial. Damit dieses Potenzial Wirkung entfalten kann, braucht es politische Rahmenbedingungen, die Kapital, Know-how und industrielle Anwendung zusammenbringen. Es geht um gezielte Koordination, um regulatorische Klarheit und um das Bewusstsein, dass VC nicht gegen, sondern mit der Industriepolitik wirken kann. Wer Europas industrielle Zukunft sichern will, muss Wagniskapital systemisch einbinden – als Katalysator für Transformation, als Brücke zwischen Technologie und Anwendung und als Partner einer aktiven, zukunftsgerichteten Strategie für Industriecluster und regionale Entwicklung.
Über die Autorin
Costanza Carissimo ist Investment Director bei der globalen Venture Capital-Gesellschaft Cathay Innovation.
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Eine Woche ohne Essen, ohne Internet: Warum ich mich radikal zurückziehe

2011 hat René Ruhland gemeinsam mit seinem Bruder Marc das E-Commerce-Unternehmen My Poster gegründet, das er bis heute als CEO führt. Besonders die ersten Jahre waren hart für den Gründer. 2014 rutschte Ruhland schließlich in ein Burnout und erlebte eine Art Teufelskreis von körperlichen und psychischen Reaktionen seines Körpers. Einen Ausweg fand er über das sogenannte Nullfasten. Dabei verbringt der Gründer mehrere Tage in einem abgeschiedenen Hotel – ohne feste Nahrung und ohne Fernseher oder andere digitale Medien. Seit 2014 wiederholt der vierfache Vater diese Auszeit fast jedes Jahr. Im Gespräch mit Gründerszene berichtet er von seinen Erfahrungen. Ein Protokoll.
Körper und Geist auf Reset
2014 war ich an einem Punkt, an dem klar war: so geht es nicht mehr weiter. Ich hatte ein Burnout, dazu kam noch ein Hörsturz und eine Autoimmunerkrankung, die einfach nicht besser wurde. Und im Prinzip war es so, dass, egal, was ich versucht hatte: Ich kam einfach nicht runter. Ich konnte mich überhaupt nicht mehr selbst regulieren. Und dann habe ich irgendwo vom Nullfasten gelesen und was das alles mit dem Körper macht. Also dachte ich: Ausprobieren kann ich es ja mal.
Über das Nullfasten
Beim Nullfasten wird für einen begrenzten Zeitraum komplett auf Nahrung verzichtet. Menschen nehmen in dieser Zeit nur Wasser und Brühe zu sich.
Viele berichten im Zuge des Nullfastens von einem gesteigerten Wohlbefinden nach der anfänglichen Umstellungsphase – sie fühlen sich klarer im Kopf und energiegeladener. Aus spiritueller Sicht wird Fasten seit Jahrhunderten als Weg zur „inneren Reinigung“ praktiziert. Die bewusste Auseinandersetzung mit Verzicht kann zu mehr Achtsamkeit im Umgang mit Essen führen. Manche Studien deuten außerdem auf positive Effekte wie Autophagie hin, einen Prozess, bei dem der Körper defekte Zellen abbaut und recycelt.
Aber Nullfasten kommt nicht ohne gesundheitliche Risiken. Unter anderem verliert der Körper während dieser Zeit nicht nur Fett, sondern auch Muskelmasse. Es kann zu Mangelerscheinungen, Kreislaufproblemen, Kopfschmerzen und Konzentrationsstörungen kommen. Nullfasten kann zudem gefährlich sein für Menschen mit Diabetes, Herzerkrankungen, Essstörungen, Schwangere, Stillende, Kinder und Jugendliche. Selbst gesunde Menschen sollten es nur unter ärztlicher Aufsicht durchführen.
Rund um das Nullfasten kursieren zudem zahlreiche Mythen und Halbwahrheiten. Hier sind die drei häufigsten:
- Mythos 1: Nullfasten „entgiftet“. Viele glauben, dass Fasten den Körper von „Giftstoffen“ befreit. Tatsächlich verfügt unser Körper über eigene Entgiftungsorgane – Leber, Nieren und Darm – die kontinuierlich arbeiten, unabhängig davon, ob wir fasten oder nicht. Es gibt keine wissenschaftlichen Belege dafür, dass Nullfasten diese Organe in ihrer Funktion unterstützt oder besondere „Schlacken“ ausleitet.
