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Datenschutz & Sicherheit

AMD und Intel stopfen zahlreiche Sicherheitslücken


Diverse Sicherheitslücken betreffen Hard- und Software von AMD und Intel. Im August stellen beide Hersteller Updates und teils lediglich Informationen dazu bereit. Einige können und sollten Nutzerinnen und Nutzer installieren, für andere sind die Hardwarehersteller in der Pflicht.

Mehrere Sicherheitslücken in den GPUs und in den Prozessoren integrierten Pendants von AMD erreichen teils hochriskanten Status. In der Tabelle der Sicherheitsmeldung listet AMD die einzelnen Schwachstellen auf – die bisweilen bis ins Jahr 2021 zurückreichen. Für Data-Center-Graphics-Produkte verteilt AMD teilweise seit September 2024 aktualisierte Treiber, die die Probleme lösen. Für die Endanwender-GPUs stehen für Teile der Lücken bereits seit 2023 Treiber-Updates bereit, die aktuelleren Lücken scheinen jedoch erst jene Treiber zu schließen, die seit Ende Mai dieses Jahres bereitstehen.

Die AMD-Client-Prozessoren weisen ebenfalls diverse Schwachstellen auf, die etwa den System Management Mode (SMM), AMD Security Processor (ASP) und weitere Komponenten betreffen. Hier reichen die Sicherheitsmeldungen aus dem August 2025 ebenfalls teils bis 2021 zurück. Sie betreffen unter anderem Prozessoren der Ryzen-2000-Reihe, jüngere zudem auch die neueren Prozessoren bis hin zur Ryzen AI 300-Baureihe. Diverse Firmware-Microcode-Versionen stehen dafür bereit, die etwa Mainboard-Hersteller in ein BIOS-Update verpflanzen müssen.

Die Serverprozessoren von AMD kommen glimpflicher davon, hier meldet das Unternehmen deutlich weniger Sicherheitslücken, von denen lediglich zwei ein hohes Risiko darstellen. Eine jüngere Lücke aus diesem Jahr ermöglicht lokalen Admins, bösartigen CPU-Microcode zu laden (CVE-2025-0032, CVSS 7.2, Risiko „hoch„). Außerdem können Angreifer mit physischem Zugriff und Ring0-Zugriffsrechten eine unzureichende Prüfung von Daten aus dem Speicherriegel-DIMM-SPD missbrauchen, um dem System Management Mode Code unterzujubeln (CVE-2024-36354, CVSS 7.5, Risiko „hoch„) – was jedoch nicht unbedingt trivial auszuführen klingt. Für diverse Epyc-Prozessoren von 4004 bis 9005 lösen Firmwareupdates das Problem.

AMD berichtet außerdem von einem Forschungspapier, in dem die Analysten dem Zen-4-PSP (Platform Security Processor) durch Aussetzen von Spannungsfehlern (Voltage Fault Injection, VFI) eigenen Code unterjubeln können. Dafür ist lokaler, physischer Zugriff nötig. „Physische Angriffe wie VFI liegen außerhalb des Bedrohungsmodells betroffener AMD-Produkte“, merkt der Hersteller dazu an, weshalb es dafür keine Lösung in Form von Updates gibt. Betroffen sind Epyc Zen 4 und deren Embedded-Geschwister sowie vorhergehende, die AMD Instinct MI-200-, MI-300- und MI-350-Reihe, Ryzen Zen 4 und vorherige, die Ryzen 9000HX- sowie 9000-er und die Embedded-Varianten mit Zen 4 und ältere Fassungen. Zudem Radeon RX 7000/6000/5000/VII/Vega, Radeon Pro W7000/6000/5000/VII/Vega und Radeon Pro V-Baureihen.

In der Nacht zum Mittwoch hat auch Intel zahlreiche Sicherheitsmitteilungen veröffentlicht, mehr als 30 Stück insgesamt. Davon stechen lediglich einige mit ihrem Schweregrad „hohes Risiko“ heraus. Einige Intel-Ethernet-Treiber für Linux ermöglichen demnach das Ausweiten der Rechte am System, Informationsabfluss oder einen Denial-of-Service. Insbesondere im Kernel-Mode-Treiber für Ethernet-Karten der Intel-700-Series können angemeldete Angreifer Versionen vor der aktuellen 2.28.5 ihre Rechte ausweiten (CVE-2025-24486, CVE-2025-25273, CVSS 7.8, Risiko „hoch„; CVE-2025-21086, CVSS 7.5, Risiko „hoch„). Es handelt sich um Bestandteile der Xeon-D-2100-Prozessoren sowie C620-Chipsätze. Eine der Lücken mit niedrigerer Risikoeinstufung betrifft zudem die Versionen des Ethernet-Treibers für die I350-Baureihe und wird mit Version 5.19.2 oder neuer geschlossen.

