Social Media

Ist LinkedIn die letzte wahre “Social” Media Plattform?


Social Media Plattformen gibt es viele. Aber wie viele davon sind wirklich noch “social”? Also sozial im Sinne einer Vernetzung und Gemeinschaft, die man täglich pflegt und aufrecht hält. Ein wenig Social Media Nostalgie und ein kleiner Rückblick in die Vergangenheit verraten uns bei der Spurensuche, wo die sozialen Medien herkommen. Am Anfang stand der Wunsch, sich auch online mit seinen Freunden, Bekannten oder Kollegen virtuell zu vernetzen und austauschen zu können.

Quasi E-Mail, SMS und Adressbuch praktisch auf einer Plattform vereint. Und so waren die ersten Social Media Plattformen eine Art virtuelle Freundesliste. Man denke an die Anfänge von Facebook oder die älteren Semester unter uns kennen vielleicht noch StudiVZ und Myspace.

Die Startseite mit Login des ehemaligen Netzwerks StudiVZ
Hier werden Social Media Erinnerungen wach. Zumindest als Startseite noch abrufbar: StudiVZ. Quelle: studiVZ.eu

Dementsprechend fiel auch der Funktionsumfang aus, alles war darauf ausgelegt, einander zu folgen, anzustupsen oder zu gruscheln (auch eine Besonderheit von Plattformen wie StudiVZ und MeinVZ). Der Feed wiederum bestand größtenteils nur aus Beiträgen des eigenen virtuellen Freundeskreises, der meistens mit dem echten Freundeskreis übereinstimmte.

Bis die Plattformen – die aus ihrer Sicht – grandiose Idee hatten, Werbung in diesen Feeds zu schalten. Ein paar Jährchen später entstand dann noch das Berufsbild Content Creatorin und irgendwo dazwischen war Social Media Marketing geboren. Mit Folgen für den Feed: Eigene Kontakte sieht man kaum noch. Marken, Unternehmen und Creatorinnen sind die tonangebenden Channels in jedem Feed.

Verpasse keine Neuigkeit zu LinkedIn: Im AllSocial Newsletter erhältst du wöchentlich alle wichtigen Social Media Updates direkt in dein Postfach!

Konsum und Entertainment: Social Media wird passiv

Dennoch zeigen Social Media Feeds nur das an, was die User*innen darin sehen wollen. Schließlich wollen Social Media Plattformen, dass man so lange wie möglich seine wertvolle Zeit auf ihnen verbringt. Je besser der Algorithmus Inhalte ausspielt (besser = relevanter und auf einen persönlich zugeschnitten), desto länger die Verweildauer.

Soll wieder für mehr Vielfalt im Feed sorgen. Die TikTok “For You” Funktion. Quelle: TikTok.

Neben einem veränderten Wunsch der Userinnen, was sie im Feed sehen wollen, lässt sich eine deutliche Veränderung des Nutzungsverhaltens erkennen. Statt Interaktion mit bekannten Leuten aus dem realen Umfeld, werden Social Media zum Ort, um Unterhaltungsangebote zu konsumieren. Social Media wird passiv. Statt “socialigem” Austausch untereinander konsumieren die Userinnen auf Plattformen wie TikTok und Instagram vorrangig die neuesten Beiträge ihrer liebsten Creatorinnen und Influencerinnen. Und das am liebsten passiv! Social Media sind passiv geworden.

Konsumieren statt interagieren! Neues Nutzerverhalten verändert die sozialen Netzwerke

Anders ausgedrückt: Social Media sind inzwischen Entertainment-Plattformen. Nicht ganz unähnlich wie die bekannten Streaming-Dienste. Für die User*innen steht der Konsum von Inhalten im Vordergrund. Selbst etwas beitragen findet kaum noch statt. Schau mal in deinen Feed (vorwiegend auf Plattformen wie Instagram und TikTok): Wie viele Inhalte siehst du noch von Personen aus deinem Freundes- und Bekanntenkreis und wie viele siehst du von Content Creator*innen?

Die Wahrscheinlichkeit ist hoch, dass eher die letzteren in diesem Moment auf den vorderen Plätzen in deinem Feed auftauchen. Die Algorithmen der meisten Plattformen fördern auch diese Entwicklung. Ein Kreislauf: Wenn die User*innen lieber mehr von Content Creator*innen und Influencer*innen sehen wollen, dann zeigt der Feed genau das an. Erstellen die Userinnen aufgrund dieser Entwicklung dazu selbst kaum noch Inhalte, ist im Feed wiederum noch mehr Platz frei für die Inhalte eben jener Creator*innen und Influencer*innen.

Ausnahmefall LinkedIn: Ist die Business-Plattform wirklich noch “Social” Media?

