Digital Business & Startups
Diese Startups lieferten 2025 ab

Vor genau einem Jahr wagte die Gründerszene-Redaktion einen Blick in die Glaskugel: Wer werden die Startups sein, von denen wir 2025 große Nachrichten hören werden? Heute zeigen wir euch, wie es für diese Unternehmen lief und ob wir mit unserer Prognose richtig lagen. Spoiler: Wir hatten einen guten Riecher!
Taktiles bisher größte Finanzierunsgrunde
Das 2020 gegründete Saas-Startup Taktile startete exakt so ins Jahr 2025, wie von uns vermutet: mit einer großen Finanzierungsrunde. Im Februar sammelte Taktile in einer Series‑B‑Finanzierungsrunde rund 51,5 Millionen Euro ein. Investiert haben viele große Namen: Angeführt wurde die Runde von Balderton Capital, Beteiligungen kamen zudem von bestehenden Investoren wie Index Ventures, Tiger Global, Y Combinator, Prosus Ventures, Visionaries Club sowie Larry Summers, ehemaliger US‑Finanzminister.
Taktile setzt damit seine bisherige Erfolgsgeschichte fort. Die Firma von Maik Taro Wehmeyer und Maximilian Eber hat ein Werkzeug entwickelt, das Versicherungen und Banken bei Entscheidungsprozessen unterstützt. 2024 hatte Taktile seine Kundenbasis vervierfacht und den Annual Recurring Revenue (ARR) um mehr als das 3,5‑Fache gesteigert.
Rekordjahr für Helsing
Viele Startups aus dem Bereich Defense-Tech hatten ein erfolgreiches Jahr 2025 – darunter auch Helsing. Das Unternehmen, 2021 von Gundbert Scherf, Niklas Köhler und Torsten Reil gegründet, entwickelt KI-gestützte Software für militärische Anwendungen – von Kampfdrohnen über Panzer bis zu Kampfjets.
2025 wurde zum Rekordjahr für Helsing. Im Juni schloss das Startup eine Series-D-Finanzierung über 600 Millionen Euro ab, angeführt von Prima Materia (Spotify-Gründer Daniel Ek). Mit der Runde verdoppelte sich die Bewertung von fünf auf zwölf Milliarden Euro – Helsing löste damit Celonis als Deutschlands wertvollstes Startup ab. Insgesamt sammelte das Unternehmen seit Gründung 1,37 Milliarden Euro ein.
Operativ expandierte Helsing aggressiv: Im Juni erfolgte die Übernahme des bayerischen Flugzeugherstellers Grob Aircraft mit 275 Mitarbeitern, um autonome Kampfdrohnen selbst zu produzieren. Die im Dezember 2024 vorgestellte Kamikaze-Drohne HX-2 wird seit 2025 in „Resilienzfabriken“ gefertigt.
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Der strategische Coup folgte im Dezember: Helsing kündigte gemeinsam mit Kongsberg Defence & Aerospace, Hensoldt und Isar Aerospace eine europäische Satellitenkonstellation für Intelligence, Surveillance und Targeting an. Bis 2029 soll ein souveränes, weltraumgestütztes IST-System mit Kommunikationsebene entstehen. Kongsberg liefert die Satelliten, Helsing die KI-Software zur Fusion von SAR-, elektro-optischen und Radiofrequenz-Daten. Hensoldt steuert Sensortechnologie bei, Isar Aerospace übernimmt den Launch vom norwegischen Andøya Space. Die Initiative sei eine direkte Antwort auf Lehren aus dem Ukraine-Krieg: „Die verlässlichste Zielerfassung beginnt im Weltraum“, so Scherf.
Trotzdem lief 2025 nicht alles rund für Helsing: Im April berichtete die Nachrichtenagentur „Bloomberg“ über Vorwürfe zu überteuerten Drohnen und fehlerhafter Software. Die HF-1-Drohne koste 16.700 Euro bei einem geschätzten Herstellungswert von 2.200 Euro, kritisierten ukrainische Soldaten. Helsing wies die Kritik zurück und verwies auf „äußerst positives“ Feedback aus über hundert Einsätzen.