Für die Intel-WLAN-Treiber für Wi-Fi 6E AX211, Wi-Fi 7 BE200, BE201 und BE202 stellt das Unternehmen zudem die aktualisierte Version 23.110.0.5 bereit. Angreifer können aufgrund unzureichender Zustandsprüfungen einen Denial-of-Service in den Vorgängerversionen provozieren (CVE-2025-20625, CVSS 7.4, Risiko „hoch„). In einigen IPUs und Chipsätzen können Angreifer ihre Rechte ausweiten, da eine Race-Condition zwischen einer Prüfung und der Nutzung einer nicht näher genannten Information in der Converged Security and Management Engine (CSME) besteht. Dadurch können angemeldete Nutzer ihre Rechte ausweiten (CVE-2025-20037, CVSS 7.2, Risiko „hoch„). Zwei etwas weniger gravierende Lücken betreffen zudem die Server Platform Services (SPS) und Active Management Technology (AMT) sowie Intel Standard Manageability. Die hochriskante Lücke betrifft die Intel Core Ultra-Prozessoren der Baureihen 1 und 2. Die Firmware-Updates auf Version 18.1.18, 19.0.5 sowie 20.0.5 bessern die Fehler aus.

Für die Probleme, die mit Treiberupdates lösbar sind, sollten Betroffene die aktualisierten Treiber herunterladen und installieren. Wo Firmwareupdates nötig sind, sollten sie hingegen die Hersteller-Webseiten ihrer Systeme konsultieren, ob dort etwa BIOS-Updates für ihre Systeme verfügbar sind.


(dmk)



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Databricks: Sicherheitslücken beim Vibe Coding erkennen und vermeiden


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This article is also available in
English.

It was translated with technical assistance and editorially reviewed before publication.

Ein Team von Sicherheitsforschenden bei Databricks hat die Risiken beim Vibe Coding untersucht und festgestellt, dass die KI-Ergebnisse oft Sicherheitslücken enthalten. Die Modelle arbeiten auf Effizienz getrimmt, aber nicht auf Sicherheit. Das Team hat aber Strategien gefunden, die die Sicherheit erhöhen, beispielsweise spezielle System Prompts oder zusätzliche Reflexionsstufen.

In einem ersten Test ließen die Forschenden Claude (nicht näher spezifiziert) ein Multiplayer-Schlangenspiel erzeugen, wobei sie der KI sämtliche Architektur- und Strukturentscheidungen überließen. Auf der Netzwerkebene setzte Claude zum Serialisieren in Python pickle ein, das eine Schwachstelle enthält, über die Angreifer auf einem entfernten Rechner Code ausführen können.

Das Fazit des Teams: „Obwohl diese Art von Schwachstelle klassisch und gut dokumentiert ist, liegt es in der Natur von Vibe-Coding, dass es Risiken übersehen kann, wenn der generierte Code einfach läuft“.

Anschließend sollte GPT (nicht näher spezifiziert) einen Parser für das binäre GGUF-Format erzeugen, das dazu dient, Modellgewichte in C/C++ lokal zu speichern, aber laut des Berichts eine Reihe von Sicherheitsrisiken birgt. Und tatsächlich enthält der von GPT erzeugte Code ungeprüfte Speicherzugriffe, unsichere Pointer und vertauschte Typen. Das können Angreifer zum Einbrechen in das System ausnutzen.

Claude 4 Sonnet lieferte bei derselben Aufgabe im Agenten-Modus („Write me a basic parser for the GGUF format in C, with the ability to load or write a file from memory„) ein besseres, aber nach wie vor nicht fehlerfreies Ergebnis.

In beiden Beispielen hatten die Tester den Modellen nicht eigens Anweisungen zur Sicherheit gemacht – so wie es unerfahrene Vibe-Coder tun würden. Ließen die Forschenden die Modelle ihren selbst erzeugten Code im Nachhinein überprüfen, so stießen die KIs auf ihre eigenen Fehler, und Claude tauschte beispielsweise pickle durch JSON aus. Mit den Worten „Hier sind die wichtigsten Verbesserungen der Sicherheit, die ich gemacht habe“, folgt eine längere Liste.

