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Ich sehe Fehler als Lerngewinne


Die Hamburger Jungfirma CheckForPet, 2018 als Moonlight-Startup gestartet, positioniert sich als “unabhängige Empfehlungsplattform für Tierfutter”. “Wir bringen Struktur in einen unübersichtlichen Milliardenmarkt”, sagt Alexander Felde, der das PetTech gemeinsam mit Alexander Maretskiy und Vladimir Kusnezow gegründet hat. “Wir haben klassisch gestartet: zunächst mit Bootstrapping neben dem Beruf, dann folgten erste Investments aus dem Freundes- und Familienkreis”, führt Felde aus.

Business Angels wie Philip Bierbach (Gehalt.de), Michael Hurnaus (Tractive),Will Woodley (VetBox), Arndt Nietfeld (Rosengarten) und Wepa Ventures, ein Ableger des Familienunternehmens Wepa, investierten danach in das Unternehmen. Insgesamt flossen bereits 1,2 Millionen Euro in CheckForPet, das 2021 zum Nebenbei-Projekt zum “ordentlichen Startup” aufstieg. Derzeit wirken 14 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter für die Hanseaten.

Im Interview mit deutsche-startups.de spricht CheckForPet-Gründer Felde einmal ausführlich über den Stand der Dinge in seinem Unternehmen. 

Wie würdest Du Deiner Großmutter CheckForPet erklären?
“Oma, erinnerst du dich noch, wie ich damals wochenlang verzweifelt versucht habe, das richtige Hundefutter für Tyson zu finden? Ich bin durch rote und gelbe Läden gerannt, habe mich beraten lassen, eine Futterverkostung im Wohnzimmer organisiert – ich hab sogar selbst ein Nassfutter probiert. Und trotzdem: Nichts hat wirklich gepasst. Tyson hat es nicht angerührt. Und ich dachte nur: Wie kann das sein – bei all den Marken, Sorten, Versprechen? Heute weiß ich: Ich war nicht allein. In Deutschland leben über 25 Millionen Hunde und Katzen – weltweit sind es sogar rund 1,5 Milliarden Haustiere. Aber statt Klarheit gibt’s nur ein Überangebot: Mehr als 400 Marken, tausende Sorten, ständig neue Versprechen. Doch es fehlt an Transparenz. An echtem Feedback. Also kaufen die meisten nach Bauchgefühl – und hoffen einfach, dass das Tier es mag. Dabei verändert sich ständig etwas: Ein Welpe braucht anderes Futter als ein erwachsener Hund – und ein Senior wieder anderes als ein Adult. Plötzlich treten Unverträglichkeiten auf, weil sich Rezepturen ändern. Und weil unsere Tiere (noch!) nicht mit uns sprechen können – vielleicht bald, dank KI – bleibt vielen nur: kaufen, hoffen – und wieder von vorn anfangen. Genau das ändern wir mit CheckForPet – in drei einfachen Schritten. Erstens: Futtercheck: Wir fragen in wenigen Klicks alles ab, was wirklich zählt – Rasse, Alter, Aktivitätslevel, Vorlieben. Zweitens: Probenbox oder digitale Empfehlung: Unsere Probierbox hat sich längst zum beliebtesten Futterberater im eigenen Wohnzimmer entwickelt. Monatlich versenden wir knapp 10.000 Boxen an immer wieder neue Hunde- und Katzenhalter:innen in ganz Deutschland – oft als erste echte Orientierung im Futterdschungel. Das Beste: Drei von vier Tieren finden bereits mit der ersten Box ihr passendes Futter. Alternativ bieten wir eine rein digitale Empfehlung – inklusive einer Benchmark des aktuellen Futters. Unsere Grundlage? Über eine Million echte Bewertungen, und es kommen minütlich neue hinzu. Drittens: Passend kaufen: Was deinem Tier schmeckt, kannst du direkt über uns bestellen – einfach, schnell und ohne Umwege. Alles läuft über eine Plattform – von der Empfehlung bis zum Napf. Viele Tierhalter:innen bestellen danach regelmäßig bei uns – weil sie uns vertrauen, weil ihr Tier das Futter liebt und weil der Weg zum passenden Napf bei uns einfach funktioniert. CheckForPet ist die erste unabhängige Empfehlungsplattform für Tierfutter – datenbasiert, KI-gestützt, 100 % nutzerzentriert. Wir bringen Struktur in einen unübersichtlichen Milliardenmarkt. Und ich bin mir sicher: Du würdest sagen, Oma: „Da habt ihr was Gutes gebaut – da wär ich längst dabei.“ 85?% unserer Kund:innen sind Frauen – Menschen, die Verantwortung übernehmen, vergleichen, entscheiden. Sie vertrauen uns – und sie kommen wieder. Genau für sie machen wir das.

