»Into The Unknown« heißt die 22. Ausgabe des »Magazins für Grafisches Erzählen«, SPRING. Einmal mehr sind die wunderbar vielfältigen Stile eine Freude und dazu überrascht es mit ungewöhnlichen Kollaborationen – und dem Umgang mit dem »Unbekannten«.
Liest man Titel der neuen Ausgabe der SPRING, »Into the Unknown«, denkt man in Zeiten wie diesen vielleicht als Erstes an KI, was sie für die Illustration bedeutet und, wohin der Weg geht.
Zumindest wir haben das gedacht.
Aber das großartige Illustratorinnen-Kollektiv, das seit mehr als 20 Jahren für beste Zeichenkunst und aufregende Geschichten sorgt, denkt gar nicht daran, sich einfach nur um sich selbst zu drehen.
Ganz im Gegenteil schaut es dorthin, wo der Blick gerade nicht mehr so oft hingeht und führt zu Geflüchteten. Dann wieder hebt es in umwerfende Fantasiewelten ab oder taucht furchtlos in eigene Abgründe ein.
Das »Unknown« steht hier für Vieles und die Geschichten tauchen in die Gefühle ein, die das Unbekannte auslösen kann: in Neugier und Furcht, Abenteuerlust und Angst, Spannung und Widerstand.
Für ihre Geschichten wagen sich die Künstlerinnen selbst auf unbekanntes Terrain. Hinein in das Teamwork und in das Erzählen von Geschichten, die nicht, wie gewohnt, alleine am eigenen Schreibtisch entstehen, sondern in der Zusammenarbeit und aus gemeinsamen Gesprächen heraus.
Entweder mit Freund:innen, mit Wissenschaftler:innen, Großeltern & Kindern, mit Organisationen oder Tieren und auch im Austausch mit dem Unbekannten in sich selbst, wie es im Vorwort heißt.
Insgesamt sind 15 Personen an den Illustrationen, Comics und Texten beteiligt, darunter Carolin Löbbert, Katharina Kulenkampff, Kati Szilagyi, Larissa Bertonasco, Maren Amini, moki und Stephanie Wunderlich.
Raus aus der Blase
Es geht in den grafischen Erzählungen um die Dating-Flops einer einsamen Zikade, um Geflüchtete aus Afghanistan, die unter würdelosen Umständen in einer Hamburger Notunterkunft untergebracht sind. Um die Invasion des faschistischen Italiens in Äthiopien, um Bob Marley und um den eigenen, fremden Körper, um Abfallwirtshaft, um Mütter, Töchter oder Versöhnung.
Vor allem aber drehen sich die Arbeiten, und das mit viel Grün (als Hoffnung?), um den »Kraftakt der Öffnung« gerade auch in Zeiten »homogenisierter Filterblasen«, wie es von SPRING heißt.
Und dabei macht das Kollektiv vor, wie man sich ins Unbekannte wagt und zeigt, wie sehr sich das lohnt!
»Into the Unknown« SPRING #22. Magazin für Grafisches Gestalten: Into the Unknown, mairisch verlag, 224 Seiten, Broschur, farbiger Innenteil, Deutsch mit englischen Untertiteln, 26 Euro, ISBN 978-3-948722-47-0
Susan Rößner & Carolin Löbbert: AbfallgeschichtenAmelie & Stephanie Wunderlich: Forest of UncertainityAdam & moki: PhönixLarissa Bertonasco: In den KriegBärbel Lange & Katrin Stangl: Im Schutz der TiereAmelie Lihl, Ulrike Steinke & Rotraut Susanne Berner: Nett hier, aber waren Sie schon mal in M?