Digital Business & Startups
Experial – hier übernimmt KI die Marktforschung
#Interview
Bei Experial dreht sich alles um KI-gestützte Marktforschung. „Wir haben eine Art digitale Zwillinge von echten Kundengruppen entwickelt. Diese kann man einfach „befragen“ und in wenigen Minuten erfahren, was sie über ein Produkt denken“, sagt Gründer Tobias Klinke.
Das junge Kölner Startup Experial, 2022 von Tobias Klinke und Nader Fadl gegründet, möchte Unternehmen mit Hilfe von digitalen Zwillinge helfen, “Markttests, Kampagnenanalysen und Produktfeedback in Echtzeit durchzuführen – ohne personenbezogene Daten zu nutzen”. Der Kölner Early-Stage-Investor Capnamic Ventures, xdeck sowie Business Angels wie Bernd Schmitt investieren 2 Millionen Euro in Experial.
Im Interview mit deutsche-startups.de stellt Gründer Klinke das Konzept hinter Experial einmal ganz genau vor.
Wie würdest Du Deiner Großmutter Experial erklären?
Stell dir vor, du möchtest wissen, ob ein neues Produkt bei Kunden gut ankommt. Bisher musste man dafür viele Menschen befragen. Das dauert lange und ist teuer. Wir haben eine Art digitale Zwillinge von echten Kundengruppen entwickelt. Diese kann man einfach “befragen” und in wenigen Minuten erfahren, was sie über ein Produkt denken – ganz ohne klassische Umfragen. So bekommen Unternehmen in wenigen Minuten Antworten, für die sie früher Wochen gebraucht haben.
Wie wollt Ihr Geld verdienen, also wie genau funktioniert Euer Geschäftsmodell?
Unser Geschäftsmodell ist ein klassisches Software-as-a-Service-Modell. Unsere Kund:innen kaufen sogenannte Credits – eine Art digitale Währung innerhalb der Plattform. Mit diesen Credits bezahlen sie alles: die Teilnahme der digitalen Kundenzwillinge an Studien, aber auch für alle KI-basierten Analysen, wie z.B. die Auswertung von Antworten. So behalten Unternehmen jederzeit die volle Kostenkontrolle und zahlen nur für die Insights, die sie tatsächlich nutzen.
Wie ist die Idee zu Experial entstanden?
Ich komme aus der Konsumforschung und habe jahrelang gesehen, wie langsam und teuer klassische Marktforschung oft ist. Gleichzeitig wurde KI immer besser darin, menschliches Verhalten zu simulieren. Die Idee war dann fast zwangsläufig: Warum nicht Kunden digital nachbilden – also Zwillinge schaffen – und so Marktforschung radikal beschleunigen?
Wie oder wo hast Du Deinen Mitgründer:innen kennengelernt?
Meinen Mitgründer Nader habe ich in der Orientierungswoche unseres Masterstudiums an der Bergischen Universität Wuppertal kennengelernt. Wir haben gemeinsam studiert, für Klausuren gelernt und später beide promoviert. Aus dieser langen Zusammenarbeit ist dann die Idee für unser Startup entstanden. Unser dritter Mitgründer, Nils, kam etwas später dazu – ihn haben wir ganz klassisch über eine Stellenausschreibung gefunden. Heute ist er unser Head of Machine Learning und bringt genau die technische Expertise mit, die wir für unser Produkt brauchen.
Was waren die größten Herausforderungen, die Ihr bisher überwinden musstet?
Die größte Herausforderung war, aus einem sehr ambitionierten Konzept ein Produkt zu bauen, das wirklich funktioniert – verständlich, nützlich und zuverlässig. Gerade bei KI gibt es viele Hürden: Man muss nicht nur ein Modell trainieren, sondern auch Vertrauen schaffen. Und der Wechsel von klassischer zu KI-gestützter Forschung ist für viele Unternehmen ein großer Schritt.
Welches Projekt steht demnächst ganz oben auf Eurer Agenda?
Nach einer intensiven Phase der Technologieentwicklung liegt unser Fokus jetzt auf Go-to-Market: Wir machen das Produkt einer breiten Zielgruppe zugänglich und zeigen, welchen Mehrwert es bietet. Parallel erweitern wir die Funktionen – etwa die Möglichkeit, visuelle Stimuli hochzuladen, zu denen dann unsere digitalen Zwillinge Feedback geben. Das ist ein echter Gamechanger für viele Unternehmen, etwa beim Testen von Verpackungen oder Werbematerial.
Ihr konntet bereits Investorengelder einsammeln. Wie seid Ihr mit Euren Geldgebern in Kontakt gekommen?
Unsere ersten Business Angels kamen alle aus unserem persönlichen Umfeld. Das war extrem wertvoll, weil von Anfang an ein Vertrauensverhältnis da war. Die VCs haben wir auf zwei Wegen gefunden: Einen Investor haben wir bei einem Event kennengelernt, danach sind wir in engem Kontakt geblieben, haben regelmäßig Updates geschickt und schließlich in einer guten Phase den Deal geschlossen. Heute ist er unser Lead-Investor. Der Kontakt zu dem zweiten VC entstand über ein Accelerator-Programm, an dem wir teilgenommen haben.
Wo steht Experial in einem Jahr?
In einem Jahr haben wir die erste Stufe der Marktdurchdringung erreicht. Unsere digitalen Kundenzwillinge sind bei mehreren Unternehmen im Einsatz, und wir zeigen klar, welchen Impact unser Produkt auf Geschwindigkeit, Kosten und Qualität im Bereich der Customer Insights hat. Außerdem haben wir strategische Partnerschaften geschlossen – etwa mit Softwareanbietern, in deren Tools unsere Technologie integriert werden kann. Auch das ist ein wichtiger Hebel, um unser Wachstum weiter zu beschleunigen.
Durchstarten in Köln – #Koelnbusiness
In unserem Themenschwerpunkt Köln beleuchten wir das dynamische Startup-Ökosystem der Rheinmetropole. Wie sind die Bedingungen für Gründer:innen, welche Investitionen fließen in innovative Ideen und welche Startups setzen neue Impulse? Rund 800 Startups haben Köln bereits als ihren Standort gewählt – unterstützt von einer lebendigen Gründerszene, einer starken Investor:innen-Landschaft sowie zahlreichen Coworking-Spaces, Messen und Netzwerkevents. Als zentrale Anlaufstelle für die Startup- und Innovationsszene stärkt die KölnBusiness Wirtschaftsförderung die Rahmenbedingungen für Gründer:innen, vernetzt sie mit Investor:innen und bietet gezielte Unterstützung. Diese Rubrik wird unterstützt von KölnBusiness. #Koelnbusiness auf LinkedIn, Facebook und Instagram.