Gefühlt sticht eine Plattform hervor. Eine Plattform, in deren Feed man kaum Unternehmensprofile sieht, dafür etliche Personen – mit denen man sogar vernetzt ist: LinkedIn! Die Business-Plattform macht einiges anders und jüngste Zahlen aus verschiedenen Studien wie der Metricool LinkedIn 2025 Studie oder dem Content Algorithm Playbook von Richard van der Blom bestätigen diesen Eindruck.

Welche Interaktionsarten fördern die Reichweite eines Beitrags auf LinkedIn, je nach Profilgröße. Quelle: Metricool LinkedIn Studie 2025.

Die Beiträge von Unternehmensseiten machen im jeweiligen Feed nur etwa zwei Prozent des Gesamtanteils aus. Die Studienergebnisse zeigen außerdem deutlich, dass der Feed bevorzugt Beiträge mit hoher Interaktionsrate (Anzahl der Likes, Shares, Kommentare) anzeigt. Kurzum: Werde aktiv auf LinkedIn! Denn aktuell kannst du dir mit ansprechenden Inhalten eine treue Community auf LinkedIn aufbauen.

Wie lange bleibt LinkedIn “social”?

Immerhin belohnt der LinkedIn Algorithmus (noch) Beiträge, die zum Kommentieren, Liken usw. einladen! Dies soll jedoch keineswegs eine Aufforderung sein, Inhalte zu veröffentlichen, die einzig durch gezielte Provokation eine höhere Interaktionsrate erzielen sollen. Bitte keine LinkedIn-Learnings mehr, die nur Belanglosigkeiten zu wertvollen Insights für ein Business aufplustern. Das braucht niemand mehr!

Trotzdem ist es doch nett zu wissen, dass auf LinkedIn noch so etwas wie eine spürbare Social Media Atmosphäre herrscht. Mit gezieltem Storytelling kann man wertvolle Inhalte schaffen und die Feeds der eigenen Follower bereichern. Eine engagierte Community kann dir nicht nur auf LinkedIn zu größerer Sichtbarkeit verhelfen, sondern auch noch ganz woanders wertvolle Unterstützung bieten.

KI-Suche belohnt Relevanz und Community-Management

KI-Chatbots lösen allmählich die klassische Websuche auf Suchmaschinen ab. Die künstliche Intelligenz erstellt ihre Antworten auf Basis von Wahrscheinlichkeiten. Die künstliche Intelligenz bewertet verschiedene mögliche Antworten und wählt jene aus, die mit hoher Wahrscheinlichkeit relevant für die User*innen sind.

Dies geschieht, indem sie Muster aus großen Mengen von Trainingsdaten analysiert und auf diese Weise Vorhersagen trifft, welche Antwort am besten passt. Zwar ist die künstliche Intelligenz alles andere als fehlerfrei in ihren Antworten, aber der Punkt Relevanz spricht etwas an. Communities, die besonders engagiert sind, werden als besonders relevant für die KI-Antworten erachtet.

Mehr dazu findest du auch hier im AllSocial Blog, ob KI wirklich die SEO ersetzt und welche Folgen dies für Social Media Marketing und Community Management hat!

Tritt mit deiner Community auf LinkedIn in Kontakt!

LinkedIn bietet dir noch die Gelegenheit, mit einer engagierten Community in Kontakt zu treten, dich selbst im Feed einzubringen oder ein bisschen Zeit mit deinem (virtuellen) Netzwerk zu verbringen. Die Möglichkeiten bietet dir LinkedIn noch. Jetzt steht hier zweimal „bietet noch“. Aus gutem Grund. Wie lange das bleiben wird, ist leider nicht abzusehen. Da vieles auf Social Media von den Absichten der Plattformbetreiber abhängt, sind Prognosen über die Entwicklung ihrer Algorithmen schwer abzuschätzen.

Gerne verschwinden Features über Nacht und genauso schnell erscheinen neue. Mit Gewissheit lässt sich lediglich sagen: Eine Neuerung auf einer Plattform zieht oft rasch ähnliche Entwicklungen bei anderen nach sich. So kann es sein, dass LinkedIn den Feed ähnlich ausrichtet wie auf anderen Plattformen bereits geschehen: Weg vom eigenen Netzwerk hin zu Content Creator*innen, Influencer*innen und Entertainment. Bis dahin gilt: Ob LinkedIn wirklich “social” ist, hängt letztlich davon ab, was du daraus machst!

Sicherlich ist der Beitrag etwas subjektiv, da die Beobachtungen vordergründig auf den Feeds der persönlichen Kanäle des Autors bzw. vom Autor betreuten Kanäle beruhen. Wir sind gespannt auf deine Einschätzung: Teilst du diese Entwicklung und konntest Ähnliches in deinen Feeds beobachten? Gerne als Kommentar unter dem Beitrag.



Source link

Leave a Reply

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Beliebt

Die mobile Version verlassen