Künstliche Intelligenz

Dank KI: Kommunikation außerirdischer Zivilisationen zu kurz nachweisbar?


Wenn KI-Technik die Geschwindigkeit der technologischen Entwicklung tatsächlich massiv beschleunigt, dann könnte das auch erklären, warum wir bislang keine Hinweise auf außerirdische Zivilisationen gefunden haben. Die Zeit, in der die für uns nachweisbare Signale aussenden, könnte deshalb deutlich kürzer sein, als bislang angenommen. Das meint zumindest der britische Astronom Michael Garrett, der das Jodrell Bank Centre for Astrophysics an der Universität Manchester leitet und sich schon länger damit beschäftigt, welchen Einfluss KI auf die Entwicklung von Zivilisationen haben könnte. In einem vorab veröffentlichten Forschungsartikel legt er nun dar, dass die transformative Technologie dafür sorgen könnte, dass eine außerirdische Zivilisation nur für Jahrzehnte nachweisbar sein könnte.

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In dem Artikel, der zur Veröffentlichung im Fachmagazin Acta Astronautica angenommen wurde, schlägt Garrett vor, die berühmte Drake-Gleichung anzupassen. Die wurde von dem US-Astrophysiker Frank Drake entwickelt und umfasst verschiedene Faktoren, die bestimmen, wie viele hoch-technisierte, intelligente Zivilisationen es in der Milchstraße geben dürfte, die wir finden können. Die meisten dieser Faktoren waren damals unbekannt, einige sind es bis heute. Einer davon ist die Zeit, in der eine Zivilisation kommunikativ ist und Radiosignale senden kann. Garrett meint jetzt, dass die Sicht falsch herum sei. Entscheidend sei stattdessen, wie lange eine Zivilisation auch tatsächlich nachweisbare Signale aussende. Wenn das immer nur Jahrzehnte sind, wäre es extrem unwahrscheinlich, die jetzt gerade zu finden.

Künstliche Intelligenz (KI) stelle einen fundamentalen Wechsel in der Entwicklungsgeschichte der Menschheit dar, schreibt der Astronom weiter. Anders als revolutionäre Technologien aus der Vergangenheit fungiere sie als Katalysator für Innovation selbst und habe deshalb das Potenzial, die Geschwindigkeit der technologischen Entwicklung massiv zu beschleunigen. Das liege daran, dass damit komplexe Systeme optimiert, neue Materialien entdeckt und vorher unlösbare Probleme in verschiedenen Disziplinen überwunden werden könnten. Eine künstliche allgemeine Intelligenz (AGI) könnte sogar für Entwicklungssprünge sorgen, wie es sie in der Geschichte nie gegeben hat. Die könnten dafür sorgen, dass eine außerirdische Zivilisation nur für Jahrzehnte Signale produziert, die wir empfangen können.

Damit könnte KI die Erklärung für das sogenannte Fermi-Paradox oder die „große Stille“ sein. Das sind Konzepte, die im Grunde besagen, dass wir längst Außerirdische hätten finden müssen, etwa weil die Milchstraße schon lange von intelligenten Wesen besiedelt sein müsste. Garrett meint, „hochentwickelte Zivilisationen können zahlreich und langlebig, aber mit heutigen Methoden zur Suche nach Außerirdischen nicht nachweisbar“ sein. Die Suche müsse man deswegen aber nicht aufgeben, sondern dabei anders vorgehen. Der Astronom schlägt vor, sich dabei nicht auf bestimmte Technik zu fokussieren, sondern nach „anhaltenden, großflächigen Manifestationen von Intelligenz“ zu fahnden, also etwa Abwärme von Megastrukturen oder Anomalien in Messungen über zahlreiche Wellenlängen.

Dass KI die Entwicklung einer Zivilisation so massiv beschleunigen könnte, dass sie rasch auf möglicherweise effizientere Kommunikationsmethoden wechselt, beispielsweise auf Basis von Neutrinos, ist eine deutlich optimistischere Theorie als eine andere von Garrett. Vor anderthalb Jahren hat er vorgeschlagen, dass die Entwicklung einer „Künstlichen Superintelligenz“ in der Art eines Naturgesetzes immer in der Zerstörung der biologischen Zivilisationen mündet. Das könnte ebenfalls erklären, warum wir bislang niemanden gefunden haben. Beide Theorien können wir derzeit nicht bestätigen oder falsifizieren. Die Arbeiten geben aber einer anderen Forschungsgruppe recht, die im Frühjahr erklärt hat, dass und warum auch die bislang vergebliche Suche nach Aliens lehrreich ist.

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(mho)



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