Entwicklung & Code
Docker Inc. macht gehärtete Abbilder kostenlos verfügbar
Docker Inc. hat angekündigt, ein bisher kostenpflichtiges Produkt fortan kostenlos anzubieten: Docker Hardened Images (DHI). Der Erfinder der Software Docker und Betreiber des Docker Hubs erklärt, damit auf Lieferkettenangriffe zu reagieren, die auch im Containerumfeld vorkommen. Die gehärteten Abbilder enthalten ein aufs absolut Nötige reduziertes Userland einer Distribution und unterscheiden sich dadurch von den sogenannten „Official Images“, die man ohne Login im Docker Hub (hub.docker.com) für viele Anwendungen findet.
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Weniger Spuren der Distribution
Als Beispiel reicht ein Blick auf den Webserver Nginx und dessen Abbild: Im öffentlichen Hub gibt es Abbilder mit dem Namen nginx, die auf den Distributionen Alpine oder Debian aufbauen. Neben dem Webserver selbst stecken Teile der Distribution darin. Die meisten Komponenten sind für den Betrieb des Webservers gar nicht nötig und allenfalls hilfreich, wenn man mit Werkzeugen wie docker exec in einen Container springt und darin Fehler sucht. Über den eingebauten Paketmanager (apt oder apk) kann man beispielsweise einen Texteditor nachinstallieren und auf Fehlersuche im Container gehen. Solche Werkzeuge können aber auch zum Einfallstor für Angreifer werden.
Die gehärteten Abbilder enthalten weniger Spuren der Distribution und damit weniger Einfallstore – im Gegenzug aber auch keine Werkzeuge für die spontane Fehlersuche. Zum Vergleich: Das offizielle Nginx-Abbild auf Alpine-Basis (nginx:alpine) ist 21 MByte groß und kommt mit einer bekannten mittelschweren Sicherheitslücke, für die es einen CVE-Eintrag gibt. Die Debian-Variante (nginx:stable-bookworm) ist sogar 67 MByte groß, hat drei Lücken mit hoher Dringlichkeit, drei mittelschwere und ganze 61 mit der Einstufung „low“. Die gehärtete Version auf Alpine-Basis (dhi.io/nginx:1-alpine3.21) ist nur 4 MByte groß und Docker listet keine einzige bekannte Sicherheitslücke. Ein Blick in den Container zeigt: Der Paketmanager apk, der zu Alpine gehört, fehlt im Abbild.
Kompakt und ohne bekannte Lücken: Das gehärtete Nginx-Abbild auf Alpine-Basis ist nur 4 MByte groß.
Die gehärteten Abbilder gibt es für viele Anwendungen, für die es auch offizielle Abbilder gibt – darunter MySQL, PHP, Node.js, Traefik und MongoDB. Kein gehärtetes Abbild fanden wir für die MySQL-Alternative MariaDB. Um die Abbilder zu finden, müssen Sie sich im Docker Hub mit einem kostenlosen Account anmelden, über den öffentlichen Bereich des Hubs sind sie aktuell nicht zu finden. Sie landen nach dem Login in einer Übersicht namens „My Hub“ und finden links im Menü den Punkt „Hardened Images“. Um die Abbilder auf einem Server, einer Entwicklermaschine oder in einer CI/CD-Umgebung zu nutzen, müssen Sie dort zuerst den Befehl docker login dhi.io ausführen und sich mit Benutzernamen und einem persönlichen Zugangstoken anmelden. Ein solches Token erzeugen Sie, indem Sie oben rechts auf Ihre Initialen klicken, die „Account Settings“ öffnen und links unter „Personal access tokens“ ein Token erzeugen, das Leserechte hat.
Mehr Service gegen Geld
Neben den Abbildern hat Docker Inc. auch Helm-Charts für Kubernetes-Nutzer veröffentlicht, in denen die gehärteten Abbilder zum Einsatz kommen.
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Auch in Zukunft möchte Docker Inc. mit den gehärteten Abbildern Geld verdienen, wie der Blogpost zur Ankündigung erklärt. Wer regulatorische Anforderungen hat und beispielsweise FIPS-konforme Abbilder braucht oder sich eine Reaktion auf kritische CVEs innerhalb von sieben Tagen vertraglich zusichern lassen muss, greift zu den kostenpflichtigen „Docker Hardened Images Enterprise“. Außerdem verspricht Docker erweiterten Support für Anwendungen in Versionen, die von den Entwicklern der Anwendungen nicht mehr unterstützt werden („DHI Extended Lifecycle Support“).
(jam)