- Mythos 2: Fasten reinigt den Darm. Die Vorstellung, der Darm müsse „gereinigt“ werden, ist medizinisch nicht haltbar. Ein gesunder Darm reguliert sich selbst. Das Fehlen von Nahrung kann sogar die Darmflora negativ beeinflussen, da nützliche Darmbakterien Ballaststoffe als Nahrung benötigen.
- Mythos 3: Der Stoffwechsel wird angekurbelt. Das Gegenteil ist der Fall: Bei längeren Fastenphasen schaltet der Körper in einen Sparmodus und drosselt den Stoffwechsel, um Energie zu sparen. Dies erschwert nach dem Fasten das Halten des Gewichts und begünstigt den Jo-Jo-Effekt.
Ich habe mich dann in ein spezielles Fastenhotel eingebucht, mitten im Nirgendwo. Dort gibt es sehr spartanisch eingerichtete Zimmer, kein Fernsehen, kein Internet, nichts. Aber eine wunderschöne Landschaft. Also habe mich von meiner Frau und meinen Kindern verabschiedet und bin hingefahren. Das Handy habe ich zu Hause gelassen.
Die ersten zwei bis drei Tage waren wahnsinnig hart. Ich machte ja nicht nur den Entzug von Nahrung durch, sondern auch von jeglicher digitalen Technologie. Mein Leben ist sonst ein einziger Wahnsinn. Als Unternehmer und Vater von vier Kindern ist eigentlich nie Ruhe. Wenn ich von der Arbeit nach Hause komme, geht‘s erst richtig los. Und auf einmal war das alles weg. Das war ja auch der Plan.
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+++ GoodBytz +++ Venture Capital +++ CodeControl +++ MeinDein +++ TrustCerts +++ yasp +++
#StartupTicker
+++ #StartupTicker +++ FoodTech GoodBytz bändelt mit der U.S.-Army an +++ Krise: Viele VCs haben Probleme, Geld einzuwerben +++ HR-Unternehmen CodeControl schlittert in die Insolvenz +++ MeinDein und TrustCerts werden liquidiert +++ Unbedingt merken: yasp +++

Was gibt’s Neues? In unserem #StartupTicker liefern wir eine kompakte Übersicht über die wichtigsten Startup-Nachrichten des Tages (Donnerstag, 2. Oktober).
#STARTUPLAND
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#STARTUPTICKER
GoodBytz
+++ Mit der US-Armee ins DefenseTech-Segment! Das Hamburger FoodTech-Startup GoodBytz, das auf Roboterküchen setzt, drängt nun auch ins lukrative Verteidigungssegment. Zum Start gewinnt das Team direkt einmal die U.S.-Army als Großkunden. “Erstmals soll eine vollständig autonome Roboterküche für militärische Zwecke eingesetzt werden. Noch in diesem Jahr startet die erste Installation auf einer US-Basis in Südkorea. Im Frühjahr 2026 folgt eine zweite Anlage”, heißt es in einer Presseinfo. Der Wagniskapitalgeber Oyster Bay Venture Capital und die Block Gruppe (Block House-Restaurantkette) investierten zuletzt 12 Millionen Euro in GoodBytz, das 2021 von Hendrik Susemihl, Kevin Deutmarg und Philipp von Stürmer gegründet wurde. Das GoodBytz-System richtete sich bisher unter anderem an Restaurants, Ghost Kitchens, Schulkantinen, Mensen, Krankenhäuser und Pflegeheime. Auch das Münchner Mobilitäts-Startup Fernride, das bisher nur im zivilen Sektor unterwegs war, stieg kürzlich in das boomende Verteidigungssegment ein. Für die Bundeswehr testet die Jungfirma bereits autonome Lkw. Mehr über GoodBytz
Venture Capital
