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Deutschland investiert zu wenig in Venture Capital


#Interview

„Wenn wir globale Firmen bauen wollen, brauchen wir viel mehr VC-Kapital, und zwar dauerhaft. Sonst exportieren wir wieder die Wertschöpfung und importieren später die Produkte zurück“, sagt Stephan Heller von AQVC.

Der Berliner Fund of Funds-Investor AQVC, hinter dem Marcus Börner (reBuy, Optiopay), Oliver Oster (Optiopay), Stephan Heller (Watchmaster, FinCompare) und Marius Weber (Partner bei Rheingau Founders) stecken, investiert seit dem Jahren 2022 in andere Geldgeber. Im Portfolio des Dachfonds AQVC befinden sich derzeit über 20 Investoren – darunter Dickschiffe wie DCTP.

Im Interview mit deutsche-startups.de spricht AQVC-Macher Heller einmal ausführlich über die aktuelle Investmentsituation in Deutschland.

Wie würdest du deiner Großmutter AQVC erklären?
Wir wählen die besten Frühphasen-VCs weltweit aus und investieren in sie. So bekommt man Zugang zu hunderten Startups, ohne auf ein einzelnes zu wetten. Ein breit gestreuter Einstieg in Technologie der Zukunft.

Wie bewertest du die aktuelle Investmentsituation in Deutschland?
Deutschland investiert deutlich zu wenig in Venture Capital. In unserem Portfolio liegt der Großteil der Werttreiber in den USA, obwohl wir bewusst eine hohe Europa-Quote fahren. Das zeigt das strukturelle Problem klar. Der Markt ist rationaler geworden, aber die Kapitalbasis bleibt zu dünn. Gute Teams bekommen Geld, mittelmäßige nicht, doch insgesamt reicht das Volumen nicht aus. Frühphase läuft, Growth ist fast nicht vorhanden, weil wir kaum lokale Wachstumsfonds haben. Deutschland hat technisches Talent, aber wir verlieren die Skalierung an die USA, die mit tieferen Kapitalmärkten konsequent größere Runden finanzieren. Wenn wir globale Firmen bauen wollen, brauchen wir viel mehr VC-Kapital, und zwar dauerhaft. Sonst exportieren wir wieder die Wertschöpfung und importieren später die Produkte zurück.

Mit welchen Erwartungen blickst du auf die kommenden Monate?
Ich erwarte keine Normalisierung. Geopolitik bleibt instabil, die USA steuern auf eine polarisierte Wahl zu, und die AI-Wirtschaft steht vor einem Stresstest. AI Capex und tatsächlicher Umsatz klaffen weit auseinander. Das ist kein gesundes Gleichgewicht. Gleichzeitig entstehen genau in solchen Phasen die besten VC-Vintages. Weniger Kapital, realistische Bewertungen und harte Selektion führen zu besseren Portfolios. Die Gewinner des nächsten Zyklus sind die Manager, die jetzt diszipliniert investieren, nicht die, die auf bessere Stimmung warten.

Was rätst du Gründerinnen und Gründern, die derzeit auf Kapitalsuche sind?
Drei Punkte. Erstens: Absolute Klarheit über Unit Economics und Kapitalbedarf. Zweitens: Eine Story, die in drei Sätzen funktioniert. Drittens: Nur mit Investoren sprechen, die wirklich zum Modell passen. Breite Outbound Prozesse funktionieren gerade nicht.

Welche Startups begeistern dich derzeit besonders?
Mich interessieren Teams mit echter technischer Tiefe, keine Label AI Fakes. Firmen wie Marvel Fusion, Quantum Systems, Black Semiconductors oder Planet A Foods zeigen, was möglich ist, wenn Wissenschaft, Engineering und unternehmerische Geschwindigkeit zusammenkommen. Diese Unternehmen verändern Struktur, nicht nur Features.

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Foto (oben): AQVC



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