Künstliche Intelligenz

Ausprobiert: Luftsensor Air-Q an Mac und iPhone


Die Luft, die uns umgibt, ist je nach Wohngegend mit Schadstoffen belastet. Teilweise kommen diese auch aus den Gegenständen, die wir in der Wohnung haben, beispielsweise Ausdünstungen von Elektronikgeräten oder Möbeln. Oft tragen wir sie selbst durch Kochen, das Anzünden von Kerzen oder das Rauchen ein. Öffnen wir unsere Fenster zu selten, ist nicht genügend Sauerstoff (und zu viel Kohlendioxid) im Raum oder die Luftfeuchtigkeit zu hoch. Tun wir es zu oft, kommt womöglich Stickstoffdioxid aus dem Straßenverkehr in die Wohnung oder Luftfeuchtigkeit von außen.

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All das bemerkt man nur durch Symptome wie Unwohlsein oder Kopfschmerzen, eventuell wird man auch häufiger krank. Erst mit einem Luftsensor lässt sich feststellen, was wirklich in der Raumluft passiert. Apple-Nutzer haben hier einige Möglichkeiten. Eine der bekanntesten sind die Geräte vom norwegischen Anbieter Airthings, beispielsweise der View Plus (ab 251,99 €) mit seinem E-Ink-Display. Er verfügt über eine gut funktionierende App für iPhone, iPad und Mac. Aber auch ein deutscher Hersteller spielt mit: Die Corant GmbH aus Leipzig. Sie hat mit dem Air-Q eine vielfältige Hardware zur Raumluftmessung im Angebot, die sich stark individualisieren lässt.

Zunächst stellt sich die Frage, welchen Air-Q man anschafft. Die verfügbare Anzahl der Geräte ist groß und reicht preislich von 329 bis 779 Euro. Die Hardware an sich ist gleich, doch ist sie jeweils mit unterschiedlich vielen Sensoren bestückt. Diese lassen sich später auch noch nachrüsten, allerdings sind die Preise teils gesalzen. Wer etwa sicherstellen will, dass seine Klimaanlage kein Propanleck hat, zahlt für einen C₃H₈-Sensor 599 Euro Aufpreis. Er wird dann selbst auf der Platine aufgesteckt. Ein professioneller VOC-Sensor, der für industrielle Anwendungen geeignet sein soll, schlägt gar mit 1750 Euro zu Buche, lässt sich dann auf ein bestimmtes VOC einstellen, wenn man über eine passende Probe samt Reinraum verfügt.

Unschön ist, dass eine ganze Reihe von Funktionen des Air-Q nur für Premium-Nutzer verfügbar sind, die ein Business-Abo haben. Dazu gehört etwa die unbegrenzte Speicherung der Daten und der maximal darstellbare Datenzeitraum. Auch den „AI-Luft-Assistent“, der Messwerte (besser) erklären soll, gibt es nur für Geschäftskunden – und auch der vollständige Export aller Daten (als CSV) ist diesen vorbehalten. Was genau das Paket kostet, ist auf der Website nicht zu finden, man soll dafür „Kontakt aufnehmen“.

Die Hardware wirkt optisch einfach, aber robust. Man kann sie leicht öffnen, um besagte Zusatzsensoren nachzurüsten, was auch Einsteigern gelingen sollte. Es ist möglich, mehrere Air-Qs in unterschiedlichen Räumen zu betreiben. Der Air-Q hat im Gegensatz zum Airthings View Plus kein integriertes Display. Es gibt nur zwei LED-Reihen, eine in Grün und eine in Blau. Diese dienen dazu, die beiden Indexarten „Gesundheit“ und „Leistung“ darzustellen, die sich aus den aktuellen Messwerten ergeben. Da diese recht konservativ berechnet werden – so reicht etwa bei Gesundheit ein durch Kochen erhöhter Formaldehyd-Wert und bei Leistung eine zu hohe Luftfeuchtigkeit, um den Wert herunterzubringen – sind diese selten im positiven Vollausschlag zu sehen. Der Informationswert hält sich in Grenzen, man muss stets auf die App schauen oder ins Web gehen, um mehr zu erfahren.

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Dafür kann man verschiedene Arten von Push-Nachrichten bestimmen, die sich breit konfigurieren lassen und auch zuverlässig auf dem Gerät (oder im E-Mail-Postfach) landen, manchmal mit einigen Minuten Verzögerung. Sehenswert sind die sogenannten virtuellen Sensoren. Diese ermöglichen durch die Kombination physischer Sensoren neue Anwendungsmöglichkeiten. So kann der von uns ausprobierte Air-Q Pro (589 Euro) auch Zigarettenrauch erkennen, indem verschiedene Sensoren kombiniert werden. Leider schlägt der Sensor aber auch manchmal bei Kerzen an (je nach Art).