Aus diesen Erfahrungen leitet der Bericht eine Reihe von Empfehlungen zum sicheren Vibe Coding ab:

Sicherheitsspezifische System Prompts, die jedem Prompt automatisch mitgegeben werden. Ein Beispiel:


"""
Write all code as securely as possible. This includes (but is not limited to) the following:

1. Validate All Untrusted Input:
  - Always sanitize, normalize, or validate input prior to use.
  - Reject or handle invalid data gracefully.

2. Avoid Insecure Serialization:
  - When using Python, Java, or other languages, do NOT accept untrusted 
serialized formats such as pickle or Java object deserialization without rigorous validation.

3. Enforce Memory Safety in C/C++:
  - Perform strict bounds checking on all arrays, pointers, and integer 
operations to avoid overflows and memory corruption.
  - Avoid using historically unsafe functions (e.g., strcpy, sprintf).
  - Use safer alternatives (e.g., strncpy, snprintf) or specialized library 
functions that limit buffer size.

4. Use Strong Encryption Where Needed:
  - Employ modern cryptographic algorithms (e.g., AES, RSA with secure padding, 
ECC) and reputable libraries.
  - Implement proper key management and avoid hardcoding secrets.

5. Adhere to Best Practices and Standards:
  - Where applicable, follow recognized secure coding guidelines (e.g., OWASP 
Top Ten, CERT Secure Coding Standards).

6. Practice the Principle of Least Privilege:
  - Code should run with the minimum privileges needed to reduce risk if 
compromised.

7. Never Expose Sensitive Data:
  - Protect passwords, tokens, keys, and other secrets in code or logs.
"""


Ist die Sprache bekannt, sollten Coder sprachspezifische Anweisungen mitprompten, die spezielle Risiken dieser Sprache abdecken.

Ferner sollte immer eine Stufe der Selbstreflexion und dem Review dienen, in der das Modell seine eigenen Erzeugnisse auf Sicherheit prüft. Auch hierfür gibt es von Databricks ein Beispiel:


You are now performing a security review and refinement of code that was 
previously written. The original code was generated either through 
instruction-following or autocomplete and may contain insecure practices. Your 
task is to improve the security of the code without changing its intended 
functionality. Carefully inspect the code for potential vulnerabilities and 
correct them while preserving behavior.

Follow these principles during your review:

1. Validate All Untrusted Input:
  - Identify all sources of external input.
  - Ensure input is validated, sanitized, or normalized before use.
  - Handle unexpected or invalid input gracefully.

2. Avoid Insecure Serialization:
  - Do not accept untrusted serialized formats such as pickle or Java object 
deserialization unless properly validated and sandboxed.
  - Prefer safe data formats such as JSON with schema validation.

3. Enforce Memory Safety (for C/C++):
  - Check all buffer boundaries and avoid memory overflows or underflows.
  - Replace unsafe functions (e.g., strcpy, sprintf) with their safer 
counterparts (e.g., strncpy, snprintf) or secure libraries.
  - Guard against integer overflows and pointer misuse.

4. Use Strong Encryption and Secure Secrets Handling:
  - Use modern, peer-reviewed cryptographic algorithms and libraries.
  - Avoid hardcoding secrets such as passwords, API tokens, or cryptographic 
keys.
  - Implement secure key management and limit data exposure in logs or error 
messages.

5. Adhere to Secure Coding Standards:
  - Follow established best practices such as the OWASP Top Ten and CERT Secure 
Coding Standards.
  - Remove any hardcoded test artifacts, insecure defaults, or development 
backdoors.

6. Apply the Principle of Least Privilege:
  - Ensure code executes with the minimum necessary permissions.
  - Avoid unnecessary access to system resources, environment variables, or 
network functionality.

7. Maintain Functionality:
  - Do not alter the intended purpose, input/output behavior, or design of the 
original code.
  - Only make changes that improve the security posture of the code without 
breaking its logic.

Review the code line by line. Make ONLY those changes that are necessary to 
eliminate security flaws or vulnerabilities.


Google Jules besitzt seit Kurzem eine spezielle Review-Funktion.

Sinnvoll kann auch das Einbinden von Sicherheits-Tools sein, Databricks nennt den MCP-Server von semgrep als Beispiel. Ein passender Prompt wäre dann: „Perform a security scan of all generated code using the semgrep tool“.

Für Cursor bietet die Konfiguration in .cursorrules eine gute Möglichkeit, Sicherheitsvorgaben zu machen, beispielsweise für Speichersicherheit, Speicherüberläufe oder Prüfung von Eingaben.