Zudem wurde Anfang 2025 bekannt, dass eine geplante Partnerschaft mit Rheinmetall gescheitert ist. Rheinmetall und Helsing hatten im September 2022 eine strategische Kooperation „für die nächste Generation von Streitkräften“ geschlossen. Vorgesehen war, Helsings KI‑ und Softwareprodukte in Rheinmetall‑Landplattformen und ‑Waffensysteme zu integrieren, sowohl für Neuentwicklungen als auch für die Nachrüstung bestehender Fahrzeuge. Warum die Partnerschaft beendet wurde, ist nicht bekannt.
Greenlyte Carbon Technologies erreicht gleich mehrere Meilensteine
Die drei Gründer Florian Hildebrand, Peter Behr und Niklas Friedrichsen haben eine Art CO2-Staubsauger entwickelt, der 20-mal schneller Kohlenstoffdioxid aus der Luft filtern soll als bisherige Verfahren.
In den vergangenen Monaten erreichte das Startup dafür einige wichtige Meilensteine: Im März bekam Greenlyte die Zusage zu einer mehrstelligen Millionenförderung von EU und NRW im Programm „Produktives.NRW“ für den Bau einer Anlage im Chemiepark Marl, die bis zu 1.400 Tonnen CO₂ jährlich aus der Luft absaugen soll. Im April gewann Greenlyte gewann zusammen mit dem Max Planck Institut für Chemische Energiekonversion und Evonik Industries öffentliche Förderung für eine Vorstudie zur Integration von Greenlytes DAC- und Wasserstoff-Technologie mit Methanol-Synthese.
Ein Methanol-Reaktor im Labormaßstab soll an Greenlytes Anlage angeschlossen werden. Und im November eröffnete das Unternehmen die weltweit erste LiquidSolar SNG-Anlage in Duisburg. Die Anlage produziert fünf Tonnen synthetisches Erdgas pro Jahr und hat eine CO₂-Abscheidungskapazität von 40 Tonnen jährlich. Bis 2027 ist eine skalierte eMethanol-Anlage in Marl geplant.
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Greenlyte hat nach eigenen Angaben inzwischen über 45 Millionen Dollar eingesammelt und mehr als 70 Mitarbeiter.
Baller League expandiert nach UK
Die Baller League, 2024 von Felix Starck gemeinsam mit Lukas Podolski und Mats Hummels gegründet, hat sich als Indoor-Kleinfeld-Fußballformat (6-gegen-6) mit Entertainment-Fokus etabliert. Die Liga kombiniert Ex-Profis mit Influencern und setzt auf modifizierte Spielregeln sowie kostenlose Streams auf Twitch und Youtube. Zielgruppe: die unter 34-Jährigen.
2025 wurde zum Expansionsjahr. Ende 2024 sicherte sich die Liga eine Series-A-Finanzierung über 25 Millionen US-Dollar vom schwedischen Tech-Investor EQT Ventures, wodurch die Gesamtfinanzierung auf über 33 Millionen Dollar kletterte. Im Januar folgten weitere prominente Investoren: Die Sportinvestmentfirma Apex brachte Premier-League-Stars wie Mason Mount, Diogo Jota und Diogo Dalot an Bord. Im März investierte zudem Courtside Ventures – eine Firma mit NBA-Legende Michael Jordan als Anteilseigner.
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Mit diesem Kapital startete die UK-Expansion erfolgreich: Sky Sports sicherte sich die Broadcasting-Rechte, die Finals im Juni 2025 fanden in der Londoner O2 Arena statt. Parallel verlagerte die Liga ihre deutsche Season 3 nach Berlin in den Hangar 7 am Flughafen Tempelhof. Als kommerzieller Partner konnte TEAM Marketing gewonnen werden – die Agentur hinter der UEFA Champions League.
Die US-Expansion ist für 2026 geplant, mit YouTube-Star IShowSpeed als Präsident. CEO Starck positioniert die Baller League ambitioniert als „UFC of Football“ und will damit Konkurrent Kings League ausstechen.
Durchbruch bei Proxima Fusion
Proxima Fusion, 2023 als erstes Spin-out des Max-Planck-Instituts für Plasmaphysik (IPP) gegründet, entwickelt Fusionskraftwerke auf Basis von Stellarator-Technologie. Kernfusion könnte uns quasi unbegrenzt Energie liefern, die keine CO₂-Emissionen erzeugt. Und anders als bei der Atomkraft, gibt es bei der Kernfusion keine unkontrollierten Kettenrektionen. Zudem wird kein Uran benötigt, was den entstehenden radioaktiven Abfall deutlich reduziert.
