Apps & Mobile Entwicklung
Amazon: Flut von KI-generierten E-Books sorgt für Kundenfrust
Amazon wird der Flut an mittels künstlicher Intelligenz erzeugten digitalen Bücher nicht Herr. Monatlich sollen zwischen 10.000 und 40.000 neue Titel beim Online-Händler eingereicht werden, deren Qualität häufig sehr gering ist, was mittlerweile zu erheblichem Frust bei den Kunden führt und mitunter auch gefährlich werden kann.
Hohe Zahl an Einreichungen
Dies berichtet das auf E-Book-Reader spezialisierte Portal Good e-Reader. Die hohe Zahl neuer Titel habe inzwischen dazu geführt, dass Amazon begonnen hat, die Anzahl der E-Books, die täglich über die Kindle Direct Publishing-Plattform eingereicht werden können, zu begrenzen. Die genannte Höchstzahl von 40.000 Titeln bezieht sich dabei ausschließlich auf Veröffentlichungen, bei denen Autoren angeben, zumindest teilweise mit Unterstützung von künstlicher Intelligenz gearbeitet zu haben. Da jedoch viele Autoren die Verwendung von KI nicht offenlegen, dürfte die tatsächliche Zahl entsprechender Bücher deutlich höher liegen.
Gefährlicher Inhalt
Dass dies nicht nur für eine geringe Qualität des Inhalts und damit für wenig Lesefreude bei den Käufern sorgt, sondern auch erhebliche Gefahren bergen kann, zeigen mehrere bei Amazon eingereichte Bücher zum Thema Pilze: In nicht wenigen Titeln wurden giftige Pilze fälschlicherweise als unbedenklich beschrieben und entsprechend dargestellt. Zudem fanden sich fehlerhafte Hinweise, wonach manche giftige Arten durch Kochen ihre Schädlichkeit verlieren und anschließend verzehrbar seien.
Doch auch Amazon selbst reagierte laut dem Bericht nicht umgehend, sondern erst, nachdem die problematischen Titel weltweit für Schlagzeilen sorgten. Erst daraufhin begann der Konzern, Maßnahmen zu ergreifen und entfernte die Bücher. Ob diese Veröffentlichungen bereits zu Zwischenfällen bei Pilzsammlern geführt haben, ist nicht bekannt.
Keine Kennzeichnung geplant
Gegenüber Good e-Reader erklärte ein Amazon-Sprecher, das Unternehmen investiere „viel Zeit und Ressourcen“ in die Einhaltung seiner KI-Richtlinien und verfolge das Ziel, seinen Kunden „das bestmögliche Einkaufs-, Lese- und Veröffentlichungserlebnis zu bieten“. Zugleich betonte er, dass Amazon Entwicklungen, die sich auf diese Punkte auswirken, fortlaufend neu bewerte. Dazu zähle auch die rasche Verbreitung generativer KI-Tools. Der Online-Händler wolle den Schutz vor nicht konformen Inhalten sowie Prozesse und Richtlinien weiter verbessern, sobald Veränderungen im Verlagswesen festgestellt werden. Eine direkte Kennzeichnung von KI-Inhalten sei derzeit jedoch nicht vorgesehen.
Verlage sehen ebenfalls ein Problem
Auch Vertreter der Verlagsbranche stufen KI-generierte Bücher zunehmend als Problem ein. Dan Conway, Geschäftsführer der Publishers Association, der Mitgliedsorganisation für das britische Verlagswesen, erklärte bereits im August dieses Jahres gegenüber Sky-News, dass es für Verbraucher immer schwieriger werde, „zwischen einem gut recherchierten Buch, das ein Thema behandelt, über das man lesen möchte, und einem Buch, das mithilfe von KI-Technologie unglaublich schnell erstellt wurde, zu unterscheiden“. Dies könne zu erheblicher Verwirrung unter den Lesern führen.
Ein weiteres Beispiel sind Bücher, die Autobiografien imitieren, dabei jedoch faktisch nicht immer zutreffend sind. Betroffen sei nicht nur der Inhalt, auch die Gestaltung der Werke zeige deutliche Mängel. So habe Conway in kurzer Zeit mehrere Titel entdeckt, die sich am Erfolg Englands bei der letzten Frauen-Europameisterschaft orientieren und offenbar von KI erstellt wurden. Bücher über die Torschützinnen Chloe Kelly und Michelle Agyemang hätten nicht nur identische Cover aufgewiesen, sondern auf beiden sei mit dem auf dem American Football sogar der falsche Ball abgebildet worden. Die Titel sollen weniger als 50 Seiten umfassen, wurden jedoch für umgerechnet 12 Euro angeboten.