+++ Krise! “Europäische und deutsche Wagniskapitalfonds haben zunehmend Schwierigkeiten, Kapital von Investoren einzuwerben” – berichtet das Handelsblatt. Noch im vergangenen Jahr konnten VCs in Deutschland nach Pitchbook-Zahlen 3 Milliarden Euro einsammeln. In diesem Jahr dürften es nur 2 Milliarden werden. Der Grund ist simpel: Es fehlen weiter Exits und IPOs. Die Folge dürfte allen klar sein: Der ein oder andere Geldgeber muss sich deswegen sicherlich verabschieden. Wobei in den vergangenen Wochen und Monaten durchaus Bewegung im Markt zu vernehmen war – und 2 Milliarden sind auch keine schlechte Hausnummer! Zuletzt legte der Leipziger Frühphasen-Investor Smart Infrastructure Ventures (SIVentures) seinen zweiten Fonds (30 Millionen Euro) auf. Der junge Berliner Venture Capitalist Auxxo, der ausschließlich in Teams mit mindestens einer Gründerin (20 % Anteile) investiert, verkündete zuletzt das First Closing seines zweiten Fonds (26 Millionen Euro). Und der Berliner Frühphasen-Investor Project A Ventures verkündete kürzlich das Final Closing seines fünften Fonds (325 Millionen Euro). Vielleicht ist es zu früh für einen Abgesang und nur der Abschied von ganz großen Träumen. (Handelsblatt) Mehr über millionenschwere VCs
CodeControl – MeinDein – TrustCerts
+++ Pleiten, Pech und Pannen! Das 2016 gegründete Berliner HR-Unternehmen CodeControl, das auf Tech-Freelancer spezialisiert ist, ist insolvent. Zum vorläufigen Insolvenzverwalter wird Rechtsanwalt Philipp Grauer bestellt. Alles rund um Recruiting war zuletzt nicht einfach. Das Karlsruher Startup MeinDein wurde unterdessen liquidiert. Hinter dem Unternehmen verbirgt sich eine “Sharing Plattform, die Leiher und Verleiher sicher, einfach und schnell miteinander verbindet”. Ein Thema, das schon oft ausprobiert wurde – und auch schon oft gescheitert ist. Zudem wird das Unternehmen TrustCerts liquidiert. Beim Unternehmen aus Gelsenkirchen dreht sich alles um das wichtige Thema Dokumentensicherheit. Mehr in unserer Offline-Rubrik
yasp
+++ Unbedingt merken: yasp. Das deutsch-kanadische Startup (München, Montreal), 2025 gegründet, setzt auf eine “intelligente, hardwareunabhängige Lösung, um KI-Training und -Inferenz signifikant zu beschleunigen”. Das frische Kapital soll unter anderem in die Produktentwicklung fließen. “Der Marktlaunch des Agentic AI Compilers ist Ende des Jahres geplant”, teilt das Team mit. Zuletzt sammelte das Team 5 Millionen US-Dollar ein – unter anderem vom Kölner Investor Capnamic. “yasp schließt die Lücke zwischen Software-Innovation und Hardware-Performance – und definiert so die KI-Entwicklung neu. Der Agentic AI Compiler ermöglicht Entwicklern eine beispiellose Geschwindigkeit und Effizienz bei gleichzeitiger Flexibilität und Unabhängigkeit von einzelnen Herstellern” sagt Christian Siegele von Capnamic. Mehr über yasp
#DEALMONITOR
Investments & Exits
+++ DeepTech Optimuse sammelt 4 Millionen ein +++ ClimateTech viboo erhält 3,3 Millionen +++ IndustrialTech Headmade Materials bekommt 1,8 Millionen +++ Reiner übernimmt YAXI +++ PeakAvenue kauft Isograph. Mehr im Deal-Monitor
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Foto (oben): Bing Image Creator – DALL·E 3
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Dänischer VC 55 North startet einen der größten Quantenfonds der Welt
Der dänische VC 55 North hat einen der weltgrößten Fonds gelauncht, der ausschließlich in Quanten-Startups investiert. Warum haben die gerade so ein Momentum? GP Owen Lozman erklärt es.

Was vor ein paar Jahren Künstliche Intelligenz war – groß, aber fern, potenziell enorm mächtig aber noch die Zukunft – ist jetzt Quantencomputing. Doch auch hier gibt es erste Zeichen: Es ist keine Vision mehr.
Quanten-Computing-Aktien waren bis vor kurzem eine kühne Wette, in den vergangenen Wochen gingen einige Werte steil nach oben. IonQ (NYSE: IONQ) zum Beispiel: Das US-Unternehmen legte durch Kooperationen mit großen Cloud-Anbietern und ein beeindruckendes Umsatzwachstum von knapp 70 % massiv zu. Oder D-Wave Quantum (NYSE: QBTS): Mit einer Bruttomarge von über 80 % überraschte D-Wave die Märkte mit einem Umsatzsprung auf 15 Mio. Dollar.