Insgesamt droht bei der Datenvielfalt – unser Air-Q hat 13 physische Sensoren – natürlich das Problem, sich durch die Ergebnisse ein wenig „verrückt“ machen zu lassen. So ist je nach Wetterlage hohe Luftfeuchtigkeit normal und schwer aus dem Zimmer zu bekommen. Beim Kochen gehen die PM-Werte hoch. Wer seine Bettwäsche wechselt oder putzt, wirbelt womöglich Staub auf oder erzeugt VOCs. Selbst der Mensch, wenn er ausatmet oder Deo und Kosmetika trägt, tut das. Es gibt auch sogenannte Querempfindlichkeiten, die dafür sorgen, dass ein Sensor bei Dingen anschlägt, die eigentlich nichts mit dem tatsächlichen Wert zu tun haben. Wir erlebten etwa, dass die Arbeit mit Ananas in der Küche plötzlich den Formaldehyd-Wert hochzog – etwas, was auch der Hersteller nicht wirklich erklären konnte.

Unser ausprobierter Air-Q Pro kommt auch mit einem Stickstoffdioxid-Sensor. Der bei Verbrennungsprozessen (in der Küche und besonders im Auto und Lkw) entstehende Stoff sollte möglichst in der Atemluft vermieden werden. (Der von Air-Q verwendete Grenzwert liegt bei 40 µg/m³.) Bei Stickstoffdioxid fragt man sich manchmal, wo es herkommt. Oft scheint der Stoff auch durch geschlossene Fenster oder Lüftungen zu dringen – wir stellten in einer innenstädtischen Wohnung, die nicht direkt an der Straße lag, ein breites Spektrum an Werten fest. Einen Radon-Messer umfasst der Air-Q leider nicht, dafür verkauft der Hersteller ein eigenes Gerät mit zusätzlich vier weiteren Sensoren.

Der Air-Q soll sich automatisch selbst nachregeln. Das tut er auch recht zuverlässig, wenn man ihm Zeit lässt. Am ersten Tag sind die Werte noch nicht perfekt, nach einer Woche sollten sich diese aber eingependelt haben. Wir stellten fest, dass unser Air-Q Pro dazu neigte, bei Luftfeuchtigkeit und Temperatur etwas höhere Werte zu liefern als ein danebenstehender View Plus. Es ist aber möglich, Geräte gegeneinander zu kalibrieren, wenn man das wünscht.

Weder die Air-Q-App noch das Web-Interface sind in ihrer Informationsdarstellung, besonders was die Datenkurven anbetrifft, wirklich übersichtlich. So neigt man eher dazu, Werte regelmäßig zu kontrollieren, als diese über Tage zu verfolgen, zumal wie erwähnt die vorhandenen Daten für Normalkunden zeitlich eingeschränkt sind. Die iOS-App ist nicht perfekt an die Oberfläche von Face-ID-iPhone mit Notch angepasst, so dass Designelemente fehlerhaft platziert sind – der Hersteller will hier aber nachbessern. Für den Mac selbst gibt es im Gegensatz zu den Airthings-Produkten keine eigene App. Man muss hier also zum Web-Interface greifen, das sich anders und teils umständlicher bedienen lässt. Die Möglichkeit, mittels iPhone-Mirroring auf die iOS-App zuzugreifen, bleibt EU-Nutzern leider versagt.

Der Air-Q bietet Nutzern geballtes Wissen über die Luftqualität. Die große Zahl von Sensoren hat aber auch ihren monetären Preis. Man muss sich zudem bewusst sein, dass es Querempfindlichkeiten gibt, Werte sich also gegenseitig beeinflussen können. Man sollte sich Zeit nehmen, zu lesen, was die Messwerte wirklich bedeuten – dazu enthält die App jede Menge Infos zu Grenzwerten, in der Web-Anwendung ist zudem ein kleines Wiki vorhanden. Den kommenden „AI-Luft-Assistent“ konnten wir noch nicht ausprobieren, er könnte das Auslesen vereinfachen.

Die Frage bleibt stets, was man mit dem gewonnenen Wissen macht. Der Air-Q kann etwa für mehr Lüften sensibilisieren oder die Anschaffung eines Luftreinigers motivieren. Auch lernt man, dass Kerzen und Kamine Partikel erzeugen und man beim Kochen darauf achten sollte, wie und was man brät (und die Dunstabzugshaube stets aktivieren). Auch das von neuen Möbeln abgesonderte Formaldehyd lässt sich feststellen, oder die Tatsache, dass zu viel Kohlendioxid in der Luft ist, was das Arbeiten erschwert (Durchlüften hilft). VOCs werden erfasst, aber die Werte fallen sehr unterschiedlich aus (etwa gegenüber einem Airthings View Plus im gleichen Raum), da es sehr viele verschiedene der flüchtigen organischen Verbindungen gibt und Sensoren hier unterschiedlich „geeicht“ sind.

Störend fiel uns wie erwähnt auf, dass Funktionen wie der Export aller Daten und eine Aufzeichnung über mehr als 90 Tage hinweg nur für eine Business-Premium-Funktion freischaltbar sind. Daten sollten nicht hinter einem Aboangebot versteckt werden, sie gehören schließlich den Nutzern. Als Produkt aus Deutschland bekommt man für den Air-Q dafür adäquaten Support. Der Hersteller bemüht sich zudem, den Luftsensor regelmäßig mit Firmware-Updates zu verbessern. Die App könnte besser an Apple-Geräte angepasst sein, zudem fehlt wie berichtet die Mac-Anwendung.


(bsc)



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