Das Münchner Deep-Tech-Startup Proxima Fusion kombiniert dafür Hochtemperatur-Supraleiter mit der quasi-isodynamischen Stellarator-Technologie und baut auf den Rekordergebnissen des Wendelstein 7-X-Experiments auf.
2025 wurde zu einem Durchbruchsjahr für das Unternehmen. Im Juni schloss Proxima eine Series-A-Finanzierung über 130 Millionen Euro ab – die größte private Fusionsfinanzierung in Europa. Co-Lead-Investoren waren Cherry Ventures und Balderton Capital, begleitet von UVC Partners, DeepTech & Climate Fonds, Plural und weiteren europäischen VCs.
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Bereits im Februar veröffentlichte Proxima gemeinsam mit dem IPP das „Stellaris“-Konzept in der Fachzeitschrift „Fusion Engineering and Design“ – das weltweit erste integrierte Konzept für ein kommerzielles Fusionskraftwerk mit kontinuierlichem Betrieb. Ein wissenschaftlicher Meilenstein, der Stellaratoren als vielversprechendsten Weg zur kommerziellen Fusion positioniert.
Im September folgte eine Series-A-Extension über weitere 15 Millionen Euro von strategisch wichtigen Investoren: CDP Venture Capital (Italiens staatlicher VC-Fonds), dem European Innovation Council Fund und Brevan Howard. Die Gesamtfinanzierung stieg damit auf 200 Millionen Euro (230 Millionen Dollar), wobei CEO Francesco Sciortino die Investition explizit als Bekenntnis zur „europäischen Energiesouveränität“ einordnet.
Mit inzwischen mehr als 100 Mitarbeitern aus Institutionen wie MIT, Harvard, SpaceX und Tesla verfolgt Proxima einen ambitionierten Zeitplan: Das Stellarator Model Coil (SMC) soll 2027 fertiggestellt werden, der Demonstrations-Stellarator „Alpha“ 2031 erstmals netto-positive Fusionsenergie erzeugen. Kommerzieller Netzbetrieb ist für die 2030er Jahre geplant.
Trade Republic verzichtet auf IPO
Trade Republic, 2015 von Christian Hecker, Thomas Pischke und Marco Cancellieri gegründet, hat sich als Deutschlands führender Neobroker etabliert. Das Berliner Fintech bietet kommissionsfreien Wertpapierhandel über eine mobile App mit minimalistischem Ansatz: ein Euro Fremdkostenpauschale pro Trade, zwei Prozent Zinsen auf Guthaben.
2025 brachte vor allem Wachstum: Im Januar meldete Trade Republic acht Millionen Kunden – eine Verdopplung innerhalb eines Jahres. Das verwaltete Vermögen (Assets under Management) verdreifachte sich auf 100 Milliarden Euro. Zum Vergleich: Die 30 Jahre alte Comdirect zählt drei Millionen Kunden bei 135 Milliarden Euro Asset under Management (AuM).
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Produktseitig expandierte Trade Republic aggressiv: Im Mai erhielt das Unternehmen eine BaFin-Lizenz für Krypto-Dienstleistungen, im September folgte die Integration von Private-Equity-Investments – eine Premiere für deutsche Neobroker.
Die Kehrseite: Das Frühjahr 2025 brachte IT-Probleme bei hoher Marktvolatilität – Nutzer kamen teils über Tage nicht an ihre Positionen. Zudem droht 2026 das Verbot von „Payment for Order Flow“ (PFOF), das ein Drittel der Einnahmen ausmacht. Hecker zeigt sich jedoch zuversichtlich, die Lücke durch alternative Erlösquellen zu schließen.
Der IPO blieb – anders als von uns erwartet – jedoch aus. Trotz der starken Performance und einer Bewertung von 5,3 Milliarden Dollar (Stand 2022) plant Trade Republic explizit keinen Börsengang. „Weder kurzfristig noch mittelfristig“, wie Hecker der „Financial Times“ im Januar sagte. Der Großteil der bisher eingesammelten 1,3 Milliarden Dollar sei noch nicht ausgegeben – weiteres Wachstum ohne zusätzliche Finanzierungsrunden sei daher möglich.