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„Quantencomputing ist kein wissenschaftliches Experiment mehr, sondern eine strategische Notwendigkeit“, sagte Dr. Owen Lozman, Managing Partner von 55 North, jenem dänischen VC, der sich ausschließlich diesem Thema verschrieben hat. „Herkömmliche Computer stoßen in
Anwendungsbereichen wie der Arzneimittelforschung und KI an ihre physikalischen und rechnerischen Grenzen.“ Was da bald nur noch hilft: Quantencomputing.
Die UN hat 2025 zum „International Year of Quantum Science and Technology“ erklärt, weil die Quantenforschung ihren 100. Geburtstag feiert. Diese geht unter anderem auf Physiker wie Max Planck, Werner Heisenberg, Max Born und Erwin Schrödinger zurück, 2025 sind aber laut eines Research and Markets Report die weltweiten Investitionen in Quantenforschung erstmals in nur einem Quartal auf über eine Milliarde Euro gestiegen.
Jetzt hat 55 North einen der weltweit größten Quantum-Fonds gelauncht: 300 Millionen Euro sind das Ziel, nach dem ersten Closing sing bereits 134 Millionen Euro zusammengekommen. Ankerinvestoren des in Kopenhagen sitzenden VC sind der Export and Investment Fund of Denmark (EIFO) und Novo Holdings, der Investmentarm des dänischen Pharmakonzerns Novo Nordisk. Auch der Münchner Deep-Tech-VC Vsquared Ventures ist beteiligt und hat den Fonds mit initiiert.
Warum Quanten, warum jetzt?
Quanten-Technologie ist ja schon lange unterwegs. Es ging immer relativ langsam voran – und jetzt hat man das Gefühl, seit ein paar Wochen oder maximal Monaten ist da ein richtiger Ruck durchgegangen. Könnte man als Beobachter meinen. Sei aber nicht ganz so, erklärt Owen Lozman, GP von 55 North, gegenüber Gründerszene. „Das Momentum rund um Quantentechnologien hat sich über Jahre hinweg aufgebaut. Was jetzt wie ein plötzlicher Schub wirkt, ist tatsächlich die Folge enormer Investitionen von Wissenschaft, Regierungen und der Industrie.“ Die Kombination aus bedeutenden technologischen Fortschritten und mehr Ressourcen führe dazu, dass sich die Technologien rasant weiterentwickeln konnte und echte Durchbrüche näher rücken.
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Welche Anwendungsbereiche stehen im Fokus?
„Es gibt bereits jetzt viele Quantentechnologien, die enorm wertschaffend sind und in denen sich riesige Chancen eröffnen – zum Beispiel in der Kommunikation sowie bei Zeit- und Sensortechnologien“, erklärt der Investor. Das große Ziel ist ganz klar: Quantencomputing. „Der Weg hin zu einem Stadium, in dem durch Quantencomputing echter gesellschaftlicher und wirtschaftlicher Mehrwert geschaffen wird, dauert jedoch noch etwas. Doch die Fortschritte bei den Technologien, die dies ermöglichen werden – etwa bei Kühlung, Packaging, Software und Fertigungstechnologien – sind schon heute sehr beeindruckend.“ Dort liege seiner Ansicht nach das größte Wertschöpfungspotenzial.
Europa als Quanten-Pionier?
Mit Firmen wie IQM oder Planq ist Deutschland in Sachen Quanten Technologie vorn dabei. Das allerdings ruft auch gewisse Erinnerungen wach an die ganz, ganz frühen Tage der KI. Deutschland war in der Forschung dazu auch immer sehr weit vorne dabei. Beim Umsetzen der Forschung in kommerzielle Unternehmen hat Deutschland dann schnell den Anschluss verloren. History repeats itself? „Wenn wir denselben Paradigmen wie bei der KI folgen, besteht tatsächlich das Risiko, dass Europa beim Transfer seiner weltweit führenden technologischen Grundlagen zurückfällt“, sagt Lozman. „Doch es gibt einen klaren Unterschied in der aktuellen Entwicklung im Quantenbereich: Es gibt ein eindeutiges sicherheits- und souveränitätspolitisches Motiv, das noch stärker wiegt als bei der KI. Trotzdem muss Europa mit einer gemeinsamen Stimme auftreten, um technologischen Fortschritt so effektiv voranzutreiben wie unsere globalen Wettbewerber.“
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