War dies von Anfang an Euer Konzept, oder hat sich Euer Modell seit dem Start verändert?
Nein – unser Modell hat sich klar weiterentwickelt. Ursprünglich starteten wir als reiner Lead-Generation-Service: Wir sammelten Tierdaten über unseren Futtercheck und empfahlen passende Proben, die direkt von den Marken an die Haustierhalter:innen verschickt wurden. Doch das Modell hatte zwei Schwächen: Die Proben kamen einzeln und oft unpraktisch an – teilweise in überfüllten Postfilialen – und die Marken trugen hohe Versandkosten, ohne Kontrolle über das Nutzererlebnis. Diese Herausforderungen führten zur Gründung von CheckForPet als Plattform. Wir übernahmen das Fulfillment für unsere Probenbox selbst – nicht als klassisches Lagergeschäft, sondern um den Mehrwert für Marken und Kund:innen erlebbar zu machen. Anschließend gingen wir mit unserem eigenen Checkout live. Heute kann jede Futtermarke – unabhängig vom bestehenden Shopsystem – innerhalb von einer Stunde an unser System andocken. Seitdem entwickeln wir uns konsequent weiter: vom reinen Empfehlungstool hin zu einem Vivino- oder Check24 für Tierfutter.

Das Segment PetTech boomt derzeit. Wie kommt dieser Boom bei Euch an?
Wir spüren den Boom sehr direkt – aber differenziert. Trotz Pandemie, Inflation und geopolitischer Unsicherheiten zeigt sich der Pet-Food-Markt als extrem resilient. Haustiere bekommen ihr Futter – oft bevor die Menschen an sich selbst denken. Das stärkt unsere Position und lässt unsere Futterberatungen täglich wachsen. Zugleich beobachten wir einen klaren Strukturwandel im Vertrieb: Immer mehr Marken suchen den direkten Draht zur Kundschaft – unabhängig vom klassischen Fachhandel. Viele ehemals stationäre Marken drängen jetzt in den eCommerce. Die Folge: steigender Wettbewerb, zunehmender Preisdruck – aber auch enorme Chancen. Futtermarken können E-Commerce – aber sie brauchen Reichweite, Relevanz und Vertrauen. Genau das liefern wir: CheckForPet bietet eine skalierbare Bühne für starke Marken und verbindet sie direkt mit der richtigen Zielgruppe. Ohne Umwege, ohne Streuverluste – und datenbasiert. Wir schlagen die Brücke zwischen Haustier und Futter – und helfen Marken, im digitalen Zeitalter genau dort stattzufinden, wo Entscheidungen wirklich getroffen werden: im Kopf und im Herzen der Halter:innen.

Wie hat sich CheckForPet seit der Gründung entwickelt?
Seit dem Launch unserer rein digitalen Recommendation Engine im Dezember 2024 verzeichnen wir im laufenden Jahr 2025 ein Wachstum von über 70 % im Vergleich zum Vorjahr. Unser Modell skaliert mit jedem weiteren Futtercheck, mit jeder Nutzerbewertung und mit jeder Marke, die sich unserer Plattform anschließt. Viele Futtermarken sind mit identischen Produkten in mehreren Ländern aktiv – genau das nutzen wir: Dank KI können wir unsere Bewertungen blitzschnell auf andere Märkte übertragen. So sprechen unsere Empfehlungen künftig nicht nur Dackelhalter:innen in Deutschland an, sondern auch Hunde- und Katzenbesitzer:innen in Frankreich oder Italien – personalisiert, kontextbezogen und in ihrer Sprache. Damit schaffen wir die Grundlage für unsere rein digitale Expansion in Europa. Unser Ziel: Von Hamburg aus das Tor zum passenden Futter weltweit zu öffnen.

Blicke bitte einmal zurück: Was ist seit der Gründung so richtig schief gegangen?
Ich sehe Fehler als Lerngewinne. Wir müssen testen, scheitern, neu denken – denn nur so entsteht echte Produktinnovation. Ein gutes Beispiel: Zu Beginn waren wir zu vorsichtig mit Preisanpassungen. Heute wissen wir, dass Klarheit im Preis genauso wichtig ist wie Klarheit im Produkt. Ich bin überzeugt: Im Leben wie im Unternehmertum verläuft nichts linear. Es ist eine Spirale – mit Höhen und Tiefen. Entscheidend ist, dass wir sie als Bewegung nach vorn begreifen.

Und wo habt Ihr bisher alles richtig gemacht?
Die wichtigste Entscheidung war, unseren eigenen Checkout aufzubauen – und damit die Kontrolle über den gesamten Verkaufsprozess zu übernehmen. Das hat uns erlaubt, Nutzerverhalten besser zu verstehen, Conversion-Strecken zu optimieren und unsere Plattform iterativ weiterzuentwickeln. Ebenso richtig war der Schritt, unseren Datenschatz aus Millionen von Bewertungen konsequent mit KI zu verknüpfen. So schaffen wir eine Empfehlungslogik, die nicht nur heute überzeugt – sondern auch in der Zukunft relevant bleibt.

Welchen generellen Tipp gibst Du anderen Gründer:innen mit auf den Weg?
Geht raus, bevor alles perfekt ist. Startet, testet, lernt – und habt keine Angst vor Fehlern. Es wird nie perfekt sein. Aber jede reale Erfahrung ist mehr wert als jede theoretisch durchgeplante Roadmap. Done is better than perfect.

Wo steht CheckForPet in einem Jahr?
In einem Jahr wird CheckForPet den Großteil der Nutzer:innen über die eigene App ansprechen und halten. Unsere Plattform ist dann in mehreren europäischen Märkten live – und unsere digitale Recommendation Engine etabliert sich als zentraler Einstiegspunkt für personalisierte Futterberatung: unabhängig, datenbasiert, skalierbar.

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Foto (oben): CheckForPet 



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