Gedenken an die Toten im Mittelmeer, Hoffnung für Jugendliche in Sachsen, getanzte Barrierefreiheit und der unermüdliche Einsatz gegen Hass – und für Demokratie: Es gibt viel zu tun im Moment und viele haben es 2025 getan. Hier unsere liebsten Projekte, Kampagnen und Videos.
Man könnte es »aus gegebenem Anlass« nennen. Dass uns 2025 vor allem auch Kampagnen und Projekte aufgefallen sind, Apps und und Games, die sich für die Demokratie einsetzen, für ein Miteinander – und gegen den Hass und Recht.
Es wird erinnert, erklärt und es werden Perspektiven geboten. Aber auch für Inklusion gekämpft und in die Kriegs- und Krisengebiete der Welt geschaut.
Diese Arbeiten haben uns dabei besonders beeindruckt:
Viel Gefühl und KI: »21 Tage Stille«
Wie findet man einen Umgang mit der Tragödie, die sich auf dem gefährlichen Fluchtweg im Mittelmeer abspielt? Der Verein zur Seenotrettung Sea-Eye e.V. hat mit der Agentur Thjnk und Partnern eine starke Antwort gefunden, die sich gleichzeitig gegen die aktuelle Stimmung im Land stemmt. Und das mit einer Installation, die tief ins Meer hinabführt und in 30.411 Schweigeminuten an die Menschen erinnert, die seit 2014 auf der Flucht über das Mittelmeer ertrunken sind oder als vermisst gelten. Eine Minute für jede(n) von ihnen. Und deren Dunkelziffer noch viel höher ist.
Hier mehr über die eindrückliche Installation, die tief berührt und ein Aufruf zur Menschlichkeit ist.
Mit KI gegen Hass – und das mit Humor
Schwuchtel gehört (fast) noch zu den harmloseren Beschimpfungen, die Feiglinge im Netz gegen alles absetzen, was anders ist. Gerade auch aus der rechten Szene und auch gegen das HOSI Salzburg, das die Interessen von LGBTIQA*-Personen vertritt. Doch das wehrt sich jetzt gegen Hasskommentare. Und das jetzt mit dem AntiHassGPT der Kreativagentur Salić, das ein Pilotprojekt für ganz Österreich ist – und auf Humor nicht verzichtet.
Hier mehr über diese tolle App, die einen nicht mehr sprachlos zurücklässt. Ganz im Gegenteil!
Fakten statt falscher AfD-Wahlversprechen
Mit der großartigen Kampagne #StellDirVor, die von der Hamburger Agentur Philipp und Keuntje für Volksverpetzer entwickelt wurde, der Initiative, die seit 2014 unermüdlich Hetze und Fake News bekämpft.
Und das auf ihrer Website und in den Social Media – und jetzt auch mit dieser großangelegten Plakat-Kampagne.
In 23 deutschen Städten wenden die Plakate sich an die breite Öffentlichkeit. Und das vor einer Wahl, bei der die AfD, vom Verfassungsschutz als rechtsextremistischer Verdachtsfall eingestuft, als zweitstärkste Kraft in den Bundestag einziehen könnte.
Hier mehr über starke Kampagne, die Hetzte und Fake News mit Fakten entlarvt.
Getanzte Barrierefreiheit von Apple
Der mitreißende Musical-Spot führt mitten in ein College und zeigt, dass es mit den richtigen Apple-Tools für Studierende mit Einschränkungen keine gibt – und das samt Song mit Ohrwurm-Qualität und einer packenden Choreografie.
Gleichzeitig zeigt er, dass man in den USA einen wesentlich offeneren Umgang mit dem Thema hat.
In regulären Discounter-Prospekten sieht man Menschen im Rollstuhl posieren, in den Apple Stores übernehmen Gehörlose und Menschen mit anderen Einschränkungen den Kund:innen-Support, bei Whole Foods arbeiten sehbehinderte Servicekräfte.
Apple selbst betreit bereits seit 1985 ein eigenes Department zur digitalen Inklusion und hat zahlreiche Funktionen zur Barrierefreiheit in seine Produktpalette eingebaut. Und das eben nicht als Add-on, sondern serienmäßig und für alle.
dass man in den USA einen wesentlich offeneren Umgang mit dem Thema hat.
Hier mehr über die Kampagne »I’m not remarkable« und auch der Clip selbst.