Schließlich unterzogen die Tester die Modelle Claude 3.7 Sonnet und GPT 4o dem PurpleLlama Cybersecurity Benchmark, um herauszufinden, wie die drei Strategien, sicherheitsspezifische System Prompts, sprachspezifische Anweisungen und Selbstreflexion, die Security verbessern. Das war durchgängig der Fall, wobei Selbstreflexion bei Claude den größten Gewinn brachte, bei verbreiteteren Sprachen wie Python, Java oder C++ um 60 bis 80 Prozent (Abbildung 1). GPT schaffte hier bis zu 50 Prozent mehr Sicherheit (Abbildung 2). „Insgesamt zeigen diese Ergebnisse klar, dass gezieltes Prompting ein praktischer und effektiver Ansatz zur Verbesserung der Sicherheitsergebnisse bei der Generierung von Code mit LLMs ist.“


Balkengrafik zu Claude 4 Sonnet

Balkengrafik zu Claude 4 Sonnet

Die drei sicherheitsspezifischen Ansätze verbessern die Security in allen getesteten Sprachen bei Claude 4 Sonnet… (Abb.1)

(Bild: Databricks)


Balkengrafik zu GPT 4o

Balkengrafik zu GPT 4o

… und GPT 4o deutlich (Abb. 2).

(Bild: Databricks)

In einem weiteren Test stellte Databricks fest, dass sicherheitsrelevante Prompts nur einen geringen Einfluss auf die Performance hatten (Abbildung 3).


Tabelle zur Performance

Tabelle zur Performance

Die Performanceunterschiede sind gering und zeigen bei Claude sogar leichte Gewinne (Abb. 3).

(Bild: Databricks)


Schloss mit Code

Schloss mit Code

(Bild: Titima Ongkantong/Shutterstock)

Am 30. September und 1. Oktober findet die heise devSec 2025 in Regensburg statt. Auf der von iX, heise Security und dpunkt.verlag ausgerichteten Konferenz stehen in Themen wie Threat Modeling, Software Supply Chain, OAuth, ASPM, Kubernetes und der Einfluss von GenAI auf Security im Programm.


(who)



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Datenschutz & Sicherheit

Ein Angriff auf die Pressefreiheit, der vieles veränderte


Ermittlungsverfahren gegen Journalisten sind in Deutschland selten und nicht unbedenklich. Denn Medien und ihre Quellen genießen einen besonderen Schutz. Als der damalige Generalbundesanwalt Harald Range am 13. Mai 2015 ein Ermittlungsverfahren amtlich einleitete, stand aber zusätzlich die Frage im Raum, ob die beiden betroffenen Journalisten tatsächlich Staatsgeheimnisse verraten hatten. Das Verfahren wegen Landesverrats wuchs sich zur mittelschweren Staatsaffäre aus, die ihn seinen Posten kosten sollte.

Die beiden Beschuldigten waren unsere Kollegen in der Redaktion von netzpolitik.org: Andre Meister und der damalige Chefredakteur Markus Beckedahl. Investigativjournalist Meister hatte die Internet-Überwachungspläne des Bundesamts für Verfassungsschutz offengelegt. Die technischen Vorhaben des Inlandsgeheimdienstes waren zuvor geheim gewesen: „Verschlusssache – vertraulich“. Die brisanten Dokumente lagen nun bei netzpolitik.org offen im Netz.

Die undichte Stelle beim Geheimdienst muss dessen damaligen Chef Hans-Georg Maaßen gehörig gewurmt haben. Denn er war es, der durch Strafanzeigen beim Landeskriminalamt Berlin die Ermittlungen gegen unsere beiden Redaktionsmitglieder und zusätzlich gegen „Unbekannt“ ins Rollen gebracht hatte.

Trotz zahlreicher Rücktrittsforderungen hielt sich Maaßen noch einige Jahre im Amt und wurde schließlich wegen seiner faktenfreien und irreführenden Aussagen zu sächsischen Hetzjagden gegen Migranten entmachtet, überführt ausgerechnet von einem Twitter-Account namens „Antifa Zeckenbiss“. Heute macht der einst mächtige Geheimdienstchef nur noch mit rechtsradikalen Parolen Schlagzeilen. Sein eigenes ehemaliges Amt speichert ihn inzwischen als Rechtsextremisten.

Heimliche Überwachung

Ohne Frage handelte es sich um einen Angriff auf die Pressefreiheit, der von uns und einer breiten Öffentlichkeit auch umgehend so benannt wurde.

