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Drei Fragen und Antworten: Container und Open Source statt VMware – geht das?


Wie ein Elefant im Porzellanladen baut Broadcom das Virtualisierungsgeschäft um. Viele Unternehmen sehen sich nach Alternativen um – die VMware möglichst direkt ersetzen sollen. Dass es einen besseren Weg gibt, meint Elias Schneider von Codesphere. Er ist Mitgründer und CEO des Karlsruher Start-ups, das einen eigenständigen Cloud-Stack entwickelt, der klassische Virtualisierung durch eine eigene Deploymenttechnologie ersetzt. Wir haben mit ihm darüber gesprochen, warum seiner Meinung nach klassische Virtualisierung nicht mehr die optimale Grundlage für die meisten IT-Abteilungen ist.

Warum funktioniert die klassische Virtualisierung in den meisten Anwendungsfällen nicht mehr am besten?

Virtualisierung war einmal ein echter Gamechanger. Sie passt heute aber in vielen Fällen einfach nicht mehr zu den Anforderungen der IT. Ein Grund ist der technische Fortschritt: Immer mehr Anwendungen werden in Microservices zerlegt und containerisiert betrieben. Das macht sie leichter skalierbar, portierbar und einfacher zu warten, ohne den schweren Hypervisor-Overhead klassischer VMs, der gerade bei kleineren Workloads unnötig Komplexität erzeugt und nebenbei die Cloud-Kosten nach oben treibt.

Außerdem hat sich die Anbieterlandschaft verändert. Seit der Übernahme durch Broadcom sind die Preismodelle bei VMware für viele Unternehmen sprunghaft teurer geworden. Gleichzeitig werden die Modelle unflexibler. Klassische Lizenzen wurden abgeschafft, es gibt teure Jahresabos und Pflicht-Bundles. Service und Support sind auch oft schlechter geworden. Das zwingt viele Kunden in ein enges, proprietäres Ökosystem und erhöht die Abhängigkeit.

Strategisch ist das gefährlich. Gerade in Zeiten, in denen IT-Abteilungen auf Cloud-native Technologien, Open Source und Automatisierung setzen wollen, wirkt klassische Virtualisierung zunehmend als Bremsklotz. Sie erschwert Migrationen in die Cloud, behindert DevOps-Praktiken und widerspricht dem Ziel, souverän über die eigene Infrastruktur zu entscheiden. Deshalb suchen Unternehmen heute nach Alternativen: Lösungen, die effizienter sind, offene Standards unterstützen und ihnen die Kontrolle zurückgeben.

Insbesondere die neuen Lizenzen und Preise treiben VMware-Kunden um. Rechtfertigen die niedrigeren Kosten von Open Source den hohen Aufwand einer Migration hin zu Containern?

Das ist eine berechtigte Frage. Die Antwort lautet: Oft ja, aber nicht nur wegen der Lizenzkosten. Die niedrigeren oder sogar wegfallenden Lizenzkosten bei Open Source (wie Proxmox, OpenStack, KubeVirt) sind natürlich ein starkes Argument, gerade jetzt, wo Broadcoms neue VMware-Preismodelle mit teuren Abos und Bundles viele Unternehmen unter Druck setzen. Statt hoher, unflexibler Kosten pro Core oder Socket zahlt man bei Open Source höchstens für Support. Das ist natürlich ein Unterschied.

Aber das ist nur ein Teil der Rechnung. Der größere Vorteil liegt in Unabhängigkeit und strategischer Flexibilität. Proprietäre Plattformen wie VMware binden Kunden stark, was Migrationen aufwendiger macht. Wer auf Open Source setzt, hat vollen Zugriff auf den Quellcode und kann Anpassungen selbst vornehmen. Außerdem entgeht man dem Risiko plötzlicher Preiserhöhungen oder geänderter Lizenzbedingungen.

Was die „hohen Migrationsaufwände“ betrifft: Ja, sie sind real. Ein Umstieg auf containerisierte Workloads oder offene Virtualisierungslösungen bedeutet Projektarbeit und Schulung. Und das bedeutet Kosten. Aber dafür bekommt man eine Umgebung, die besser in moderne, Cloud-native Architekturen passt: Container und Automatisierung, alles integriert ohne den Hypervisor-Overhead. Das reduziert Betriebskosten langfristig erheblich und steigert die Agilität der Teams.

Open Source bedeutet auch Transparenz und Sicherheit. Sicherheitslücken sind schneller identifiziert, es gibt keine Blackbox-Abhängigkeit. Zudem treibt eine große Community Innovation voran, statt dass man auf Roadmaps eines einzelnen Herstellers landet.

Es geht also nicht nur um billigere Lizenzen. Die Investition in eine Migration zu Containern oder offenen Virtualisierungslösungen ist eine strategische Entscheidung für mehr Unabhängigkeit, bessere Anpassbarkeit und Kostenkontrolle. Wer sich darauf einlässt, gewinnt nicht nur kurzfristige Einsparungen, sondern auch Zukunftssicherheit für die eigene IT-Strategie.

Ein beliebter Witz in der IT ist, dass man einfach eine weitere Abstraktionsebene baut. Warum sollte das mit einem Ansatz rund um Container jetzt anders sein?

Es stimmt, Container sind eine Abstraktionsebene. Aber sie sind eine, die viele Probleme klassischer Virtualisierung löst. Sie kapseln nur das Nötigste, teilen sich den Kernel des Hosts und sind dadurch leichtgewichtig und ressourcenschonend. So lassen sich deutlich mehr Anwendungen auf derselben Hardware betreiben. Damit kann man viele bisher schwergewichtige Anwendungen auch auf weniger leistungsstarken Servern laufen lassen.

Portabilität ist der zweite große Vorteil. Ein Container läuft überall gleich, on Premises, in der Cloud oder hybrid. Das reduziert Migrationsaufwand und Abhängigkeiten von bestimmten Plattformen. Außerdem sind Container schnell und agil: Sie starten in Sekunden, lassen sich einfach skalieren und passen perfekt zu modernen DevOps-Prozessen und CI/CD. Kurz gesagt: Ja, Container sind eine Abstraktion, aber eine, die Overhead reduziert, Flexibilität erhöht und Unternehmen unabhängiger und effizienter macht.

Herr Schneider, vielen Dank für die Antworten!

In der Serie „Drei Fragen und Antworten“ will die iX die heutigen Herausforderungen der IT auf den Punkt bringen – egal ob es sich um den Blick des Anwenders vorm PC, die Sicht des Managers oder den Alltag eines Administrators handelt. Haben Sie Anregungen aus Ihrer tagtäglichen Praxis oder der Ihrer Nutzer? Wessen Tipps zu welchem Thema würden Sie gerne kurz und knackig lesen? Dann schreiben Sie uns gerne oder hinterlassen Sie einen Kommentar im Forum.


(fo)



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