Retro-coole Umweltschutz-Kampagne
Als Londons Bürgermeister Sadiq Khan auf die Weltklimakonferenz COP30 in Belém gereist ist, hat diese Badvertising-Kampagne ein spezielles Werbeverbot gefordert.
Und das für kohlenstoffintensive und umweltschädliche Unternehmen. Genauso wie es Großbritannien 2002 mit der Zigarettenwerbung getan hat. Und wie Städte wie Amsterdam, Stockholm und Edinburgh es bereits mit Branchen tun, die maßgeblich zum Klimawandel beitragen. Ganz so wie die fossile Industrie, Luftfahrt oder SUV-Produktion.
Dafür übernahm Badvertising die Londoner U-Bahn-Station Southwark mit einer toll illustrierten Kampagne im Retro-Look, der unterstreicht wie überholt das Nichthandeln des Bürgermeisters ist.
Hier mehr über diese bildstarke Kampagne und alle Motive.
Immer wieder mischt Pink Büchsenschütz, Geschäftsführer der Kölner Agentur DITHO Design, sich ein.
2019 hat er die Creatives for Future ins Leben gerufen, um sich für das Klima starkzumachen, hat zur Vereidigung Trumps düstere Plakate entworfen – und macht sich jetzt mit dem Projekt Plakate für die Demokratie für diese stark.
Aus der besorgten Frage »Wie rechts wollen wir werden?« ist im Kooperation mit der Initiative »Laut gegen Nazis«, eine Plakatserie entstanden, die, leuchtend Pink und voller Energie, vom Zusammenhalt erzählt, von Zuversicht und davon, dass Demokratie kein Zuschauersport ist und Mut genauso ansteckend wie Angst.
Zum Ausdrucken. Mitmachen. Weiterdenken. heißt es auf der Website, auf der mehr als 30 Motive der Plakate für Demokratie zum Download stehen.
Hier mehr über die Kampagne samt Interview.
»Voices of Humanity« in Gaza
Gerade macht das Hamburger Studio 27km mit der Netflix-Doku »Babo – Die Haftbefehl-Story« Furore. Das anspruchsvolle Storytelling und das Engagement, das die Arbeiten der Kreativen auszeichnet, zeigt sich auch in der Kampagne »Voices for Humanity«, die nach Gaza, Uganda und in die Ukraine führt.
Der 16-minütiger, der für die Europäische Kommission entstand, musste am Anfang mit dem Hinweis versehen werden, dass die Dreharbeiten im März 2025 vor der Hungerkatastrophe in Gaza stattfanden. Dabei kann man sich angesichts der unendlichen Zerstörung von Gaza-Stadt, die in dem Kampagnen-Film zu sehen ist, kaum vorstellen, dass es noch schlimmer kommen kann.
Aber es kann. Ganz so wie es auch die Berichte über die jüngsten Massaker an Zivilist:innen im Sudan schildern und genauso unaufhörlich schreitet auch die Zerstörung der Ukraine voran.
Zu diesen Orten führt »Voices of Humanity« und vor allem führt sie zu den Menschen, die sich engagieren, das Leid zu mindern – und Hoffnung geben.
Hier geht es zu dem Film, der mehr als nur eine Kampagne ist.
Wie zwei Designer Perspektive bieten!
Es sind diese Entdeckungen, die die re:publica immer so besonders machen: Design-Professor Christian Zöllner stellte dort ein Projekt vor, das jungen Menschen in der Lausitz digitales Know-how und Hoffnung gibt. Und das unter dem tollen Namen Akademie für angewandte Zukunft – und an einem märchenhaften Ort.
Seit 2016 bereits fährt das Fabmobil, ein schwarzer Doppeldeckerbus, den Zöllner und Sebastian Piatza realisierten, als Zukunftslabor durch die ländliche Oberlausitz. Top ausgestattet, könnten Jugendliche dort in Creative Technologies wie Programmierung, 3D Druck, Virtual Reality oder Robotik eintauchen.
Mittlerweile haben sie ein Barockschloss samt riesigem Schlosspark gekauft, wo
Hier mehr über dieses eindrucksvolle Projekt.
Bild: Julius Witt
Nazis den Merch-Geldhahn abdrehen
Kürzel wie »VTRLND« aus politischen Gründen zu verbieten ist schwer. Auch wenn Nazi-Shops mit diesen Motiven, gedruckt auf Merchandise, rechtes Gedankengut verbreiten – und jede Menge Geld verdienen.