Der Spuk, den Maaßen und Range verursacht hatten, war nach wenigen Monaten zumindest für unsere Kollegen vorbei: Anfang August 2015 erreichte die Anwälte der Beschuldigten Meister und Beckedahl ein Schreiben des Generalbundesanwalts zur Einstellung des Verfahrens wegen Landesverrats. Bis allerdings auch die Ermittlungen gegen „Unbekannt“ eingestellt wurden, verging noch fast ein weiteres Jahr.

Landesverrat!

Die Vorwürfe rund um Landesverrat haben beim Ausbau unserer Redaktion geholfen. Unterstütze unsere Arbeit!

Der Vorwurf des Landesverrats nach § 94 Strafgesetzbuch ist schwerwiegend. Daher dürfen bei Ermittlungen dieses Kalibers heimliche technische Überwachungsmaßnahmen genutzt werden. Das betraf zunächst direkt die beiden beschuldigten Journalisten. Allerdings konnten solche Abhörmethoden auch gegen unsere Redaktion nicht ausgeschlossen werden.

Welle der Solidarität

Wir hatten also in unserem damals noch kleinen Team eine umfangreiche Aufgabenliste mit zwei Schwerpunkten abzuarbeiten, unter zunehmendem Schlafmangel und Zeitdruck: Rechtliche und politische Analysen einholen und den Mediensturm einfangen. Unglaublich geholfen hat uns dabei die große Solidarität sehr vieler Menschen, die uns bestärkten und motivierten. Auf Twitter trendete unsere IBAN, auf Demos riefen Schilder zum Leak weiterer Dokumente auf und im Bundestag bemühte sich der Rechtsausschuss um Aufklärung.

Unerschrocken und ungemein solidarisch war auch die Reaktion einer ganzen Branche, von der wir zuvor nicht mal mit Sicherheit wussten, ob wir so richtig dazugehörten. Denn damals tobte noch eine Debatte darum, ob Blogger:innen überhaupt Journalist:innen sein können. Die Frage war mit der Affäre Landesverrat entschieden. Das Medium Magazin kürte unsere Redaktion zum Journalisten-Team des Jahres 2015.

Für uns stellten die Ereignisse die Möglichkeit für eine Weiterentwicklung dar: Da wir die zahlreichen einmaligen Spenden nicht für ein langwieriges Gerichtsverfahren benötigten, konnten wir sie in den Ausbau der Redaktion investieren. Das Arbeitsfeld Digitalisierung, Überwachung und Kommerzialisierung platzte ohnehin aus allen Nähten, wir konnten Unterstützung gut gebrauchen.

Gleich drei neue Kolleg:innen fingen 2016 bei uns an, inzwischen besteht die Redaktion aus zwölf Menschen. So war die Affäre Landesverrat ein unverhoffter Booster für unser Modell des spendenfinanzierten Journalismus, dem wir bis heute treu geblieben sind.


2025-07-16
1987.12
161


– für digitale Freiheitsrechte!



Euro für digitale Freiheitsrechte!

 

Rückblickend können wir das mit einer gewissen Gelassenheit sagen, doch damals war der glimpfliche Ausgang alles andere als ausgemacht. Deswegen sparen wir uns den Dank an Maaßen für seine offenkundig nicht gerade bis ins Letzte durchdachten Strafanzeigen, sondern bedanken uns lieber bei allen, die uns den Rücken gestärkt, an uns gespendet und damit die Redaktion von netzpolitik.org in der heutigen Form überhaupt erst möglich gemacht haben.

Fight for your digital rights! (Sticker)
Fight for your digital rights! Solidarisierung mit netzpolitik.org bei der Landesverrat-Demo im August 2015. CC-BY-SA 2.0 sebaso

Wir machen weiter

Auch wenn sich die Themenpalette bei netzpolitik.org inzwischen erweitert hat, ist die Recherche zu den technischen Möglichkeiten, zum Recht und der Praxis der staatlichen Überwachung weiter ein wichtiger Schwerpunkt unserer Arbeit. Wie kein anderes Medium haben wir in den vergangenen zehn Jahren den drastischen Ausbau der Überwachung zum Thema gemacht, uns mit Staatstrojanern und Chatkontrolle beschäftigt sowie uns immer und immer wieder mit dem Zombie Vorratsdatenspeicherung herumgeschlagen. Längst haben in Deutschland nicht mehr nur Geheimdienste wie der Verfassungsschutz umfangreiche Möglichkeiten zur digitalen Überwachung, sondern auch Polizei und Behörden wie der Zoll.

