Digital Business & Startups

Exit: Quantagonia an US-Unternehmen Strangeworks verkauft


Der amerikanische Quantum-Computing Anbieter dürfte einen achtstelligen Betrag für das 2021 gegründete Startup gezahlt haben. Die Hintergründe des Deals lest ihr hier.

Quantagonia Co-Founder und CEO Dirk Zechiel (r.) und Co-Foundeer und CEO Philipp Hannemann.
Quantagonia

Gegründet in Bad Homburg bei Frankfurt, jetzt Teil einer Firma in Austin, Texas: Der US-amerikanische Quantum-Computing-Spezialist Strangeworks hat das deutsche Startup Quantagonia übernommen. Die beiden Co-Gründer Dirk Zechiel und Philipp Hannemann bleiben an Board und wechseln in das globale Führungsteam von Strangeworks.

Die US-Software-Firma erweitert mit den Produkten von Quantagonia ihr Portfolio und hat nicht wirklich einen Konkurrenten gekauft, sondern ein Startup, mit dem sie in der Vergangenheit bereits zusammengearbeitet hat.

Achtstelliger Kaufpreis

Über die genaue Kaufsumme schweigen die Gründer des erst 2021 gegründeten Startups. Wollte man spekulieren, könnte man die Bewertung des Unternehmens bei seiner letzten Finanzierungsrunde 2023 heranziehen. Diese lag bei rund 13 Millionen Euro. Zu den Investoren zählten damals Voima Ventures aus Helsinki, Tensor Ventures aus Prag und der Fraunhofer Technologie-Transfer Fonds.

Lest auch

52 Millionen Euro für Quanten-Technologie – Redstone legt neuen Fonds auf

Konservativ geschätzt läge der Kaufpreis beim 1,2- bis 1,5-fachen der letzten Bewertung. Im Bereich Quantum Computing (Innovation, Zukunftstechnologie, Deep Tech, bisschen Hype) dürfte man aber wohl eher mit einem Faktor 1,5 bis 2,3 rechen. Damit käme man dann auf einen möglichen Kaufpreis von 20 bis 30 Millionen Euro.

Quantagonia baut keine Quantencomputer. Sondern das Unternehmen entwickelt Software, die bestehenden Programmcode so übersetzt, dass er auch auf Quantencomputern lauffähig ist.

Brücke zwischen alter und neuer Technologie

Die Technologie von Quantagonia adressiert damit ein grundlegendes – in weiten Teilen noch zukünftiges – Problem der Quantum-Computing-Branche: Herkömmliche Software, in die Unternehmen oft jahrelang investiert habexiten, kann nicht auf den leistungsfähigsten Computern ausgeführt werden. Denn Quantencomputer arbeiten nicht mit klassischen Bits, die entweder den Zustand 0 oder 1 annehmen, sondern mit sogenannten Qubits, die mehrere Zustände gleichzeitig besitzen können.

„Probleme werden auf Quantencomputern total anders modelliert“, erklärte Quantagonia-Mitgründerin Sabina Jeschke, zuvor Digital-Vorständin bei der Deutschen Bahn und KI-Professorin an der RWTH Aachen und TU Berlin, in früheren Interview mit Gründerszene.

Das Startup fungiert als Übersetzer zwischen beiden Welten. Die Plattform entscheidet automatisch, auf welchem Computersystem – ob klassischer Rechner, Hochleistungscomputer oder Quantenrechner – ein bestimmtes Problem am effizientesten gelöst werden kann.

Expansion nach Europa per Übernahme

Für Strangeworks bedeutet die Übernahme eine strategische Expansion nach Europa. Das Unternehmen aus Austin, Texas, betreibt nach eigenen Angaben den weltweit größten Katalog an Quantum- und quantum-inspirierten Computing-Ressourcen. Mit der Übernahme von Quantagonia bekommt Strangeworks Standorte in München und Frankfurt.

Ein Markt mit Potenzial

Quantum Computing gilt als einer der nächsten Milliardenmärkte. Die Technologie verspricht, Rechenaufgaben in Sekunden zu lösen, die mit heutigen Computern Stunden oder Jahre dauern würden.

Aufgaben, die Quantencomputer gut meistern könnten, finden sich in unterschiedlichsten Branchen: Pharma und Healthcare, Klimatechnolgie und im Bereich Erneuerbare Energien. Aber auch in der Industrie, in der Logistik und im Banken- und Finanzwesen gibt es potenzielle Einsatzmöglichkeiten.

Lest auch

Next Big Thing: Fünf krasse Quanten-Startups

Die Branche ist jung und entsprechend viele Unternehmen sind unterwegs, Übernahmen und Exits wie den von Quantagonia könnte man künftig öfters sehen. Im Hardware-Bereich gab es bereits Beispiele: Anfang 2022 übernahm das französische Quantum-Hardware-Unternehmen Pasqal den niederländischen Quantum-Algorithmen-Spezialisten Qu&Co. Ziel war das Zusammenführen von Hardware- und Algorithmenentwicklung, um große europäische Industriekunden wie BMW oder Airbus besser bedienen zu können. Es war einer der ersten größeren M&A-Transaktionen im europäischen Quantum-Umfeld – Quantagonia bereitet den Weg im Software-Bereich.



Source link

Beliebt

Die mobile Version verlassen