Diese Codes aus Gründen des Markenrechts zu verbieten, ist zwar langwierig, aber kein Problem. So hatten sichJung von Matt SPREE und die NGO Laut gegen Nazis e.V. bereits zu Beginn der Aktion 2023 das Recht an verschiedenen Kürzeln gesichert und deren Verbreitung gestoppt.
Jetzt ist auch mit dem Kürzel »Döp dö dö döp« Schluss, das mit nach dem Skandal auf Sylt zum beliebten Merchandise-Motiv wurde. Shops, die Merchandise mit diesen Aufschriften betreiben, können abgemahnt werden, der braune Merch kann vernichtet werden und es können Schadensersatzforderungen erhoben werden – und mit diesen Schadensersatz-Zahlungen können wiederum neue Wortmarken gesichert werden …
Hier mehr über das clevere Projekt, das gegen Nazi-Merch kämpft.
Bild: Michael Kohls Bild: Michael Kohls
Das Falafel Humanity Shirt
Gemeinsam mit den Artdirektor:innen Golnar Kat Rahmani aus dem Iran und Liad Shadmi als Israel hat Nikolai Dobreff das Falafel Humanity Shirt gestaltet.
Es entstand aus der Idee heraus, das Gemeinsame zu betonen, den Zusammenhalt und die Solidarität. Schließlich sind Falafel Kulturerbe – und das sowohl in Israel als auch in arabischen Ländern, wie Palästina oder dem Iran.
Falafel bringen Menschen zusammen, heißt es von den Kreativen und so soll das Falafel Humanity Shirt Solidarität mit allen Menschen in Israel, dem Iran, Palästina und anderen Krisengebieten bekunden.
Und die Women Wage Peace unterstützen, an die die Gewinne gespendet werden. Seit 2014 setzt die Friedens-Initiative sich für eine gewaltfreie und respektvolle Lösung des israelisch-palästinensischen Konflikts ein.
Hier mehr über das Prjekt, die Initiative und das Shirt.
Die Aktion #MachDeinKreuz ging zur Bundestagswahl am 23. Februar 2025 in die nächste Runde und machte sich für die Demokratie stark. Und das mit 50 Arbeiten von Künstler:innen und Kreativen – und jetzt auch mit einem Motiv von Nadine Redlich.
Bereits im letzten Jahr hat die großangelegte Plakataktion stattgefunden. Zur Europawahl und zu den Landtagswahlen in Sachsen, Thüringen und Brandenburg. Doch nicht nur dort rutscht die Gesellschaft nach rechts, sondern in vielen Ländern der Welt.
Um dieser erschreckenden Entwicklung nicht einfach leise, still und unsichtbar zuzusehen, hat das Kollektiv Kompliz*, zu dem über 140 Kultur-Initiativen, Clubs und Ausstellungsräume gehören und auch die Hochschule für Grafik und Buchkunst Leipzig, #machdeinkreuz ins Leben gerufen.
Hier mehr über die Initiative, die sicherlich auch 2026 weitergehen wird. Da wird unter anderem in Sachsen-Anhalt und Mecklenburg-Vorpommern gewählt.
Bildnachweis: Memorium Nürnberger Prozesse Bild: Screenshot »Tribunal 45 – Working on Justice«
»Tribunal 45«: Gegen das Vergessen
Zum 80. Jahrestag des Nürnberger Prozesses gegen die NS-Hauptkriegsverbrecher, ist dieses eindrucksvolle Handygame erschienen, das einen spannungsreich durch den Prozess führt, hochaktuell ist –und nachdenklich macht.
Es war das erste internationale Strafgericht, das am 20. November 1945 in Saal 600 des Nürnberger Justizgebäudes seine Arbeit aufnahm, um die monströsen NS-Verbrechen aufzuarbeiten und die Haupttäter zu verurteilen.
24 hochrangige NS-Funktionäre waren angeklagt, unter ihnen Hermann Göring, Rudolf Heß, Albert Speer und Joachim von Ribbentrop.
Erstmals wurde die persönliche Verantwortung von Politikern und Militärs untersucht und zahlreiche von ihnen wurden zum Tode verurteilt.
Mitten hinein in die Szenerie führt das Serious Game »Tribunal 45«, das von dem Memorium Nürnberger Prozesse, dem Museum im Justizpalast in Nürnberg, in Auftrag gegeben wurde und von dem Berliner Games Studio Playing History in enger Zusammenarbeit entwickelt wurde.