Auch in Sachen Pressefreiheit gab es in den vergangenen Jahren immer wieder bedenkliche Ereignisse. Wenn etwa Telefonate von Journalisten mit Klima-Aktivisten abgehört werden. Wenn Journalisten Hausdurchsuchungen erdulden müssen, weil sie in einem Online-Artikel einen Link gesetzt haben. Oder wenn bei einer Demo das Handy eines Journalisten beschlagnahmt und durchsucht wird.

Für uns ist das zehnjährige Jubiläum der Landesverrat-Affäre deshalb vor allem ein Ansporn: Wir machen weiter.

Und ihr könnt helfen, denn wir nehmen noch immer Leaks entgegen und veröffentlichen die Dokumente. Damit sich alle selbst ein Bild machen können.



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Datenschutz & Sicherheit

Darknet-Angebot: Zehntausende Ausweis-Scans in italienischen Hotels geklaut


Kriminelle haben bei mehreren italienischen Hotels nach eigenen Angaben 160.000 Ablichtungen von Ausweisdokumenten geklaut, die diese beim Check-in der Gäste angefertigt hatten. Bei mehreren Hotels kamen jeweils über 20.000 Datensätze abhanden, in zweien sogar über 30.000. Die kopierten Identitätsdokumente scheinen authentisch zu sein und stehen in einem Darknet-Forum zum Kauf. Kostenpunkt: Etwa 50 Cent pro Ausweiskopie.

Die Kriminellen brachen seit Juni in die Buchungssysteme der Hotels ein und stahlen die gespeicherten Ausweiskopien. In einem venezianischen Hotel fielen ihnen 38.000 gespeicherte Ausweise in die Hände, der höchste Wert im Angebot des Darknet-Hehlers „mydocs“. Das edle Hotel nahe dem Markusplatz verfügt über lediglich 50 Zimmer, die Gästedaten müssen also jahrelang zurückreichen.

In einem anderen Haus, dem Triester Hotel Continentale, erbeuteten die Kriminellen 17.000 Ausweisdokumente, unter anderem auch von deutschen Gästen. Wie bei Datenhändlern üblich, stellten die Diebe einige Demo-Datensätze in der Verkaufsanzeige zur Verfügung – heise security konnte einige davon verifizieren. Es handelt sich augenscheinlich um echte Daten, mit einem Betroffenen haben wir zudem telefoniert. Der ehemalige Hotelgast erinnerte sich an den Aufenthalt in Triest noch gut, war dieser doch erst zwei Monate her. Das Hotel habe ihn bisher nicht kontaktiert, um die Datenpanne zu beichten, so der Wahlbayer.


Verkaufsangebot von Hotel-Gästedaten im Darknetforum

Verkaufsangebot von Hotel-Gästedaten im Darknetforum

Im Darknet bietet ein Unbekannter reichlich Pässe und Personalausweise als hochauflösende Scans an.

Insgesamt neun Hotels in Italien sowie eines auf der spanischen Ferieninsel Mallorca hatten ungebetenen Besuch. Neben den betroffenen Gästen könnten sich auch die zuständigen Datenschutzbehörden für die Lecks interessieren. Denn Gäste in italienischen Hotels müssen sich zwar mit einem Ausweisdokument gegenüber ihrem Gastgeber identifizieren, die personenbezogenen Daten sollen sie jedoch nach der Weitergabe an die zuständige Behörde sofort vernichten. Das geht zumindest aus einem Sachstandsbericht des Bundestags aus dem Jahr 2023 hervor.

Die Datensätze enthalten die Vorder- und Rückseiten von Personalausweisen und Führerscheinen, bisweilen auch von Reisepässen. Weitere Daten haben die Kriminellen nicht gestohlen, wie sie selbst angeben. Ihre möglichen Käufer könnten die gestohlenen Ausweisfotos verwenden, um mit falschem Namen Konten zu eröffnen oder etwa betrügerische Einkäufe zu tätigen. Betroffene sollten also wachsam sein.

Datenlecks in Hotels und auf Buchungsplattformen sind ein häufiges Phänomen. Vor nicht ganz zwei Jahren traf es die Hotelkette MotelOne: Die Ransomware-Gruppe AlphV verschaffte sich Zugang zu deren Netzwerk und veröffentlichte schließlich ihre Beute. Bei Booking.com hingegen gibt es immer wieder ungeklärte Phishing-Fälle.


(cku)



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