Künstliche Intelligenz
Googles KI-Phrasendreschmaschine für Fußball-Ticker | heise online
Nicht nur über Schiedsrichterentscheidungen, den VAR, Abseits oder Fouls diskutieren Fußballfans gerne. Auch die Fachkunde, Emotionalität oder gar Parteilichkeit von Kommentatoren sind Themen, über die man sich nur allzu gerne aufregt. Oft zurecht, denn Fußball ist ein einfaches Spiel mit wenigen Regeln, und da verfällt man allzu leicht in immer wiederholte Floskeln.
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Ganz offensichtlich hat Google aber mit dem Schlimmsten, was die Kommentatoren in Jahrzehnten da ausgespuckt haben, auch so eine Art „Künstliche Spielintelligenz“ trainiert. Zu dem Schluss kommt jedenfalls die Bundesliga-Community auf Reddit, und auch die Kollegen des Spiegel haben die seltsamen Texte bemerkt. Wir würden da noch einen Schritt weitergehen: Nach jedem menschlichen Ermessen ist das „AI Slop“, also durch Menschen nicht geprüfter KI-Müll, der da veröffentlicht wird.
Nicht einmal die Formate stimmen. Zum gestrigen Spiel von Union Berlin gegen den FC Bayern gibt es ein Ding, das sich „Kommentar“ nennt. Da findet sich dann, dass „Kimmich wiederholt aus Ecken drohte“. Stellen wir uns das bildlich vor, dann zeigt der Spieler also auf seinen starken Fuß und will den Gegner einschüchtern. Denglisch ist natürlich auch dabei. „Doeki war der herausragende Performer“ steht da. Das ist kein Kommentar, sondern das Format, das man im Sportjournalismus „Spielbericht“ nennt. Und zwar ein besonders schlechter.
Google kein Deutsch
Und natürlich all die Floskeln, die menschliche Kommentatoren vermeiden: „späte Drangphase“, „Vorteil von Union bei Standardsituationen“, „offensive Tiefe“, „Bayern erzwang eine Ecke“. Wir haben das Spiel zwar nicht ganz gesehen, aber eine „Blutgrätsche“ gab es offenbar nicht – oder der Klassiker der Fußballmetaphern steht auf Googles Böse-Worte-Liste. Nicht einmal korrektes Deutsch ist das Geschwurbel von Google, sic: „Die Ecke zählte endete mit 6-5 zugunsten von Union“. Alles klar.
Es wirkt also nicht nur so, als ob Google seine Ticker automatisch generiert. Weiterhin läuft der ganze Unsinn wohl auch noch durch eine maschinelle Übersetzung, wobei der Schwerpunkt auf Fußballfloskeln gesetzt wird. Mehr Beispiele ersparen wir Ihnen an dieser Stelle, unter den obigen Links findet sich genug des Quarks, den Google da Leuten zumutet, die sich kurz über ein Fußballspiel informieren oder dieses ohne teure Abos live verfolgen wollen. Immerhin: Letzteres bietet der Dienst. Aber er sorgt auch für noch mehr Aufregung im ohnehin schon hitzigen Fußballgemüt. Und, klar, auch für diesen Artikel, der sich über den Unsinn aufregt. Google gewinnt also so oder so, der Fußball verliert. Wieder mal.
(nie)