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EU Inc.: Pläne für europäische Unternehmensform werden konkret


Führende Gründer und VCs hatten sich vergangenes Jahr an die EU gewandt und die Einführung einer paneuropäische Unternehmensform gefordert. Nun nimmt die Idee Gestalt an.

Schneller wachsen, größere Märkte, einheitliche Mitarbeiterbeteiligung: Das und mehr fordern unter anderem Christian Reber, Hanno Renner, Verena Pausder und Jarek Kutylowski (von links)
fhm / Gettyimages, Unternehmen; Collage: Gründerszene

Die Europäische Kommission treibt die Pläne für eine neue, paneuropäische Unternehmensform – die „EU Inc.“ – voran. Zuletzt kündigte Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen Anfang Oktober 2025 an, dass bereits Anfang 2026 ein konkreter Gesetzesvorschlag vorgelegt werden soll. Ziel ist ein einheitlicher Rechtsrahmen für Startups, der die regulatorische Fragmentierung in Europa überwindet und innovationsgetriebenes Wachstum erleichtert.

Im September festigte die EU-Kommission den politischen Rückhalt und verankerte das Projekt explizit im Arbeitsprogramm für 2025. Europaweit hat sich ein Bündnis aus Startup-Verbänden und politischen Akteuren formiert, um die Gesetzgebung zu beschleunigen. Der Policy-Proposal zur EU Inc. war bereits im Frühjahr 2025 in Brüssel präsentiert worden. Nach jetzigem Stand ist die erste Gründung einer EU-Inc. ab 2027 vorgesehen.

Wer und was steckt hinter Idee?

Eine Gruppe führender europäischer Gründerinnen, Gründer und VCs hatte sich vergangenes Jahr in einem offenen Brief an die politischen Entscheidungsträger der EU gewandt, in dem sie die Schaffung einer einheitlichen, paneuropäischen Rechtsform forderte. Die sogenannte EU Inc. soll es Unternehmen erleichtern, in den 27 EU-Mitgliedstaaten zu agieren und zu wachsen.

Zu den Unterstützern der Initiative gehören Personio-Frontmann Hanno Renner, DeepL-Mitgründer Jarek Kutylowski, die Vorstandsvorsitzende des Deutschen Startup Verbands Verena Pausder sowie ihr Amtsvorgänger und Investor Christian Miele. Auch bekannte Investoren etwa von Seedcamp und Index Ventures haben sich beteiligt.

Im Zentrum des Vorschlags steht die Einführung einer “EU Inc” als rechtliche Struktur. Die soll einheitliche Regeln für Unternehmen bieten, die in der gesamten EU gelten würden. „Eine standardisierte paneuropäische „EU Inc“-Unternehmensstruktur ist für europäische Start-ups unerlässlich“, heißt es in der zugehörigen Online-Petition, die am heutigen Montag gestartet ist. Und weiter: „Es geht nicht darum, das Silicon Valley zu imitieren. Es geht darum, unsere einzigartigen europäischen Stärken auszubauen: unsere Vielfalt, unseren dezentralen Talentpool und unsere einzigartigen Startup-Hubs.“

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Bekannte Barrieren für europäische Startups

Ergebnisse, die sich die Initiatoren von der neuen Gesellschaftsform versprechen, sind insbesondere eine schnellere Skalierung, mehr Markterfolge sowie einen stärkeren Zufluss von internationalem Kapital. Auch bei der Schaffung eines einheitlichen Rahmenwerks für Mitarbeiterbeteiligungen erhoffen sich die Unterstützer Fortschritte. Zwar gibt es in den meisten EU-Ländern entsprechende Regelungen, doch diese unterscheiden sich zum Teil signifikant – was Unternehmen, die mehrere Standorte betreiben, oft vor Probleme stellt.

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Ziel: Europäische Startups global wettbewerbsfähiger machen

Die Initiatoren des Vorschlags sehen die Schaffung einer einheitlichen Unternehmensstruktur als Lösung für langjährige Probleme im europäischen Startup-Ökosystem. Seit Jahren beklagen Unternehmen die Marktfragmentierung in Europa. Startups, die in der EU expandieren möchten, stehen vor der Herausforderung, sich an 27 unterschiedliche Steuer-, Handels- und Arbeitsgesetze anzupassen.

Auch Investitionen über Landesgrenzen hinweg sind aufgrund steuerlicher und rechtlicher Hürden kompliziert. Diese Bedingungen erschweren es europäischen Startups, zu skalieren, und lassen die Wettbewerbsfähigkeit im Vergleich zu anderen Regionen, etwa den USA, zurückfallen.

Die Schaffung eines „EU Inc“ soll nach dem Willen der Gründer und Investoren dazu beitragen, dass europäische Startups schneller wachsen, mehr Kapital anziehen und bessere Chancen auf nachhaltigen Erfolg haben. Durch die Vereinheitlichung des Rechtsrahmens könnten Hemmnisse, die durch unterschiedliche nationale Regelungen entstehen, abgebaut werden.

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